Eraserhead

von Sascha S.

Eraserhead

Sascha: Moin, wie schaut's aus? Alles gut im Hause ERASERHEAD?

Phil: Gude Sascha! Bei uns ist alles bestens!

Sascha: Erzähl' uns doch mal etwas über die Gründung der Band und 'n bisschen aus ihren Anfangstagen. Wer hat's erfunden? Und wieso ein David Lynch-Filmtitel als Bandname?

Phil: Also, gegründet wurde ERASERHEAD von unserem Rhythmus-Gitarristen Nico, der anfangs alleine mit Drumcomputer Songs geschrieben hat. 2008 kam dann die erste vollständige Besetzung, unter anderem mit mir an der Lead-Gitarre, zustande. Der Name stammt ebenfalls von Nico, da dieser ein großer Lynch-Fan ist und man zugegebenermaßen feststellen muss, dass "Eraserhead" ein absoluter Klassiker der Filmbranche ist. Obwohl es heutzutage auf den ersten Blick weitaus brutalere und härtere Filme gibt, waren jedoch Filme wie "Eraserhead", besonders durch seine Eigenständigkeit, die Vorreiter für ein ganzes Genre! Dieser Vergleich lässt sich beinahe eins zu eins auf die Death Metal-Szene übertragen! Heutzutage mag es im modernen Death Metal schnellere und härtere Bands geben, die Wurzeln liegen jedoch bei Bands, die dieses Genre erst ermöglicht haben!

Sascha: Ihr hattet ja schon einige Besetzungswechsel zu beklagen, seid Ihr denn jetzt endlich komplett?

Phil: Ja, das stimmt allerdings! Wir hatten immer mal wieder mit Besetzungswechseln zu kämpfen, sei es durch musikalische oder persönliche Differenzen! Wir haben uns mit dem letzten Besetzungswechsel jedoch vorgenommen, dass neben den musikalischen Fähigkeiten definitiv das Persönliche stimmen muss! Mit der aktuellen Besetzung können wir endlich sagen, dass wir vier Kumpels sind, die nicht nur die Musik verbindet! Von daher gehen wir davon aus, dass wir endlich komplett sind!

Sascha: Euer erstes Langeisen "Remnants Of Decadence" ballert ja ordentlich. Wie seid Ihr denn mit dem Endergebnis zufrieden?

Phil: Wir sind mit dem Endergebnis sehr zufrieden. Den einen oder anderen Dreher am Endsound hätten wir gerne noch getätigt, aber irgendwann ist halt mal Schluss! Die Songs entstammen quasi aus sämtlichen Zusammensetzungen der Band. Der älteste Song ist rund acht Jahre alt, der jüngste keine zehn Monate! Somit haben wir einen kompletten Querschnitt aus allen Schaffensperioden der Band zusammengestellt.

Sascha: Wer ist denn bei Euch wofür zuständig, und was behandelt Ihr eigentlich so in Euren Texten? Gibt es einen thematischen roten Faden auf "Remnants Of Decadence"?

Phil: Die Texte wurden allesamt von unserem Sänger und Bassisten Chris geschrieben. Wir haben hohen Wert darauf gelegt, unsere Songs mit für uns interessanten Themen zu füllen. So behandeln wir in "Collection Of Scalps" die Indianervertreibung in Nordamerika, die Benutzung der sozialen Medien ("Digital Absorption") oder die Teilung Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg ("Unintentional"). Einen wirklichen roten Faden gibt es in den Texten nicht, jedoch war es uns wichtig, jeden Song einem interessanten Thema zu widmen! Was das Songwriting anbelangt, waren seit jeher Nico und ich für das Musikalische zuständig. Seit der Neubesetzung im vorigen Jahr mischt unser Sänger/ Bassist Chris jedoch auch intensiv im Songwriting mit.

Eraserhead - Remnants Of DecadenceSascha: Kommen wir doch mal auf das Cover zu sprechen. Nimmt das Motiv irgendwie Bezug auf einen Eurer Songs? Was genau bedeutet es eigentlich, und wie kam die Zusammenarbeit überhaupt zustande? Mario Lopez wohnt ja nun nicht grad um die Ecke.

Phil: Das Cover beruht auf dem Fakt, dass wir ursprünglich aus Limburg an der Lahn in Hessen kommen. Dort befand sich von 2008 bis 2014 Herr Franz-Peter Tebartz-van Elst im Amt des Bischofs! 2013 kam er ja europaweit in die Medien, da er für letztendlich über 30 Millionen Euro den Limburger Bischofssitz hat umbauen lassen und bis zum Ende keine Reue bzgl. der nicht zu erklärenden Ausgaben gezeigt hat. Für uns war diese Person der Inbegriff der Verlogenheit, für die die katholische Kirche seit jeher kritisiert wird (Stichwort: Wasser predigen und Wein saufen). Ein Teil der Berichterstattung bezog sich immer wieder auf die Badewanne, die er für 16.000 Euro hat anschaffen lassen. Diese bildet zusammen mit ihm selber auch den Kern unseres Covers! Das umgedrehte Kreuz wird ja seit jeher sinnbildlich für die Abkehr der christlichen Werte benutzt, ein Symbol, welches perfekt auf Herrn Tebartz-van Elst passt. Der Titel "Remnants Of Decadence" spielt mit der Tatsache, dass der Bischofssitz in Limburg mittlerweile verwaist ist und die katholische Kirche nicht weiß, was sie mit diesem Prunksitz anfangen soll. Auf Mario Lopez als Coverzeichner sind wir aufmerksam geworden, da dieser bereits großartige Cover für EVIL INVADERS oder SKELETAL REMAINS gezeichnet hat. Uns war es wichtig, eine geile Verpackung für unser Album zu haben, von daher war Mario der richtige Mann für uns! Der Song "Limburgian Decadence" ist somit der Quasi-Titelsong.

