Promethean Fire

von Rüdiger Vinschen

Promethean Fire

Rüdiger: Hallo zusammen. Zeit, dass unsere Leser erfahren, wer PROMETHEAN FIRE sind. Stellt Ihr Euch bitte einmal kurz vor?

Georgi: Hallo und danke für das Interview! Wir sind fünf Jungs aus Kassel, die Spaß am Death Metal haben und sich eines Tages berufen fühlten, ihren musikalischen Beitrag dazu zu leisten.

Marco: Ganz recht, fünf! Aufmerksame Leser mögen bemerkt haben, dass es im letzten Review noch vier waren. Seit einigen Tagen bin ich aber mit dabei. Später wird’s dazu wohl noch ein paar Worte geben.

Rüdiger: Ihr kommt aus Kassel? Da denke ich metalmäßig am ehesten an REAPER, die Heavy Metaler aus den Achtzigern. Was geht sonst so bei Euch in der Richtung?

Georgi: Die hiesige Szene hat einiges zu bieten: vom Hardcore, den hier probenden RYKER'S, über Metal der Jungs von BURDEN OF GRIEF oder MY COLD EMBRACE, hin zu 80er Jahre-Bands, wie die inzwischen weit über deutsche Grenzen hinaus bekannten KISSING TIME. Auch an Nachwuchs ist hier einiges im Gange.

Marco: Die wohl aktivste Subszene nicht zu vergessen: Metalcore! In dieser Richtung sind viele noch unbekannte Bands aktiv, die jedoch einen regen Austausch mit Bands aus ganz Deutschland betreiben. In Eigenregie! Vorbildlich!

Rüdiger: Wie habt Ihr Jungs Euch gefunden?

Promethean FireGeorgi: Witzigerweise sind wir mittlerweile, nach einigen Exkursen, wieder in unserer Gründungsbesetzung aktiv, und hoffentlich bleibt's auch so! Da Sebastian aka Sepsis nach seinem Umzug aus dem Thüringer Land hierher einen musikalischen Ausgleich zu DISASTER KFW suchte, lernte er Daniel beim Laternenumzug mit den Kids kennen! Marco lernten wir über eine Internetannonce kennen, Carsten wurde uns von einem Musikerkollegen empfohlen. Ich wurde tatsächlich über eine Annonce im Internet "gefunden". Mittlerweile passt es bei uns so gut, dass wir auch privat sehr gut befreundet sind.

Marco: Genauer gesagt sollte ich ursprünglich die Rolle von Georgi übernehmen, war aber als Gitarrist einfach zu schlecht. Nebenher schrieb ich einen Text, der Sebastian gut gefiel, also wurde ich halt erstmal Bandschreiber. Und da nun letztlich keiner meine wirren Worte wiedergeben wollte, oder konnte, machten die Jungs mich kurzerhand zum Bandschreier. Was ich nun, nach einer längeren Pause, wieder bin.

Rüdiger: „Narkissos“ ist Eure erste EP, die Ihr komplett selbst produziert habt. Was war das Schwierigste dabei?

Georgi: Tatsächlich: die zeitliche Koordination. Da wir alle neben beruflichen auch familiäre Verpflichtungen haben, gestaltete sich die Terminabsprache zum Aufnehmen nicht ganz einfach.

Rüdiger: Hattet ihr Hilfe?

Georgi: Sicher! Man muss schon die Frauen hinter sich haben, wenn man es im Leben zu etwas bringen möchte.

Marco: Hehe, hinter jedem großen Mann steht eine noch größere Frau, oder so...

Rüdiger: Geht es für kommende Werke auf Labelsuche?

Georgi: Wir sind einem Label nicht abgeneigt, aber wir halten es für günstiger, wenn Labels auf uns zukommen.

Promethean Fire - NarkissosRüdiger: Erzählt mal ein bisschen über „Narkissos“. Was bekommen wir da zu hören, thematisch und musikalisch?

