Moridigan

von Sascha S.

Moridigan

Sascha: Moin Männer! Stellt Euch und Eure Band doch zu Beginn einmal kurz vor.

Lommer: Moin zusammen, mein Name ist Lommer und ich bin der Bassist und mittlerweile auch der Zweitsänger von MORIDIGAN.

Sascha: Was genau ist MORIDIGAN eigentlich? Wo kommt der Name her? Seit wann gibt's die Band?

Lommer: MORIDIGAN ist eine Supreme Death Metal-Band aus Hannover und wurde 2009 gegründet. Damals hat sich die Band aus Marco und Stefan zusammengestzt, da sich ihre vorhergegangenen Band KREON leider auflösen musste. Den Sängerposten hat damals Arne übernommen, da sich die drei von Gigs her kannten. Das sind die drei Gründungsmitglieder, seit 2009 mussten wir leider den einen und anderen Besetzungswechsel verkraften, da die ehemaligen Mitglieder aus beruflichen Gründen der Band den Rücken kehren mussten. Ich selbst bin seit 2012 dabei, und seit Juni 2015 haben wir unseren neuen zweiten Gitarristen Simon mit an Bord. Der Name leitet sich von einer römischen Inka-Göttin ab, die im alten China die Bedeutung des Bruttosozialproduktes verkörperte. (lacht) Nein, Spaß beiseite. MORIDIGAN ist ein Kunstname und hat keine genaue Bedeutung. Er steht für die Musik, die wir fünf machen, und aus wie vielen unterschiedlichen Genres und Metal-Epochen wir kommen.

Sascha: Ihr mögt SUFFOCATION, richtig? Für mich seid Ihr Niedersachsens Antwort auf MULLEN, HOBBS und Co.

Lommer: Hehe, danke sehr. Das hört man doch immer gerne. Tatsächlich ist das eine Band, die wir alle kennen und hören, und die somit auch ein bisschen Einfluss auf uns und unser Schreiben nimmt.

MoridiganSascha: Welche Bands würdet Ihr als musikalischen Einfluss nennen?

Lommer: Das ist eigentlich relativ viel bei uns. SUFFOCATION ist so eine gemeinsame Schnittmenge, dann treffen unsere unterschiedlichen Musikgeschmäcker aufeinander, die vom teilweise nicht ganz unerheblichen Altersuntschied herrühren. Das fällt uns aber kaum auf, es sei denn, es wird etwas konkret mit einigen Bands, die aus Epochen kommen, die z.B. mir gänzlich unbekannt sind, hehe. Aber um auf deine Frage zurückzukommen, das ist relativ abhängig davon, in welcher Stimmungslage man sich selbst befindet. Im Großen und Ganzen kann man sagen, die alten Death Metal-Helden wie z.B. DEATH, DEICIDE, VITAL REMAINS, MORBID ANGEL oder aber auch sowas wie MISERY INDEX, DEFEATED SANITY, BRODEQUIN, SHINING etc. nehmen Einfluss auf unsere Musik.

Sascha: Wie entsteht ein MORIDIGAN-Song? Seid Ihr mehr so die akribischen Reißbrett-Typen, oder jammt Ihr drauflos?

Lommer: Jammen ist nicht unbedingt so unsere Stärke, jedenfalls kommt da nichts Gescheites bei raus. (lacht) Manchmal kommt da zwar eine nette Idee, aber dabei bleibt es dann auch. Bei uns ist Stefan der Hauptsongwriter, der die Songs auf Gitarrenbasis erstmal so weit auskomponiert. Dann lädt er die Dateien hoch, sodass sich der Rest der Band die anhören und sich dazu Gedanken machen kann. Marco probt zum Beispiel zu Hause die Riffs mit seinem E-Drumkit und überlegt sich schon mal seine Schlagzeugtakte, oder ich schreibe teilweise die Riffs so um, dass die auf dem Bass spielbar werden. Der nächste Schritt ist dann, dass wir alles im Proberaum zusammenführen. Jetzt kommt der Moment, wo wir tatsächlich das erste Mal als Band zusammen an dem Song arbeiten. Es werden Rhythmen und Geschwindigkeiten abgestimmt, Wiederholungen der Riffs diskutiert etc. Wenn wir damit durch sind, das kann manchmal mehrere Wochen dauern oder auch nur eine Probe, schreibt Arne seinen Text dazu und präsentiert das gute Stück dann im Proberaum. Hier hat Arne dann auch schon zu den Texten seine eigenen Rhythmen/Phrasierungen. Ja, und dann ist ein Song fertig. Und wenn wir den dann nicht Scheiße finden, kommt der mit auf die Platte. (lacht)

MoridiganSascha: Wo oder woher kriegt Ihr die Ideen für Eure Texte, und wer schreibt die bei Euch?

