Grave Digger

von Rüdiger Vinschen

Grave Digger

Lest auch hier Rüdigers Review zu GRAVE DIGGERs neuestem Album "Return Of The Reaper"!

 

Rüdiger: Hallo Axel, ich bin Rüdiger vom Reaperzine. Herzlichen Glückwunsch zum neuen Album! Das Ding haut ja ganz schön rein und hat offensichtlich nicht nur mir gut gefallen. Auch die anderen Reviews, die ich bis jetzt gelesen habe, klingen ganz begeistert. Was ist Euer Geheimnis?

Axel: Das ist richtig. Es freut uns natürlich sehr, dass das neue Album so gut ankommt und die Rechnung aufgeht. Ich habe Chris von Anfang an gesagt, dass das Album einschlägt wie eine Bombe. Er war zunächst noch ein wenig skeptisch, freut sich jetzt aber umso mehr.

Rüdiger: „Return Of The Reaper“ knüpft ja an Euer Album „The Reaper“ aus den 90ern an, wenn ich das richtig verstanden habe. War eine Art Fortsetzung schon länger geplant, oder warum geht Ihr gerade jetzt zurück zum Reaper?

Axel: Wir waren der Meinung dass es jetzt mal genug mit den Konzeptalben ist, wie wir sie in der Vergangenheit veröffentlicht haben. Wir wollten wieder zurück zum straighten Metal, wie er zu den Anfängen der Band praktiziert wurde. Wild, heftig, ungestüm und mit jeder Menge Energie.

Rüdiger: „Return Of The Reaper“ ist jetzt aber kein Konzeptalbum mit dem Thema Tod. Die Songs stehen schon für sich allein. Mit Rücksicht auf unsere Leser, die noch nicht reinhören konnten: wovon handeln die Songs?

Axel: Bei dem Bandnamen liegt erwartungsgemäß das Thema Tod und Vergänglichkeit sehr nahe, sowohl in balladesker als auch in stürmischer Form. Teilweise behandeln die Texte realistische Formen, teilweise fantastische. Ist für jeden etwas dabei.

Return Of The ReaperRüdiger: Während viel vom neuen Album ganz typisch die Grave Digger-Handschrift trägt, erinnere ich mich auch an ein paar erfrischend ungewohnte Riffs. Wie viel von Axel Ritt hören wir in den Songs? Läuft das Songwriting gemeinsam, demokratisch ab?

Axel: Im Vorfeld des Albums komponieren Jens und ich unterschiedliche Riffs und legen sie Chris vor, welcher dann aussucht, welche ihm zusagen oder welche ihm einen Kick verpassen. Ich für meinen Teil habe knapp über 70 Riffs im Vorfeld für die Produktion geschrieben. Parallel arbeitet Chris an den ersten Text-Ideen und Gesangslinien, welche ich dann auch bereits in die Riffs einfließen lasse. Danach treffen wir uns bei mir im Studio und ich produziere eine Vorproduktion von allen Titeln, bei der zunächst die Drums noch programmiert werden. Basierend auf dieser Vorproduktion werden die Arrangements komplett überarbeitet und neu arrangiert. Dann werden alle Instrumente neu eingespielt und der Drumcomputer durch echte Drums ersetzt. Um Deine Frage zu beantworten, ca. 70% der Musik auf dem neuen Album wurde von mir komponiert.

Rüdiger: Chris hat in einem anderen Interview mal gesagt, das Intro zu „Tattooed Rider“ sei Deine Idee gewesen. Hattest Du dabei eigentlich „Turbo Lover“ im Kopf?