Georgi: Das Konzept der Texte von PROMETHEAN FIRE beinhaltet philosophische Interpretationen gesellschaftlicher Themen in häufig mythologischem Gewand. Die EP "Narkissos" zeigt drei thematisch verwandte Abhandlungen mit dem Thema Selbstverwirklichung. Während "Narkissos" zeigt, wie Narziss an seiner überirdischen Schönheit zugrunde ging, behandelt "Glory And Failure" die beiden Seiten des Erfolgs im Leben. "I Tan I Epi Tas" besagt: Handle mit Deiner ganzen Kraft, nur dann ist Dir der Erfolg gewiss. Das ist eine moderne Interpretation eines Jahrtausende alten Spruchs aus dem antiken Sparta, da die weitere Diskussion hier leider den Rahmen sprengen würde, sollten Interessierte das einfach mal googeln.

Marco: Richtig, oder man trifft sich mal auf einem unserer Gigs und wechselt ein paar Worte miteinander. Musikalisch bewegen wir uns, denke ich, in einem ziemlich weiten Rahmen. Auch wenn sich die Kernelemente eindeutig dem technischen und melodischen Death Metal zuordnen lassen, bedienen sich meine Mitmusiker auch an anderen Stilelementen, wenn es der Erzeugung der richtigen Atmosphäre dienlich ist.

Rüdiger: Ist das ein Querschnitt aus Eurem Repertoire? Da Ihr bereits Live-Erfahrung habt, denke ich mal, dass Ihr schon noch mehr Songs auf Lager habt. Wonach habt Ihr ausgewählt?

Georgi: Ja, musikalisch ist das tatsächlich ein Querschnitt unserer Palette, zudem passen die Songs textlich in ein gutes Konzept, wie vorhin angerissen.

Marco: Tatsächlich war es auch gar nicht so einfach, eine Wahl zu treffen. Allein dafür gingen schon mehrere Wochen drauf.

Rüdiger: Fasziniert die griechische Antike Euch insgesamt, oder gibt es jemanden in der Band mit entsprechendem Hintergrund?

Georgi: Beides. Ich bin Grieche und natürlich erfreut, diese Kultur per Death Metal in ein modernes Gewand zu verpacken. Die griechischen Themen unserer Band kommen tatsächlich aber ursprünglich von unserem Schreihals Marco, der einen entsprechenden philosophischen Background hat. Überhaupt ist das Thema "Das Feuer des Prometheus" ein Sinnbild in Kunst, Philosophie und Literatur, das auf höchst interessante Weise beschreibt, wie einerseits aus Macht auch Gefahr entsteht (wie z.B. Feuer), aber auch die Unabhängigkeit des Menschen durch Übernahme von Initiative und Verantwortung.

Marco: Die Figur des Prometheus findet sich in vielen ihrer Hauptaspekte auch in „modernen“ monothesitischen Religionen, aber auch in von der giechischen Gedankenwelt unberührten Glaubensformulierungen wieder. Immerhin hat er sowohl den Menschen erschaffen, als auch ihm den Weg zur Erkenntnis geebnet. Interessierte sind eingeladen, Georgi und mir bei einem kalten Bier und einer hitzigen Diskussion Gesellschaft zu leisten.

Promethean Fire

Rüdiger: Wird sich das Thema bei Euch in Zukunft auch weiter im Vordergrund bewegen?

Georgi: Definitiv. Wir denken schon seit geraumer Zeit darüber nach, ein Album folgen zu lassen, das sicherlich einige ältere und neuere philosophische Fragen aufgreifen wird. Ein heißer Kandidat hier ist zum Beispiel das Höhlengleichnis von Plato. Düster, spannend, intelligent.

Rüdiger: Habt Ihr schon genug Material zusammen, um an ein Album denken zu können?

Georgi: Ja, haben wir. Aktuell haben wir aber andere Prioritäten gesetzt, Live-Gigs und an Bekanntheit und Erfahrung gewinnen halten wir fürs Erste für angebracht.

Marco: Dazu soll in nächster Zeit auch ein Video zu einem der drei Songs auf der EP kommen. Welcher Song das wird, könnt Ihr zeitnah bei Facebook erfahren.

