Parity Boot

von Sascha S.

Parity Boot

Sascha: Moin auch. Bevor wir loslegen, stellt Euch doch bitte kurz vor. Wer oder was ist PARITY BOOT überhaupt?

Thias: Moinsen. Thias hier! Wer ist einfach: Dave (Guitars), Jörg (Bass), Jakob (Drums) und ich (alles andere). Beim "Was" tun sich alle immer irgendwie schwer - heute würde ich sagen, Industrial Thrash Metal, um mal random 'ne Schublade aufzumachen. Laute Gitarren auf'm SciFi-Schrottplatz trifft's vielleicht auch ganz gut.

Sascha: Seit wann gibt es PARITY BOOT eigentlich, und wie kamt Ihr auf den Bandnamen?

Thias: Lang lang lang ist's her. Ich meine, dass der Name zum ersten Mal 1996 auf 'nem Plakat auftauchte - da war ich 15... Damals war das Ganze noch eher Alternative Metal, aber ich hatte schon angefangen, mit Synths und Samples rumzuspielen. Der Name stammt von einem damals sehr verbreiteten Computervirus. Gerade mal nachgeschaut, laut Wikipedia war der 1996 "mit bis zu 36% lange Zeit der am weitesten verbreitete Virus". Mich hat diese Verbindung von Organischem und ElektrischeM damals schon sehr fasziniert (System Shock, anyone?) - ein elektrischer Virus, handgemachter Metal mit Samples und Synths, das passt. Dass einige lokale Veranstalter beim Verbreiten ihrer Plakate die Autokorrektur anließen und wir auch mal als Party Boot angekündigt wurden, konnte ja keiner ahnen.

Sascha: Ihr hattet kürzlich einige Veränderungen in der Band, stimmt das?

Thias: Ja, Dominik hat 2013 den Dienst an den Drums quittiert. Das war ein seltsames Gefühl, wir standen mit 12 Jahren das erstem Mal zusammen auf der Bühne - und haben seitdem 20 Jahre lang alles Mögliche an Musik ausprobiert. 2012 war ein schwieriges Jahr, für unsere Verhältnisse viele Gigs, aber leider auch sehr viel Frustration. Danach haben wir uns fast ein Jahr Auszeit gegönnt - und dann saßen wir da so bei Kaffee und Kuchen und stellten fest, dass er sich musikalisch als Drummer nicht mehr im Metal sieht. Wir sind immer noch gut befreundet, aber es war Zeit für was Neues.

Auf jeden Fall war klar, dass es schwer werden würde, einen Ersatz zu finden, ich verweis' hier mal auf seine Arbeit auf dem Album. Ich hab' mir dann gesagt: okay, ich such' jetzt 'n halbes Jahr - und vielleicht war's das dann einfach. Zwei Wochen später sitz' ich auf 'ner Party neben irgend 'nem Typen auf'm Sofa - und kurz bevor ich abhaue, stellt sich raus: Jakob, Drummer. Und 'nen Monat später stehen wir zusammen im Proberaum, und er nailed die Songs. Fuck yeah! Mit Jakob zusammenzuarbeiten, macht hart viel Spaß, und ich fordere ihm so einiges ab...

Sascha: Ihr habt eigentlich durchweg immer gute Kritiken bekommen, wieso kennen Euch so wenige Leute? Warum habt Ihr in 16 Jahren Bandgeschichte nicht bereits mehr veröffentlicht und seid reich und berühmt?

Thias: Sagen wir's mal so: wir haben's nicht so mit Marketing und Booking. Und Plattenfirmen haben's nicht so mit Nischenmetal. Das fängt schon bei den Veranstaltern an: "Hmm, womit können wir Euch denn spielen lassen?" - "Das ist ja schon speziell..." - als Death Metal Band kannste gefühlt an jeder Ecke spielen, da wissen alle, was man bekommt (und zwar auf die Fresse! :-D). Dabei zeigt die Erfahrung bei Live-Konzerten: 90% der Besucher und Deine Mama finden's geil. Egal, ob danach Metal oder [insert-random-Genre] gespielt wird. Wir haben - trotz einiger Versuche - auch nie jemanden gefunden, der uns Booking-technisch unter die Arme greifen konnte. Wir sind keine "Hier, hier, ich! Ich!"-Typen - und so sind wir verdammt in den Underground...

Was die lange Bandgeschichte angeht: Es gab ja noch die eine oder andere Demo/EP/Tape (!), aber da musste man schon genau wissen, an welcher Tür man klingeln musste, um 'ne Kopie zu bekommen. Ich schreib' die Songs ja im Prinzip im Alleingang und probier' in allen möglichen (auch nicht-Metal) Richtungen rum, und es war ein langer musikalischer Findungsprozess - unterbrochen von Trivialitäten wie Studium, etc. - der letztendlich dann zu "Into Nothing" geführt hat. Das Album ist quasi das Fazit der ganzen vorherigen Jahre (und alles in Eigenproduktion - anders wäre das Album so auch nie möglich gewesen).

Parity Boot - Into NothingSascha: Ich hab' ja grad erst ein Review zum Album „Into nothing“ verfasst und war ziemlich begeistert (wie man lesen kann). Wie seht Ihr das Album nach all den Jahren? Seid Ihr immer noch zufrieden damit?

