Ascendancy

English Version

Interview und Übersetzung: Rüdiger "MetallKopp" V.

Rüdiger: Hi Jan, ich bin Rüdiger vom deutschen Metal-Fanzine Reaperzine.de. Erst einmal danke für Euer geiles Album, das haut wirklich rein! Vor allem das coole Retro-Cover-Artwork hat mich sofort überzeugt. Aber sag mal, da sind nur vier Helden drauf abgebildet, aber Ihr seid fünf Musiker. Ist einer von Euch etwa der berüchtigte Count Illuminatus?

Jan: Hi. Also, sinnbildlich gesprochen ist der Count, was uns angeht, unser alter Drummer, der uns eine Woche vor Beginn der Schlagzeug-Aufnahmen für das neue Album sitzen gelassen hat. Das ist sozusagen unsere kleine Rache an ihm. Wie auch immer, das Artwork ist wirklich super. Wir wollten etwas im Stil eines dieser alten Poster machen - etwas retro-mäßiges, wenn Du so willst. Martin Mišík, der Künstler, hat exzellente Arbeit geleistet, und es ist ein Monstrum geworden. Und vielleicht hat der Count auch noch mehr in petto!

Rüdiger: Wer von Euch hatte die Idee dazu, oder entwickelt Ihr Eure Ideen gemeinsam?

Jan: Die grundsätzliche Idee für die Songs und das damit verbundene Themenkonzept kommen von unserem Gitarristen Libor Kukula, er hat tatsächlich alle Songs selbst geschrieben, wofür es ganz einen ganz einfachen Grund gibt. ASCENDANCY hatte bei der Bandgründung nur zwei Bandmitglieder, Libor und Ivan Jakubo (Vocals), weißt Du? Die anderen Musiker waren nicht die ganze Zeit über dabei, also gab es keine Möglichkeit, jeden bei der Entstehung der neuen Scheibe einzubinden. Aber die Zeiten ändern sich, und seit 2013 haben wir endlich ein stabiles Lineup zusammenbekommen, und von jetzt an können wir unsere Songs zusammen schreiben.

Rüdiger: Vielleicht habe ich nicht alles richtig verstanden (ich versage oft total dabei, englische Texte richtig auf die Reihe zu bekommen, und ein Booklet hatte ich nicht), aber ich denke, Ihr habt der Entwicklung des Charakters von Count Illuminatus sehr viel Raum gegeben und auch mehr über ihn erzählt als über die Helden. Was fasziniert Euch so an dem Bösewicht? Ist es die Geschichte, wie er zu Count Illuminatus wurde?

Jan: Das hast Du eigentlich ganz gut erfasst. Ich glaube, die Antwort darauf liegt in der menschlichen Natur. Menschen sind nämlich mehr an der Dunkelheit interessiert, denn das Dunkle ist im Prinzip ein leerer Raum, und in der Leere gibt es viel Platz für Fantasie. Die Vorstellungskraft ist eine schöpferische Kraft, und die kann in Musik umgesetzt werden. Wir machen also Musik über eine dunkle Leere und einen fiesen, hässlichen Typen, der die Welt unterjochen will.

Rüdiger: Das Ende ist für eine Geschichte über Superhelden auch eher ungewöhnlich. Wie hat sich das entwickelt? Glaubst Du, es gibt Parallelen zu unserer wirklichen Gesellschaft?

Jan: Für mich persönlich bleibt die Geschichte am Schluss offen, und ich denke, das war auch so beabsichtigt. Und ja - ich glaube, es gibt darin Gemeinsamkeiten mit den Zeiten, in denen wir leben. Es wird immer sehr berühmte, aber böse Leute geben, genau wie die Guten, aber über diese Leute weiß man oft fast gar nichts.

Rüdiger: Denkst Du, es gibt jemanden, der die Welt retten und zum Besseren verändern kann?

Jan: Ich denke, jeder hat die Macht, die Welt zu verändern. Ich meine damit, man kann die Weise verändern, auf die man die Welt betrachtet, und wie die Welt auf einen blickt.

Rüdiger: In meinem Review habe ich geschrieben, dass Deine Synthies ziemlich spacig klingen. Ich habe auch gesehen, dass auf dem Cover Eures vorherigen Albums ein Raumschiff abgebildet war. Habt Ihr eine besondere Vorliebe für den Weltraum oder Science Fiction, ist es das, was Euren Stil prägt?