Axel: Es war wirklich reiner Zufall, aber die Parallelen sind unüberhörbar. Allerdings benutzten Priest seiner Zeit einen Gitarrensynthesizer, während mein Sound von einem Flanger Effektpedal herrührt. Ich wollte schon immer einen echten „Achtziger Bombast Metal Song“ mit riesigen Drums, fettem Bass und klassischen Metal-Gitarren für GRAVE DIGGER schreiben, was mir auf diesem Album endlich gelungen ist. Dass der Song aber so gut werden und dermaßen von den Fans und der Presse abgefeiert würde, hätte selbst ich nicht für möglich gehalten. Bin halt ein Kind der Achtziger... ;-)

Rüdiger: Eure Platte hat so einige Ideen, die für mich ziemlich „Old School“ wirken. Würdest Du von Dir sagen, dass Du eher der klassische Heavy Metal-Typ bist?

Axel: Auf jeden Fall. Es muss knallen, es muss wild sein, aber es muss Melodie haben. Jeder weiß, wie schwer es ist, Melodiebögen zu komponieren, welche auf der einen Seite dem Fan zugänglich sind und auf der anderen Seite nicht nach Kasperletheater klingen. Tri-tra-trullala Happy Metal ist genausowenig mein Ding wie schweres Gegrunze. Chris’ Stimme füllt genau diesen schmalen Grad aus. Sie ist eine der aggressivsten Organe auf diesem Planeten, perfekt für Metal, bietet aber von der Melodieführung her dem Fan große Hymnen mit Sing-a-long Charakter an. Genauso muss GRAVE DIGGER klingen.

Rüdiger: Welche Ideen stammen denn sonst noch aus Deiner Feder?

Axel: "Satan’s Host" ist von mir alleine, alle anderen Songs sind in Kooperation mit Jens entstanden. Im Großteil der Fälle stelle ich die Riffs vor und wir überlegen gemeinsam, wie man diese am besten kombiniert. Beim endgültigen Arrangement schaltet sich auch Chris noch zusätzlich mit ein.

Rüdiger: Welcher ist Dein persönlicher Lieblingssong vom neuen Album?

Axel: Ganz klar „Tattooed Rider“, siehe die obige Erklärung. ;-)

Rüdiger: Und auf wessen Rechnung geht die Ballade am Ende, „Nothing To Believe“? Die klingt gut, aber  ziemlich ungewöhnlich, vor allem der Gesang.

Axel: Die Nummer hat echt Nerven gekostet. Ganz am Anfang stand eine Bassfigur von Jens, welche in der zweiten Strophe auftaucht. Das Problem war, dass alle anderen Parts einfach nicht fließen wollten, es klang alles so verkopft, wie Ballade für Fußgänger. Ich war schon kurz davor, die Brocken bei der Nummer hinzuschmeißen, bis uns die Idee mit der Reduktion auf das Wesentliche kam und schwupps, lief alles wie von selbst. Einen verminderten Akkord am Ende des Chorus konnte ich mir aber nicht verkneifen. ;-) Gesanglich finde ich die Nummer von Chris sehr emotional gesungen, eine ganz starke Leistung. Immer im Grenzbereich von hart und soft, großes Kino.

Rüdiger: Ich kann mir bei Eurer Diskographie kaum vorstellen, dass nach „Return Of The Reaper“ Schluss sein soll. Kannst Du uns ein bisschen darüber verraten, was Ihr noch in petto habt, oder gibt’s da noch nichts zu erzählen?

Axel: Du glaubst es nicht, aber während der Listening-Session zum Album hatten wir bereits Ideen zum nächsten Album, es wird also noch jede Menge GRAVE DIGGER in den nächsten Jahren geben. Wir schwimmen im Moment in Kreativität.

Rüdiger: Du selbst bist seit 2009 an der Gitarre dabei. Wie läuft’s mittlerweile für Dich? Passt alles?

Axel: Ganz ehrlich, es könnte nicht besser gehen! Die Band ist sehr erfolgreich, und mit dem neuen Album öffnen sich nochmals neue Türen, welche bisher verschlossen geblieben sind. Wir haben letzte Woche erfahren, dass wir den höchsten Charteinstieg in der gesamten Geschichte von GRAVE DIGGER hatten, das ist einfach nur großartig.

