Battleroar

von Rüdiger Vinschen

Battleroar

Kurz nach der Veröffentlichung ihres brandneuen Epic Metal-Albums “Blood Of Legends” hat Gitarrist und Gründungsmitglied Kostas Tzortzis von der griechischen Epic Power-Formation BATTLEROAR Zeit gefunden, mit Rüdiger ausführlich über die neue Platte zu sprechen. Lest auch hier Rüdigers Review dazu!

 

Rüdiger: Hallo Kostas! Vielen Dank, dass Du Dir Zeit für mich nimmst. Euer neues Album, “Blood Of Legends”, wurde ja vor ein paar Tagen erst veröffentlicht. Hast Du schon gehört, wie es so bei den Leuten ankommt?

Kostas: Ja, am 2. Mai wurde es in Europa veröffentlicht und am 6. Mai in den USA. Bis jetzt ist das Feedback ziemlich gut, die Leute sprechen gut darauf an. Die meisten sagen, dass sie sich freuen, endlich das neue Album in ihren Händen zu halten, nachdem sie sechs Jahre lang auf eine neue BATTLEROAR VÖ warten mussten. Sie hoffen wohl, dass es nicht noch einmal sechs Jahre dauert, bis dass wir das nächste aufnehmen. Das ist im Prinzip das, was ich aufgeschnappt habe.

Rüdiger: Ich habe auf Eurer Homepage noch nicht viele Tourdaten gesehen. Ist das nur die Ruhe vor dem Sturm?

Kostas: Das hoffe ich zumindest. Im Moment stecke ich mitten in einigen Verhandlungen und werde wohl die eine oder andere Vereinbarung mit Veranstaltern treffen können. Für Euch Leute aus Deutschland gibt es aber jetzt schon eine bestätigte Show auf dem „Swordbrothers Festival“ in Andernach. Im September werden wir dann auf Zypern, in Athen und wahrscheinlich auch Saloniki auftreten, und eventuell in einigen anderen Städten. Danach kommen Italien und Spanien an die Reihe, aber für uns ist das alles immer etwas komplizierter. Wir sind keine Profi-Band, wir können keine Headliner-Tour veranstalten, die von einem Manager organisiert wird. Wir versuchen, unsere Shows selbst zu buchen. Das ist manchmal schwierig, weil wir alle im normalen Leben auch noch arbeiten. Aber obwohl es so schwierig ist, ist es uns sehr wichtig, auch im Ausland Auftritte hinzulegen. Ich kann sagen, dass wir mit der Zeit noch viele Shows spielen werden, ich habe da schon einige Angebote. Gedulde Dich noch etwas, da wird es bald etwas Neues geben.

Rüdiger: Ihr must Euch also für eine Tour erst mal Urlaub nehmen?

Kostas: Ja, genau. Leider können wir nicht einfach so für ein, zwei Wochen aus Griechenland verschwinden und auf Tour gehen. Wir konzentrieren unsere Auftritte auf einige Wochenenden, wann immer sich die Zeit ergibt. Dann nehmen wir uns zwei, drei Tage frei und machen zwei oder drei Shows am Stück, und das machen wir alle paar Wochen so. Letztendlich brauchen wir eben unsere Jobs zum Leben.

Rüdiger: Das macht die Auftritte für Euch doch finanziell aufwändiger, wenn Ihr ständig hin- und herreisen müsst, oder?

Kostas: Das stimmt. Um ehrlich zu bleiben brauchst Du aber auch für eine durchgehende Tour einen Tourbus, und die sollen echt teuer sein. Natürlich ist das richtig, wenn Du sagst, dass es ziemlich teuer ist, immer wieder zurück nach Griechenland und dann nach Frankreich oder Deutschland oder wohin auch immer zu fliegen. Aber da kann man nichts machen, oder?

Rüdiger: Wo wir gerade beim Reisen sind: wie geht Ihr den mit der räumlichen Distanz zwischen Euch und Gerrit um? Er wohnt doch noch in Deutschland?

