Nanowar Of Steel - Stairway To Valhalla

von Rüdiger Vinschen

Bewertung: 10/10

Nanowar Of Steel - Stairway To Valhalla

Sucht man nach Spaßkapellen im Metal, so wird man schnell fündig. Die deutschen Blöedsinn-Dinosaurier heißen natürlich JBO, von jenseits des Teichs kennt man ALESTORM und GLORYHAMMER. Nerds und Rollenspieler werden bei TWILIGHT FORCE oder DETHLEHEM fündig, und dann gibt es noch allerlei Kuriositäten wie etwa OKILLY DOKILLY, deren Bandmember sich alle zu Ned Flanders-Lookalikes stylen. Auf keinen Fall vergessen darf man aber in dieser nicht abschließend vollständigen Aufzählung die seit 2003 marodierenden Italiener von NANOWAR OF STEEL. Der Name war mir persönlich schon länger ein Begriff, vor allem natürlich als MANOWAR-Parodie, aber irgendwie habe ich es nie geschafft, mich mal näher mit den Herren auseinanderzusetzen. Das änderte sich schlagartig mit der Promo zu ihrem neuesten Produkt "Stairway To Valhalla", das seit November letzten Jahres in den Ladenregalen zu finden ist.

Es war von Beginn an sehr leicht, einen Zugang zu den Songs zu finden. Es gibt ja Bands, die covern humoristisch andere Bands, NANOWAR OF STEEL schreiben aber ihre eigenen Songs - und zwar im jeweiligen Sound der Band, die sie gerade parodieren, manchmal auch mehrere in ein und demselben Song. So kriegen sämtliche Größen aus dem Heavy und Power Metal ihr Fett weg, ob das jetzt DRAGONFORCE, STRATOVARIUS, HAMMERFALL, JUDAS PRIEST, BLIND GUARDIAN oder eben MANOWAR sind. Die Soundpalette dieses Quintetts ist wahnsinnig breit. Beeindruckend! Das leistet auch einen ganz erheblichen Beitrag zur Originalität, denn kopieren kann jeder - Bands, die selbst komponieren, spielen in einer ganz anderen Liga. Nehmt nur mal "The Quest For Carrefour". Ich habe noch nie eine bessere BLIND GUARDIAN-Parodie gehört. Das ist top notch-Material! Der GUARDIAN-Sound ist perfekt eingefangen. Männlich-sopraneske Gesänge und Euro-Power Metal gibt's zum Beispiel bei "In The Sky", eine herrliche Verballhornung von Songs á la "Hunting High And Low". Dazu gibt's ein gar balladeskes Lied namens "..And Then I Noticed That She Was A Gargoyle" und einen Glam/Hard Rock-Verschnitt namens "Uranus".

Vor allem durch den inflationären Einsatz der gesamten Band als Backup-Sänger geraten die Songs Power Metal-getreu reichlich episch und hymnisch. Das macht die Refrains aber auch sehr schön mitsingbar, was nicht schlecht ist, da man sich ansonsten ziemlich zügig durch die Texte hoppelt. Da der Songschreiber immer einiges an Story in die Lyrics gepackt hat, empfiehlt es sich, ein Booklet mit den Texten parat zu haben, wenn man dem fix daherstrampelnden Erklärbär folgen will. Wer es schafft, dem offenbart sich eine herrlich wahnwitzige Welt des infantilen Nonsens. Kein Witz ist zu flach oder zu alt, keine Story zu abstrus (checkt mal den "Vegan Velociraptor"). Was trotzdem nicht leidet, ist die Originalität! NANOWAR OF STEEL sind heute so witzig und originell, wie JBO seit 15 Jahren schon nicht mehr sind! Die Mischung macht's eben. Geiles und abwechslungsreiches Songwriting, spielerisches Können auf hohem Niveau, spaßige Texte, und dazu gibt's hier und da intelligent eingestreute Snippets von allerhand alten, bekannten und beliebten Songs. So wird bei "Uranus" ein bisschen BEE GEES-Charme versprüht, bei "...And Then I Noticed That She Was A Gargoyle" hört man ein bisschen was von "She's A Maniac", und so weiter. Ich belasse es mal bei diesen Beispielen, es gibt noch einen ganzen Haufen mehr, aber sie kommen immer überraschend und sind so schön eingebaut, dass sie einem einfach ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Habt viel Spaß dabei, alles selbst zu entdecken.

Abgerundet wird das Ganze mit einem gelungenen Cover, das aus einer coolen Collage der reichhaltigen Songthemen besteht. NANOWAR OF STEEL singen größtenteils auf Englisch, einen italienisch eingesungenen Song leisten sie sich allerdings mit "L'opelatole Ecologico". Das sei ihnen gegönnt, und klingen tut das Ding auch noch gut. So lässt "Stairway To Valhalla" im Prinzip keinerlei Wünsche offen, wer das powermetallische Schwert in der gen Himmel gereckten Faust hält und ein Lachen im Herzen trägt, der muss diese CD zu seinem Eigentum zählen.

Anspieltipps: "Call Of Cthulhu", "Heavy Metal Kibbles", "In The Sky", "Vegan Velociraptor", "Ironmonger", "Uranus", "The Quest For Carrefour". Das ist ja das halbe Album? Aber hallo!

Fazit

Eins der witzigsten und intelligentesten parodistischen Metal-Alben, die ich je gehört habe. Definitiv, NANOWAR OF STEEL muss man kennen, und anno 2018 präsentieren sie sich stark wie sonst kaum eine Band aus diesem Spektrum. Ein Livegig steht auf jeden Fall auf meinem Programm, falls er sich anbietet! "Stairway To Valhalla" ist eine sehr kurzweilige Melange aus extrem gelungenen Stücken, die viele verschiedene Metal-Größen auf die Schippe nehmen. Dass sich NANOWAR OF STEEL trotzdem so ein hohes Level an Eigenständigkeit bewahren, beweist allein schon, wie geil diese Leute sind. Klarer Kaufbefehl!

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