Mental Killing Spree

von Sascha S.

Mental Killing Spree

MENTAL KILLING SPREE ist eine Band, die ich persönlich schon seit längerer Zeit verfolge. 2013 haben die Wilhelmshavener nun endlich ihren ersten Longplayer "Centrifuge of Man" (Zum Review) auf den Markt geschmissen und es wurde nun Zeit, Sänger Timm zur Seite zu ziehen und mal Tacheles zu reden.

 

Sascha S.: Hallo, stelle dich und deine Band doch einmal kurz vor. Wo kommt ihr her, wo geht ihr hin...

Timm: Hi Sascha, zunächst wollen wir uns natürlich erst einmal bei Dir bedanken für das Interesse an unserer Combo. Wir sind „Mental Killing Spree“, eine Brutal / Oldschool Deathmetal Band aus Wilhelmshaven, hatten uns zwar namentlich schon 2003 gegründet, damals waren wir noch zu fünft (danach zu viert) und stilistisch anders versiert, unsere eigentliche Bandhistorie begann aber eigentlich tatsächlich erst 2008 mit dem Demo-Release „Vae Victis“ (Rosenquarz Studio Lübeck) und der schwerpunktmäßigen Brutal / Old school Deathmetal-Ausrichtung. Jetzt, im Oktober 2013, halten wir endlich unseren ersten Longplayer „Centrifuge of Man“ (Sound Division Studio Warschau, Polen) in den Händen!

Sascha S.: Euer Full-Length Debüt „Centrifuge of Man“ ist nun endlich Mental Killing Spree - Centrifuge of Menkäuflich zu erwerben, seid ihr zufrieden?

Timm: Auf jeden Fall, mehr als das sogar! Unsere Zufriedenheit richtet sich aber nicht so sehr (wenn überhaupt) auf die Möglichkeit, den Silberling käuflich zu erstehen, sondern auf die schlichte Tatsache, dass wir endlich einen physikalischen Datenträger inkl. Artwork und Allem, was dazugehört, unser Eigen nennen können. So ein Release stellt ja auch immer einen Meilenstein in jeder Bandbiografie dar, gerade im Hinblick darauf, dass die vorangegangene EP „Vae Victis“ eher für die kostenlose Veröffentlichung und Verbreitung im Netz gedacht war, die wir übrigens immer noch zum kostenlosen Download auf unserer Facebook-Seite anbieten.

Sascha S.: MENTAL KILLING SPREE existiert nun schon seit 10 Jahren. Wieso hats mit dem Debüt so lange gedauert?

Timm: Tja, wie oben schon beschrieben, begann die Bandhistory eigentlich erst 2008, und wenn man sich dann überlegt, dass wir innerhalb von fünf Jahren eine EP und einen Longplayer herausgebracht haben, sieht die Bilanz nur noch halb so „schlimm“ aus, haha. Gründe dafür sind aus unserer Sicht vielfältiger Art, das geht von personellen Wechseln über zeitliche Inkompatibilitäten mit unseren Jobs bis hin zum erforderlichen Zeit- und Planungsaufwand, mit der ganzen Truppe im Ausland ins Studio einzufallen. Aufgrund des Mangels eines „Managers“ oder „Labels“ mussten wir auch kleinste organisatorische Dinge selbst bewerkstelligen. Dies erklärt übrigens auch unsere eher „rare“ Livepräsenz in der letzten Zeit.

Sascha S.: Ihr hattet kürzlich leichte Probleme in der Besetzung und habt den Auftritt in Wittmund sogar komplett ohne Bass gespielt (Respekt und Danke dafür!). Sieht die Zukunft rosiger aus, ihr spielt sogar mit dem Gedanken wieder einen zweiten Gitarristen in die Band zu holen, richtig?

Timm: Das war doch selbstverständlich, wir haben für die Einladung zu danken! Erst hingen wir ohne Bassmann natürlich ein wenig in der Luft, dann aber war uns sehr schnell klar, dass „Wittmund tankt Metal II“ eine großartige Chance darstellte, unser neues Material parallel zum CD-Release vorzustellen. Die Zukunft sieht auf jeden Fall rosiger aus, wie Du schon in Deiner Frage erwähntest, jetzt wird erstmal ein neuer Bassmann „eingenordet“ und ein zweiter Gitarrist ist ebenfalls eine Option, die wir verstärkt in Betracht ziehen. Die nahe Zukunft wird zeigen, wie sich das bewerkstelligen lässt. Lange Rede, kurzer Sinn: Den nächsten Gig spielen wir auf jeden Fall wieder als Quartett oder sogar als Quintett!

MKS - TimmSascha S.: Ihr habt die Scheibe im Sound Division Studio im polnischen Warschau aufgenommen. Wie kommt man denn auf so eine Idee und war die Entscheidung im Nachhinein richtig?