Lommer: Der Haupttexter bei uns ist Arne, und er schreibt im Horror-Bereich. Allerdings hatte Marco bei der "Spawn of the Mind's Abyss" den Text zu "Grey Gods" geschrieben, und ich bin verantwortlich für die Texte zu "Der Engelmacher" und "Lord Of Zi". Die Inspirationen kamen bei mir aus unterschiedlichen Bereichen: "Lord Of Zi" ist ein Zombie-Text, und ich hab' mich da von dem Buch "Return Man" von V.M. Zito inspirieren lassen. Bei "Der Engelmacher" hingegen habe ich mich von Ignaz Semmelweiß inspirieren lassen. Der gute Mann hat sich unter anderem mit unterschiedlichen Sterberaten von gebärenden Frauen beschäftigt. Da kam raus, dass Frauen, die mit Hilfe eines (Ober-) Arztes, also einer sozial angesehenen Persönlichkeit, ein Kind auf die Welt brachten, danach eher einem Infekt erlagen als die, die mit Hilfe einer Hebamme Mutter wurden.

Der Grund war, dass die Ärzte meistens vorher an Leichen herumgefummelt haben und dann zu der Geburt mit teils ungewaschenenen Händen kamen. Man muss dazu wissen, dass die Hygiene damals eine ganz andere war und Bakterien noch weitestgehend unbekannt waren. Als Ignaz Semmelweiß dies anprangerte, wurde er von seinen Kollegen nicht gerade mit offenen Armen empfangen und gezwungenen, seine Ergebnisse nicht zu veröffentlichen, da die betroffenen Ärzte um ihre Stellung und Ansehen fürchteten. Naja, und das habe ich als Inspiration genommen und darauf das Thema Abtreibung gelegt. Es geht hier aber auch nicht stumpf um eine plakative Abtreibung, sondern auch um Verzweiflung und Angst der Frau und die Skrupellosigkeit, die der Abtreibende mit an den Tag legt. Es gibt heutzutage immer noch diese illegalen Abtreibungen, da die Frauen entweder dazu gezwungen werden, kein Geld für einen richtigen Arzt haben, oder aus Scham. Somit ist das leider ein sehr wahres und auch trauriges Thema. Ich könnte hier jetzt noch stundenlang weitermachen, da ich das Thema sehr traurig finde, aber das sprengt hier dann den Rahmen.

Moridigan - Deadborn NemesisSascha: Erzähl uns doch mal was zu den Covern. Wer ist denn dafür zuständig, und was zeigt das neue Motiv überhaupt? Sehen irgendwie 'n büschen nach DC-Comics aus.

Lommer: Dieses Mal war Fabian Schlinsog für das Cover verantwortlich. Dafür gab es viele Gründe, einer der wichtigsten ist aber auf jeden Fall, dass wir gesagt haben, dass wir mal mit einem zusammenarbeiten wollen, der im Bereich Coverzeichnen noch gänzlich unbekannt ist. Es gibt ja viele Bands, die sich von namhaften Coverdesignern produzieren lassen oder ein Artwork sogar von der Stange kaufen (z.B. KILLUSTRATION, BLOODBOY etc). Wir wollten dem Mainstream da entgehen und auch kein Fotocover haben, sondern was Gezeichnetes, da dies mehr Charme hat. Die Grundidee haben wir schon relativ früh gehabt. Bis aber die konkrete Idee vorhanden war, ging relativ viel Zeit rum.

Als wir dann unsere Idee hatten, bin ich zu meinem alten Schulkumpanen gewackelt und hab' ihn gefragt, ob er nicht Lust hat, uns ein Cover zu zeichnen. Wir haben uns zusammen die Scheibe angehört, und dazu hab' ich Fabian unsere Ideen geschildert. Einer der Riesen-Vorteile war auch, dass uns Fabian immer auf dem Laufenden gehalten hat und uns regelmäßig Updates von seinen Entwürfen geschickt hat. Somit waren wir alle immer auf den Laufenden und konnten zeitnah noch Änderungswünsche mit einfließen lassen. Für alle, die das hier lesen und das Cover nicht kennen: Man sieht einen mageren Zyklopen, der sich, mit grünlichem Schleim bedeckt, aus einem Ei bewegt. Der Zyklop hat von seinen äußeren Merkmalen her ein dunkles, eingefallenes Auge und seine Haut ähnelt ein bisschen dem Chitinpanzer von Insekten. Und was bisher noch nie einer erwähnt hat: Der Albumtitel steht gar nicht mit auf dem Cover, wie bei anderen Bands. (lacht)

Sascha: Wie seid Ihr mit Kernkraftritter zufrieden, und wie kam der Deal eigentlich zustande?

