Cloven Hoof - Resist Or Serve

von Rüdiger Vinschen

Bewertung: 9/10

Cloven Hoof - Resist Or Serve

CLOVEN HOOF gehören nicht gerade zu den bekanntesten Heavy Metal Bands. Lediglich Szenekennern und solchen, die die New Wave Of British Heavy Metal genauer mitverfolgt haben, dürfte der Name ein Begriff sein. Solche Leute werden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Festivals wie dem Keep It True tummeln. Ich stimme dem High Roller Records Label in der Einschätzung zu, dass die New Wave-Briten zu den wohl am meisten unterschätzten britischen Bands überhaupt gehören. Die Biographie liest sich jedenfalls wie eine dieser typischen kleineren NWOBHM-Gruppen. Gegründet wurde CLOVEN HOOF 1979. Die 80er waren eine recht aktive Zeit für das Quartett, dessen Mitglieder sich als Spitznamen die vier Elemente zulegten - Feuer, Wasser, Erde und Luft. Ab 1982 landeten zwei Demos, eine EP, drei Langspielalben und ein Live-Album in den Läden (von denen das selbstbetitelte Debüt weithin als das erfolgreichste gilt). Allerdings schleuderte von Anfang an das Besetzungskarussell so manchen aus dem Rennen, und zum Ende der 80er war vom ursprünglichen Lineup nur noch Lee "Air" Payne übrig. Bis heute halten vor allem Vokalisten und Klampfenschwinger nicht besonders lange (zu den vier aktuellen Musikern gesellen sich 27 ehemalige Kumpanen). Anfang der 90er, allgemein als eine besonders schlechte Zeit für den Heavy Metal verschrien, löste sich die Truppe zwischenzeitlich auf. Lee Payne hing mit seinen Gedanken aber immer bei CLOVEN HOOF, auch wenn er mittlerweile als Grafikdesigner arbeitete. In einem Interview von 2012 erzählt er eine ganz witzige Anekdote, die allerdings ziemlich nach Rockstar-Garn klingt. Eines Samstags musste er zur Arbeit, und damit rechnend, dass niemand sonst da sein würde, nahm er seine Gitarre mit und wollte den ganzen Tag lang Songs schreiben. Was passierte natürlich, der Chef tauchte auf und machte ihn so richtig zur Sau. Payne sagt, er habe seinem Chef die Gitarre über den Schädel gezogen und auf diese ziemlich unorthodoxe Weise die sofortige Kündigung ausgesprochen. Der Legende nach zeugt eine Schramme an der Rückseite seines Gitarrenkorpus von dieser Establishment-feindlichen Heldentat. Ob sich das wirklich so zugetragen hat, wissen wohl nur Payne, sein Chef und der heilige Saint Fuckface. Wie auch immer, "Air" Payne war und ist die treibende Kraft hinter CLOVEN HOOF, und 2005 stieg der Phönix wiedererstarkt aus der Asche. Das bald erscheinende "Resist Or Serve" ist das dritte Studioalbum seit der Reunion und soll den klassischen CLOVEN HOOF-Sound verkörpern. Na, mal sehen.

