Phalluskult

von Sascha S.

Phalluskult

Sascha: Moin, wie sieht´s aus bei Euch?

Phalluskult: Hi! Alles bestens soweit, können nicht klagen.

Sascha: Erzähl uns doch mal was über Eure Band. Wann wurde sie gegründet, von wem, wieso und warum der Name Phalluskult?

Phalluskult: Die Band gibt es jetzt seit Ende 2006, damals als Dreierformation gegründet. Carlo und Lucas sind seit Anfang an dabei, Tolga und Thomas kamen 2011 neu dazu. Daher unter anderem auch die recht lange Wartezeit, bis "Notaus" endlich rauskam. Zum Namen ist eigentlich nicht zu viel zu sagen, da dürfen die Leute gern auch weiterhin interpretieren, was sie wollen. Dass es sich bei uns nicht um dumpfen Porngrind dreht, sollte ja recht schnell deutlich werden, wenn man sich auch nur ein wenig mit Musik und Texten beschäftigt. Generell ist es als provokative Kritik zu sehen, wie so manche Bandnamen. Scheinbar ist ein deutscher Name aber direkt mal schneller zu vorverurteilen. Im Nachhinein ist es dann auch gerade dank dieser Provokation schon wieder eine Kritik am zu schnell urteilenden Denken so einiger Leute. Hat sich aber erst mit der Zeit so herausgestellt. Kritik-ception, quasi.

Phalluskult - NotausSascha: „Notaus“ ist in meinen Ohren ein ziemlicher Brecher. Wie zufrieden seid Ihr mit dem Teil?

Phalluskult: Am Ende doch sehr zufrieden. Der finale Mix hat nochmal einiges an Wucht reingebracht, und die Songs sind ja schließlich auch jahrelang gereift, entsprechend wurde auch noch bis zum Ende hier und da gebastelt. Mit dem Gesamtergebnis können wir uns alle bestens identifizieren und können sagen, dass es unsere Musik ist, so wie wir es haben wollten.

Sascha: Wer hat die Scheibe eigentlich aufgenommen und gemixt?

Phalluskult: Das ist in Coburg im Fortefortissimo Studio bei unsrem guten Freund Andre Hofmann passiert. Da hatten wir einerseits sehr freie Hand und konnten uns andererseits sicher sein, dass der Sound so sein würde, wie wir ihn gerne hätten. Der ein oder andere produktive Input kam dabei natürlich auch zustande, nachdem wir nach den Jahren doch schon eine leichte Betriebsblindheit hatten…

Sascha: Ich habe in meinem Review „Notaus“ als musikalischen Stinkefinger bezeichnet, kommt Ihr damit klar? Wollt Ihr provozieren oder eher zum Nachdenken anregen...oder beides?

Phalluskult: Das beschreibt so ziemlich das Konzept hinter der Band und ist wohl eine bessere Antwort auf Deine zweite Frage als unsere. Also wie bei unserem Namen geht es in den Texten auch darum, provokant Kritik zu verschleudern, aber eben im Optimalfall nicht, um rumzujammern oder den Moralapostel zu spielen, das steht uns schließlich nicht zu. Aber wenn der eine oder andere sich kritisch mit den Inhalten auseinandersetzt und anfängt, sich dazu Gedanken zu machen, ist eigentlich schon alles erreicht, was wir wollen. Man muss sich aber halt auch darauf einlassen können, Meinungen in musikalischer Form um die Ohren geschleudert zu bekommen. Hirn abschalten ist jedenfalls nicht angesagt, und als musikalischer Stinkefinger können wir dann auch wirklich ausgezeichnet leben.

Sascha: Einige der Songs sind schon etwas älter. „Schreibtischpanzer“ zum Beispiel ist kurz nach der „Filet Wellington“ Zeit geschrieben worden richtig?

Phalluskult: Schreibtischpanzer gehört jedenfalls zu den Songs, die noch in alter Besetzung, kurz nach der "Filet Wellington", geschrieben wurden, ja. Wie so etwa ein Drittel der "neuen" Songs. Der Rest ist dann nach und nach entstanden, und am Ende kamen auch noch die Texte dazu. Zwischen Lied-/Arbeitstitel und Text liegen dann tatsächlich teils knapp fünf Jahre.

Sascha: Woher kommen die Ideen zu Euren Texten?

Phalluskult: Eigentlich reicht es, ein Medium nach Wahl zu öffnen, grob zu überfliegen und schon hat man genug gesehen, worüber man sich auskotzen kann. Auskotzen ist vielleicht auch der Punkt im lyrischen Konzept. Keinesfalls belehren, sondern auskotzen, was einen ankotzt, und vielleicht andere zum Mitkotzen anstecken. Aber jedenfalls ist es ja Tatsache, dass es unendlich viele Themen gibt, über die wir in Zukunft schreiben können. Auch, weil es für alle immer einfacher wird, der breiten Masse Missstände aufzuzeigen. Die muss sich dafür nur noch öffnen. Aber wenn man nicht mit riesigen Scheuklappen durch die Straßen läuft, wird man auch auf genügend Dinge stoßen, die auf "Notaus" thematisiert sind.

PhalluskultSascha: Was ist Deiner Meinung nach der größte Unterschied zwischen „Filet Wellington“ und „Notaus“? Alleine wenn man sich die Titel ansieht, scheint Ihr einfach erwachsener geworden zu sein...

