Namrasit

von Rüdiger Vinschen

Namrasit

Heute haben wir für Euch Lesestoff von den Papenburger Black Metalern NAMRASIT, die zweite der fünf Bands, denen Rüdiger auf dem Leinetreff am 31. Mai (hier der Bericht dazu) mit seinen Fragen auf den Geist gegangen ist. Nicht nur hatten die fünf den weitesten Anreiseweg unter den Bands, auch bekam Gitarrist Dave an seinem Geburtstag ein "Heavy Birthday" der besonderen Art. Was denken NAMRASIT über den Leinetreff, den Underground und Gitarristen? Findet's raus!

 

Rüdiger: Hallo Leute! Die Reste vom Corpsepaint sind noch nicht ganz weg, der Eindruck ist noch frisch: seid Ihr zufrieden mit der Show?

Dave: Zufrieden sind wir voll und ganz mit der Show, größtenteils. Ein paar kleine Patzer hatten wir wohl.

Rüdiger: Das hat man gemerkt, bei dem einen Song habt Ihr keinen so glücklichen Eindruck gemacht.

Dave: Ja, der ist neu. Und wir sind prinzipiell den Drei-Monitor-Sound gewohnt, da bekommt man etwas mehr Feedback.

Rüdiger: Hattet Ihr jetzt nur einen?

Dave: Ja, wir hatten nur einen, und da hat man eigentlich nur Gesang gehört. Normalerweise kennen wir das, dass wir uns alle hören. Das ist gerade bei dem Song wichtig gewesen.

Rüdiger: Das war eine sehr technische Sache, ja?

Jannis: Das war auch ein Fehler von uns, dass wir die eine Gitarrenbox nicht nach innen gedreht haben. So konnten wir nur seine Gitarre hören, und die andere Box hat weiter nach außen gestrahlt.

Malte: Die Bühnenakustik war für uns nicht ideal.

Jannis: Aber man kann hier auch nicht Perfektion verlangen, das muss man mal sagen. Das ist in meinen Augen sehr gut veranstaltet und organisiert worden. Da kann man nicht meckern.

Rüdiger: Fandet Ihr das Publikum denn gut?

Heiko: Jaaa. Sind alle sehr nett hier.

Jannis: Ja, definitiv.

Rüdiger: Glaubst Du, das „Happy Birthday“ hätte noch böser ausfallen können?

[Gelächter]

Dave: Böser geht immer.

Jannis: Das nächste Mal nehmen wir einen Pitch Shifter mit und drehen das ganz tief runter.

NamrasitRüdiger: Ihr seid ja so ziemlich zur Hälfte neu besetzt. Ich hab schon gehört, dass die Musik seitdem einen Death-Einschlag bekommen hat. Auch was für Mucke können wir uns jetzt in Zukunft gefasst machen?

Dave: Es ist immer noch Black Metal. Den Stil werden wir so ungefähr behalten, denke ich. Die Atmosphäre wird aber schon anders.

Heiko: Brutaler.

Jannis: Es sind einfach nicht mehr dieselben Songwriter.

Heiko: Wir werden uns von der Musik her weiterentwickeln.

Rüdiger: Wie sieht’s mit Aufnahmen aus?

Dave: Wir machen zu Hause bei mir die Aufnahmen und lassen sie von einer gekonnteren Hand mixen.

Rüdiger: Seid Ihr da auch bei Jörg Uken?

Dave: Wir werden mal schauen, wen wir uns da aussuchen, das wissen wir noch nicht. Die Songs, die wir so haben, versuchen wir wie gesagt bei mir aufzunehmen, je nachdem, wie das mit der Zeit hinkommt. Wenn wir damit fertig sind, schauen wir uns dann nach einem Mischer um, der das dann auch alles gut abmischt.

Rüdiger: Wenn Du hier Gitarre spielst, fühlt Du Dich dann bei BURIAL VAULT mit einem Viersaiter unterfordert?

Dave: Naja, das kommt drauf an. Es kommt vor allem nicht darauf an, was man auf der Gitarre zu tun hat, sondern wie man das Gesamtpaket unterstützt. Jeder hat seine eigene Aufgabe.

Jannis: Bass und Gitarre sind gar nicht so ähnlich, wie viele das vielleicht meinen. So sehe ich das zumindest, ich spiele nebenbei auch ein bisschen Bass.

Rüdiger: Ja, ich fand das auch ungewöhnlich, Dave, dass Du hier Gitarre und in der anderen Band Bass spielst.

Dave: Ich habe ja bei NAMRASIT mit der Gitarre angefangen. Bei BURIAL VAULT bin ich erst später eingestiegen.

Rüdiger: Wie kommt man denn dazu, einen Gitarristen zu fragen, ob er Bass spielen will?

Heiko: Jeder Gitarrist kann eigentlich auch Bass spielen.

Jannis: Nur das Feeling ist komplett anders.

Heiko: Ja, ich spiele auch ein bisschen Gitarre, und was man da spielt, ist eigentlich grundverschieden. Zu 100% kann man das nicht vergleichen.

Jannis: Die Bauweisen sind auch unterschiedlich.

Dave: Man muss sich auch für jedes Instrument von neuem in den Groove reinfinden. Auf der Gitarre haut man viele kratzige Sachen raus, beim Bass spielt man mehr groovige Sachen. Man muss sich überlegen, wie man die anderen Instrumente am besten begleitet, setzt dazwischen vielleicht noch die eine oder andere Melodie.

Heiko: Das kommt auch immer darauf an, wie einem der Song und die Musikrichtung zusagen.

NamrasitRüdiger: Ist es da schwierig, umzuschalten?

Dave: Das kommt darauf an. Es gehört einfach viel Übung dazu, nicht verwirrt zu sein, wie viele Saiten man jetzt gerade hat.

