Poema Arcanus - Transient Chronicles (Re-Release)

von Malte H.

Bewertung: 8/10

Poema Arcanus Transient Chronicles

Gut ein Jahr nach der regulären Veröffentlichung ihres Albums "Transient Chronicles" releasen die Chilenen von POEMA ARCANVS ihr jüngstes Werk via BadMoodMan Music, dem Unterlabel der Doom-Veteranen Solitude Productions, noch einmal neu. War der Release via Australis Records seiner Zeit lediglich auf den südamerikanischen Markt beschränkt, erhalten nun auch Europäer die Chance, die Scheibe zu erwerben. Neben leichten Veränderungen im Master des Sounds, die jedoch abgesehen davon, dass alles ein bisschen dumpfer klingt, kaum ausschlaggebend sind, gibt es mit "Errant Souls" exklusiv zum Re-Release auch noch einen neuen Song obendrauf.

Ähnlich wie die Landesbrüdern von MAR DE GRISES spielt das Quartett aus Santiago de Chile eine progressive Form des Melodic Doom bzw. Death / Dooms und kümmert sich, wie anhand dieser Beschreibung schon zu erahnen ist, eigentlich herzlich wenig um irgendwelche Grenzen.
Bereits der Opener "Us Those Half Dead" macht dabei klar, dass es die gewohnt schwer einzuordnende Kost der Chilenen auf die Ohren gibt. Das bedeutet, die Songs variieren zwischen Down- und Midtempo, wobei das Hauptaugenmerk natürlich auf den langsamen Passagen liegt. Im Vordergrund steht die Dynamik, erzeugt durch Wechsel zwischen lauten, aggressiven und leisen, ruhigen Momenten, die einen Großteil der Atmosphäre ausmachen. Plötzlich eintretende Breaks wie beispielsweise in "Fugitive", wo ein Hauch Progressive Rock durch den Raum weht und Gitarrist Igor Leiva (der als Songwriter auch den Großteil der Musik und Texte verfasst hat) eine feine Solo-Melodie zaubert, ehe der Part durch lautere, groovig-anmutende Doom-Elemente in seinen Grundfesten erschüttert wird, sind keine Seltenheit. Hier und da darf dann auch die Doublebass durchgetreten werden, mal schneller, mal langsamer. Über allem liegt der markante, einzigartige Gesang von Sänger Claudio Carrasco, dem es scheinbar spielend gelingt, zwischen beschwörenden Rezitaten ("Us Those Half Dead"), getragenem Klargesang ("Stream of Debris") und Screams / Growls (z.B. in "Omniscient Opponent" oder "Lambs") zu wechseln. Ein weiteres Beispiel für den gelungenen Wechsel der Dynamik stellt "Inquilinos" dar. Eingeleitet durch ein verspieltes Gitarrenriff bricht Carrascos Gesang die Stimmung auf, ehe ein stark verzerrter und finster klingender Bass (gespielt von Neuzugang Pablo Tapia) den nächsten Doom Ausbruch einleitet. Walzend, schleppend, finster. Und auch hier zeigt Carrasco wieder, wie elegant ein Wechsel zwischen tieftönendem Klargesang und finsteren Growls sein kann. "Inquilinos" ist das einzige Stück auf Spanisch, was dem Song ein besonderes Flair verleiht.

Den Höhepunkt des gesamten Albums liefert der mittig platzierte Block bestehend aus "Fading" und "Omniscient Opponent". Der erstgenannte Track entfaltet eine extrem schwermütige Stimmung. Gesanglich wie musikalisch passt hier alles zusammen. Insbesondere Drummer Luis Moya zeigt sein gutes Gespür für ein die Atmosphäre unterstreichendes Drumming. Akzentuiert, unaufdringlich, abwechslungsreich. Schlichtweg stark! Und auch das folgende "Omniscient Opponent" punktet vor allem durch eine dichte Atmosphäre, viel Dynamik und einigen unter die Haut gehenden Gesangspassagen. Der Song fasst das Album dadurch recht gut zusammen.

Neu ist, dass nicht das tolle "Our Little Blood", sondern der Zusatztrack "Errant Souls" den Abschluss von "Transient Chronicles" bildet. Obwohl der Song laut Gitarrist Igor Leiva bereits fast 20 Jahre alt ist, passt er sich gut ins Albumgefüge ein. Sowohl verspielt wie auch düster und vor allem melodisch verfliegen die über 10 Minuten Spielzeit des Stückes in Windeseile.

Erfreulich ist über die gesamte, fast einstündige Spielzeit, dass POEMA ARCANUS sich keine Auszeit nehmen. Sprich: Es gibt kein schwächelndes Füllmaterial. Von vorne bis hinten kriegt man das geboten, was man als Fan von der Band erwartet. Dadurch gibt es wenig Raum für Kritik und doch vermisse ich ein wenig die death-lastigen Ausbrüche des Vorgängers, wo es beispielsweise in "Mars Lullaby" ordentlich zur Sache ging. "Transient Chronicles" präsentiert sich zurückhaltender, beinahe schon besinnlich, verträumt. "Timeline Symmetry" bot in der Hinsicht mehr Kraft, mehr Wut. Nichtsdestotrotz ist auch der neue Output der Chilenen auf seine Art kraftvoll und tragend, dabei jedoch deutlich schwerer zugänglich als der Vorgänger. "Transient Chronicles" braucht anfangs Zeit und Geduld, ehe es sich richtig entfaltet.

Fazit

POEMA ARCANUS feiern ihr 20-jähriges Bandbestehen mit "Transient Chronicles" mehr als gebührend. Das fünfte Album der Band präsentiert sich zwar bedächtiger als der Vorgänger und scheut die richtig kraftvollen Death-Ausbrüche – deutet sie vielmehr immer mal wieder nur an – doch überzeugt das Album mit viel Dynamik und einer durchgängig subtil-dunklen Atmosphäre. Aushängeschild ist hierbei der Gesang von Claudio Carrasco, der mit seiner variablen, tiefen Stimme den Songs sehr viel Leben einhaucht. Doch auch seine Mitmusiker müssen sich nicht verstecken.
Dieser Re-Release ist eine klare Empfehlung für alle Doomster, die die Scheibe bisher noch nicht im Regal stehen haben. Pflichtkauf!

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