Nailed to Obscurity - Opaque

von Sascha S.

Bewertung: 9/10

Nailed to Obscurity Opaque

Das kleine aber feine Label Apostasy Records beschert uns dieser Tage (mal wieder) ein kleines Juwel. Haben sie uns im Frühsommer nicht schon mit der letzten BURIAL VAULT einen absoluten Ohrenschmaus vorgesetzt wird dieses Release meiner Ansicht nach hier sogar noch einmal übertroffen. Witzig an der Geschichte ist, dass auch bei NAILED TO OBSCURITY der vielleicht beste Vocalist unseres Breitengrades an vorderster Front steht. Raimund Ennenga klingt bei NAILED TO OBSCURITY aber anders, irgendwie aggressiver. Er hebt mit seinen Vocals den Härtegrad der Scheibe angenehm an und sich gesanglich natürlich auch so von seiner anderen Band ab. Der Typ growlt was das Zeug hält, bleibt dabei aber immer schön variabel und stellt mindestens 98% seiner Gesangskollegen mühelos in den Schatten.
Die Musik bewegt sich irgendwo zwischen OPETH, verträumtem Melo-Death mit PARADISE LOST Einschlag und MORGOTH zu „Odium“ Zeiten... alles klar?!? Wie ihr merkt, die Mucke in eine Schublade zu stecken ist verdammt schwer. Rockiger, süßer Death-Metal könnte man sagen, aber auch das würde es nicht richtig treffen.

Alte Anhänger der Band sollen an dieser Stelle allerdings gewarnt sein, denn „Opaque“ hat mit der ersten, selbst produzierten Scheibe „Abyss“ wirklich nicht mehr viel gemein. Das Songwriting und natürlich auch die Produktion von Lasse Lammert (LSD Studio) lassen kaum Wünsche offen und sind einfach viel erwachsener und reifer als das Zeug von vor 6 Jahren. NAILED TO OBSCURITY haben es einfach drauf geile, fesselnde Riffs zu schreiben, ja, sogar Ohrwürmer können sie mittlerweile.

Gleich der Opener und Videoauskopplung „iNnerMe“ ist ein absolutes Brett und stimmt sehr gut auf die kommenden 8 Songs ein. Mit „Torn to Shreds“ geht der Hörer dann auf eine Reise die man einfach erlebt haben sollte.
Alle Songs bewegen sich auf allerhöchstem Niveau, wobei ich sagen muss, dass mir persönlich der Song „Murder of Crows“ irgendwie nicht 100%ig zusagt, was aber hauptsächlich daran liegt, dass Raimund hier Cleangesang eingebaut hat, der mir einfach nicht wirklich schmecken will.
Weiter geht es mit „In Vain“, das wieder total ins Gesamtbild passt, rockig im PARADISE LOST Stil um die Ecke kommt und wieder Lust auf mehr macht. Das ganze gipfelt dann bei Track 8 in den Übersong „Drift“ (wie sie am Ende die Kurve kriegen und den Song mit dem Anfangs-Riff enden lassen... göttlich!) und klingt mit dem fast schon hypnotischen Titelsong aus.

Ich hatte mich im Vorfeld mit Bassist Carsten unterhalten und ihm vorgeworfen die Scheibe hätte nicht genug Eier. Das, meine Freunde, war aber nur der kurzen Hör-Zeit, die ich bis dahin hatte, geschuldet.
„Opaque“ ist ein Album, das definitiv mehrere Durchläufe braucht um endgültig zu Zünden. Alleine schon um die Atmosphäre, die dieses Album inne hat, überhaupt in ihrer ganzen Größe fassen zu können, braucht man mehrere Durchläufe.

Hatte ich im Vorfeld bedenken dieses Review überhaupt zu schreiben, da ich selber Ostfriese bin und Teile der Band persönlich kenne, muss ich im Nachhinein sagen, dass das gar kein Problem darstellt, denn selbst Rihanna-Infizierte Bravoleser dürften hier bemerken um was für eine Ausnahmescheibe es sich bei „Opaque" handelt.

Anspieltipps: „iNnerMe“, „Mythomania“ und „Drift“, das mir auch nach dem 50sten Durchlauf immer noch Gänsehaut bereitet.

Fazit

In der Musik und gerade im Metal-Bereich kommt es immer wieder vor, dass eine Scheibe einer unbekannten oder bisher ignorierten Combo einem den Boden unter den Füßen wegreißt. Bei den Ostfriesen NAILED TO OBSCURITY ist das auch der Fall, nur das man bei ihren wunderbaren Melodien und Hooks eigentlich überhaupt keinen Boden benötigt.
Ein unglaubliches Gespür für Atmosphäre und Melodien gepaart mit einem echten Ausnahmesänger plus einer wirklich fetten Produktion dürften „Opaque“ zu einem interessanten Album für alle Metal-Fans machen.

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