Primitivo - World Out Of Balance

von Malte H.

Bewertung: 7/10

Primitivo - World Out Of Balance

Wenn man einen Bandnamen wie PRIMITIVO liest, dann kommt man nicht umhin, eine gewisse Erwartungshaltung an ein Album aufzubauen. Wenn die Band dann noch als Thrash Metal mit Death Einflüssen angepriesen wird und das Album "World Out Of Balance" heißt, dann scheint alles so einfach wie sonnenklar zu sein: Die Musik dieser Band ist stumpf, die Musik brettert ohne Gnade nach vorne, die Band weiß nicht, wie man das Wort "Gefangener" schreibt, nein, deren Musik ist einfach nur primitiv und gnadenlos! Schaut man sich dann noch das Cover-Artwork an und hört, dass der Opener "World Destroyer" von den Klängen einer Kettensäge eingeleitet wird, dann... ja, dann wird man überrascht sein, dass PRIMITIVO zwar einen Großteil der Angaben erfüllen, jedoch auf keinen Fall so stumpf und primitiv sind, wie man vermuten mag.

Die fünf Chilenen zocken auf ihrem zweiten Album "World Out Of Balance" sehr straighten, aber keinesfalls eintönigen oder simplen Thrash Metal, der sehr modern gehalten ist und eine starke Death Schlagseite vorzuweisen hat. Angefangen bei den Vocals, die gegrowlt sind, über die tiefen Gitarren bishin zu den stellenweise doch extrem die Knochen zermalmenden, stampfenden Riffs. Wer sich an mein Review zur aktuellen Scheibe von MARTYRIUM erinnert, die auf "Twisted Fate" (zum Review) doch sehr Old School lastigen Thrash gezockt haben, bekommt hier das genaue Gegenteil geboten.

Alleine das Opener-Duo bestehend aus dem bereits angesprochenen "World Destroyer" und dem folgenden "Mega Thieves" haut ordentlich auf die Kacke. Hier werden Knochen gemahlen, Solis ausgepackt, bis die Finger bluten und es wird nach vorne geprescht, als gäbe es kein Morgen mehr. Dabei zeigen PRIMITIVO sich extrem variabel, sowohl was das Riffing, als auch was das Drumming angeht.
Wie extrem variabel diese Band wirklich ist, zeigt ein spontaner Jazz ähnlicher Ausbruch mitten im dritten Song "Out Of Balance". Hier ist der Name tatsächlich Programm, denn diese Jazz-Einlage bringt den Song wirklich aus der Balance. Zwar ist die Idee an sich ziemlich cool, doch irgendwie passt das nicht so richtig zusammen, finde ich. Obwohl ich nach einigen Durchläufen weiß, was mich erwartet, verwirrt mich dieses Zwischenspiel nach wie vor.
"Eliminate" kommt dann wieder sehr mächtig und teilweise gar richtig groovig um die Ecke und bricht damit mit den Spielereien vom Vorgänger-Song, was eine gewisse Inhomogenität erzeugt. Auch wenn "Eliminate" deutlich besser zündet als "Out Of Balance".

Es bleibt jedoch bei diesem kurzen Moment, wo das Album nicht ganz rund wirkt. Danach spielen PRIMITIVO wieder sehr straight und hart auf, ohne ihrem Namen (zum Glück!) allzu große Ehre zu erweisen. Viele Solis und Breaks sowie Stampfer und groovige Parts lassen den Kopf wippen und die Füße gen Boden knallen. Mit "Hacia El Final" befindet sich auch ein spanisch-sprachiger Song auf dem Album, der richtig hart auf die 12 geht, während "Terror" sich in seiner gnadenlosen Brachialität neben die ersten beiden Songs reiht und als weiteres Highlight des Albums verbucht werden kann. Klasse!

Produktionstechnisch gibt es nicht viel zu meckern, sodass das Album hierdurch abgerundet wird.

Anspieltipps: "World Destroyer", "Mega Thieves", "Terror" und das coole "Hacia El Final"

Fazit

PRIMITIVO liefern mit "World Out Of Balance" ein gutes Album ab, welches ziemlich heftig um die Ecke kommt und eine schöne Melange aus modernem Thrash und Death Metal darstellt. Nach den ersten beiden Songs kämpfen die Chilenen ein bisschen mit sich und ihrer Spielerei, dieser Jazz ähnliche Ausbruch in "Out Of Balance" passt nicht so ganz ins Albengefüge. Danach fängt man sich jedoch wieder und liefert ordentlich ab. Satte Scheibe!

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