Rüdiger: Wie war’s denn für Euch stimmungsmäßig als einzige Black Metal-Band?

Jannis: Es waren schon ziemlich viele Leute da.

Dave: Wir hatten einen sehr positiven Eindruck und bekamen auch gutes Feedback. So wirklich unwillkommen fühlt man sich natürlich nicht hier. Das ist eine der wärmsten Catering- und Wohlfühl-Stimmungen überhaupt.

Rüdiger: Ist der Gig hier eher ungewöhnlich, oder habt Ihr häufiger solche Anfragen?

Dave: Für NAMRASIT ist das jetzt das erste Mal, dass wir auf so einem kleinen, privaten Festival spielen. Das kann man aber ruhig öfter machen, finde ich. Die Atmosphäre ist cool.

Rüdiger: Würdet Ihr sagen, dass Leute aus der Szene mehr Mut haben sollten, kleinere Bands zu fragen, ob sie mal bei sowas spielen sollen? Ist das für den Underground wichtig?

Heiko: Auf jeden Fall.

Dave: Ja.

Jannis: Ich glaube, früher ist das üblich gewesen, heutzutage nicht mehr so.

Rüdiger: Bei uns in Ostfriesland spielt sich ja das meiste in den Jugendzentren ab.

Jannis: Ja, wobei da auch relativ große Konzerte geplant werden. Demnächst spielen ja zum Beispiel POSSESSED in Moormerland.

Heiko: Da spielen auch weit bekannte Bands.

Jannis: Oder CATTLE DECAPITATION. Ich bin immer noch der Meinung, dass die das Phönix auseinanderreißen werden.

Rüdiger: Aber Ihr sagt, mehr private Sachen dürften auch ruhig dabei sein? Glaubt Ihr, andere Bands haben da auch Bock drauf?

Malte: Definitiv.

Jannis, Ja, durchaus. Wenn man eine Chance hat, aufzutreten, dann sollte man die auch nutzen.

Heiko: Wenn man die jüngeren Bands nicht fragt, kommt auch irgendwann nichts mehr nach. Die größeren Bands hören ja auch irgendwann auf.

Rüdiger: Profitiert Ihr von Bandportalen im Internet?

Dave: Das ist immer sehr schwer, gerade im Internet. Gerade wenn man so jung und klein ist wie wir, ist es immer sehr schwer, einen Auftritt weiter weg zu bekommen, in Thüringen jetzt zum Beispiel, weil es überall so viele Bands gibt und man als Veranstalter natürlich lieber unbekannte Bands aus der eigenen Gegend holt, um nicht so viel Spritgeld zu zahlen.

Malte: Um mal beim Beispiel Thüringen zu bleiben, ist da auch unser Bekanntheitsgrad lange nicht so hoch wie in Niedersachsen. Hier haben wir jetzt mal Glück gehabt.

Dave: Für jede jüngere Band ist das das Beste, was man machen kann, ein Sprungbrett zu suchen, um weiterzukommen.

Malte: Damit man seinen Radius mal erhöht.

Heiko: Man muss halt Glück haben, dass man von irgendwem entdeckt wird, dem das gefällt. Das muss alles zusammenkommen, und das passiert nicht so oft.

Dave: Bei BURIAL VAULT war zum Beispiel das Sprungbrett, dass sie vor ein paar Jahren, vor meiner Zeit, einen Gig in Bielefeld gespielt haben, und da war auch der Labelchef von Apostasy Records, der Tomasz, und hat zu der Zeit gerade das Label aufgebaut. Er hat BURIAL VAULT dann gesehen und sich gedacht, dass die wohl gut bei ihm reinpassen würden. Das ist eben dieses Zusammenspiel von Leuten, die genau diese Musik mögen und den Bands, die zu bestimmten Gelegenheiten spielen.

Namrasit

Rüdiger: Macht Ihr Euch manchmal Sorgen, dass Ihr im Underground versauern könntet, dass Euch irgendwann kaum noch einer hört?

Dave: Ja, natürlich. Das ist die größte Sorge einer kleinen Band, dass man nie wirklich rauskommt aus seinem Kaff.

Jannis: Es kommt aber auch immer darauf an, welche Prioritäten sich eine Band setzt. Es kann ja auch sein, dass sie nicht mehr machen wollen und dass sie einfach nur darauf Lust haben, Musik zu machen.

Heiko: Der Spaß an der Musik, der muss halt immer bleiben. Es darf am Ende nicht so sein, dass Du sagst „da ist jetzt schon wieder so ein Auftritt, aber da habe ich gar keine Lust zu“. Man muss immer die Lust dabei behalten und sich dafür einsetzen.

Rüdiger: Ich merke, bei Euch ist es eher so, dass Ihr Bock an der Mucke habt. Ihr nehmt Euch auch nicht zu ernst, oder? Auch, wenn man den Stil berücksichtigt? Black Metal ist Krieg?

[Gelächter]

Dave: Black Metal ist schon ´ne geile Sache. Trotzdem vertreten wir das nicht, dass wir auch in der Öffentlichkeit, zum Beispiel mit Fans, die ganze Zeit nur grimmig und finster sind. Wir sind nette Leute, sagen wir’s so.

Rüdiger: Klasse, vielen vielen Dank für das Interview! Wollt Ihr den Lesern von Reaperzine.de noch was mitgeben?

Dave: Ja Leute, falls Ihr Lust habt, bei uns so richtig reinzuhören, solltet Ihr unbedingt mal unsere Facebook-Seite besuchen und liken. Da werden wir immer alles veröffentlichen, was bei uns so anliegt.

Heiko: Danke für Euer Interesse und bleibt heavy!

Zurück