Miseo

von Sascha S.

Miseo

Sascha: Moin auch! Legen wir gleich los. Wie kam es eigentlich überhaupt zur Gründung der Band? Seid Ihr nicht ausgelastet?

Ferli: Hi Sascha! Als Workaholic ist man nie ausgelastet. Wir hatten einfach alle mega Bock auf was Neues und haben es in die Tat umgesetzt. Der Antos zur letztendlichen Gründung kam von André [André Rink, Bass; Amn. d. Red.], der eine neue Band suchte, da sich seine aufgelöst hatte. Als das Ganze dann ins Rollen kam, sagte ich zu ihm: Wenn wir was machen, will ich Timo [Timo Claas; Amn. d. Red.] als Drummer. Ich habe früher schon einmal mit Timo in einer Band gespielt und kenne ihn mittlerweile schon ca. 15 Jahre.

Sascha: Woher kommt der Name? Was soll er zum Ausdruck bringen?

Ferli: MISEO ist altgriechisch für Hass. Hass ist das große Thema in unserer Musik. Als Referenzsong zum Namen könnte man den Song „I Hate Humans“ nennen. Manch einer denkt, dass es misanthropische Hintergründe hat, aber es geht nicht um den Menschenhass an sich, sondern man hasst den Menschen für das, was er tut und/oder getan hat.

Sascha: Wie entsteht ein MISEO Song? Jammt Ihr drauflos, oder wie funktioniert das bei Euch? Es scheinen auf jeden Fall keine weggeworfenen Riffs Eurer Hauptbands zu sein, dafür ist es einfach zu gut.

Ferli: Ich schreibe die Songs alleine zu Hause. Wenn ich mit dem Ergebnis zufrieden bin, nehme ich die Sachen auf und schicke sie rum, damit zur nächsten Probe jeder vorbereitet ist. Feinschliff gibt es dann im Proberaum.

MiseoSascha: Was glaubt Ihr, inwieweit kommen MILKING THE GOATMACHINE- oder LAY DOWN ROTTEN-Einflüsse in Euren Stücken zum Tragen?

Ferli: Ich glaube, seinen Stil zu spielen, kann man nicht verbergen. Aber an sich hat MISEO nichts mit den anderen Bands zu tun.

Sascha: Eine Band, die in einem Jahr eine EP und eine Full-Length rausbringt, kommt einem auch nicht jeden Tag unter. Woher kommt all die musikalische Inspiration?

Ferli: Mein Kopf ist so voll mit Ideen. Ich habe, glaube ich, mehr Ideen als Zeit. Es ist nicht so, dass ich mich hinsetze und sage: So, jetzt muss ich einen Song schreiben. Bei mir entsteht die Idee meist erst im Kopf, und dann greife ich zur Gitarre. Ich habe z.B. MTG-Songs komplett im Schwimmbad geschrieben, hehe!

Sascha: ...und wie ist das mit den Texten?

Ferli: Quasi genauso wie beim Songwriting. Bei manchen Texten hat mir Steffi, eine Freundin, ausgeholfen, die meine Grundideen perfekt umgesetzt und verfeinert hat.

Sascha: Wieso als Coversong gerade „No Guts No Glory“?

Ferli: Ich glaube, man kann raushören, dass ich ein Riesenfreund von Groove und Midtempo bin. Ich wollte einen Song covern, mit dem ich uns identifizieren kann und der zu uns passt. Da kam für mich nur BOLT THROWER in Frage, die für mich zur Elite des Death Metal gehören.

Sascha: Ihr habt meiner Ansicht nach bereits einen eigenen Stil entwickeln können. War der Sound an sich so beabsichtigt, oder entstand dieser einfach so? Anders gefragt, seid Ihr mit der Intention in den Proberaum gegangen, crustigen, groovenden Death Metal zu zocken?