Kostas: Ja, er lebt in einem Ort südlich von Stuttgart. Mit der Distanz haben wir aber in der Vergangenheit schon Erfahrung gesammelt. Unsere letzten drei Alben haben wir mit einem Sänger aufgenommen, der in Italien lebt, in der Nähe von Venedig. Wir wussten vorher, worauf wir uns dabei einlassen. Es kann schon manchmal ziemlich hart sein, es kostet eine Stange Geld, wenn ständig jemand irgendwohin reisen muss. Aber wenn Du etwas mit jemandem unbedingt machen willst, weil Du glaubst, dass er genau der Richtige ist, dann musst Du den Aufwand und die Kosten einfach hinnehmen. Für uns funktioniert das ganz gut. Wir haben immer Wert auf einen guten und talentierten Vokalisten gelegt. Nach Marco kann der erste Sänger von DOOMSWORD (Gabriele „Nightcomer“ Grilli; Anm. d. Red.), und jetzt haben wir Gerrit aus Deutschland, und das klappt wunderbar. Sicher ist die Planung für einzelne Shows nicht immer ganz einfach, aber so schlimm ist das gar nicht. Wenn man einen genauen Plan ausgearbeitet hat, an den man sich halten kann (und das musst Du, wenn einer von Euch im Ausland lebt), gibt das auch Sicherheit. Man muss einfach gut planen. Von daher ist es vielleicht sogar gut, dass einer von uns ganz woanders lebt.

BattleroarRüdiger: Von dem, was ich so von Leuten und aus den Medien gehört habe, passt Gerrits Stimme sehr gut zu Eurer Musik. Ist er die perfekte Wahl?

Kostas: Bevor ich das beantworte, sag mal, wie hat Dir eigentlich das Album gefallen?

Rüdiger: Sehr gut. Das ist schon eine starke Platte. Ich finde, teilweise kann es sich auch mit den Klassikern wie MANILLA ROAD messen.

Kostas: Das ist witzig, dass Du gerade MANILLA ROAD erwähnst, weil ich einen ziemlich guten Draht zu ihnen habe. Ich habe den offiziellen MANILLA ROAD-Fanclub gegründet und halte engen Kontakt mit ihnen. Ich bin auf all ihren Touren als Roadie dabei gewesen, also wenn Du meinst, dass unsere Musik sich mit den Standards von MANILLA ROAD messen kann, ist das eine echte Ehre. Vielen Dank!

Rüdiger: Sehr gerne. Ich wusste gar nicht, dass Du so enge Kontakte zu MANILLA ROAD unterhältst!

Kostas: Auf ihrem neuen Album wird man mich sogar singen hören. Ich habe bei einem Chorus ausgeholfen. Dann haben wir sie schon auf Tour supportet, und wenn sie im Juli auf dem „Hell’s Pleasure Fest“ in Deutschland auftreten, werde ich auf jeden Fall dabei sein. Ja, wir halten engen Kontakt, und wir sind auch schon seit vielen Jahren gut befreundet.

Rüdiger: Du meinst das neue Studioalbum von MANILLA ROAD, das dieses Jahr erscheinen wird?

Kostas: Ja, auf dem neuen Album singe ich zusammen mit Mark (Shelton; Anm. d. Red.) Letztes Jahr war ich für eine Woche bei den Jungs zu Hause, da haben wir das aufgenommen. Ich wollte da eigentlich zu einem ganz besonderen Auftritt von Randy Fox. Aber zurück zu Deiner eigentlichen Frage über Gerrit. Also, Gerrit kenne ich schon seit vielen Jahren. Ich mochte seinen Gesang bei DAWN OF WINTER und SACRED STEEL sehr gerne, bei TRAGEDY DIVINE natürlich auch. Aber ganz ehrlich habe ich mich für Gerrit als Person entschieden. Er ist ein großartiger Mensch, ein sehr guter Freund, auf den ich mich immer verlassen kann und von dem ich weiß, dass er mich nicht enttäuscht. Ich wusste zum Beispiel, dass er an seiner Stimme arbeiten würde. Ich weiß, dass er nicht gerade die vielseitigste Stimme von allen hat, aber er weiß ganz genau, wie er sie einsetzen kann. Er weiß, wozu er in der Lage ist, und wozu nicht. Damit tut er eigentlich genau das, was mir am liebsten ist. Wir machen Musik im Rahmen unserer Möglichkeiten und lassen das beiseite, was wir nicht können. Das würde sich aufgesetzt, falsch und einfach blöde anhören. Gerrit kann sich in die Musik reinfühlen, er kann seinen Gesang dem musikalischen Hintergrund anpassen. Man hat ihn schon brutal und krächzend gehört bei SACRED STEEL, bei DAWN OF WINTER hat er eher getragen und melancholisch gesungen. Die Melodien, die er schreibt, sind fantastisch, und er kann seine Stimme genau daran anpassen. Ich bin also vollauf mit ihm zufrieden. Zuerst einmal ist er ein Freund, und dann hat er auch noch exzellente Arbeit auf unserer Platte geleistet. Ich will Gerrit, niemanden sonst, und bin zufrieden so, wie es ist. Ich würde deswegen auch nicht zurückblicken und überlegen, ob es vielleicht noch jemand besser könnte.