Lommer: Puh...leider reicht die deutsche Sprache nicht aus, um zu beschreiben, wie glücklich wir mit unserem Kernkraftritter sind! (lacht) Spaß beiseite, es läuft absolut reibungslos mit ihm. Er lässt sich z.B. auch immer gerne mit Ideen infizieren, die wir haben, oder er fragt dann auch bei uns mal nach, was man machen könnte. Auch auf dem Live-Sektor ist wegen ihm das Eine oder Andere zustandegekommen. Wie es zu dem Deal kam, war auch ein äußerst glücklicher Umstand, da Arne und der Kernkraftritter sich kannten und er uns auch bei der einen oder anderen Show mal gesehen hat. Das hat ihm so gut gefallen, dass wir dann bei ihm untergekommen sind. Zuerst wurde ja die "Spawn Of The Mind's Abyss" via Kernkraftritter veröffentlicht. Als wir ihm dann sagten, dass wir planen, ins Studio zu gehen, fragte er auch schon, wann er die denn dann veröffentlichen kann. (lacht) Sein Enthusiasmus ist einfach der Hammer. Ich frage mich auch, wann der neben seinem regulären Job noch schläft!

Moridigan

Sascha: Wie sieht's an der Live-Front aus? Schon was geplant für 2016?

Lommer: Bisher war es relativ ruhig, aber jetzt geht es langsam los. Zu Beginn des Jahres mussten wir leider etwas pausieren, da Marco sich die Hand gebrochen hatte und er dann auch in der Regenerations- und Aufbauphase war. Im April hatten wir jetzt aber wieder einen Gig, und das nächste bisher Feste ist auf dem Hellpower-Festival in Westerstede. Auch wollen wir noch was in Hannover organisieren, da wir hier in den letzten Jahren doch etwas selten vertreten waren.

Sascha: Worin unterscheiden sich Eurer Meinung nach die beiden Scheiben "Spawn Of The Mind's Abyss" und "Deadborn Nemesis"? Oder meint Ihr, das ist einfach eine logische Weiterentwicklung?

Lommer: Da gib es eine Menge Unterschiede, die ich persönlich nicht unbedingt alle als logische Weiterentwicklung sehen würde. Der erste Unterschied ist, dass wir deutlich schneller geworden sind. Das hängt damit zusammen, dass Marco eine neue Bassdrumtechnik gelernt hat, mit der er absolut krasse Geschwindigkeiten hinzaubern kann. Die "Spawn" klingt zwar krasser von der Geschwindigkeit, das hängt aber damit zusammen, dass wir damals wesentlich technischer waren. Das ist bei der "Deadborn Nemesis" etwas in den Hintergrund gerückt. Dafür sind wir dieses Mal etwas eingängiger, melodiöser und auch grooviger geworden, haben allerdings nichts an Brutalität eingebüßt. Dann kommt noch hinzu, dass wir nun zu zweit growlen und auf der "Deadborn Nemesis" sogar einen Gastsänger ins Boot geholt haben. Hierbei handelt es sich um Timm Krieger von MENTAL KILLING SPREE, die es leider nicht mehr gibt. Außerdem haben wir dieses Mal bewusst auf einen instrumentalen Song verzichtet, nicht wie bei der EP "Accursed" oder der "Spawn". Wir hatten da zwar den Einen oder Anderen im Gespräch, haben uns dann aber dagegen entschieden, da es nicht in das Gesamtbild der Scheibe gepasst hätte.

Sascha: Besten Dank für Eure Zeit! Letzte Worte gehören auch bei uns dem Delinquenten.

Lommer: Ja, erstmal vielen Dank für Deine Zeit! Abschließend kann man nur sagen: Geht raus und besucht Konzerte! Vor allem unsere (lacht), und kauft unsere CD! Und um mich mal von einem anderen Interview zu zitieren: Hört gefälligst mehr DEFEATED SANITY!

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