Ursprünglich für März 2013 angekündigt, hat sich das neue Album um satte 15 Monate verzögert. Mir ist nicht bekannt, ob das vielleicht an irgendwelchen internen oder externen Zerwürfnissen liegt oder an den Ansprüchen der Band an ihr neuestes Baby. Sollte Letzteres der Fall sein, so hat sich das Warten auf jeden Fall gelohnt. Eingangs sei gleich gesagt, dass sich CLOVEN HOOF schon länger vom ursprünglichen Stil entfernt haben. Aus klassischem Heavy Metal ist mittlerweile eher etwas geworden, das ganz verdächtig nach (keyboardlosem) Power Metal klingt. Das mag vielleicht daran liegen, dass die englischen Axtschraddler schon früh angefangen haben, neue Elemente in ihre Musik zu übernehmen. Jedenfalls reklamiert Payne für sich, schon vor Aufkommen des Power Metals den Stil in diese Richtung entwickelt zu haben. Mit der Bandgeschichte bin ich nicht hinreichend genug vertraut, um das zu bestätigen, aber was man so in der Szene zu hören bekommt, scheint das zu bestätigen. Wenn noch irgendwas an CLOVEN HOOF mit der NWOBHM verbunden werden kann, dann ist das alles, was Joe Whelan macht. Ob das jetzt sein toller, kraftvoller Gesang ist (einem frühen Bruce Dickinson nicht unähnlich) oder seine klaren, fiedelnden, quietschenden Leads (das würde auch ein Dave Murray nicht anders oder besser machen). Genau so muss sich eine Leadgitarre anhören. Das geht gleich zu Anfang mit "Call Of The Dark Ones" los, das fast ansatzlos mit einem der übelsten Ohrwurm-Hooks beginnt, die ich kenne. Wer auf gelungene Einstiege steht, wird diesen Song lieben. Aber auch die übrigen Songs stehen dem in nichts nach, und die Soli lassen nichts zu wünschen übrig. Das kratzt, das quietscht, das schraddelt, das ist schnell, technisch anspruchsvoll und fährt sofort in den Nacken. Fetzig. Eine oder zwei Überraschungen hält der gute Joe dann auch noch bereit, wenn er z.B. kurz in Core-eske Shouts verfällt. Was zum heiligen Saint Fuckface war das? Reiht sich auf jeden Fall gut ein.

Die Rhythmus-Fraktion ist maßgeblich für den Power-lastigen Sound verantwortlich. Die kernige Rhythmusgitarre fällt sehr oft in mitreißende Galoppriffs. Als Fan von ICED EARTH stehe ich besonders auf diese Spielweise. Lee Payne und Jake Oseland unterlegen das ganze Gemisch mit einem schnellen Bass- und Drumteppich, der sich gewaschen hat. Jake verbringt viel Zeit mit beiden Füßen auf den Base-Pedalen, was in Verbindung mit dem Rhythmus-Riffing für ordentlich Druck im Magen sorgt. Die Produktion ist dabei leicht gitarrenlastig abgestimmt, aber ansonsten ausgeglichen. Vocals und Instrumente ergänzen sich gut, ich würde sagen, das Mixing entspricht einem guten, modernen Power Metal-Sound. Langsame Nummern gibt's zwischen den treibenden eigentlich nicht, auch wenn ruhige Parts eingeschoben sind, wie etwa bei "Premature Burial". Themenmäßig bewegen wir uns genau da, woher Payne & Co. bereits in den frühen 80ern ihre Inspiration bezogen haben. Das Böse, das Schlechte in jeder Ausprägung ist nach wie vor Lieblingsthema. Seien das jetzt Horrorfiction, Krieg, der Teufel oder dystopische Szenarien, das alles findet sich bei CLOVEN HOOF. Wenn man unbedingt einen Kritikpunkt anbringen möchte, dann kann man lediglich sagen, dass die Gitarrenmelodik der verschiedenen Songs nach einiger Zeit sehr vertraut klingt. Die mutmaßlich geringe Variation ist aber dem konsistenten Stil geschuldet.

Anspieltipps: Ganz klar "Call Of The Dead Ones", "Deliverance", oder auch "Valhalla"

Fazit

Lee Payne sagt, er sei stolz darauf, in einer Underground-Band zu spielen, die von Mundpropaganda lebt. CLOVEN HOOF waren immer schon ein Geheimtipp im Heavy Metal. Diesen Ruf bestätigen sie meiner Meinung nach mit ihrem neuesten Longplayer. Diese Männer müssen sich von niemandem etwas vormachen lassen. "Resist Or Serve" ist ein kraftvolles, treibendes Heavy Metal-Album mit starkem Power-Einschlag am oberen Ende des Gütespektrums. In diesen Dauerrotationskandidat sollte man unbedingt mal reinhören.

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