Jan: Ich persönlich liebe Sience Fiction-Filme und fasse das mal als Kompliment auf. Danke schön! Wir wollen schon Sci-Fi-Stories mit unseren Songs erzählen, mal lange, mal kurze, aber das muss nicht zwingend immer den Weltraum mit einschließen. Der Titel "Why" ist zum Beispiel ein Liebeslied über einen geliebten Menschen, den der Tod holt. Wenn man es drauf anlegt, kann man auch einen Sci-Fi-Song über Basketball schreiben. Bei Science Fiction ist einfach alles möglich. Aber um auf die Frage zurückzukommen, ja - wir lieben Raumschiffe!

Rüdiger: Ich muss sagen, dass mich "Secret Society" sehr an den Soundtrack des alten PC-Spieleklassikers "Dune" aus den 90ern, den ich sehr gemocht habe, erinnert hat. Baut Ihr viele Eindrücke aus Filmen oder anderen elektronischen Medien in Eure Songs ein?

Jan: Ok, ich glaube, die Frage kann Libor besser beantworten. Aber soweit ich weiß, liebt er alte Videospiel-Soundtracks. Ich meine die alten 16 Bit-Soundtracks. Außerdem steht er auf Starcraft. Und er wollte ein paar ziemlich abgedrehte Sounds von mir im Studio hören. Da waren massenweise gebrochene Akkorde auf analogen Synths dabei, das ging etwa so ab wie "Hey, guck mal, ich hab' da nen coolen Part mit netten Streichorchester-Sound gemacht", und er dann so "Ok, aber mach die Streicher analog". Die Einflüsse sind also auf jeden Fall da.

Rüdiger: Ihr erzeugt mit Euren Arrangements ein echt lebhaftes Bild beim Hörer. Bei "Subterranean Utopia" konnte ich mir richtig vorstellen, wie ich die fantastische Unterweltstadt entdecke. Wie macht Ihr das? Das ist großartig! Hat einer von Euch eine professionelle musikalische Ausbildung gemacht oder sogar Musik studiert?

Jan: Vielen Dank. Nein, eine musikalische Ausbildung hat keiner von uns. Wir machen einfach, was uns gefällt, unter Libors Aufsicht. Nimm das Keyboard zum Beispiel. Ich habe ein paar Vorschläge gemacht, und Libor sagte dann Ja, Nein oder wollte, dass wir noch einmal daran arbeiten. Das ist für mich auch ok, denn er ist der Bandleader. So ist eigentlich das ganze Album entstanden.

Rüdiger: Um Euch Jungs ein bisschen näher kennenzulernen (wenn das nichts zu Persönliches ist), was arbeitet Ihr alle im normalen Leben? Lässt Euch der Alltag viel Zeit für Touren, Aufnahmen und so?

Jan: Mal so, mal so. Libor und Ivan bauen gerade ein neues Studio auf, unser Basser Radek ist Tischler, ich arbeite für ein Automobilunternehmen und unser Drummer Čepa hat sein eigenes Studio, und darüber hinaus spielt er noch in anderen Bands. Erwähnenswert sind da ADOR DORATH und FORGOTTEN SILENCE. Ich kann nicht für uns alle sprechen, aber ich verbringe meistens so etwa zwei Stunden am Tag mit Bandaktivitäten, aber das variiert von Tag zu Tag.

Rüdiger: Ich habe auf Eurer Homepage noch keine Tourankündigung gesehen. Gibt's eine Chance, dass Ihr irgendwann in unserer Gegend spielt? Haben die Veranstalter in Deutschland Euch überhaupt bis jetzt zur Kenntnis genommen?

Jan: In den letzten Jahren haben wir wohl nach deutschen Bands und Clubs Ausschau gehalten, um Auftritte zu bekommen, aber besonders erfolgreich waren wir nicht... Wir hatten sogar einen Freund aus Deutschland, der uns dabei helfen wollte, aber er hat keine ähnliche Band und keinen passenden Club gefunden. Aber ich will nicht ausschließen, dass sich das in den letzten drei Jahren geändert hat, und nächstes Jahr starten wir einen neuen Versuch. Im Moment planen wir für nächstes Jahr und verhandeln über ein paar Shows. Wenn wir die Auftritte unter Dach und Fach haben, veröffentlichen wir eine Liste für 2015.

Rüdiger: Wo würdet Ihr irgendwann mal gern auftreten?

