Burial Vault - Incendium

von Malte H.

Bewertung: 9/10

Cover Burial Vault Incendium

Na, da haben sich die Melodic Death Metaller von BURIAL VAULT ja ordentlich was vorgenommen. Gut ein Jahr nach ihrem Debüt "Ekpyrosis (Periodic Destruction)", das bei Kollege Sascha 7 von 10 Punkten abstauben konnte, legen die Papenburger mit "Incendium" direkt ihr zweites Album nach. Die Besonderheit am neuen Album ist, dass der Zweitling ein reinrassiges Konzeptalbum geworden ist, dem der dystopische Roman "Fahrenheit 451" von Ray Bradbury zugrunde liegt. Konzeptalben bringen stets ein gewisses Risiko mit, den Hörer im Konzept fangen zu müssen und das Songwriting auf die entsprechenden Thematiken auszurichten. Beides gelingt BURIAL VAULT auf "Incendium" mit Leichtigkeit.

Was unmittelbar zu Beginn auffällt, bevor man wirklich in das Album einsteigt, ist die erstklassige Produktion, die wie schon auf dem Debüt der Papenburger auf die Kappe von Jörg Uken (Soundlodge Studio) geht und einige Verbesserungen erfahren hat. Deutlich wuchtiger und härter schallen die Instrumente aus den Boxen, was der grundlegenden, düsteren Atmosphäre zugute kommt. Man merkt dem Material an, dass die Band dieses Mal deutlich mehr Zeit im Studio verbracht hat als noch zu Zeiten von "Ekpyrosis".

Neben dem Sound hat sich auch die Musik des Quintetts weiterentwickelt. Natürlich gibt es die bereits von den Demos und dem Debüt bekannten Elemente auch auf "Incendium" wieder. Das bedeutet, dass neben wuchtigen Blastbeats, ausgefeilten Melodien und Tempiwechseln auch der markante Gesang von Sänger Raimund Ennenga, der gekonnt zwischen tiefen Growls und schwarzmetallischen Screams hin und her wechselt, vorzufinden ist.
Hinzu gesellt sich der vermehrte Einsatz der Akustikgitarre wie bspw. in "Peculiar" oder "Fatal Accident". Der erstgenannte Song wartet zudem noch mit einer weiteren Neuerung auf: Sänger Raimund versucht sich an klarem Gesang - und das mit Erfolg. Auch Spoken Word Passagen ("Struggling Doubt") stellen kein Problem dar. Gibt es eigentlich was, was der Mann mit seiner Stimme nicht kann?
Cineastische Einlagen wie das Interlude "Prelude To Peripety" sorgen noch zusätzlich für die richtige Atmosphäre und es sind Momente wie diese, die dem Album so viel Leben und Dynamik einhauchen.
Ein großes Lob gebührt an dieser Stelle Hauptsongwriter Tobias Schaub, der einmal mehr seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt und dafür gesorgt hat, dass "Incendium" ein von vorne bis hinten schlüssiges und stimmiges Album geworden ist. Lückenfüller und halbherzige Songs sucht man vergebens. Die mehr als zwei Jahre Arbeit am Konzept und den Songs des Albums haben sich definitiv gelohnt. Hinzu kommt, dass von Drummer Immo Groeneveld, über den mittlerweile nicht mehr zur Band gehörenden Bassisten Amko Groeneveld bis hin zu den beiden Gitarristen Tobias Schaub und Alexander Petri jedes Bandmitglied sein Instrument bereits jetzt auf hohem Niveau beherrscht und sich dementsprechend in Szene setzen kann.

BURIAL VAULT haben sich definitiv viele Gedanken um die Umsetzung ihres Konzepts gemacht, was man jedem einzelnen Song anhört. Wie ein roter Faden zieht sich die Geschichte durch das Album und musikalisch wird für das eine oder andere "Aha"-Erlebnis gesorgt, wenn bspw. eine Melodie, die in vorherigen Songs auftrat, in späteren Songs wieder aufgegriffen und in einem anderen Kontext dargestellt wird. Ebenso werden gewisse Textelemente rezitiert. Durch diesen roten Faden verbinden sich die einzelnen Songs von "Incendium" zu einem großen Ganzen, das am Stück gehört werden möchte.
Zwar gehen einzelne Songs wie das tolle "Peculiar" oder der Ohrwurm-Hit "Catharsis" auch so gut ins Ohr, doch ihre Wirkung entfalten die Stücke nur im Kontext zum gesamten Album. Das sorgt dafür, dass "Incendium" viel Aufmerksamkeit vom Hörer verlangt, ihn dafür jedoch mit einer tollen Atmosphäre, Energie und einem gut ausgearbeiteten Konzept belohnt. Man wird förmlich dazu gezwungen, die Scheibe nach jedem Durchlauf nochmal von vorne zu starten.

Abgerundet wird das Album vom stimmigen Artwork Ben Boruckis, der sich u.a. auch für die Cover-Kunstwerke von namhaften Bands wie AGATHODAIMON und SUICIDE SILENCE verantwortlich zeigt.

Fazit

Man mag kaum glauben, dass "Incendium" erst das zweite Album von BURIAL VAULT ist. Mit viel Ideenreichtum, einer großen Portion Herzblut und tollem Songwriting liefern die Papenburger ein Album ab, das sich vor den Größen der Szene nicht zu verstecken braucht.
Die Ausarbeitung als Konzeptalbum ist den Jungs richtig gut gelungen. Sowohl der sich bietende rote Faden wie auch die Atmosphäre, die aufgebaut wird, sorgen dafür, dass man sich als Hörer ohne Probleme in die Gedankenwelt des Albums hineinversetzen kann.
Ein absoluter Pflichtkauf und eines der bisherigen Highlights in diesem Metaljahr.

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