Randale

von Sascha S.

Randale

Die letzte RANDALE-Scheibe “Randale Rock'n'Roll” (Review hier) ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen und hat mein Interesse an der Band geweckt. Lest hier nun das kleine, aber feine Interview mit Deutschlands erfolgreichster Kinderrockband.

Sascha: Wie kommt man eigentlich auf die Idee, Punkrock für Kinder zu machen?

Jochen: Naja, Eigentlich ist es ja insgesamt alles von Rock bis Pop, und von Metal bis Ska, und von Folk bis Punk. Wir wollen einfach eine Alternative für Eltern sein, die bei normaler Kindermusik und Blockflötenattacken schreiend weglaufen. Als wir uns 2004 gründeten, gab es in Bielefeld nix annähernd Vergleichbares. Irgendeiner muss es ja machen. Heute kennen wir RADAU und PELEMELE und DIE MUKKETIERBANDE und DEINE FREUNDE. Da gibt es einiges.

Sascha: Welcher „normalen“ Arbeit geht Ihr denn so nach? Von der Musik allein kann man doch nicht leben, oder doch?

Jochen: Also ich als Sänger, Autor, Booker und Manager der Band kann schon davon leben. Wir machen immerhin knapp 70-80 Gigs im Jahr. Da geht schon was. Unser Drummer Garrelt lebt zur Hälfte von Musik, den Rest bestreitet er als Autor im eisenbahnhistorischen Bereich. Basser Christian ist Grundschullehrer, und Gitarrist Marc macht so Seminare und Management-Trainings.

Sascha: Wo liegen die musikalischen RANDALE-Wurzeln? MOTÖRHEAD, RAMONES oder doch eher Reinhard Mey? Eure älteren Sachen haben eher einen metallischen Einfluss, oder irre ich mich da?

Jochen: Mit Reinhard Mey liegst Du gar nicht so falsch. Habe ich als Kind sehr viel gehört. Ansonsten geht es quer durch den Garten. Viel harte Gitarren von AC/DC bis SUICIDAL TENDENCIES, von QUEEN bis POLICE, von ÄRZTE bis HOSEN, von BEATLES bis ABBA. Marc hat lange in einer Hardcoreband gespielt, Christian viel Pop, Garrelt trommelt bis heute in einer AC/DC-Coverband. Und ich habe lange als Sänger bei den THIRTY DIRTY BIRDZ gesungen. Crossover!

Randale - Randale Rock'n'RollSascha: „Randale Rock'n'Roll“ ist ein sehr abwechslungsreiches Album geworden. Wer schreibt die Songs bei Euch? Werden die richtig erarbeitet, oder jammt Ihr einfach drauflos und guckt dann, was Ihr gebrauchen könnt?

Jochen: Also, ich schreibe die kompletten Texte und habe dabei oft schon Ideen für Melodien oder Arrangements im Kopf. Dann erarbeiten wir gemeinsam aus den Grundideen im Proberaum die Songs. Es gibt aber auch Titel wie "Bärenstark", die wir rund um einen gejammten Gitarrenriff gebaut haben. Am Ende ist jeder Song gespickt mit Ideen von allen.

Sascha: Wer kommt eigentlich wie auf die Texte, und warum? „Käpt'n Wurstsalat“ zum Beispiel hatte ich tagelang im Kopf...

Jochen: Die Texte fliegen mir manchmal einfach so zu. Ich sage immer zu meinem Jüngsten "Vorsicht, Käpt'n Wurstsalat", wenn er frech wird...eigentlich ging es vordergründig um einen Song über Superhelden...es ist ein echter Quatschsong geworden. So Helge-mäßig. Uns macht sowas total Spaß. Manche Songs sind aber schon mit einer Message versehen. Da ist auch wieder "Bärenstark" zu nennen. Der soll Kindern bei der Selbstbehauptung helfen.

Sascha: Ich habe Euch als eine Kinderversion der ÄRZTE bezeichnet. Passt das in etwa, was meinst Du?

Jochen: DIE ÄRZTE haben zumindest mich extrem beeinflusst. Ich bin Fan seit der ersten Stunde und habe die Band insgesamt 25 Mal live gesehen. Von daher freue ich mich über solche Vergleiche. Für mich heißt Punk immer auch, zu tun was man möchte, das passt hervorragend zu RANDALE.

Sascha: Wieso heißt Garrelts Schlagzeug eigentlich Ludwig?

Jochen: Das ist tatsächlich der Markename. Garrelt hat einen Deal mit Ludwig und spielt schon immer deren Drumsets.

Sascha: Wie sieht eigentlich ein normales RANDALE-Konzert aus? Läuft doch bestimmt alles ziemlich spontan ab, oder nicht?

Jochen: Schön, wenn es so aussieht. Es gibt schon eine Reihenfolge der Songs, die vorher feststeht. Da wird auch mal was umgeworfen, aber ein roter Faden ist wichtig. Dann gibt es zu jedem Song eine passende Ansage, und alles zusammen ergibt dann die Show. Aber da wird wenig eingeübt oder auswendig gelernt.

Sascha: Wie sieht denn der typische RANDALE-Fan aus? Gibt es den überhaupt? Das Publikumsalter ist doch so drei bis 70 Jahre, grob umrissen?

Jochen: T-Shirt Größe 116 bis 140 läuft am besten. Aber es gibt die Shirts von 104 bis 4 XL...das sagt alles über unsere Fans!

RandaleSascha: Welches Konzert ist Euch denn besonders in Erinnerung geblieben? Bei uns in Wittmund habt Ihr mal bei ca. 45 Grad gespielt, hab' ich gehört...

Jochen: Wir haben in den zehn Jahren jetzt fast 400 Shows gespielt. Höhepunkt war sicherlich unser erstes Berliner Konzert im Heimathafen Neukölln. Wenn an einem Sonntagmorgen um 11 Uhr über 500 Leute zu Deiner Show kommen und dafür Eintritt bezahlen, dann ist das echt umwerfend.

Sascha: Wundert Euch das manchmal selbst, wie gut die Songs bei den Kindern ankommen? Sind ja mitunter doch richtig krachige Stücke dabei.

Jochen: Schon, aber letztendlich ist es ja doch immer kindgerecht über den Zugang durch die Texte. Immer augenzwinkernd und nie sich selber zu ernst nehmend. Wir haben alle vorher mindestens zehn Jahre eher erfolglos Punk und Metal und alles gespielt. Wenn dann mal etwas so dermaßen abgeht wie RANDALE, dann ist man sehr glücklich und dankbar. Wir genießen es und wollen gerne noch ein paar Jahre weitermachen.

Sascha: Erzähl' uns doch mal etwas über Eure Videos. Vor allen Dingen „Der Hardrockhase Harald“ ist für mich schon richtig schwere Kost irgendwie.

Jochen: Die Videos gehören einfach dazu. Da gibt es ganz einfache wie "Tatütata", wo wir einfach nur moshend auf dem Feuerwehrwagen sitzen, aber eben auch aufwändigere wie den Hasen. Den hat übrigens Filmlegende Thilo Gosejohann mit uns gedreht. Jetzt arbeiten wir gerade mit Steffi Behrmann und Björn Gaus an einem Video zum Kinderzimmerpunk. Die beiden haben auch schon das Läuselied mit uns gedreht.

Sascha: Danke vielmals für die geopferte Zeit. Die letzten Worten gehören wie immer dem Delinquenten!

Jochen: Guckt Euch RANDALE live an! Das ist das Beste an der Band! Danke.

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