Timm: Für uns war die Entscheidung definitiv die richtige, wir sind mit dem Ergebnis ultimativ zufrieden. Den Rest müssen natürlich die Leute entscheiden, die sich die CD reinziehen. Das Sound Division Studio Warschau kannten wir im Zusammenhang mit einigen sehr bekannten Bands gerade der polnischen Deathmetal-Szenerie wie z.B. Behemoth, Decapitated, Hate usw., außerdem fanden wir den Sound der aktuellen Decapitated-CD dermaßen druckvoll und differenziert, dass wir uns sagten: „Das wollen wir auch haben!“. Zusätzlich wollten wir den Studioaufenthalt auch ein bisschen mit Abenteuerlust und Urlaubsfeeling verbinden, und so bot sich Warschau ebenfalls an, das war übrigens auch der ausschlaggebende Grund, sich nicht für ein regionales Studio (wie z.B. das Soundlodge) zu entscheiden. Sämtliche Mixing-, Mastering- und Producingprozesse lagen in der Hand von Filip „Heinrich“ Halucha, der bei Decapitated’s „Carnival is forever“ den Bass einspielte, und er hat einen unglaublichen Job gemacht!

Sascha S.: Das Layout hat euch Björn Gooßes von Killustrations gezaubert. Erzähl uns doch mal was über die Zusammenarbeit und wie der Astronaut auf die CD kommt? So Weltall-Thematik ist ja doch eher ungewöhnlich in diesem Genre...

Timm: Auf Björn waren wir gekommen, da wir den Stil seiner Artworx schon von diversen anderen Releases kannten (Aborted, Facebreaker z.B.) und total geil, düster und aussagekräftig fanden. Die Zusammenarbeit mit Björn war sehr effektiv und funktionierte trotzdem immer auf einer sehr kollegialen Ebene. Grob gesagt, stellten wir ihm unseren geplanten CD-Titel „Centrifuge of Man“ vor und wovon der Titelsong textlich handeln sollte. Es war ein beiderseitiges Kommunizieren hinsichtlich der Umsetzung und am Ende des kreativen Prozesses stand die Idee, den gesamten Planeten als „Menschenzentrifuge“ abzubilden. Das Ergebnis ist unserer Meinung nach sehr dazu geeignet, die eigene Fantasie spielen zu lassen, ob die Erde nun vom Menschen „plattgemacht“ wurde oder ob der Planet sich selbst wie bei einer Abstoßungsreaktion vom Menschen befreit hat, bleibt offen, auf jeden Fall ist der Planet komplett im Arsch und der verbleibende, ziemlich tote Astronaut im Orbit, von der Detonation auf dem Planeten dreckbespritzt, ist das letzte Überbleibsel einer ach so technisch hoch entwickelten Zivilisation. Das Endergebnis finden wir sehr geil, zumal wir kein genretypisches „Zombie frisst Mensch“ oder „Überwesen stürzt Menschheit in die Apokalypse“-Cover haben wollten, davon gibt’s unserer Meinung nach schon genug, zumal das dargestellte Szenario ja nicht so weit entfernt von der Realität ist. Es sollte innerhalb der finsteren „Dreck und Blut“ - Atmosphäre einfach Platz für die Interpretation des jeweiligen Betrachters geschaffen werden und das ist Björn total gelungen.

Sascha S.: Könnt ihr schon abschätzen wie „Centrifuge of Man“ beim Publikum ankommt oder ist es dafür noch zu früh?MKS - Slav

Timm: Bislang sind schon einige Reviews aus allen Teilen der Welt zum neuen Silberling eingetroffen, die alle durchweg als positiv bis sehr positiv bezeichnet werden können (nachzulesen auf unserer Facebook-Page) und dies bezieht sich eigentlich auf alle Aspekte wie Musik, Sound und Artwork. Wir sind auf jeden Fall mehr als zufrieden mit der Resonanz und schauen interessiert auf das, was noch passiert!

Sascha S.: Schon irgendwelche Pläne für die nähere Zukunft? Tour, Merch, 'ne neue CD oder kommt die dann erst 2023?

Timm: Unsere Pläne sehen so aus, dass wir jetzt wieder verstärkt in Richtung Live-Präsenz (sehr gerne auch Festivals und Open-Air) gehen möchten, parallel dazu versuchen wir jetzt auch, unsere Musik erstmal über’s Netz in der Welt zu verbreiten. Dazu benötigen wir erstmal eine vernünftige Distribution und vielleicht sogar ein Label, auch eine Videoauskopplung ist durchaus denkbar. Eine Tour wäre natürlich sehr geil, obwohl wir dann auch schauen müssten, wie wir das mit unseren Jobs unter einen Hut bringen können, d.h. wahrscheinlich erst im neuen Jahr, wenn wir wieder Urlaubstage zum Verplanen haben. Grob ist im nächsten Jahr mehr deutsche Live-Präsenz und vielleicht eine kleine Polen-Tour angedacht. Merch ist unsererseits auch in Planung, aber mit der Herstellung  wollen wir noch abwarten, bis wir einigermaßen sicher sein können, dass auch ein Interesse seitens der Fans daran besteht. Natürlich arbeiten wir parallel schon wieder an neuen Songs, wann dann die nächste CD in Angriff genommen wird, bleibt daher zunächst abzuwarten, wir schauen uns jetzt erstmal an, wie der aktuelle Silberling weiterhin aufgenommen wird. Bis 2023 wird das wohl nicht dauern, zur Not schieben wir 2018 noch eine EP dazwischen, haha.

