Bloodsoaked

von Rüdiger Vinschen

Bloodsoaked

Interview und Übersetzung: Rüdiger "MetallKopp" V.

Dieses Interview bildet den Auftakt der ersten Interview-Reihe auf Reaperzine.de, die ich aus einem persönlichen Interesse heraus initiiert habe. Das Thema dieser Interview-Reihe ist Crowdfunding. Wer die einschlägigen Newsportale aufmerksam nach diesem Thema durchsucht, wird schnell fündig: Erfolgsmeldung reiht sich an Erfolgsmeldung, Crowdfunding ist ein boomendes Geschäft. Die großen Crowdfunding-Portale Kickstarter, Indiegogo und Startnext verzeichnen jährliche Zuwachsraten zwischen 20 und 40 Prozent. Das wirft natürlich Fragen auf: Wem nutzt Crowdfunding eigentlich? Was ist die Idee dahinter? Wer verdient Geld damit?

Und die wichtigsten Fragen für uns lauten: was für eine Rolle kann Crowdfunding bei der Finanzierung von Musikprojekten spielen? Welche Chancen bietet es für kleinere, unbekannte Bands? Welchen Bands nützt es am meisten?

Dazu werde ich in den nächsten Wochen Bands interviewen, die bereits Erfahrungen mit Crowdfunding-Projekten gemacht haben, aber auch offizielle Vertreter der wichtigsten Plattformen zu ihrer Meinung und ihren Anregungen befragen.

Wer nach allgemeinen Infos über Crowdfunding sucht, oder gar nicht weiß, wie das funktionieren soll, den verweise ich hiermit auf unsere Facebook-Seite. Dort werde ich ebenfalls grundsätzliche Informationen über Crowdfunding und interessante Artikel veröffentlichen. Ein Like, und Ihr bekommt mit, wenn es was Neues gibt!

Nun aber zu unserem ersten Interview. Peter Hasselbrack, Sänger, Gitarrist und Bassist der Brutal Technical Death Metal-Formation BLOODSOAKED aus Raleigh in North Carolina (USA) hat sich freundlicherweise bereit erklärt, meine Fragen zu beantworten. BLOODSOAKED haben im März 2014 auf der amerikanischen Crowdfunding-Plattform Kickstarter für ihr neues Album 2209 US-$ von 66 Unterstützern erhalten, um einen Teil der Produktionskosten zu decken.

Rüdiger: Hallo Peter und danke, dass Du Dir Zeit für mich nimmst. Ihr arbeitet im Moment hart an Eurem neuen Album, wie geht es voran?

BloodsoakedPeter: Mit den Studioarbeiten zu „Religious Apocalypse“ sind wir fertig, Cover-Artwork und Layout sind auch abgeschlossen. Wir werden es gegen Ende Juli, Anfang August über Comatose Records veröffentlichen.

Rüdiger: BLOODSOAKED spielen Death Metal bis zum Äußersten. Welche Richtung schlagt Ihr mit dem Album ein?

Peter: Unser Stil hat sich eigentlich von Beginn an kaum verändert, und ich glaube nicht, dass er sich in Zukunft merklich verändern wird. Wir spielen Death Metal gerade heraus, nicht zu technisch, aber eingängig.

Rüdiger: Ihr Jungs seid ziemlich fleißig, das kommende Album ist bereits das vierte Full Length seit 2007. Woher nehmt Ihr Eure Inspiration und die vielen Ideen?

Peter: Unsere Inspiration ist einfach die Liebe zum Death Metal. Die Ideen für Riffs, Texte oder Refrains kommen mir zum Beispiel, wenn ich Auto fahre und Musik höre, die nicht gerade Metal ist. Ich finde, dass ich ziemlich lange für das Songwriting brauche. Das ist der Grund dafür, dass wir nicht so schnell Alben veröffentlichen, wie einige andere Bands.

Rüdiger: Was können wir von Eurer kommenden Veröffentlichung erwarten?

Peter: Das neue Album wird eine Mischung aus neuen Songs, einigen speziellen Coversongs und Live-Aufnahmen enthalten. Die neuen Songs sind so ziemlich der gleiche, ehrliche Death Metal, den wir vorher gespielt haben.

Rüdiger: Da nur Du und Joseph permanente Bandmitglieder sind: wer übernimmt die Drums auf dem neuen Album?

Peter: Shane McFee, das ist derselbe, der das Schlagzeug auf den letzten beiden BLOODSOAKED-Alben bearbeitet hat. Er hat auch das Mixing und das Mastering übernommen.

Rüdiger: Eure vorherigen Veröffentlichungen habt Ihr über Comatose Music herausgebracht, und es gab eine selbstveröffentlichte EP, wenn ich richtig informiert bin. Warum habt Ihr diesmal das Crowdfunding zur Finanzierung genutzt?

