Richtwerk - Nicht im selben Angesicht (EP)

von Malte H.

Bewertung: 6/10

Cover Richtwerk Nicht im selben Angesicht

Die heutige Metal-Szene erstickt förmlich im Sumpf unzähliger Genre-Bezeichnungen, sodass selbst sogenannte Experten den Überblick darüber verlieren wie das, was sie gerade hören, nun eigentlich bezeichnet werden kann, soll oder muss.
Da ist es erfreulich, dass es Bands wie RICHTWERK aus Emden gibt, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, Metal zu spielen. Schlicht und ergreifend. Nicht mehr und nicht weniger. Keine Unterkategorien, keine Zusätze, keine Spielereien und Experimente, einfach nur auf den Punkt gebrachten Metal.

Dieser Umstand wird schnell deutlich, wenn man sich die EP "Nicht im selben Angesicht" zu Gemüte führt. Hier gibt es alles, was das Metal-Herz begehrt: Knallharte, groovige Riffs, ein treibendes Schlagzeug, energiegeladene Bass-Lines und einen bösen, an RAMMSTEIN erinnernden Gesang.
Doch nicht nur der Gesang erinnert an die deutsche Szenegröße aus Berlin. Auch der Grundton in seiner schlichten, brachialen, lautstarken Art und die derben, deutschen Texte wecken Assoziationen an die Mannen um Till Lindemann.

RICHTWERK als dezente Hommage an RAMMSTEIN zu verstehen wäre ob der musikalischen Eigenschaften zwar einfach, würde der Band jedoch nicht gerecht werden - ja, es wäre gar falsch. Die Emder haben eine eigene Identität und stellen diese auf "Nicht im selben Angesicht" auch zur Schau.
Herausstellungsmerkmal hierbei sind die Riffs von Gitarrist Eike Hedden, die in Songs wie "Lauf", "Hass ist meine Freiheit" oder "Die Liebe zu dem Nichts" dominieren und einen dazu zwingen, mit dem Kopf zu nicken und in Stücken wie dem Titelsong ihre volle Wucht entfalten und alles zermalmen.
Nicht zuletzt, weil auch die Rhythmus-Fraktion um die Gebrüder Bakker - Bassist Burkhardt und Drummer Hartmuth - ohne Umschweife auf den Punkt spielt, überzeugt die EP durch Geradlinigkeit und Härte. Purer Metal eben!

Es gibt jedoch auch Schwachstellen, die nicht geleugnet werden können. Insbesondere der Gesang von Drummer Hartmuth ist ausbaufähig. Teilweise wirkt er doch recht monoton und gleichförmig, was den Songs ein wenig im Weg steht. Hier hätte ich mir mehr Vielfalt und Variation gewünscht, um den Songs auch gesanglich mehr Dynamik einzuhauchen und die kritischen, harschen Texte zu unterstützen. Man darf zwar nicht vergessen, dass hier der Schlagzeuger am Mikro ist, dennoch wurde Potential verschenkt.
Auch muss sich noch zeigen, ob die Musik der Emder auf Albenlänge überzeugen kann. "Nicht im selben Angesicht" hat eine angenehme Länge und landet punktgenau im Ohr. Für ein Full-Length muss jedoch dann doch etwas mehr Abwechslung her, um den Hörer bei der Stange zu halten. Gerade der sehr lange Titelsong (knappe 7 Minuten) wirkt in die Länge gezogen. Eine kompaktere Ausrichtung wäre hier und da wünschenswert.

Doch angesichts der Tatsache, das "Nicht im selben Angesicht" die ersten EP der Band ist, kann man die Kritikpunkte verschmerzen und attestieren, dass es sich bei der EP um ein gutes Stück Metal handelt, mit dem man viel Freude haben kann.
Mittlerweile ist das Trio auch zu einem Quartett gereift, denn als zweiter Gitarrist konnte Stefan Seidler (ex-TOFORGIVE) verpflichtet werden. Sicherlich eine gute Entscheidung, denn mit zwei Gitarren wird es nicht nur live neue Optionen für künftige Songs geben.

Anspieltipps: "Lauf" und "Hass ist meine Freiheit"

Fazit

RICHTWERK liefern mit "Nicht im selben Angesicht" eine gute EP ab, die Lust auf mehr macht und nicht zuletzt wegen ihrer Gradlinigkeit zu überzeugen weiß. Die Emder zocken sehr straighte Musik, die direkt auf den Punkt kommt und sich nicht groß um unnötige Spielereien kümmert.
Ob die Kritik am Gesang beherzigt wird und ob die Musik auch über die Länge eines ganzen Albums überzeugen kann, bleibt abzuwarten. Dass die Band jedoch definitiv die Fertigkeiten besitzt, starke Songs zu schreiben, beweisen Stücke wie "Lauf" und "Hass ist meine Freiheit".
Eines ist klar: Wer auf straighten Metal steht, sollte RICHTWERK im Auge behalten.

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