Vorbericht: Wacken Open Air 2019

Ab jetzt eine Ü30-Party!

von Rüdiger Vinschen

Wacken Open Air 2019

Lasst uns über das Wetter reden. Seien wir mal ehrlich - die Diskussionen, wie das Wetter auf den großen Festivals wird, ist neben der Lineup-Frage in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Ok, beim Hurricane ist's eigentlich immer Scheiße, Rock am Ring hat in letzter Zeit etwas Unwetter-Pech gehabt, aber unser allseits beliebtes Wacken Open Air durfte 2018 nach zu vielen verregneten Jahren endlich wieder ein Rekord-Sonnenjahr verzeichnen. Mit Staub und allem. Und wie ich gehört habe, stehen die Zeichen in diesem Jahr wieder auf ähnliche Verhältnisse. Das lässt hoffen, wobei man wissen muss, dass die Region in Schleswig-Holstein im Sommer anfällig ist für kurze, heftige und örtlich begrenzte Gewitter. Wir können also Glück haben, oder eben Pech. Da heißt es für den abergläubischen Metaller: Schön das Tellerchen aufessen, bzw. das Bierchen austrinken, und dann gibt's auch schönes Wetter.

Slayer - W:O:A 2019

Für die korrekte Hartwurstler-Beschäftigung sorgen Thomas Jensen und Holger Hübner auch mit der 30. Auflage des Wacken Open Air wieder, und dieses Jubiläum will man auf keinen Fall verpassen. Da gibt es wieder mal ein buntes Allerlei aus dem modernen wie traditionellen Metal- und Rock-Bereich. Eine ganze Reihe an Urgesteinen darf nicht fehlen, darunter TORMENT, SLAYER, ANTHRAX, BULLET FOR MY VALENTINE, VENOM INC., HAMMERFALL, TESTAMENT, SAXON, DARK FUNERAL, SEPTICFLESH (Wow!) und viele weitere. Dazu gesellen sich topaktuelle, hoch gehandelte Granaten wie JINJER, THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA oder WIEGEDOOD. Bei einigen Merkwürdigkeiten (die auch immer zu Wacken dazugehören) muss man sich wundern, warum und wie man die wieder ausgegraben hat, nichtsdestoweniger sind Koryphäen wie COPPELIUS, BODY COUNT feat. ICE-T, THE SWEET, CHRISTOPHER BOWES AND HIS PLATE OF BEANS, oder auch allen Ernstes Joachim Witt (vermutlich) allein des Erlebnisses wegen einen Besuch wert. Was Wacken aber wirklich ausmacht, sind die Perlen, die das Herz von so manchem alten Metaller höher schlagen lassen. So darf man auf der 2019er Ausgabe des Magnum-Festivals eine der wenigen Live-Shows des Schaffer-Kürsch-Koop-Projekts DEMONS & WIZARDS bestaunen. Oldschooler werden frohlocken dank Acts wie ROSE TATTOO und URIAH HEEP, und wer in den 90ern und frühen 2000ern in der schwarzen Szene unterwegs war, wird die Auftritte von TANZWUT und THE SISTERS OF MERCY begrüßen.

Body Count feat. Ice-T - W:O:A 2019

Wenn Euer rasender Reaper einige persönliche (Geheim-) Tipps zum Besten geben sollte, fiele die Wahl auf die oft unterschätzten, meist gar völlig unbekannten orientalischen Metal-Götter MYRATH, die ostfriesische Melodic Death/Doom-Instanz NAILED TO OBSCURITY, die spanischen Hochfrequenz-Thrasher CRISIX und die britischen Polit-Folkrocker SKYCLAD. Die Liste ließe sich noch viel weiter fortführen - da wird jede(r) wohl für sich selbst das Lineup nach lohnenden Acts durchforsten müssen. Bei weit über 100 Bands sollte man da schon ein wenig Zeit für einplanen.

