Star Insight - Messera

von Rüdiger Vinschen

Bewertung: 8/10

Star Insight - Messera

Einen ungewöhnlichen Stilmix bietet die finnische Symphonic Metal-Combo STAR INSIGHT auf ihrem aktuellen Full Length-Debüt "Messera". 2005 im nicht weit von der finnischen Westküste entfernten Seinajöki gegründet, veröffentlichten diese Metalheads zunächst zwei Demos, eine EP und eine Single, bevor sie vom finnischen Undergroundlabel Inverse Records entdeckt wurden und einen Plattenvertrag bekamen. Dem haben wir nun ihr Erstlingswerk in voller Länge zu verdanken. Unglücklicherweise sind die Webauftritte der Band noch nicht so weit gediehen, dass eine ausführlichere Biographie, Lyrics oder Hintergrundtexte verfügbar wären, weil das, was man sehen und hören kann, meine Neugier geweckt hat. Interessant bei den Cover-Artworks ist zum Beispiel die wiederkehrende Figur mit Zylinder, deren Hintergrund ich zu gerne in Erfahrung bringen würde. Beschränkten sich die Cover der Demos "Delusion Thunder" (2007) und "Adamant Factor" (2009) noch auf die Darstellung der besagten Figur vor einem Nachthimmel (macht einen leicht austauschbaren Eindruck), griff man für die 2011 folgende EP "Calla" auf die Talente von Gitarrist Mikael Nurmi zurück, der einen verwelkten Zweig in Szene setzte. Die 2012er Single "My Time Is Out" zeigt ein Bildnis des Zylindermanns: eine unheilsschwangere Figur mit Gasmaske, Anzug und Spritze in der Hand, die starke Eindrücke von Dystopie, Apokalypse und Steampunk vermittelt. "Messera" nun trägt als Titelbild eine von der Natur zurückeroberte, von Menschen verlassene Stadt, im Hintergrund als Schattenfigur wieder der Zylindermann. Viel Platz ist hier für Interpretationen, Konzepte, Geschichten und Lyrik. Die bisherige Diskographie lässt allein hieran einen starken roten Faden vermuten.

Dieses fatalistische Setting wird durch den oben angesprochenen Stilmix unterstrichen. Grob lässt sich die Spielweise im Symphonic Metal verorten, das liegt vor allem an den starken Key-Synths, die die Songs oft dominierend gestalten. Teils mag die Art, die Synths einzubauen, an BATTLELORE oder NIGHTWISH erinnern. Da hört's dann aber schon auf mit den Gemeinsamkeiten. Die neun Tracks leihen sich aus vielen Spielarten verschiedene Elemente aus. Nehmen wir nur mal den Gesang von Fronter Pekka. Er bevorzugt ein Shouting mit wechselnder Intensität, das von fast geflüsterten bis zu gebrüllten Vocals reicht. Dieser über weite Strecken reichlich nach Core klingende Gesang wird ergänzt durch cleane Vocalparts und gesprochene Passagen, die nicht nur von Gitarrist Jesse, sondern auch von einer weiblichen Gastsängerin beigesteuert werden, bei der es sich vermutlich wieder um Heidi Lehtinen-Perämäki handelt, die schon für die EP ihr Sangesorgan zur Verfügung stellte. Wäre die Variation damit erschöpft, würde sich das Ganze vermutlich etwas eintönig ausnehmen. Doch im Riffing und Drumming findet man wirklich schöne Abwechslung. Mal hört man stampfende Industrial-Parts, dort Uptempo-Doublebass, ich durfte sogar vereinzelt progressive Elemente vernehmen. So beginnt "Frozen Rose" direkt mit einem richtig hübschen, orientalisch anmutenden Intro, das abgewandelt als Bridge später im Song wieder auftaucht. Das war wirklich einer der "Oha!"-Momente beim Durchhören, ich fand das durchdacht, passend und gut ausgearbeitet. Die Einflüsse von TOOL, wie von der Band selbst angegeben, sind hier und da schon spürbar. Ein balladeskes Stück darf natürlich auch nicht fehlen, "Poem Of Misery" übernimmt diesen Part. Genau dort sind auch die angesprochenen female vocals zu finden, die im Refrain mit maskulinem Gesang zu einem herzerweichenden Duett werden. Die Riffs und Melodien sind oft schön druckvoll, wie z.B. in "Oath", wo sie sich wunderbar mit den Key-Lines ergänzen. Das STAR INSIGHT-Sextett kreiert so einen sehr abwechslungsreichen Sound, kaum ein Song klingt wie der andere. Die Produktion ist dazu ordentlich abgemischt und lässt nichts zu wünschen übrig. So soll Symphonic Metal klingen.

Anspieltipps: Oha, da gibt es so viele Facetten! "Frozen Rose", "Emanuela", wegen seiner interessanten Vocals "Signs Of Victory" und "Oath" für die starken symphonischen Parts in Verbindung mit drückenden Riffs.

Fazit

Diese Scheibe ist etwas für Fans des Symphonic Metal, für experimentierfreudige Hörer und solche, die was mit Bands wie BATTLELORE, NIGHTWISH oder WITHIN TEMPTATION anfangen können. Jedoch Vorsicht: STAR INSIGHT sind keine female fronted Band. Keine Chance also auf Minirock-Action live für die Sabberer unter Euch, es sei denn, Ihr füllt Pekka Rajala vorher richtig ab. Ich glaube, diese sechs Jungs haben richtig gute Ansätze im Gepäck und sollten unbedingt so weiterarbeiten. Vielleicht könnte man sich im Bereich Growling noch etwas weiterbilden, das würde noch einen Schuss mehr Würze hineinbringen.

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