Gorilla Monsoon - Firegod - Feeding The Beast

von Wilke F.

Bewertung: 9/10

Gorilla Monsoon - Firegod - Feeding The Beast

In dem Moment, in dem man seine Haustür öffnet und einen ersten verklärten Blick auf die von Frost bedeckte Spätwinterwelt wirft, möchte man direkt auf dem Absatz wieder kehrtmachen und zurück ins warme Bett springen. Solange jedoch das Pflichtbewusstsein immer noch stärker ist als der innere Schweinehund, gilt es, sich anderweitig wärmende Gedanken zu machen. Vielleicht haben GORILLA MONSOON ihren Release-Termin für "Firegod – Feeding The Beast" deswegen im ersten Quartal des Jahres platziert? Um den Rest an Kälte zu vertreiben? Eine Verkaufsstrategie, die sich äquivalent zum derzeit florierenden Brennholzmarkt verhält? Zumindest scheint die neue Platte aus demselben Holz gemacht zu sein, denn was dem Hörer dort entgegenbrettert hat jede Menge Potential, Kopf und Glieder aufzuheizen und auch den letzten Rest Winter zu vertreiben.

Gegründet hat sich die, nach einem berühmten amerikanischen Profi-Wrestler benannte, Truppe aus Dresden im Jahr 2001. Bereits im selben Jahr bewarben sie sich mit "Deflowered World", einer ersten Demo, bei den Plattenlabels. Eine zweite Demoscheibe mit dem passenden Titel "Demonstrating Heavieness" ebnete den Weg zu einer ersten Splitproduktion mit SUICIDE FEELINGS und A LESSON IN DARKNESS. 2006 gab es die erste EP zu bestaunen. Ihr Titel lautete "Four To Conquer". Das Debütalbum "Damage King" erschien wenig später, und zwei Jahre danach schwangen sie mit "Extermination Hammer" bereits ihr nächstes Langeisen. Bis 2015 mussten die Fans auf neues Material warten, aber mit Supreme Chaos Records als starkem Partner an der Seite gibt es nun ein besonders feuriges Teil auf die Ohren.

"Goatlord" nennt sich der Opener des Albums, und dieser Song macht defintiv keine Gefangenen. Schwer stampfend und aggressiv legen die Dresdener unter unheilvollem Sirenengeheul einen derben Start hin und beschwören ganz nebenbei die Apokalypse herauf. Grollendes Riffing und melodisch grollender Gesang erschüttern das Erdreich, aus dessen aufgeplatzten Stellen das Magma in Fontänen herausschießt. Dabei erinnern mich die Vocals von Norman Jentzsch gerade in den melodiöseren Parts nicht selten an Sully Erna von GODSMACK. Die brennende Luft ist testosterongeschwängert, und der Duft von Bier und Whisky schießt assoziativ durch die Nase. Southern Metal, wie er sein muss: grob, schwer, rau und kompromisslos. Das Beste daran? Dieser blutrote Stahlfaden zieht sich, verdammt noch mal, durch die komplette Scheibe. GORILLA MONSOON verstehen ihr Geschäft so gut, dass man nur schwer glauben kann, dass diese Jungs nicht aus den Südstaaten der USA kommen. "March Of The Hellrock Inc." ist den meisten sicher schon vor dem Album-Release durch die Videoveröffentlichung auf Youtube bekannt gewesen. Dieser Song macht eindrucksvoll da weiter, wo "Goatlord" endet, und steht ihm in nichts nach. Die Hook brennt sich in Windeseile in den Hirnwindungen fest und man ertappt sich schnell dabei, wie man headbangend bereits die zweite Flasche Bier aufreißt. Die Produktion ist durchgehend äußerst sauber und kleckert nicht, sondern klotzt tonnenschwer auf die Kauleiste. "Hammerdown", "P.O.R.N." sowie "Bastard Business" befeuern den Satz heiße Ohren ähnlich konsequent. Allerdings bleibt dabei der Variantenreichtum ein wenig auf der Strecke, und speziell "P.O.R.N." halte ich für einen der schwächeren Tracks von "Firegod – Feeding The Beast". Mit "Law Of The Riff" wird aber sodann für Abwechslung gesorgt. Hier wird das Tempo etwas herausgenommen und deutlich doomiger gerockt. Besonders die clever eingebundenen Deathgrowls im Refrain wissen zu begeistern. Auch "Call Of Gaia" hebt sich angenehm vom Standard-Gebolze ab, so beginnt die Nummer mit düsteren und bedrohlichen Klängen, um sich wenig später zu einem bluesig groovenden Klagelied zu mausern. Bass und Gitarre hämmern derweil mit jedem Riff Nagel um Nagel in den Sarg des sich in Agonie windenden Planeten. "Shotgun Justice" stellt ein echtes Highlight auf der Platte dar. Das Mundharmonika-Intro lässt einen den Wüstenstaub zwischen den Zähnen spüren und sorgt für die passende Shootout-Atmosphäre. Und auch mittendrin wird das Instrument intelligent eingesetzt, um den dreckigen Westernstyle zu untermauern. Der Titeltrack "Firegod" kommt wieder deutlich doomiger daher und entwickelt erst zur Mitte hin, durch die Drums angeführt, eine kontrastreiche Dynamik, bevor er wieder in den finster stampfenden Modus zurückschaltet. Die Melodie ist genial und besitzt Ohrwurmcharakter. Mit dem schleppend depressiven "Glory Days" (gibt es nur in der limitierten Erstauflage) beschließen Gorilla Monsoon ihr drittes Album und erschaffen damit ein passendes Finale. Dies ist jedoch bestimmt kein Grund, selbst in Depressionen zu verfallen, schließlich gibt es ja die Repeat-Taste.

Fazit

"Firegod – Feeding The Beast" ist die nahezu perfekte Platte für all diejenigen unter den Metalheads, die sich bevorzugt von Baked Beans und Trockenfleisch ernähren. Die whiskygeschwängerte Stimmung, gepaart mit dem alles zermalmenden Riffing, lassen die Grenze zwischen Hardrock, Sludge und Metal auf grandiose Weise verschwimmen, Halswirbelschleudertrauma inbegriffen. Fans von CROWBAR, DOWN, GODSMACK oder PANTERA sollten definitiv ein Ohr riskieren.

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