Piledriver - Rockwall

von Rüdiger Vinschen

Bewertung: 7/10

Piledriver - Rockwall

Kann einem der Name PILEDRIVER eigentlich was sagen? Ich hoffe doch! Wenn schon nicht als Musikschaffende, dann doch zumindest als international geachtete STATUS QUO Tribute-Band, benannt nach dem 1973er Album "Piledriver" der britischen Hard Rock-Urgesteine. Aber weiß eigentlich die Rock-Gemeinde, dass sich das Essener Quintett zu Schöpfern ihrer eigenen Stücke weiterentwickelt haben? Spätestens seit 2015, als sie "Brothers In Boogie" herausbrachten, ist der Sprung in die Eigenständigkeit geglückt. Unter Vertrag genommen hat sie damals ein kleines Essener Label namens Rockwall Records. Als einzige Band hat diese Firma PILEDRIVER unter Vertrag. Muss einen nicht wundern, das ist völlig normal heutzutage. Die neue Scheibe dann "Rockwall" zu nennen, ist jedenfalls...konsequent? Wie auch immer.

PILEDRIVER machen ja keinen Hehl daraus, wer ihre Helden sind und wer sie musikalisch beeinflusst hat. Ohne Verwunderung nimmt man Namen wie URIAH HEEP, UFO, VAN HALEN und selbstverständlich STATUS QUO zur Kenntnis. Das hört man auch heraus, wenn man in "Rockwall" hineinhört. Was sollen diese fünf Rock-Veteranen auch Anderes machen? In diesem Metier fühlen sie sich wohl, da kennen sie sich aus. Und diese Energie transportieren sie auch in ihre Songs. So gelingt die Einleitung mühelos mit fetzigen, rockigen Nummern, die "Stomp", "Agitators" oder "Waitin'" heißen. Die gehen anständig nach vorne und dürften niemanden enttäuschen, der mit den beiden großen Rock-Jahrzehnten was anfangen kann.

Ein bisschen an Fahrt verliert "Rockwall" dann mit "Farewell", eine der Rock-Balladen, die unweigerlich auf ein solches Album gehören. Die Häufung derselben, gemeinsam mit "For Freedom And Friends" und dem sehr schmalzigen "Julia", nimmt dann für mich eine Spur zu viel Schwung aus der ganzen Langrille. Besonders das sehr phrasenhafte "Julia" lässt den Hörer auf seiner Schleimspur gehörig schlittern. Sorry, das hört sich jetzt schlimmer an, als es ist! Schlechte Stücke sind das alle drei nicht, aber "Draw The Line" tut sich danach schwer, mich wieder abzuholen, auch wenn es sich reichlich Mühe gibt. Das nachdenkliche, doch sehr schön komponierte "Nazareth" hält dann wieder zeitweise inne - wäre vielleicht als Rausschmeßer besser gewesen! Wessen Aufmerksamkeit nach acht Songs aber wegzudriften droht, genau wie meine, der verpasst einen der besten Songs des Albums: "Sparks" haut noch mal so richtig einen raus und tritt Arsch. Aufgewacht, mitgemosht! Und waschechte Rock'n'Roller sollten einfach mal einen Blick auf die Tracklist werfen und den Song anspielen, der ihrer Meinung nach am ansprechendsten ist. Kein weiterer Kommentar notwendig.

Also, "Rockwall" geht als gutes Hard/Classic Rock-Album total klar. Eine kleine Randnotiz noch zum Gesang: Man sollte sich auf den ausgeprägten deutschen Akzent von Michael Sommerhoff gefasst machen. Man hört einfach, dass hier ein Allemanne das Mikro hält. Fällt aber nicht wirklich negativ auf. Die fünf Bandmitglieder vereinen genügend Erfahrung in sich, um auch beim Sound nicht total ins Klo zu greifen, aber hier geht man kein Risiko ein und wendet sich an niemand Geringeren als Hausproduzent (Darf man das so sagen?) Stefan Kaufmann und sein ROXX Productions-Tonstudio, der nun wirklich in keiner Tonspur einen falschen Akzent setzt. Alles richtig gemacht.

Fazit

PILEDRIVER sollte man nicht nur als Tribute-Band auf dem Zettel haben. Die Essener erzeugen auch eigenständigen Hard Rock, der sich zwar am Sound ihrer Helden orientiert, aber nicht in ihrem Schatten steht. "Rockwall" kann man getrost immer im Auto laufen lassen. Für Metaller ein bisschen zu soft, gehört nicht zur härteren Kategorie innerhalb des Hard Rock, hat aber genug Arschtritt-Potential, um für warme Backen zu sorgen. Empfehlenswert!

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