Rüdiger: Das klingt, als würdet Ihr auch weiter mit ihm arbeiten wollen, oder ist das zu früh gefragt?

Kostas: Wir betrachten Gerrit als vollwertiges Bandmitglied. Er ist kein Gastsänger oder sowas. Weil wir die gemeinsame Arbeit sehr genossen haben, werden wir wahrscheinlich weitere Alben zusammen aufnehmen. Ich glaube nicht, dass wir etwas ändern werden, weil die Chemie einfach passt. Wir haben uns auch mit der räumlichen Distanz und der knappen Zeit mittlerweile gut arrangiert, auch wenn Gerrit wegen seiner vielen anderen Bands und seinem Job ziemlich wenig davon hat. Wir müssen in unserer Zeiteinteilung einfach ein wenig flexibel bleiben, dann klappt das alles. Wir werden mit Gerrit weiterarbeiten, weil er gut findet, was wir tun, und das beruht auf Gegenseitigkeit. Wenn also nichts völlig Unerwartetes passiert, werden wir weiter mit ihm zusammen Songs schreiben.

Rüdiger: Bandmitglieder sind ein gutes Stichwort. Ihr habt noch ein neues vollwertiges Mitglied, nämlich Violinist Alex, der, wie ich finde, eine gute Figur macht. Sind Streichinstrumente ein wichtiges Element Eures Sounds geworden?

Kostas: Auf unserem ersten Album („Battleroar“; Anm. d. Red.) hatten wir noch gar keine Streicher. Das ging mit dem zweiten Album (“Age Of Chaos”; Anm. d. Red.) los. In den letzten Jahren haben Alex und ich oft zusammen gearbeitet. Wir haben auch noch ein anderes Projekt am Laufen, und wenn ich an den BATTLEROAR-Sachen gearbeitet habe, hatte ich Alex an meiner Seite. Diese Zusammenarbeit hat uns deutlich weiter gebracht. Also haben wir alle darüber gesprochen, wie bereichernd Alex und sein Violinenspiel für uns sind, und ihn fest in die Band aufgenommen. Wir haben das auch gemacht, weil er schon bei zwei Alben mitgewirkt hat, bei „Age Of Chaos“ und „To Death And Beyond“, und es einfach an der Zeit war. Wir haben ihn 2005 zum ersten Mal getroffen, das ist jetzt schon fast zehn Jahre her.

Rüdiger: Viele andere Bands verlassen sich eher auf Keyboards. Wo liegt für Dich der Unterschied zu Streichern?

Kostas: Wenn Du, wie auf dem neuen Album, mit Violine, Cello und Chor arbeiten kannst, ist das einfach ein riesiger Gewinn. Mit Keyboards habe ich auch kein Problem, die können auch super funktionieren. Aber Du kannst damit einfach nicht so viel machen. Du drückst ja einfach nur auf eine Taste. Das wirkt manchmal etwas kalt, das macht es zu einem sehr unflexiblen Instrument. Es fehlt die Leidenschaft. Wenn Du einen Violinisten hast, der mit seinen Fingern, seinem Vibrato, seiner Technik eine Menge Variation erzeugen kann, überträgt sich das in die Musik. Tasten drücken kann eigentlich jeder, Du könntest das genauso machen. Da fehlt mir das Menschliche, das Gefühl in der Musik. Deswegen klingen Keyboards für mich immer ein bisschen kalt. Wir können uns den Luxus von Streichinstrumenten leisten, weil wir einen Violinisten in der Band haben. Das klingt in meinen Ohren einfach besser, das ist alles.

