Cremation - In The Maelstrom Of Time

von Michael "Ear Terror" Eden

Bewertung: 8/10

Cremation - In The Maelstrom Of Time

Zu der Schweiz habe ich ein ganz besonders positives Verhältnis, besonders natürlich zu der Muckerszene. So um 2000 herum hat das Land den extremen Sound für sich entdeckt und geile Konzerte und Festivals auf die Beine gestellt. Zu erwähnen wären da die Sickos von der Metal Die Hard Front Bern (Schlachtruf "Kill, fuck, die!"). Zu der Zeit waren wir von TEARS OF DECAY mit unseren Kumpels von PROFANITY unterwegs, und die Leute vor Ort sind abgegangen wie sonst was. Bühnen wurden geentert und es wurde angefeuert. In der Schweiz gab es zum damaligen Zeitpunkt nur wenige Bands, u.a. die geilen MESSIAH, CARNAL DECAY oder REQUIEM, und eben die Kombo CREMATION. Seit 1992 sind diese nun aktiv und  machen noch heute das, was sie bereits damals gemacht haben: Death Metal zocken. 25 Jahre dabei, und kein bisschen müde. Die Waliser haben sich fünf Jahre Zeit gelassen, einige geile Konzerte und Festivals gespielt und sich dann auf die Reise gemacht, neues Zeug zu schreiben. Während andere Bands zum 25-jährigen Jubiläum eine DVD oder eine Best-Of herausbringen, hat sich das Schweizer Uhrwerk gedacht: "Nicht kleckern, sondern klotzen!" So ergab es sich, dass sie in Eigenregie eine Doppel-CD im Digipak-Format herausbrachten. Feine Aufmache mit Texten und Greetings-Liste, so wie es sich gehört. In 25 Jahren lernt man die eine oder andere Band ja auch kennen, gelle. Über 77 Minuten kreist hier der Hammer der Zerstörung, sehr geil.

Ja, also ich möchte hier gar nicht auf einzelne Stücke eingehen, denn das Ganze sollte auch als Gesamtwerk angesehen werden. Schon nach den ersten Klängen von "Collision Course" wird klar, wohin die Reise geht. In die Vergangenheit, genau. Daran lassen sie zur keiner Zeit Zweifel. Der Gesang ist schön tief und schmutzig und erinnert mich persönlich teilweise an den guten Torben von GOREZONE. Fett. Screams kommen natürlich auch dazu. Musikalisch, wie gesagt, bewegt man sich auf einer Reise in eine Zeit, in der der Death Metal noch neu und unerforscht war. Wie wir alle wissen, stammen von Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger die geilsten Sachen, zumindest für Leute wie mich, die im hohen Greisenalter immer noch dem extremen Metal hinterherlaufen. Ich bin Baujahr 1973 und wurde mit dem Old School Death Metal sozialisiert. CREMATION machen erst gar keinen Anschein oder Bemühungen, moderne Einflüsse auszuprobieren oder zu verwenden. Nein, sie zelebrieren das, was sie gelernt haben und am besten können. Es gibt viele verschiedene Old School Death-Richtungen. Der gute amerikanische, der überwiegend aus Florida stammt. Der geile schwedische aus Stockholm. Aber auch deutsche Kapellen á la MORGOTH, oder niederländische, oder britische, alle waren am Start und haben die Szene erfrischt. Die Schweizer haben sich gedacht: "Hey, wir sind Alpenländler und wollen hoch hinaus. Wir legen uns nicht fest und mischen einfach alles." Gesagt, getan. Und, Freunde der Nacht, was soll ich sagen? Es hat geklappt. So knattert man mit Old School-Sound herum.

Es ist wirklich schwierig, Vergleiche herzustellen, da sie quasi alle Stilrichtungen kombinieren. Mal grooven sie gekonnt aus den Boxen, wie z.B. bei "Dead But Still Conscious", mal ballern sie brutal herum, so wie bei dem geilen "Brainwashed By Religion". Da brennt die Hütte. Hier und da werden auch grindige Eruptionen mit eingebaut, so dass man von einer wirklich leckeren Suppe sprechen muss. Brutalität klang damals noch irgendwie erfrischender. Eventuell hätte auch ein Album gereicht, wobei die meisten Songs schon sehr geil sind, muss man sagen.

Fazit

Die Idee, eine Doppel-CD zum Jubiläum zu veröffentlichen, wurde gekonnt und erfolgreich umgesetzt. Nicht alle Songs drücken und knallen, aber CREMATION brauchen sich definitiv nicht zu verstecken. Sehr innovativ und abwechslungsreich, und das im Old School Death Metal-Bereich. Das kann man heutzutage wahrlich nicht von vielen Bands behaupten. Ich kann einem Kauf nur zustimmen!

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