Marduk - Viktoria

von Malte H.

Bewertung: 6/10

Marduk - Viktoria

Sirenen erklingen, das Schlagzeug prescht treibend voran, die Gitarren sägen… ja, dass muss die neue Scheibe von MARDUK sein. Drei Jahre nach dem „Frontschwein“ sind die Schweden zurück, um mit „Viktoria“ einen weiteren Siegeszug zu feiern. Das einmal mehr Kontroversen um den neuen Output der Band geschürt werden (ist da ein Wehrmachtssoldat auf dem Cover abgebildet? Sind die Farben in Schwarz-Weiß-Rot zufällig gewählt? Sieht man da im Teaser-Video den Leibstandarte Hitler Pin?) ist mittlerweile zur Gewohnheit geworden. MARDUK provozieren wie schon gewohnt mit ihrer Ästhetik.

Und musikalisch? Nun, da startet das Album wie eingangs geschrieben mit Sirenenklängen und treibenden Rhythmen. „Werwolf“ nennt sich der Opener und er ist für meinen Geschmack gleich mal ein herber Tritt auf die Euphoriebremse. Völlig belanglos plätschert der Song vor sich her, das Riffing ist wenig ausgefeilt, wirkt gar etwas uninspiriert, und der Kinderchor setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf (ich bin kein großer Fan von Kinderchören…). Vor allem aber frage ich mich direkt zu Beginn, was mit dem Sound der Platte passiert ist. Die Gitarren sägen recht dünn vor sich hin und das Schlagzeug wirkt auf mich wenig dynamisch. Für mein Empfinden sind MARDUK auf „Viktoria“ viel zu clean geworden. Dreck und Rotz sucht man auf der neuen Scheibe, zumindest was den Sound, vergebens. Mit Necro-Sound hat das auch wenig zu tun. Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes.

Zum Glück geht das Album mit „June 44“ dann richtig los. Schnelle Melodieläufe, Blastbeats, jagende Vocals von Mortuus: Das sind MARDUK, wie man sie kennt. Ich habe übrigens selten jemanden im Black Metal so cool eine Melodie keifen hören wie es Mortuus in diesem Song tut. Nach dem eher schwachen Opener kommen die Schweden nun endlich in Fahrt. Auch wenn mir die Produktion wirklich nicht so ganz zusagt. Trotzdem wird gleich zu Beginn deutlich, dass „Viktoria“ ein Schritt zurück ist und Abstand nimmt von dem für MARDUK-Verhältnisse schon unglaublich abwechslungsreichen „Frontschwein“. Wirkliche Überraschungen und Highlights sucht man in meinen Augen auf dem neuen Album der Band vergebens. „June 44“ sticht noch am ehesten heraus, vielleicht noch das eher schleppende „Tiger I“ oder der Titeltrack, der ein typischer MARDUK-Song mit all ihren Trademarks ist. Es ist keine Frage, dass Morgan ein Gespür für gute und rasende Melodien besitzt und die packt er auch immer mal wieder auf „Viktoria“ aus, aber so richtig im Kopf bleiben sie mir schlicht nicht. Im Gegenteil: Je öfter ich die Scheibe höre, desto mehr langweilt sie mich. Das hatte ich zuletzt bei der „Panzer Division Marduk“, wobei die wirklich kaum geeignet ist, mehrere Male am Stück gehört zu werden. Zumindest funktioniert sie bei mir nur einmal und braucht dann wieder ein paar Wochen oder Monate Pause. Dafür ist dieser eine Durchlauf geil!

Apropos „Panzer Division Marduk“: Die Scheibe war damals purer Krieg und spaltet die Szene noch heute von „einfach nur langweilig“ bis „einfach nur geil“. Für mich ist sie wie gesagt ein großartiges Album, welches aber nicht für den Dauergebrauch geeignet ist. Ganz so schlimm ist es bei „Viktoria“ nicht, doch überwiegt eindeutig das Blastgewitter und die Halbwertszeit ist sehr gering. Und genau da liegt für mich auch das Problem. Songs wie „Narva“ (endlich mal ordentlich Druck im Sound!), überwiegend „The Last Fallen“ oder „The Devil’s Song“ drücken ganz schön aufs Tempo, können mich dabei aber kaum vom Hocker reißen. Irgendwie plätschert „Viktoria“ an mir vorbei. Hier und da bleibt mal was hängen, es gibt auch noch ein paar Kniffe und Feinheiten zu entdecken (die Basslines sind teilweise wirklich extrem cool), aber gerade im Vergleich zum Vorgänger haben MARDUK für mich doch ganz schön zurückgedreht. Stellenweise habe ich mich gar dabei ertappt, es bereut zu haben, das Box-Set blind gekauft zu haben. Wo sind Songs wie „The Blond Beast“, „Thousand-Fold Death“ oder auch sowas wie „Accuser / Opposer“? Das neue Album der Schweden kommt ohne jede Überraschung daher und wirkt angesichts des opulenten Backkatalogs der Band ziemlich eindimensional und platt.

Fazit

MARDUK treten einen Schritt zurück, entfernen sich vom „Frontschwein“, nähern sich wieder der „Panzer Division Marduk“ an und liefern mit „Viktoria“ für mich somit ein Album ab, welches weder Fisch noch Fleisch ist. Im Prinzip sind alle Trademarks der Band vertreten; was Blastbeats, rasende Melodien, aber auch Mid-Tempo-Songs beinhaltet. Und trotzdem zündet die Scheibe bei mir nicht, wird gar immer langweiliger, je öfter ich sie höre. Es fehlt an Highlights, es fehlt an Finesse. Irgendwie wirkt „Viktoria“ auf mich sehr platt und eintönig. Mit der Produktion werde ich auch nicht so richtig warm. Sie ist dünn, aber trotzdem irgendwie clean. Weder so richtig Necro, noch so richtig druckvoll. Ich weiß nicht, was ich davon am Ende halten soll. An und für sich dürften Die-Hard-Fans von MARDUK mit der Scheibe zufrieden sein, da sie zumindest mal nicht schlecht ist. Für mich ist sie dennoch eine Enttäuschung. Das können die Schweden wirklich besser.

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