Distressed To Marrow - La Violencia

von Michael "Ear Terror" Eden

Bewertung: 7/10

Distressed To Marrow - La Violencia

Seit 2008 ist diese Kombo aus der badischen Stadt Karlsruhe bereits dabei. Eine Demo, zwei EPs und ein Full Length wurden bis dato auf die Menschheit losgelassen. Ende 2017 dann Album Nummer zwei, wieder in Eigenregie. Ach ja, der KSC war im Fußball ja auch mal sehr erfolgreich, hat immerhin den "Titan" Oliver Kahn ans Tageslicht gebracht. Titanen werden die Burschen mit dem Output sicherlich nicht, sondern sie bewegen sich eher im Gefilde des Vereins. Man ist in Deutschland durchaus noch ein Thema, spielt aber nicht mehr ganz in den obigen Ligen mit. Interessant ist der Aufbau der Songs. Mit "Violencia Is Born" geht "La Violencia" los, und mit "Violencia Is Dead" endet der Spaß. So etwas mag ich, denn das zeigt, dass die Band sich durchaus Gedanken macht. Sieben songs in 68 Minuten sprechen nicht gerade für eine Grindcoreband, und so ist es auch. Der Opener mit seinen knapp zehn Minuten gefällt mir noch am besten. DISTRESSED TO MARROW hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Death/Doom der alten Tage wieder aufleben zu lassen, sofern er je gestorben war, fernab von Stonerkram und tanzbarem Melancholiegeeiere. Vom Prinzip her stehe ich da auch absolut drauf. Alben wie "Lost Paradise" und "Gothic" von PARADISE LOST oder das kongeniale "As tThe Flower Withers" von MY DYING BRIDE mit dem besten Death/Doom-Song aller Zeiten "Sear Me" höre ich mir heute auch noch gerne an. Definitiv. Und diese Richtung schlagen eben auch DISTRESSED TO MARROW ein.

Geil finde ich, dass sie nicht den nervigen Cleangesang verwenden, sondern schön tief gegrunzt und dies hier und da mit bösartigem Gekrächze ergänzt wird. Mir sind die Songs aber persönlich leider zu lang, denn so nach fünfeinhalb bis sechs Minuten tritt ein wenig die Langeweile ein. Im Grunde ist alles gesagt. Die Parts sind mir teilweise zu langgezogen, und manches klingt dann nicht so richtig rund, so wie die Ballerparts bei "Absorbing Maggots". Auf der anderen Seite haben sie dann auch wieder herrliche Melodien am Start, die sehr melancholisch klingen, so wie bei "Phalance". "The Nazis are the enemy". So, klare Ansage zu Beginn. Ich denke, es handelt sich um ein Filmzitat, weiß ich aber nicht genau. Wie gesagt, die Melodie ist Klasse. Dann geht man in Midtempo-Death Metal über, groovt ein wenig, aber weit entfernt vom Geslamme, und verwendet Doomzitate. Kann was. Dann kommt die Melodie wieder, usw. Die Riffs sind zwar bekannt, machen aber absolut Laune, und ich muss sagen, dass es schön ist, bei dem ganzen Old School Death Metal- und Thrash Metal-Kram mal wieder richtigen Death/Doom zu hören. Für mich als Death Metal-Fan ist es eben geil, wenn der Death Metal-Anteil überwiegt und man auch nicht auf schnelle Passagen verzichtet, fernab vom Blastbeatgewitter natürlich. Auch die Tatsache, dass fast durchweg gegrowlt wird, finde ich persönlich sehr geil. Die vorhandenen Melodien klingen sehr morbide und düster, und besonders, wenn sie doomig in den tiefsten Kriechkellern Karlsruhes krabbeln, entfaltet das Songmaterial eine dunkle Strahlkraft, so wie bei "Phalance" nach sieben Minuten. Sprechfrequenzen (auch hier denke ich an ein Filmzitat), absoluter Slow Motion-Doompart, Sprechfrequenz, morbider Melodiepart, der dann in einen Midtempopart übergeht und dann schneller wird. Solche Parts sind richtig fett. Der cleane Anfang von "Right Foot Killer" - herrlich. Ein Schauer läuft den Rücken herunter. Die Burschen haben also absolut Potential und richtig gute Ideen.

Fazit

Hier und da fehlt mir ein wenig die Durchschlagskraft, besonders bei den schnelleren Death Metal-Parts, und die Songs sind mir einfach zu lang, aber ansonsten ist es richtig guter Death/Doom aus deutschen Landen. Der Sound ist komplett in Eigenregie entstanden und dafür absolut in Ordnung.

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