Sabaton - The Last Stand

von V.A.

Bewertung: 3/10

Sabaton - The Last Stand

Eine Review-Kollaboration von Jannis L. und Rüdiger Vinschen

Man kann über SABATON sagen, was man will - sie sind ihren Weg gegangen, und jetzt sind sie ganz oben. Europa feiert die Panzermetal-Helden nahezu überall, und bei uns in Deutschland füllen sie Hallen, die Mal auf Mal "Noch ein Bier" skandieren. Das übergeordnete Kriegs-Thema haben sie sich auserkoren, und es scheint ein unerschöpfliches zu sein. Seit 2005 ist "The Last Stand", das in diesen Tagen über Nuclear Blast erschienen ist, das achte Album, auf dem sie Kanonen und Schwerter beackern. Bekannt geworden ist die Band während der Ära von "Carolus Rex", welches im Publikum durch das Konzept großen Anklang fand. "Primo Victoria" und "Attero Dominatus" gehören zu den Alben, die bei vielen in Dauerschleife laufen. Je länger SABATON auf dem heimischen Player lief, desto mehr offenbarte sich jedoch bei manchen (wie bei uns) ein grundsätzliches Problem: so cool die Songs im ersten Durchlauf auch sind, so schnell hat man sich an der Musik satt gehört. Nach dem international erfolgreichen "Heroes" ist es mal wieder Zeit, zum aktuellen Album eine neue Bestandsaufnahme durchzuführen.

Der erste Eindruck mit "Sparta" zeigt direkt die typischen SABATON-Trademarks mit Fanfaren, die vor Pathos nur so triefen - wobei man sagen muss, dass sie zum Thema im Song passend gewählt sind. In den folgenden Songs ändern sich die musikalischen Akzente dem Thema entsprechend (z.B. die Dudelsack-Anteile in "Blood Of Bannockburn"). Es fällt auf, dass während "Carolus Rex" noch ein relativ homogenes Konzeptalbum über Karl XII. von Schweden war, nun "The Last Stand" auf relativ abwechslungsreichen (musikalischen) Kriegsschauplätzen spielt. Das bringt ein gewisses Maß an Diversität in die Scheibe, wobei der SABATON-typische Grundton immer erhalten bleibt. Dieser ist sowohl ein echtes Alleinstellungsmerkmal, wie auch der Casus Knacktus, der diese Band so extrem anstrengend macht. Unter anderem klingen die Refrains von SABATON so arg redundant, dass sich der Eindruck der Selbstkopie geradezu aufdrängt - und somit in letzter Konsequenz nervig wird. Nehmt nur mal den Refrain von "The Lost Battalion": seien wir mal ehrlich, es gibt mindestens zwei frühere Songs der Band, die nicht nur in die gleiche Kerbe schlagen, sondern exakt gleich klingen - bis auf den minimal abgeänderten Bausteintext. Bei den Fans scheint die ewige Wiederholung zu funktionieren. Aber ist das ein nachhaltiges Bandkonzept, der minutiös analysierten Zielgruppe in ewiger Wiederholung immerzu dieselben Brocken hinzuwerfen?

Geradezu paradox ist die Ähnlichkeit zu anderen Bands, die scheinbar wahllos in den Songs zu Tage tritt. Zieht Euch mal "Blood Of Bannockburn" rein, hört Euch das Dudelsack-Intro an und sagt, es klingt nicht nach IN EXTREMO, wenn der Drumbeat einsetzt. Oder behauptet allen Ernstes, Ihr spürt nicht den Hauch von ABBA im Nacken, wenn Ihr den Titelsong auflegt. Joakim gibt einem dabei den Rest. So wie MANOWAR seit Jahrzehnten die englischen Vokabularien mit "power", "glory", "brother" und "steel" strapazieren, so verlegen sich SABATON auf Standard-Halbsätze wie "fight until we die", "stand your ground", "never surrender" und ähnliche Mantra-Parolen. Garniert wird das Ganze mit Gitarrensoli, die klingen, als wären Tonspuren von den früheren Alben neu eingefügt worden. Recycling pur, Opium für die Massen. Während "Sparta" und "Blood Of Bannockburn" versuchen, einen eigenen Charakter zu wahren, geschieht das bei "Shiroyama" paradoxerweise überhaupt nicht. Im Gegenteil, Fernost scheint nur eine Randnotiz im weltweiten Kriegsgeschehen zu sein, die wie eine Wiederauflage von "Ghost Division" anmutet.

Der rote Faden, der eigentlich die "Last Stands" hätten sein sollen, ist bei dieser Platte in Wahrheit die schamlose Selbstkopie - Melodiebögen, Riffs, Rhythmen, alles hat man nicht nur schon einmal gehört, sondern von diesem Interpreten bereits mehrfach vernommen! Liegt die extreme Abgegriffenheit vielleicht daran, dass man hin und wieder unweigerlich an Pop-Songs aus den 80ern denken muss? Die Produktion macht da natürlich keine Ausnahme. Peter Tägtgren zeichnet sich verantwortlich für das Finish und hat es wieder einmal geschafft, einem Schlagzeug die komplette Lebenskraft zu entziehen. Plastik pur. So groß der Name Tägtgren auch ist, hiermit hat er sich keinen Gefallen getan. Wie eine moderne Bombast-Produktion völlig ohne Ecken und Kanten (und darüber hinaus ohne Eier) geht, zeigt er hier eindrucksvoll. Die Musik spielt dabei nur noch eine Nebenrolle. Die glattgebügelte Produktion ist möglichst massentauglich abgemischt - das war's auch schon.

Fazit

"The Last Stand" ist die konsequente Fortführung gewohnter SABATON-Qualität. Die Schweden liefern ohne Gnade - und leider auch ohne Herz, ohne Interesse daran, etwas Besonderes zu kreieren. "The Last Stand" ist Massenware im schlechtesten Sinne. Riffs und Melodien von sich selbst kopiert, die Texte könnte man anhand eines SABATON Bullshit-Bingos auswürfeln. Das alles verwundert ein wenig - spielen können sie ja, und wenn man Ansätze wie das Intro zu "Rorke's Drift" hört, dann ahnt man, dass die Schweden mit ihren Ideen noch nicht am Ende sind. Leider bleiben die positiven Eindrücke nur Randnotizen. Für Fans vielleicht zu empfehlen - für Fans guten Power Metals hingegen kaum geeignet.

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