Peter Grusel Und Die Unheimlichen - s/t

von Rüdiger Vinschen

Bewertung: 6/10

Peter Grusel Und Die Unheimlichen - s/t

Mal was anderes. Wenn man PETER GRUSEL UND DIE UNHEIMLICHEN so liest und sich das Cover der selbstbetitelten Debütscheibe so anschaut, drängt sich einem der Eindruck eines Gruselgeschichten-Buchs für Kinder auf. Death Metal wird angekündigt, und es schleicht sich der Verdacht ein, dass hier nicht alles mit ernsten Dingen zugeht. Noch fremder schimmern die Gewässer, wenn man sich die Trackliste zu Gemüte führt: ein Sammelsurium aus stereotypen Brutal Death- und Porngrind-würdigen Titeln. Was soll man davon halten? Um die Verwirrung komplett zu machen, wählte jeder der fünf Braunschweiger dasselbe Pseudonym für die Bühne (Peter Grusel). Wie läuft das, wenn der Sänger die Bandmitglieder beim Gig vorstellt? "Am Bass: Peter Grusel!" Ihr ahnt, wohin das führt. Doch der Wahnsinn scheint Kalkül zu sein bei den Niedersachsen, die erst seit 2015 die Metal-Gemeinde beackern.

Die nächste Überraschung folgt beim Anspielen der Scheibe, die mit weit ernsthafterem Material aufwartet, als das Drumherum vermuten lässt. Simple, brutale und Break-lastige Mucke hauen sie raus, die Jungs, wobei jedes Label, das auf -core endet, in meinen Augen daneben gegriffen ist. Meiner Ansicht nach rangieren PETER GRUSEL UND DIE UNHEIMLICHEN irgendwo zwischen Slam Death Metal und Death'n'Roll, wobei sie mal mehr zur einen, dann wieder mehr zur anderen Spielart neigen. Erfrischend ist dabei, dass sie ihr Können auch mal zeigen und immer wieder waschechte Death-Riffs servieren, die die doch sehr simplen Slam-Riffs und Breakdowns super konterkarieren. Damit heben sie sich von gefühlt 70% der Metalcore-Bands ab und bieten deutlich mehr als Ein-Akkord-Action. Bei einigen Songs wagen sie sogar Ausflüge in ganz fremde Gefilde, wie bei "Waste Of Skin", das einen ganz klassischen Melodeath-Einspieler hat. Klingt sehr nice mit downgetunten Gitarren.

Hin und wieder wird auch mal geblastet, dann zeigt sich die Nähe des Slam zum Brutal Death Metal besonders deutlich, auch wenn PETER GRUSEL nicht mit Dauerfeuer-Batterien á la DEVASTATOR verglichen werden darf. Drummer Ronny Balnus aka Peter Grusel leistet aber ganze Arbeit und gefällt mir in dem Reigen dank der abwechslungsreichen Fills und des fantasievollen Beckenspiels noch am besten. Dagegen ist Fronter Alex straightforward, growlt extrem tief, nur streckenweise verständlich. Deswegen kann ich auch nicht viel zu den lyrischen Themen sagen. Einige einzelne Ausbrüche in Richtung Shouting zeigen ein wenig den Hardcore-Einfluss, der eben nicht zu verleugnen ist.

Ich würde PETER GRUSEL UND DIE UNHEIMLICHEN jederzeit bescheinigen, ein gutes Album abgeliefert zu haben. Die Mucke ist nicht nervig, gut geschrieben und haut rein. Woran sie ein bisschen kranken ist die Abwesenheit wirklich großer Aha-Momente oder wirklich großartiger Songs. Bis auf den Opener "Piss Christ", der allein schon mit seinem Refrain ziemlich im Ohr bleibt, habe ich Schwierigkeiten, etwas Griffiges auszumachen, das mich dazu verleitet, konkret "Peter Grusel Und Die Unheimlichen" mal wieder aus dem Regal zu greifen, wenn ich Bock auf Slam Death habe. Für einen Newcomer, der gerade mal grob ein Jahr zusammen zockt, ist diese Platte aber eine respektable Leistung, bei der ich noch viel Potential sehe.

Fazit

Gute Slam Death Metal-Band mit aussichtsreichem Debüt, das zwar kein wirklicher Hit ist, aber hoffen lässt. PETER GRUSEL UND DIE UNHEIMLICHEN vereinen ein bisschen was von DEVOURMENT und SIX FEET UNDER in sich und können von Freunden der härteren Spielart ohne Bedenken angetestet werden.

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