Phalluskult: Die Titel und Texte sind sicherlich direkter geworden und auch seriöser, aber ganz einfach mit stumpfen Parolen wollen wir dann auch nicht um uns werfen. Sonst wäre ja auch kein Spielraum mehr für die Hörer, alles zu hinterfragen und zu interpretieren. Mit den Jahren wird man aber schließlich doch älter und die Sicht auf Dinge verändert sich, wird vielleicht radikaler, vielleicht aber teils auch gemäßigter. Und wir haben gelernt, dass die Ironieresistenz generell doch ziemlich groß ist. Beim Vorgänger ging der Sinn daran manchmal leider doch kaputt, das wollten wir jetzt ändern, ohne aber den Stil vollkommen über Bord zu werfen. Die Band wurde damals sowieso eher als "Witz" gegründet, was sich durchaus auch auf "Filet Wellington" so raushören lassen sollte. Trotzdem sind auch auf der alten Platte einige Songs, die es ohne Probleme auf "Notaus" geschafft hätten. Und der anfängliche Witz hat sich eben in etwas ernsteren Spaß gewandelt. Musikalisch haben wir nen Zacken Metal rausgenommen und durch Crustpunk ersetzt, den Grind dabei belassen, und somit hat sich der Stil in eine Richtung verschoben, die einfach das logische Ergebnis unserer musikalischen Einflüsse ist. Das mit der Zusammensetzung der Musik aus den drei Genres sieht aber jeder anders, wie man in den bisherigen Reviews gut lesen kann. Umso besser.

Sascha: Erzähl uns mal was über Unundeux. Wer, wie, was ist das?

Phalluskult: Unundeux ist das Label, das sich netterweise dazu bereit erklärt hat, seinen teuren Namen auf unser Album zu drucken. Entstanden ist das Label, weil die JaKas keinen Bock mehr auf andere Labels hatten und lieber ihr eigenes, unabhängiges Teil haben wollten. Für uns ist das ein Glücksgriff, weil wir absolut freie Hand haben und uns durch die Zusammenarbeit gut in der Sache unterstützt fühlen. Wenn die Platte jetzt noch ein wenig besser in deren Shop läuft, haben sie sicher bald auch den Whirlpool in der Firmenzentrale finanziert (und laden uns dann zur Einweihung ein).

Sascha: Ihr habt knapp über 200 Facebook-Likes. Dürften es mit dem neuen Release jetzt wohl mehr werden? Interessiert Euch das überhaupt?

Phalluskult: Das ist bei uns im Wesentlichen Mittel zum Zweck. Man erreicht schnell und einfach Leute und kann Neuigkeiten verbreiten. Die 200 Leute kriegen die dann bequem aufs Silbertablett gelegt und müssen nicht irgendwelche Homepages durchforsten. Insofern vor allem für die "Fans" eine bequeme Lösung, ob das nun aber 50 mehr oder weniger werden, ist doch extrem egal. Davon kann man sich auch kein Jacuzzi bauen. Will man da wirklich neue Leute erreichen, müsste man zahlen, und dazu wird es sicherlich nicht kommen. Die Veröffentlichung von "Notaus" hat sich bisher nicht wirklich spürbar auf die Zahl der Likes ausgewirkt, da hast du nach jedem gespielten Konzert ein deutlicheres Signal.

Sascha: Wo liegen Eure musikalischen Wurzeln? NAPALM DEATH, NASUM, DOOM?

Phalluskult: Gut eingeschätzt, NAPALM DEATH und NASUM sind tatsächlich große Einflüsse. Aber auch CARCASS kann man da gut nennen. Oder EXHUMED, IMPALED, MASTIC SCUM, ENTOMBED, TOTENMOND… Da gibt es eine ganze Reihe an Inspirationsquellen.

Sascha: Habt Ihr noch Shows zu spielen dieses Jahr? Könnte mir vorstellen, dass grade Live die Songs richtig ballern...

Phalluskult: Ein paar sollten noch kommen, leider bisher zu wenige. Wir arbeiten aber dran. Bestätigt sind bisher nur eine Festivalshow auf dem Bonebreaker bei Schweinfurt und ein Konzert in Wunsiedel. Aber wegen uns können da gerne noch einige dazu kommen, wir stehen nämlich auch lieber auf der Bühne als im Proberaum. Und wenn ich an so manche Party denke, die wir im letzten Jahr live gefeiert haben (allen voran die Cantina-Show am Grind the Nazi Scum), fängt es direkt an zu kribbeln und man möchte nur noch raus und spielen…

Sascha: Wo geht die Reise hin? Müssen wir jetzt erneut sechs Jahre auf ein neues Release warten?

Phalluskult: Geplant ist das nicht, aber da konkrete Abschätzungen zu machen, ist natürlich auch nicht möglich. Ideen für neue Songs und auch neue Texte gibt es schon, wir werden da sicher bald an neuem Material basteln. Ich sag aber mal, dass es nicht 2020 wird, das wäre schon erschreckend. Ansonsten soll die Reise aber wirklich erstmal ein wenig durch Clubs gehen, das Album vorstellen und neue Leute erreichen. Aber wir haben kein anvisiertes Ziel vor Augen.

Sascha: Danke für die geopferte Zeit. Die letzten Worte gehören Euch...

Phalluskult: Danke für das Interview und das Review! Und auch für die letzten Worte, die wollten wir schon lange haben!

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Zum Review von "Notaus"

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