Sascha: Ihr habt das Album über das sympathische, aufstrebende Label Bret Hard Records veröffentlichen können. Seid Ihr mit der Zusammenarbeit soweit zufrieden? Wie kam es zu dem Deal?

Phil: Der Name Bret Hard Records kreiste schon geraume Zeit in unseren Köpfen, da unsere Kumpels von BLOODSPOT und PRIPJAT bereits dort unter Vertrag standen und diese auch sehr zufrieden mit dem Label waren. Wir haben letztendlich nur darauf gewartet, alle Songs für ein Album zusammen zu bekommen, haben uns beworben und haben jetzt das Glück, mit Bret Hard Records zusammen arbeiten zu können. Da das Album noch nicht veröffentlicht ist, kommt die meiste Arbeit ja noch auf das Label zu, aber bisher sind wir rundum zufrieden, da man immer einen Ansprechpartner hat, wenn man ihn braucht!

Sascha: Erzählt uns doch mal was über das Video zu "Unintentional". Sag mal, seid Ihr eigentlich eine politische Band? Die Frage drängt sich beim Anschauen des Videos irgendwie auf?

Phil: Im Song "Unintentional" behandeln wir das im Metal-Bereich kaum angesprochene Thema der deutschen Teilung, ein für uns mehr als interessantes Thema, da dieses ebenso wie das 3. Reich ein Teil der deutschen Identität ist. Das Video selbst zeigt chronologisch den Werdegang der deutschen Teilung vom Ende des 2. Weltkrieges bis zum Mauerfall. Wir würden uns nicht als politische Band bezeichnen, ich denke jedoch, dass es wichtig ist, eine Message in den Songs zu transportieren! Wir sind keine Meinungsschürer, sondern Geschichtenerzähler. Über Verstümmelung und Zombies können andere singen...

Sascha: Fühlt Ihr Euch musikalisch eigentlich im Geknüppel, oder eher in gediegeneren, doomigeren Gefilden Zuhause?

Phil: Wir fühlen uns hauptsächlich im Sound der Gründungsväter wie MORBID ANGEL, CANNIBAL CORPSE oder DEATH Zuhause, lassen es uns jedoch nicht nehmen, immer wieder auch andere Einflüsse, bspw. aus dem Thrash Metal und Black Metal einfließen zu lassen! Komplett limitieren lassen wir uns nicht, jedoch sollten alle Einflüsse irgendwie zum Grundsound passen.

Sascha: Die obligatorische Frage nach den musikalischen Einflüssen darf natürlich auch nicht fehlen. Kommt Ihr alle aus der Death Metal-Ecke?

Phil: Wir kommen definitiv aus dem oldschooligen Death Metal-Bereich. Natürlich hat jeder von uns noch andere Vorlieben, ich bin bspw. ein riesiger Progressive Rock-Fan, Nico hört von Hardcore Techno bis Black Metal alles, was extrem ist, und Chris beschäftigt sich viel mit altem Rock á la BEATLES oder AEROSMITH, aber wir definieren uns hauptsächlich durch den harten Metal der 80er und 90er Jahre.

Sascha: Habt Ihr schon irgendwelche Zukunftspläne? Wollt Ihr jetzt richtig angreifen? Nächste CD schon im Köcher?

Phil: Unser Plan ist jetzt erstmal, mit dem Album ein ganzes Stück vorwärts zu kommen, so viele Gigs und Festivals wie möglich zu spielen und uns einen festen Platz in der deutschen Death Metal-Szene zu erkämpfen. Wir haben tatsächlich auch schon wieder mit Songwriting begonnen, damit ein eventuell nachfolgendes Album nicht allzu lange auf sich warten lässt.

Sascha: Herzlichen Dank für's Interview. Wollt Ihr unseren Lesern vielleicht noch etwas mit auf den Weg geben?

Phil: Ich danke für's Interview! Leute, besucht so viele Underground-Konzerte wie möglich und kauft die Platten der Bands! Die Szene braucht euch! Zum Schluss grüß' ich noch unsere Kumpels von BLIZZEN, BLOODSPOT, PRIPJAT, OBSCURE INFINITY, PREDATORIA, DERELYCTION, BOOZE CONTROL, REFLEXOR und MANTIGORE!

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