Thias: Erst mal, wir haben uns sehr über das Review gefreut, man darf nicht unterschätzen, wie motivierend sowas ist! Ich bin mit dem Album immer noch sehr happy, auch wenn ich's heute etwas anders produziert/gemischt hätte... Aber das ist auch gut: Weiterentwicklung und so. Wie schon geschrieben: das ist das Ergebnis einer langen Reise - ich bereue nix. Das wird mit dem nächsten Album hoffentlich auch so - nur ohne zehn Jahre Wartezeit...

Sascha: Auch, wenn es wahrscheinlich mittlerweile nervt, aber erzählt doch noch mal kurz die Story zum „Into Nothing“-Video. Das war eine Abschlussarbeit, richtig? Was wolltet Ihr mit dem Video ausdrücken?

Thias: Das Video ist die Abschlussarbeit unseres damaligen Gitarristen Eike. Drei Monate bei Wasser und Brot auf 12 m². Ein ziemliches Monsterprojekt... Viele Songs auf dem Album setzen sich mit Angst, Depressionen und dem oft passiven Umgang damit auseinander. Der Song nimmt ausnahmsweise mal die aktive Position ein - mit wehenden Fahnen ins Verderben, und alle kommen mit! Das Video zeigt die Vorbereitung, den Aufbruch, den Willen, diesmal die Fäden in der Hand zu halten - nur, um am Ende festzustellen, dass alles eine Einbildung bleibt.

Sascha: Wie sieht's aus mit neuem Material? Kommt demnächst was Neues?

Thias: In der Tat, wir haben tatsächlich mit Drumrecordings angefangen. Wir haben schon seit einiger Zeit drei bis vier neue Songs im Live-Programm, plus weitere, die wir in den letzten Monaten ausgearbeitet haben. Es fehlen aber noch ein oder zwei Songs für ein ganzes Album - da sind wir ehrlich gesagt aber auch sehr Old School. Wir hätten ja auch schon vor zwei bis drei Jahren 'ne EP machen können - aber EPs sind Scheiße. Nicht Fisch, nicht Fleisch. Also entweder Album, oder nur einzelne Downloadtracks. Letzteres ist zwar die deutlich cleverere Variante (Content! Content! Wir brauchen Content! Und immer schön Alarm schreien!) - aber ich mag Musik, die einen eigenen Rahmen hat.

Ehrlich gesagt, wenn's nach der Musikindustrie geht, sind wir natürlich schon lange gefühlt scheintot - ich hätte mir auch gewünscht, dass wir das Album früher gemacht hätten. Aber wie oben schon gesagt: Besetzungskarussell, Live-Konzerte-/Frustration, Auszeit - schwupps, drei Jahre verbrannt. Aber wie's aussieht, gehen die Aufnahmen im Dezember weiter, und 2015 kommt dann ein neues PARITY BOOT-Album. Das ist dann wieder ein Fazit. :-D

Sascha: In welcher Verbindung stehen PARITY BOOT zum Wacken Open Air? Ihr habt den Song zum 2009er Trailer beigesteuert, wie ich gesehen, bzw. gehört habe... gespielt habt Ihr dort auch schon, oder irre ich mich da?

Thias: Wir waren vor Jahren (2005) Vorrundensieger für Niedersachsen im Wacken Metal Battle. Daraus hat sich eine Zusammenarbeit mit Enno Heymann von Enorm Music ergeben, der hat das damals dann auch mit dem Trailer in die Wege geleitet. Einer der wenigen Lichtblicke im Kontakt mit der Industrie, an dieser Stelle nochmal einen lieben Gruß und Dankeschön an Enno! Auf's Wacken selbst haben wir's noch nicht geschafft, aber immerhin über den gleichen Weg auf's "Wacken Rocks Seaside" und "Wacken Rocks North". Ich hab' Beweis-T-Shirts!

Sascha: Wo liegen Eure musikalischen Wurzeln, und was meinst Du, hat bei Eurem Sound den meisten Einfluss gehabt? Es werden immer FEAR FACTORY genannt, aber ich finde, da gibt's noch einiges mehr...

Thias: Hm, offensichtlich dürfte STRAPPING YOUNG LAD sein. "Heavy as a really heavy thing" hab' ich mit 14 Jahren in die Finger bekommen und nicht mehr losgelassen. Das prägt. FEAR FACTORY fand ich hingegen immer doof. Naja, ausser "Linchpin" - aber ich glaub', da steh' ich auch eher allein. ;-) Ansonsten waren die Jahre von Bands wie CROWBAR, DIE KRUPPS, SOILWORK, ATARI TEENAGE RIOT oder TOOL geprägt. Ziemlich wilde Mischung eigentlich.

Sascha: Gibt es eigentlich die Möglichkeit, PARITY BOOT-Shirts zu erstehen? Oder auch die CD, wo bekommt man die eigentlich noch?

Thias: Shirts bekommt man bei unseren Konzerten oder online - zur Zeit nur via Facebums, die Homepage wird gerade etwas länger überarbeitet. CDs - am besten auch direkt bei uns, gern auch im Super-Duper-Sparbundle. Aber auch your local Plattendealer sollte die CD noch ordern können. Und im schlimmsten Fall halt Amazon. Übrigens: wir verdienen tatsächlich was an einer verkauften CD. Noch 1000 Stück, und wir sind aus'm Minus raus! Go go go!

Sascha: Danke für dieses Interview und auch dafür, dass Ihr auf unserem WTM IV spielen werdet! Freu' mich riesig!

Thias: Dito. Und vielen Dank für die Einladung! Wir werden Euch gepflegt wegballern.

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