Jahrespoll 2015

Die Top-Alben des Jahres!

von Rüdiger Vinschen

Jahrespoll

Was war das für ein bewegtes Jahr 2015. In der Welt ist wie immer viel los, Gutes wie Schlechtes. In unserem kleinen Metal-Kosmos sind es die guten Nachrichten, die überwiegen, man freut sich über Comebacks und Reunions (DISTURBED, ATROPHY), Neu- oder besser gesagt Alt-Besetzungen (METAL CHURCH), nicht zu vergessen die unzähligen geilen Neuerscheinungen (zu viele, um sie alle zu reviewen) und Touren. Doch auch weniger Erfreuliches gab es zu vermelden, wie etwa die Besetzungsquerelen um MORBID ANGEL, oder die momentan alles überschattende Tragödie um den Tod von Rocklegende Lemmy Kilmister.

Fast eintausend Facebooker unter Euch bekommen mittlerweile unser Geschreibsel in die Timeline, worüber wir sehr froh sind. Wir fühlen uns sehr wohl in unserer Nische und wollen im neuen Jahr genau da ansetzen, wo wir uns über nunmehr zwei Jahre hingearbeitet haben. Ca. 150 News, 35 Berichten und 13 Reviews stehen ca. 230 Reviews gegenüber: das zeigt deutlich, wo unser Schwerpunkt liegt: der Meinungsaustausch über das, was wir alle lieben, und das ist der Metal an sich.

Lasst uns also einmal einen Blick darauf werfen, welche Alben im vergangenen Jahr unsere Redaktion am meisten bewegt haben. Durch einen Klick auf die Coverbilder kommt Ihr zum jeweiligen Review (falls vorhanden). Hier nun die Top 5 unserer Redakteure. Viel Spaß!

Zu den einzelnen Polls:

- Michael "Ear Terror" Eden

- Hans H.

- Jannis L.

- Sascha S.

- Rüdiger "MetallKopp" Vinschen.

 


Michael "Ear Terror" Eden:

05. A.R.G. - Redemption From Refaim

Ruhrpott und Bay Area ist dabei, Death, Heavy, Soli, Abwechslung, Geschwindigkeit, Härte, Atmosphäre und vieles mehr. Der Thrash nimmt natürlich die Hauptrolle ein, und das ist auch gut so. Mist, die muss ich unbedingt live sehen, am besten in meinem Wohnzimmer Emden oder in Moormerland. Die machen sowas von Laune! Nach knapp 37 Minuten ist der Spuk vorbei, man drückt die Repeat-Taste, und der Rentierhorror geht von vorne los. Für mich eine absolute Überraschung 2015!

Cover: A.R.G. - Redemption From Refaim

04. Malevolent Creation - Dead Man's Path

MALEVOLENT CREATION haben mit "Dead Man's Path" ein gelungenes Album abgeliefert, welches mich komplett überzeugt. Hier steht MALEVOLENT CREATION drauf, und hier ist MALEVOLENT CREATION drin! Längst vergessene Zeiten werden wieder auferweckt! Hier bekommt man eine der besten Death Metal-Platten der jüngeren Vergangenheit zu hören, kombiniert mit Thrash-Salven. Lecker!

Cover: Malevolent Creation - Dead Man's Path

03. Nile - What Should Not Be Unearthed

NILE sind eben NILE! Irgendwo zwischen erstklassigen instrumentalen Fähigkeiten, traditionellen Orient-Einspielern und der Durchschlagskraft vergangener Tage handelt es sich bei "What Should Not Be Unearthed" noch immer um ein geiles Stück Death Metal. Innovativ und fett. Eben NILE!

Cover: Nile - What Should Not Be Unearthed

02. Skeletal Remains - Condemned To Misery

Wer auf Bands wie DEATH, POSSESSED, MORGOTH, ASPHYX, PESTILENCE oder alte GORGUTS steht, der sollte sich "Condemned To Misery" einfach zulegen, was rede ich, der muss sich das Teil einfach zulegen, keine Frage. This is the meaning of old school death metal. Da geht nur eins. DEATH-Shirt an, schwarze Leggings, hohe, weiße Nike-Turnschuhe, Kutte drüber, Haarband raus und bangen... Fuck yeah! Old School Death Metal-Album des Jahres 2015!

Cover: Skeletal Remains - Condemned To Misery

01. Cryptopsy - The Book Of Suffering (Tome 1)

Die Kanadier überschütten den geneigten Fan mit einem permanenten Wechselbad aus verkopfter Überschalltechnik (Flo Mournier war, ist und bleibt die Chefkrake an den Kesseln!), sowie brutalen, übertongeschwängerten Headbang-Attacken im mittleren Tempo, gekrönt vom variablen Geschrei Matt McGachys. Dass auch der Sound stimmt, spricht für die Band, die mit Christian Donaldson, Jason Suecof und Alan Douches echte Profis angeheuert hat, um ihren tonalen Wahnsinn für die Nachwelt festzuhalten. So muss technischer Death/Grind klingen. Besonders der Song "The Knife, The Head And What Remains" klingt wie CRYPTOPSY zu heiligen "None So Vile"-Zeiten. Die Band bringt den Spaß auch noch selber raus.

Cover: Cryptopsy - The Book Of Suffering (Tome 1)

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Hans H.:

05. Running Death - Overdrive

Klasse Album, was bei mir auch schon mal öfters im Player lief und noch immer Laune macht. Trotz progressiver Ambitionen hat das Album "Overdrive" eine gewisse Eingängigkeit. Weniger ist oft mehr! Die Songs wirken nicht konstruiert und nicht: "Wir müssen einen Part an den anderen schmieden, damit wir progressiv klingen." Sie alle strotzen vor gut umgesetzten Ideen, so dass man auch nach dem zweiten Durchlauf etwas Neues entdecken kann. Hier und da hört man den Einfluss von RUNNING DEATH-Idolen, welcher sehr gut in deren Songs einfließt.