Rüdiger: Zur Musik selbst: wie erarbeitet Ihr die Arrangements, wie geht das Songwriting bei Euch vonstatten?

Georgi: Die meisten Ideen bringt Sepsis mit. Für gewöhnlich werden sie notiert und in der Band verteilt, wo sie, meist durch mich, nochmal so richtig auf den Kopf gestellt werden und auch so mancher Teil auf Nimmerwiedersehen rausfliegt oder andere hinzukommen. Der Prototyp reift dann über längere Zeit im Proberaum, wo meist noch monatelang hier und da geschliffen wird.

Marco: ...was meine Arbeit wiederum nicht einfacher macht. Ich versuche, in meinen Texten immer die musikalisch entstandene Stimmung aufzufangen und in Worte zu gießen, die für mich interessante Themen behandeln sollen. Mitunter kann genannter Reifungsprozess sich auf die Atmosphäre des Textes auswirken. "Narkissos" zum Beispiel hat drei Vorgängerversionen aufzuweisen.

Rüdiger: Habt Ihr Vorbilder, die Ihr in Eure Musik einfließen lasst?

Georgi: Man wird immer beeinflusst, bewusst oder nicht. Auch wenn wir strikt versuchen, unser eigenes Ding durchzuziehen, so werden wir die Musik nicht neu erfinden, so realistisch sollten wir da schon sein.

Promethean FireRüdiger: Ich meine auch teilweise, klassische Melodiebögen zu erkennen. Ist einer von Euch in der Richtung geschult?

Georgi: Wir haben keine klassische Musikausbildung. Jedoch sind Sepsis und ich, die beiden Songwriter, durchaus klassisch vorbelastet. Vor meiner Zeit als Gitarrist spielte ich als Kind viele Jahre Trompete in diversen Orchestern, da bekommt man schon einiges mit.

Rüdiger: Wie läuft’s insgesamt im Moment? Stehen Gigs an? Festivals, lokale Clubs?

Georgi: Unseren nächsten Gig bestreiten wir im Herbst im Dresdener Skullcrusher, einem Szeneclub mit viel Engagement für den Underground, und wir freuen uns schon wie blöd drauf, die Leute dort wiederzusehen! Festivals sind für die nächste Saison in Verhandlung.

Rüdiger: Was war denn bis jetzt Euer bester Gig? Möchtet Ihr darüber ein wenig erzählen?

Georgi: Den besten Gig kann man schwer herauspicken. Wir hatten auf jeden Fall tierisch Spaß im Skullcrusher, hier merkt man, dass die lokale Szene mit vollem Herzen bei der Sache ist. Aber auch beim Masters Of Cassel, das traditionell jährlich an Weihnachten stattfindet, waren wir sehr positiv überrascht, wie viele Leute es vorzogen, mit uns laute Feiertage zu verbringen, statt ein bedächtiges Fest zu Hause.

Marco: Nicht zu vergessen der Gig in Eisleben. Für mich persönlich einer der Besten, den wir je hatten.

Rüdiger: Letzte Frage: erzählt mal bitte Euer merkwürdigstes Erlebnis auf der und um die Bühne.

Georgi: Jeder Gig ist für sich schon bemerkenswert, und viele auch merkwürdig. Sicher bemerkenswert für uns war, als wir Weihnachten auf dem Masters Of Cassel spielten und unsere Familien mit den Kids im Publikum standen und eine außergewöhnliche Weihnachtsattraktion geboten bekamen…

Marco: ...und Kekse! Leckere Kekse!

Rüdiger: Vielen Dank an Euch und viel Erfolg weiterhin! Was möchtet Ihr unseren Lesern noch sagen?

Georgi: Herzlichen Dank. Wer möchte, kann im Netz einiges an Medien über uns finden und auch kostenlos in einige Songs reinhören, oder auch direkt Kontakt aufnehmen. Besten Dank an alle, die die Szene unterstützen!

Marco: Jawoll! Und wenn Ihr uns mal zufällig oder absichtlich über den Weg lauft, quatscht uns einfach an! Wir sind immer für Anregungen offen. Oder ein Bier.

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