Jan: Im Grunde spielen wir überall gerne. Wir haben jetzt keine Traum-Location, in der wir mal auftreten wollen. Was für uns eine gute Show ausmacht sind genügend Leute, guter Sound und angenehme Atmosphäre.

Rüdiger: Ihr habt unter anderem schon als Support für EQUILIBRIUM und BLAZE BAILEY gespielt. Gibt es eine bestimmte Band, die Ihr gern live supporten würdet?

Jan: AYREON zum Beispiel. Es muss ein tolles Erlebnis sein, vor Arjen Lucassen zu spielen. Aber das ist nur ein Wunschtraum, leider tritt er ja nicht so oft live auf. Einmal waren wir in der Endrunde zum Casting für eine IRON MAIDEN-Supportband. Leider wurden dann alle Support-Acts gestrichen. Das wäre legendär geworden!

Rüdiger: Und wenn Ihr heute schon bekannter wärt und eine Headliner-Tour machen würdet, welche Band würdet Ihr gern als Vorband haben?

Jan: Ich würde einen längeren Auftritt ohne Vorband bevorzugen, so wie es zum Beispiel KING DIAMOND macht. Ich denke auch, dass das Konzept unseres neuen Albums dazu gut passen würde.

Rüdiger: Um noch mal auf das Cover zurückzukommen, da könnte ich mir so einige coole Merch-Designs vorstellen. Habt Ihr was in der Richtung in Planung? Gibt's von Euch irgendwo Merch zu kaufen? Bei Metal Gate Records habe ich nichts gefunden.

Jan: Für unser jetziges Album haben wir keine Merchandise-Artikel geplant. Wahrscheinlich klappt das aber beim nächsten Album. Übrigens wollen wir dann gern beim Thema von Count Illuminatus bleiben. Seine Weltzerstörungspläne sind zwar durchkreuzt worden, aber er gibt noch nicht auf!

Rüdiger: Vielen Dank, dass Du die ganzen Fragen so geduldig beantwortet hast. Ich wünsche Euch alles Gute, und wie immer bei uns sollst Du das letzte Wort in diesem Interview haben!

Jan: Um einen Film zu zitieren: "Kinder, kauft Euch keine Drogen...werdet Rockstars, dann bekommt Ihr sie umsonst..." Danke für das Interview. Viele Grüße nach Deutschland an alle deutschen Metalheads, und hoffentlich sehen wir uns auf einem unserer Deutschland-Konzerte nächstes Jahr!

 

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English Version:

Rüdiger: Hi Jan, I'm Rüdiger of German metal fanzine Reaperzine.de. Thanks for one awesome record, it is really something! The cool retro cover artwork got me from the beginning. But say, since there's only four heroes on the cover and you are five musicians, is one of you the infamous Count Illuminatus?

Jan: Hi. Well, symbolically speaking, for us the Count is actually our last drummer, who left us one week before drums recording session for the new album. So this is our little revenge. Either way, I think the artwork is very good. The idea was to create something like an old poster – something retro if you will. Martin Mišík, our artist, did an excellent job and we created a monster. And maybe the Count still has something more to say.

Rüdiger: Who had the idea for this, or are you developing your ideas all together?

Jan: The overall idea for songs connected with a story concept comes from our guitarist Libor Kukula, who in fact wrote all the songs, to which there was a practical reason as well. You see, ASCENDANCY was established with only two members, Libor and Ivan Jakubo (vocals). All other musicians were only partially involved, so there was really no opportunity to involve the whole line-up in creating the new album. But times are changing, and since 2013 we finally assembled a stable line-up, so now we can create music together.

Rüdiger: I may not have gotten everything right (I'm always super clumsy in understanding lyrics, and had no written ones), but I think you developed the Count Illuminatus character very extensively, and also told more about his story than about that of the heroes. What's so fascinating about the villain? Is it about how he became the Count?

Jan: Actually you understood it well. I think the answer for that is in the human nature. People are more interested in the darkness. Because what is dark is essentially empty and so there's more space for imagination. Imagination can spark creation and creation can be translated into music. So we are doing music about a dark space and a bad ugly guy who wants to conquer the world.

Rüdiger: Also the ending is rather unfamiliar in superhero stories. How did it come out like this? Do you think there are similarities to our world society?

Jan: For me, the end leaves the story unresolved and I think that was the intention. And yes - I would say there are similarities of our story to the times we live in. There will always be very famous bad people as well as good ones, yet about whom you know almost nothing.