Skyclad - W:O:A 2019

Was die Festival-Organisation angeht, werden 2019 wieder einige Neuerungen auf die Fangemeinde warten. Ist mit der Wasteland Stage spätestens seit letztem Jahr die achte Bühne vollends etabliert worden, so wird 2019 noch einmal eine Schippe draufgelegt. Fortan findet das Finale der internationalen Metal Battle auf einer gesonderten Bühne statt und nicht mehr im Bullhead City Circus mit seinen Zwillingsbühnen. Der Zeitplan im großen Zelt wird dadurch weiter entzerrt, so dass mehr Raum für längere und zeitlich entspanntere Slots der regulären Acts zur Verfügung steht. Das Wacken Open Air setzt damit seinen konsequenten Kurs fort, den Metallern maximalen Metal um die Ohren zu ballern. Vorbei die Zeiten, als Acts wie HELL, TORMENT oder CREMATORY sich die Zelt-Slots mit Wrestling, Comedians und ähnlicher Spartenbelustigung teilen mussten. Den Besucherzahlen bei den Nachwuchsbands wird das vermutlich keinen wesentlichen Abbruch tun - die Metal Battle-Teilnehmer spielten schon immer zeitlich separiert von den regulären Acts, nur hat sich jetzt der Ort geändert.

Torment - W:O:A 2019Ein weiteres Novum ist die Einrichtung eines Supermarkts der Kette Kaufland auf dem Festivalgelände. Das deutlich größere Sortiment im Vergleich zu den sogenannten "Supermärkten" auf den Grounds (für das absolut Notwendige, zu Festival-Preisen) wird so einigen hungrigen und durstigen Seelen den Weg ins mittlerweile vor allem an den Wochenendtagen überlaufenen Dorf ersparen. Wer allerdings Wacken kennt und liebt, weiß, dass Wacken ohne das Dorf nichts ist, und wird es sich vermutlich nicht nehmen lassen, in den alten Edeka im Ort zu pilgern und sich und die Einkäufe danach von den talentierten Nachwuchsunternehmern aka Jugendlichen mit Kettcar zurück zum Gelände kutschieren zu lassen.

Crisix - W:O:A 2019Wacken ist ein Festival der Superlative geworden. Das wird man vermutlich beim 30. Jubiläum noch stärker merken als sowieso schon. Thomas und Holger gelingt dennoch ein merkwürdiger Spagat zwischen Nostalgie, Traditionalismus und Bewusstheit um die Herkunft des Festivals, und modern-professioneller, vorausschauender (aber vorrangig an Notwendigkeiten orientierter) Organisation und Handhabung von Menschenmassen. Das Resultat ist einzigartig. Manche mögen sagen, der Wacken-Spirit sei längst verschwunden, aber diese Geister erkennen nicht an, dass es eben vorrangig um die Wünsche der Fans geht - und ein Wacken von z.B. 2002 wird allen Ernstes niemand nochmals erleben wollen. Zwar war bei gerade einmal 27.500 Gästen ein Feiern in vergleichsweise familiärer Atmosphäre möglich, diejenigen, die sich aber noch an den "Shitstorm" auf den Dixis (und im Maisfeld) erinnern, werden sich über die heute wesentlich bessere Infrastruktur freuen. Für die ganz unverbesserlichen Nostalgiker lässt man sich oben im echten Norden aber auch immer wieder was einfallen. Ich lasse jetzt einfach mal das Schlagwort "Wiederbelebung der alten Kuhle" fallen.

Wie sagt man so schön? Hinten kackt die Ente, deswegen sei es nun genug der Worte, und wir freuen uns auf die 30. Ausgabe des größten Heavy Metal-Festivals überhaupt. Tickets gibt es keine mehr - leider ist mal wieder sold out. Trotzdem kann man auf dem Privatmarkt noch versuchen, an Tickets zu kommen - irgendeine Oma hat ja immer Geburtstag. Passt aber bitte gut auf und lasst Euch nicht verarschen. Zahlt nicht mehr als den Originalpreis in Höhe von 220,-€, und fallt nicht auf Betrüger rein. Am sichersten ist immer noch die persönliche Übergabe der Tickets, am besten unter Vorlage der Original-Metaltix-Rechnung. Ich schließe mit den Worten von Thomas Jensen:

See you in Wacken - shine, shine, shine!

The Sisters Of Mercy - W:O:A 2019

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