Rüdiger: Du hast bereits den Begleitgesang erwähnt. Es gibt einen richtig geilen Chorus in “Valkyries Above Us”, meiner Meinung nach einer der stärksten Songs des Albums. Ich habe mal gelesen, dass gerade der Hintergrundgesang nach alten BLIND GUARDIAN Songs klingen soll. Was sagst Du dazu?

Kostas: Ok, das habe ich zumindest nicht beabsichtigt, als ich den Song geschrieben habe. Aber wenn die Leute meinen, dass das so ist, warum nicht? Obwohl ja BLIND GUARDIAN nicht zu meinen größten Einflüssen zählen. Aber Du kannst immer irgendwo Sachen finden, die nach etwas klingen, das es schon gibt. Die Sache ist auch, dass wir diesen Song Stück für Stück erarbeitet haben. Ich habe die Riffs geschrieben, dann kam meistens Gerrit mit irgendeinem großartigen Gesangspart und ganz außergewöhnlichen Lyrics um die Ecke, und dann hatten wir diese tollen Gastsänger zur Verfügung. Also haben wir ein wenig damit experimentiert – wir mussten auch die Stimmen für die Bridge in dem Song ausarbeiten – und darauf haben wir alles aufgebaut. Mit dem Ergebnis waren wir sehr zufrieden, und so ist es halt gekommen, wie man es nun hören kann. Ich mag den Song sehr. Er ist genau das, was ich für das Album wollte. Ich wollte was Raues, was Melodisches. Ich wollte was, worüber die Leute ernsthaft sprechen würden. Und genau das ist „Valkyries Above Us“.

Battleroar - Blood Of LegendsRüdiger: Ich muss sagen, dass ich die Nummer auch sehr gelungen finde. Seid Ihr beim Songwriting mit dem Rest des Albums genauso vorgegangen?

Kostas: Naja, wenn Du an einer Platte arbeitest, kannst Du nicht bei jedem Track anders herangehen. Das würde sich am Ende lächerlich anhören. Was den Sound angeht, hatten wir aber eine genaue Vorstellung, wie das Album werden soll. Als wir also die Aufnahmen gemacht haben, meinte unser Drummer Nick zum Beispiel “Ich will, dass die Snare so und so klingt, die Bassdrum soll so eingestellt werden“, und so weiter. Den Sound haben wir im Großen und Ganzen erst im Studio festgelegt, aber wir hatten vorher im Kopf, wie er sein sollte. Wir sind schließlich keine Neulinge mehr, uns gibt’s ja schon seit fast 15 Jahren. Ich bin also zu unserem Produzenten Thimios Krikos, dem Bandleader von INNERWISH, gegangen, und hab ihm gesagt, was ich mir vorstelle. Wenn Du bei den Gitarren ganz genau hinhörst, wirst Du auch feststellen, dass sie hier und da wie eine ganz bestimmte schwedische Death Metal Band klingen. Hör Dir nur mal „Poisoned Well“ an, vergleiche die Gitarren mit „Dreaming In Red“ von DISMEMBER, und dann sag mir, dass sie sich nicht ähneln. Das war volle Absicht, weil ich dieses Album wirklich sehr mag. Wir sind eben waschechte, geborene Metalheads. Also tun wir das, was wir lieben und schätzen. Wir wollen auf keinen Fall kopieren, aber hier und da kreieren wir einen neuen Mix aus dem, was wir richtig gut finden, und bauen es mit ein. Wir hatten tolle Unterstützung von Fotis Bernardo, dem Drummer von SEPTIC FLESH, der uns wirklich viel beigebracht hat, und wir hatten Thimios, der uns bei dem ganzen Scheiss mit Klangtheorie und Frequenzen geholfen hat. So haben wir den Sound geschaffen, und damit bin ich wirklich zufrieden. Es ist das Beste, das wir zu dem Moment mit dem Geld, das uns zur Verfügung stand, zu schaffen in der Lage waren.