Rüdiger: Do you think anyone can save and change the world for the better?

Jan: I think everyone has the power to change the world, by which I mean how you see the world and how the world will see you.

Rüdiger: In my review I said that your keyboard tunes sound rather space-ish. I saw the cover of your previous record also featured a spaceship. Do you have an affinity to space or science fiction, is that what defines your style?

Jan: Personally, I love sci-fi movies and I take this as a compliment. So thank you. We want to create short or long sci-fi stories in our songs, but it doesn´t have to involve the outer space. The song “Why” is actually a love song about dying lover, for example. When push comes to shove, you can make a sci-fi story about playing a basketball. In sci-fi everything is possible. But...yes - we really love spaceships!

Rüdiger: I must say that especially "Secret Society" sounded very much like the soundtrack of the PC game classic "Dune" of the early 90s, which I loved. Are you incorporating impressions from movies or other media into your music?

Jan: Ok, I think this is more of a question for Libor. But as far as I know he loves soundtracks from old videogames. I mean the 16bit music soundtracks. Also he likes Starcraft. And he wanted some weird analog sounds from me in the studio. Lots of arpeggios on analog synths, so it was like “Hey I created some part with nice string orchestra patch”, to which he would say “ok, but use analog strings”. So the impressions are definitely there :-)

Rüdiger: You're combining the sound of your instruments to a very present picture. In "Subterranean Utopia" I could imagine descending into the fantastic underworld. How do you do that? It's hilarious! Has anyone of you had a professional musical education or did even study musical arts?

Jan: Thank you very much. We have no musical education. We just do things how we want under the oversight of Libor. For example - keyboards. I created some sounds and Libor said yes, no or can we work on this further? And it´s ok with me, because he is the bandleader. That´s the way the whole album was created.

Rüdiger: Now to get to know you guys a little better (if that's not too personal), what do you all do for a living? How much time dies your everyday life give you for touring, rehearsals and stuff?

Jan: It varies. Libor and Ivan are currently setting up a new studio, our bass guitarist Radek is in carpentry business, I am working for an automotive company and our drummer Čepa has his own established studio and on top of that, he is a member of few other bands. Noteworthy are ADOR DORATH and FORGOTTEN SILENCE. I can't speak for all, but I usually spend at least two hours per day by some music activity, but not every day is the same.

Rüdiger: I saw no upcoming shows on your homepage so far. Any chance you're coming our way some time? Have organisers in Germany even begun to recognise you as a band?

Jan: During the last years we were searching for some German bands and clubs, but we weren´t very successful ... We even had a friend from Germany, who tried to help us, but we didn´t find any similar band or suitable club in Germany. But it is possible that something has changed in the last three years and we will try again next year. Currently we are making plans for the next year and negotiating shows. When we have them lined up, we will publish a show list for the next year.

Rüdiger: Where would you like to play some time in the future?

Jan: Essentially, we do like to play anywhere. We don't have a dream place where we would like to perform. What makes a good show for us is enough people, good sound and a pleasant atmosphere.

Rüdiger: You played as support for EQUILIBRIUM and BLAZE BAILEY, among others. Is there a specific band you always wanted to support live?

Jan: For example AYREON. It must be a great experience to play before Arjen Lucassen. But that is a dream, as he is not performing very often. Once, we were in the final selection for a support band for the IRON MAIDEN. But then the support acts were unfortunately cancelled. It would have been unforgettable!

Rüdiger: And of today, if you were better known and would do a headliner tour, which band would you want for your tour support?

Jan: I would prefer a longer performance without the support band. For example some stage setting like KING DIAMOND. I think that the concept of the new album would fit with that nicely.

Rüdiger: Again, looking at the album cover, I could think of some cool merch designs. Do you have anything planned that way? Can one get some merch somewhere? Didn't find anything at Metal Gate Records so far.

Jan: For the current album we don't plan to have merchandise. But for the next one hopefully yes. By the way, we would like to follow the Count Illuminatus theme. His end-of-the-world plans were thwarted, but he won't give up!

Rüdiger: Well thank you so much for answering all these questions. Wishing you all the best, and as always, we'd like to let you have the last words in this interview!

Jan: To quote one movie: Kids, don't buy drugs...become rockstars and get them free... Thanks for the interview. Many greetings to all German metalheads and hopefully we will see you on our concert in Germany next year!