Sascha S.: Was meint ihr ist der größte Unterschied im Vergleich zur „Vae Victis“ EP. Gibt es da überhaupt einen? Eurem Stil seit ihr ja komplett treu geblieben...

Timm: Das lässt sich schnell aufzählen:
Sound: druckvoller, differenzierter, transparenter
Songwriting: kompakter und differenzierter in der Struktur
Jede Hörerin / jeder Hörer kann sich ja auch selbst ein Bild davon machen, da wir auf „Centrifuge of Man“ die zwei Demo-Songs „Atrocious Generosity“ und „They still have a God“ übernommen haben, wir denken aber auch, dass diese Songs sich sehr gut in das neue Material einfügen.

MKS - JörgSascha S.: Euer größter musikalischer Einfluss? Ich hatte mich ja schon mal mit Slav unterhalten und gesagt, MKS klingen ein wenig wie NAPALM DEATH, was er ja irgendwie gar nicht nachvollziehen konnte...

Timm: Ja, das ist wie immer sehr schwer bis gar nicht festzulegen. Natürlich sind in unserem Songwriting vielerlei Einflüsse anderer Bands, die wir hören und gehört haben, vorhanden, allerdings ist es nicht so, dass wir im Übungsraum stehen und uns vornehmen, einen Song zu kreieren, der sich nach einer bestimmten Band anhört. Das entwickelt sich natürlich von ganz allein und selbst wenn ein Song steht, werden viele Hörerinnen und Hörer verschiedene Assoziationen zu anderen Bands herstellen. Diesen Effekt bemerken wir jetzt auch wieder bei den Reviews, von Aborted, Decapitated, Hail of Bullets, Morbid Angel, Vital Remains, Cannibal Corpse, Disavowed, Napalm Death usw. sind alle Vergleiche dabei, trotzdem bescheinigt man uns einen eigenen Stil und darauf kommt es ja schließlich an, das Deathmetal-Rad kann man nun mal nicht neu erfinden und das wollen wir auch gar nicht. Vielleicht ist es einfach generell nicht angebracht, in Band-Schubladen zu denken. Hauptsache, die Mucke bratzt ordentlich aus den Boxen.

Sascha S.: Bis auf wenige Sampler Beiträge und die “Vae Vicits“ EP kam von euch in der Vergangenheit ja nicht wirklich viel. Greifen MENTAL KILLING SPREE jetzt richtig an?

Timm: Lustigerweise hatten wir mit unserem Demo Vae Victis gerade in Deutschland kaum Resonanz erfahren, in anderen Teilen der Welt (speziell USA, Lateinamerika, UK) sah dies schon anders aus, auch damals gab es schon eine Menge guter Reviews und Einladungen, in anderen Ländern zu spielen (Spanien, Schweden, US), wurden dort von verschiedenen Radiosendern gespielt, jedoch war dies für uns zeitlich und finanziell nicht zu managen.
Mit unserer neuen CD im Gepäck und einem dementsprechenden Zuspruch haben wir aber jetzt, so glauben wir, bessere Voraussetzungen und wollen diese auch bestmöglich umsetzen, s.a. unsere Pläne oben.

Sascha S.: Besten Dank für die geopferte Zeit. Die letzten Worte gehören dir....

Timm: Erstmal nochmals vielen Dank für die Einladung zum „Wittmund tankt Metal II“ und zu diesem Interview, Sascha, wir freuen uns immer sehr, wenn wir unseren Krach unter’s Volk bringen dürfen und wenn generell Interesse an unserer Band besteht. Wir möchten uns auch sehr bei allen anderen Fanzines bedanken, ohne die gerade der Underground mangels Unterstützung mehr als aufgeschmissen wäre. Speziell bedanken möchten wir uns in diesem Sinne natürlich bei Filip und Tomek vom Sound Division Studio, bei Björn von Killustrations.com und bei allen, die uns weiterhin unterstützen. Danke an alle Fans und Freunde und an alle Anderen, die wir kennen! Wer uns noch nicht kennt, kann sich natürlich auf unserer Facebook-Seite ein Bild inkl. Hörproben von uns machen. See you!

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