Rüdiger: Du würdest aber jetzt nicht so weit gehen, es ein Konzeptalbum zu nennen?

Kostas: Nein, eigentlich nicht. Konzeptalbum kannst Du dazu nicht sagen. Der Titelsong „Blood Of Legends“ handelt natürlich genau davon, und auch einige der anderen Songs handeln von Legenden. Damit haben sie eine gemeinsame Grundidee, aber Konzeptalbum würde ich es trotzdem nicht nennen.

Rüdiger: Neben den Heldenepen wie der Ilias oder Medeas Fluch gibt es beispielsweise Songs wie „The Swords Are Drawn“. Ist das ein Song, um den Leuten zu sagen, dass Ihr ihnen gleich die volle Dröhnung verpasst?

Kostas: Ja, so in die Richtung geht das. Die Lyrics und den Titel des Songs haben wir auf dem „Hammer Of Doom“ Festival in Wolfsburg geschrieben. Wir fanden das gut, mit etwas zu starten wie „The Swords Are Drawn“. Damit sagen wir, dass wir voll kampfbereit sind, natürlich nicht wortwörtlich, aber wir sind wieder da und tun das, was wir am besten können. Der Text besagt „Hey Leute, es gibt Neuigkeiten“ und so. Der Rest geht dann auch so weiter.

Rüdiger: Hältst Du den Opener für einen guten Livesong, bei dem das Publikum durchdreht?

Kostas: Schon möglich. Der vielleicht, „Valkyries Above Us“ möglicherweise, und das sehr schnelle „Chivalry“. Das müssen wir einfach abwarten, weil wir diese Songs noch nicht live ausprobiert haben. Wobei, das stimmt nicht ganz, „The Swords Are Drawn“ haben wir bei zwei Shows 2012 in Griechenland gespielt. Aber der Song war eben neu, die Leute kannten ihn nicht, und die Reaktion fiel nicht so aus, wie wir uns das vielleicht erhofft hatten. Die Leute haben ihn aber auf jeden Fall gemocht. Ich muss an der Stelle zugeben, dass wir auch „Valkyries Above Us“ auf einem der beiden Auftritte gespielt haben, aber das war beim Soundcheck. Außer den paar Leuten, die schon in der Location waren, hat das keiner mitgekriegt. Ich bin mir aber sicher, dass wir ein paar richtig geile Livesongs auf dem Album haben, darüber mache ich mir gar keine Sorgen.

Rüdiger: Welches Lied findest Du persönlich am besten?

Kostas: Ha, jetzt fragst Du mich gerade, welcher von meinen Fingern am meisten weh tun würde, wenn ich ihn abschneide. Das würde sich wahrscheinlich alles gleich Scheisse anfühlen. Und wir haben auch noch genau zehn Songs auf dem Album! Ich kann auf jeden Fall sagen, dass ich „Valkyries“ sehr gut finde, und ich mag „Chivalry“ und „Exile Eternal“ auch sehr. Aber ich kann nicht sagen, dass ich einen bevorzuge.

Rüdiger: Du meinst, Du möchtest ungern einen Song zurücksetzen?

Kostas: Ja, aber es geht nicht nur darum. Ich habe „Poisoned Well“ auch sehr gern, aber das war der Song, den wir zuallererst aufgenommen haben. Also habe ich ihn einfach öfter gehört. Trotzdem ist er meiner Meinung nach ein klasse Song. Und die Idee zu „Blood Of Legends“ hatte ich schon vor sechs Jahren. Trotzdem hat es das Lied erst jetzt auf dieses Album geschafft. Wenn Du normalerweise an einem Album arbeitest und das Ganze über Monate immer und immer wieder hörst, kommt irgendwann der Punkt, an dem Du sagst „Das reicht jetzt. Ich kann nicht mehr.” Weil ich aber so begeistert davon war, was am Ende bei der Arbeit herauskam, ist mir das bei “Blood Of Legends” nicht passiert. Ich wollte einfach das ganze Ding am Ende in seiner Gesamtheit nochmal genießen. Und ich höre es mir immer wieder an, und es klingt immer noch einmalig.