Ferli: Das ist einfach mein Stil. Ich schreibe aus dem Bauch heraus und habe vorher keinen Plan. Ich habe keine Lust dazu, mich in irgendeiner Form einzuengen oder stilistischen Vorgaben zu folgen, um am Ende in irgendeine Schublade zu passen.

Sascha: Wie geht's mit MISEO weiter? Nächste CD schon fertig?

Ferli: Unser Fokus liegt jetzt erstmal auf „Lunatic Confessions“! Natürlich entstehen nebenher schon neue Songs, aber wir konzentrieren uns erstmal auf die Promo vom Album.

Sascha: Was ist die Band für Dich? Ein weiteres Ventil? Eine Möglichkeit, Dich musikalisch auszutoben, oder was ganz anderes?

Ferli: Die Besonderheit für mich ist, dass ich bei MISEO quasi alles alleine mache, was Songwriting und Texten angeht. Ich kann mich, was das angeht, voll austoben. Da ist man am Ende fast doppelt so stolz auf das Ergebnis.

Miseo - Lunatic ConfessionsSascha: Erzähl uns doch mal etwas über das Cover. Wer hat's entworfen, wer gezeichnet? Was drückt es aus?

Ferli: Das Cover wurde von Radvicioust Art entworfen und gezeichnet. Er hat u.a. schon für Bands wie DYING FETUS, HEAVEN SHALL BURN oder SUICIDE SILENCE gearbeitet und das Cover unserer EP gemacht. Zu sehen ist ein scheinheiliger Priester, der sich seine Maske von seiner hässlichen Fratze reißt und sein wahres Gesicht zeigt. Darum geht es auch bei „Lunatic Confessions“. Jeder Song beschreibt das Geständnis einer Person, die hinter der sauberen Fassade ziemlich was auf dem Kerbholz hat.

Sascha: Im Promoblatt steht: “Stilistisch bewegt man sich weiterhin im Bereich des klassischen US Death Metal“. Also ganz ehrlich, für mich klingt das Ganze eher europäisch, will sagen britisch, deutsch oder sogar schwedisch. Was meinst Du?

Ferli: Naja...“im Bereich“ ist meiner Meinung nach nicht so falsch. Ich glaube, man kann sich da nicht festlegen. Ich habe mir da persönlich auch noch keine ernsthaften Gedanken drüber gemacht. Für mich ist es Death Metal mit einem Hauch Crust und Grind. Sagen wir mal „international“.

Sascha: Ihr seid ja nun bei dem relativ neuen Label Blacksmith Records untergekommen. Zufrieden soweit? Scheint ja 'n richtig aufstrebender Laden zu sein...

Ferli: Sehr zufrieden. Es ist noch ein recht junges und kleines Label mit einer super Einstellung und einem Top Team. Für Chris und Blacksmith steht die Kunst im Vordergrund, und sie unterstützen uns, wo es nur möglich ist.

Sascha: Ich durfte Euch das erste mal auf dem Protzen Open Air live begutachten (weil CARNAL GHOUL, bei denen Du ja auch tätig bist, ausgefallen sind) und war davon ziemlich angetan. Würdest du MISEO als Live-Band bezeichnen?

Ferli: Danke! Das hört man gerne! Eine Studio-Band sind wir definitiv nicht. Wir können uns, glaube ich, schon als erfahrene Bühnenhasen bezeichnen. Auf der Bühne zu stehen ist einfach das Größte für uns. Es macht einen Riesenspaß, und man sieht direkt die ehrlichen Reaktionen der Zuschauer.

Sascha: Besten Dank für die geopferte Zeit. Die letzten Worte gehören wie gewöhnlich dem Delinquenten.

Ferli: Wir haben zu danken! Wer auf Death Metal mit einem Hauch Crust und Grind steht, kann ja mal bei uns reinhören. Würden uns freuen, so viele Menschen wie möglich zu erreichen und mit unserem Sound unterhalten zu können. In diesem Sinne, support the underground!

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