Grave Digger

Rüdiger: Ich hab gehört, Du kennst die anderen Jungs schon wesentlich länger als Du bei der Band bist. Wie habt Ihr Euch denn kennengelernt?

Axel: Ich kenne Chris schon über 20 Jahre, wir haben auf der Verlags- und Promotion-Ebene zusammen gearbeitet, außerdem habe ich eine Produktion für einen Künstler, den er fördern wollte, produziert. Die Welt ist klein...

Rüdiger: Was waren Deine Eindrücke von der ausgedehnten Tour zu „Clash Of The Gods“?

Axel: Feine Sache! Eine Tour ist immer etwas Besonderes, der Inbegriff des Rock´n´Roll. Wir versuchen immer, die körperliche und mentale Belastung zu minimieren, um möglichst viel Energie für die Fans zu haben, denn man kann sich als Außenstehender wirklich nicht vorstellen, wie anstrengend eine Tour ist.

Rüdiger: Momentan seid Ihr auf Festivaltour, und ab November geht’s wieder auf zur Metal Attack III, unter anderem mit den Nitrogods und Heavatar. Bleibt zwischen all den Terminen, dem Songwriting  und Studioaufnahmen überhaupt noch Platz für Urlaub?

Axel: Wenn man will, bekommt man seinen Urlaub schon noch hineingepresst, aber man muss sich nach den Terminen richten. Ich selber habe seit 27 Jahren keinen Urlaub mehr gemacht, ich hatte leider keine Zeit...

Rüdiger: Grave Digger findet man auch ziemlich oft im Wacken-Billing. Ist das einfach so, weil Ihr so viel unterwegs seid, oder verbindet Euch was Besonderes mit dem W:O:A? Wie hast Du die Gigs dort in Erinnerung? Das müsste 2010 und 2013 gewesen sein, richtig?

Axel: Wacken 2010 war das größte Erlebnis, was der Band je zuteil wurde. Was für ein Aufwand, aber auch was für ein Erfolg. Nicht umsonst haben wir daraufhin die DVD „The Clans Are Still Marching“ rausgebracht. Wenn sich Dir fast 200.000 Hände entgegenrecken, das ist schon der pure Wahnsinn.

Rüdiger: Wenn man an Grave Digger und Wacken denkt, dann natürlich auch an eure Hymne „Wacken Will Never Die“. Macht es Euch ein bisschen traurig, dass sie zum 25-jährigen Jubiläum eine neue, von Fans geschriebene Hymne machen?

Axel: Nein, das gehört zum Geschäft.

Rüdiger: Neben der Hymne habt Ihr auch immer mal wieder einzelne Projekte am Laufen, wie z.B. Chris mit Van Canto und „Rebellion“ oder mit Anita Hegerland und „Schön ist es auf der Welt zu sein“. Hattet Ihr eigentlich noch mehr von solchen Anfragen? Macht Euch das Spaß, mal was anderes zu machen?

Axel: Wir haben immer wieder Anfragen dieser Art, sondieren aber im Vorfeld, ob es für die Band Sinn machen würde. Oder aber es ist so abgedreht wie die Nummer mit Anita, das hatte schon was Aberwitziges. Schade, dass einige Metal Fans diesem Spaß nicht so viel abgewinnen konnten.

Rüdiger: Letzte Frage. Nächstes Jahr heißt es „35 Jahre Grave Digger“. Ist schon was in Planung für das Jubiläum? Was würdest Du Dir für den Geburtstag wünschen oder vorstellen?

Axel: Wir planen bereits wie die Wilden, müssen aber sehen, was sich letztendlich auch umsetzen lässt. Aber es wird bestimmt wieder ein Knaller dabei sein!

Rüdiger: Vielen, vielen Dank für Deine Zeit, Axel. Wenn Du unseren Lesern noch etwas sagen möchtest, die letzten Worte beim Reaperzine gehören natürlich Dir!

Axel: Ich hoffe, wir sehen uns bei einer unserer kommenden Shows.

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