Rüdiger: Eine letzte Frage. Einige Leute mögen der Meinung sein, Eure Songs seien ein wenig lang. Ich denke aber, dass das im Epic Metal normal ist. Wie denkst Du darüber? Brauchen die Stories auch ihre Zeit?

Kostas: Ich kann schon verstehen, was die Leute meinen. Normalerweise haben die Leute ja eine Radio- oder Fernsehshow im Hinterkopf, wenn sie einen Song schreiben. Wir haben aber zum Beispiel gerade einen siebenminütigen Videoclip gedreht. Ich meine, das läuft genau entgegen diesem kommerziellen Gedanken! Das spielt doch keiner, in der Zeit kannst Du zwei Songs unterbringen! Aber wie Du schon gesagt hast, funktioniert der Epic Metal nun mal einfach so. Wir machen keine Songs, die in drei Minuten abgefrühstückt sind. Das passt eher zu anderen Metal-Spielarten, wie ihn zum Beispiel SLAYER zu Zeiten von „Reign In Blood“ gespielt haben. Damals haben sie Dreieinhalb-Minuten-Killersongs hingelegt. Wir haben eine Menge zu erzählen, und wie Gerrit während der Aufnahmen gesagt hat, ist „Blood Of Legends“ ein tolles Album, um es in den CD-Spieler einzulegen und ganz konzentriert zuzuhören, vielleicht auch die Lyrics mitzulesen. Man kann ja eine Menge Details in der Musik entdecken, die Gitarren, die Violine, dann haben wir das Cello, und noch so viel mehr. Wir versuchen schon, auch kürzere Songs zu spielen, „Chivalry“ zum Beispiel ist nur fünf Minuten lang. Das scheint einigen Leuten immer noch zu viel zu sein, und ich weiß wirklich nicht, was diese Menschen erwarten. Als Problem habe ich das aber nie gesehen. Wenn Du eine Geschichte erzählst, zum Beispiel Medeas Fluch von Euripides, dann musst Du bestimmte Dinge ansprechen, wie der wahnsinnige, tragische Teil, als sie ihre eigenen Kinder tötet. Du brauchst einfach Zeit, um in der Handlung voranzuschreiten und die Tragödie dahinter zu verstehen. Ich glaube nicht, dass wir das in vier Minuten verpacken können. Ich denke, Epic Metal handelt von den großen Themen, die Zeitalter überdauern. Darüber kannst Du keinen Song schreiben, der zwei oder drei Minuten lang ist.

Rüdiger: Eure Musik handelt eher von den großen Geschichten als kurzen Statements?

Kostas: Ich glaube einfach, dass kurze Songs geschrieben werden, damit man über das Radio damit viele Leute erreichen kann. Das ist auch vollkommen ok für mich, aber das ist einfach nicht unser Stil. Dieser kommerzielle Kram ist einfach nicht unser Ding. Wenn wir eine Geschichte zu erzählen haben, sind wir nicht nach drei Minuten damit fertig. Andere können das vielleicht, aber wir nicht. So einfach ist das.

Rüdiger: Vielen Dank für dieses Interview, Kostas. Die letzten Zeilen gehören Dir!

Kostas: Klar doch! Zuerst einmal danke, dass Du mir die Gelegenheit gibt’s, zu unserer deutschen Fangemeinde zu sprechen, die uns über all die Jahre – die guten und die schlechten –  hinweg immer unterstützt haben. Sie waren immer da, sie haben mir die ganze Zeit Briefe und Emails geschrieben, und für ihre Anteilnahme danke ich ihnen allen sehr. Natürlich danke ich auch den Leuten in aller Welt, die weiter an uns geglaubt haben, denn gerade für uns persönlich waren diese letzten sechs Jahre die Hölle, vor allem für die dienstältesten Bandmitglieder, Nick und mich. Die Leute haben uns einfach damit geholfen, indem sie immer da waren und sich nach uns erkundigt haben. Ich danke Euch allen, dass Ihr die ganzen Jahre über für uns da wart. Danke, Freunde.

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