Peter: Da musst Du was verwechseln, eine EP haben wir nicht veröffentlicht. Vielleicht war das eine andere Band namens BLOODSOAKED, wir sicher nicht. Was das Crowdfunding angeht, ich wollte die Möglichkeit, die Musik von BLOODSOAKED sechs Monate, nachdem das Album veröffentlicht worden ist, zu verschenken. Also unterschrieben wir einen Vertrag mit Comatose, in dem wir auf einen Teil des Geldes verzichteten, und im Gegenzug erlaubt Comatose Music uns, das Album ein halbes Jahr nach Veröffentlichung als kostenlosen Download über die Homepage von BLOODSOAKED anzubieten.

Rüdiger: Ihr glaubt also nicht, dass die MP3 und Internet-Tauschbörsen das Musikgeschäft zugrunde richten?

Peter: Die Underground Szene bestimmt nicht, soviel ist mal sicher. Wenn es überhaupt was bewirkt hat, dann den kleinen Bands zu helfen, ihre Musik und ihren Namen einem größeren Publikum bekannt zu machen. 99% aller Bands im Underground verdienen sowieso nicht genug Geld, um davon zu leben, also ist es wichtiger, seine Musik unter die Leute zu bringen.

Rüdiger: Geht es bei Eurem Kickstarter-Projekt auch darum, von Plattenfirmen unabhängiger zu werden?

Peter: Solange eine Band genug treue Fans hat, die solch ein Projekt unterstützen, ist es eine großartige Möglichkeit, aus den Verträgen mit Musiklabels herauszukommen. Das hatte ich speziell nun nicht beabsichtigt. Die Arbeit mit Comatose Music macht mir viel Spaß, und auch am neuen Album arbeite ich gern mit ihnen. Sie übernehmen die Promotion, die Vervielfältigung und unterstützen uns nach wie vor. Aber wenn zum Beispiel eine unabhängige Band über ein Crowdfunding-Projekt genug Aufmerksamkeit erzeugen kann, müssen sie vielleicht gar nicht erst auf die Unterstützung einer Plattenfirma bauen. Ich glaube, diese ganze Crowdfunding-Geschichte ist großartig, sowohl für Bands, als auch für Fans.

Rüdiger: Hängt der Betrag, den man erreichen kann, stark mit der Größe der Fanbase zusammen?

Peter: Den idealen Geldbetrag für ein Projekt festzulegen ist sehr schwierig. Ohne eine ordentliche Fanbase ist es natürlich sehr schwer, überhaupt Geld zu bekommen. Ein wenig Aufmerksamkeit von außerhalb hilft schon, aber die Fans sind die Hauptsache. Für unser Projekt haben wir das Finanzierungsziel sehr niedrig angesetzt. Es ist besser, das Finanzierungsziel zu erreichen, als das Ziel zu hoch zu stecken und am Ende mit gescheitertem Projekt und ohne Geld dazustehen.

Rüdiger: Wie macht Ihr auf Euer Projekt aufmerksam? Wie können die Leute Euch dabei helfen?

Peter: Dafür haben wir Facebook, unsere Homepage und unseren Newsletter genutzt. Ohne Möglichkeit, die Menschen auf Dein Projekt aufmerksam zu machen, ist das alles Zeitverschwendung. Du brauchst einfach die Fans, um mehr Fans und ihren Freunden und Freundesfreunden davon zu erzählen. Je mehr Leute davon wissen, desto besser.

BloodsoakedRüdiger: Ihr wollt Eure Musik also Euren Fans kostenlos zur Verfügung stellen. Was haben dann die Unterstützer Eures Projekts davon, wenn sie Euch Geld zur Verfügung stellen?

Peter: Unsere Unterstützer bekommen das Album ein halbes Jahr früher als jeder sonst, und abhängig davon, wieviel sie beitragen, bekommen sie auch CDs dafür, statt nur Download-Songs. 

Rüdiger: Um etwas Bestimmtes von Euch als Gegenleistung zu bekommen (CDs z.B.) gibt es bestimmte Mindestbeiträge. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, freiwillig mehr Geld zu spenden. Wie ist Eure Erfahrung damit?

Peter: Ja, einige Leute haben tatsächlich die Chance wahrgenommen, mehr als den Mindestbeitrag zu geben. Ein paar haben sogar einfach Geld gespendet, sie wollten BLOODSOAKED nur unterstützen, ohne etwas dafür zu verlangen.

Rüdiger: Was ist für Euch am wichtigsten an der Musik?

Peter: Dass Du sie liebst und mit Leidenschaft dabei bist. Ohne Leidenschaft gibt es da nichts.

Rüdiger: Anfang des Jahres seid Ihr für einige Gigs nach Deutschland gekommen. Ich könnte mir immer noch einen Fuß abkauen, dass ich die verpasst habe. Gibt es eine Chance, dass man Euch irgendwann mal wieder in Europa sieht?

Peter: Die Chancen stehen gut, dass wir 2015 wieder für eine etwa zehntägige Tour zu Euch kommen werden.

Rüdiger: Nochmal vielen Dank dafür, dass Du meine Fragen beantwortet hast. Hast Du noch eine Botschaft, die Du den Metalheads in Deutschland mitgeben willst?

Peter: Danke an Euch Fans da draußen, die BLOODSOAKED von Beginn an unterstützt haben, und die zu unseren Auftritten in Deutschland kommen. Es ist immer toll, Fans aus Übersee zu treffen. Alles cool!

 

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