Cover: Running Death - Overdrive

04. Iron Maiden - The Book Of Souls

Als ich hörte, dass das Album sehr lang wird, hatte ich so meine Bedenken. Die Drei-LP-Box hätte man vielleicht besser gestalten können, da man das Klappcover zweimal aufklappen kann und in den drei Teilen je eine LP steckt. Die beiden äußeren lassen sich gut entnehmen, aber die LP in der Mitte ist mit ein wenig Geduld zu befreien. Dennoch ist die Scheibe für mich eine der besten seit Jahren und ist trotz ihrer Länge sehr kurzweilig.

Cover: Iron Maiden - The Book Of Souls

03. Slayer - Repentless

Hier war ich ein wenig am Überlegen. MAIDEN oder SLAYER auf Platz drei. SLAYER gefällt mir aber noch einen Ticken besser, was ich erst nicht dachte, durch den herben Verlust von Jeff Hanneman. Aber SLAYER haben es noch drauf, und mit ihrem neuen Album haben sie noch mal gezeigt, es geht weiter.

Cover: Slayer - Repentless

02. Night Demon - Curse Of The Damned

NWoBHM vom feinsten. Eine Band, die es versteht, einem alten Sound neues Leben einzuhauchen, ohne künstlich oder aufgesetzt zu wirken. NIGHT DEMON haben sich 2015 förmlich den Allerwertesten abgespielt, mit einer Europa-Tournee und zwei U.S.-Tourneen. Die sind mit ihrem Herzen voll bei der Sache.

Cover: Night Demon - Curse Of The Damned

01. Motörhead - XXXX Bad Magic

Was soll ich sagen …? Da steht MOTÖRHEAD drauf, und das ist auch drin. 13 Songs von Lemmy (RIP) und Co., wie sie nicht besser sein konnten. Die LP ist im Klappcover mit Download Codeund CD. Da bekommt man ein volles Programm für sein Geld.

Cover: Motörhead - XXXX Bad Magic

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Jannis L.:

05. Paradise Lost - The Plague Within

PARADISE LOST haben mit “The Plague Within” ein extrem gutes Album veröffentlicht. Die zum Teil erfolgte Rückkehr zum Growl-Gesang von Nick Holmes hat der Band ein völlig neues, altes Gesicht gegeben. Auch wenn musikalisch vielleicht ein Schritt in die frühe Vergangenheit der Band gemacht wurde, klingt dieses Album absolut nicht wie die Klassiker „Gothic“ oder „Shades Of God“ und macht sich damit sehr eigenständig. Eine der positiven Überraschungen dieses Jahr!

Cover: Paradise Lost - The Plague Within

04. Horrendous - Anareta

Das neue Album von HORRENDOUS ist bis heute noch regelmäßig im Player. Der sehr eigenständige Oldschool-Death Metal-Sound, vermischt mit groovigen und düsteren Elementen der Band, ist wirklich erfrischend, und die noch junge Band hat mit solch guter Musik noch (hoffentlich) viel vor sich! „Anareta“ kommt nur ein Jahr nach dem ebenfalls genialen Album „Ecdysis“ um die Ecke geschlichen und hat sich damit wider meiner kurzfristigen Erwartungen einen würdigen Platz vier bei mir sichern können.

Cover: Horrendous - Anareta

03. Tribulation - The Children Of The Night

Stiilistisch experimentell kommen TRIBULATION mit ihrem Output “The Children Of The Night” daher. Die anfängliche Death Metal-Band hat immer mehr psychedelische und progressive Elemente in ihre Musik eingebaut und dieses Jahr mit ihrem Album einen interessanten Mix aus Death Metal, Gothic Rock und anderen diversen Elementen zusammengewerkelt. Nach dem genialen Gig in Aurich hat dieses Album meinen Player wohl so schnell nicht mehr verlassen. Wirklich ein großartiges Album!

Cover: Tribulation - The Children Of The Night

02. Cattle Decapitation - The Anthropocene Extinction

Wer mein Review zu dieser Scheibe zufällig gelesen hat, wusste, dass ich dieses Album wirklich sehr gefeiert habe (und noch feiere). CATTLE DECAPITATIONs „The Anthropocene Extinction“ ist das wohl zugänglichste Album ihrer Diskographie und ein logischer Entwicklungsschritt nach der „Monolith Of Inhumanity“. Gerade der Song „Plagueborne“ hat es mir absolut angetan. Deathgrind in Höchstgeschwindigkeit trifft auf epische Riffs und sehr markanten Klargesang. Ich kann dieses Album wärmstens empfehlen, ein wohl zukünftiger Klassiker aus dieser Stilrichtung!

Cover: Cattle Decapitation - The Anthropocene Extinction

01. Leviathan - Scar Sighted

Meine absolute Nummer Eins ist wohl das Werk „Scar Sighted“ des One-Man Black Metal-Projekts LEVIATHAN aus den USA. Jef Whitehead aka. Wrest hat mit seinem üblicherweise sehr eigenständigen Sound und Songwriting das wohl versierteste Album seiner Musikerkarriere seit seinem Nebenprojekt LURKER OF CHALICE veröffentlicht und sich bei mir den ersten Platz mit Abstand gesichert. „Scar Sighted“ ist eine Reise durch alle Abgründe der Menschen und weist einen interessanten Mix aus experimentellem Black Metal, Death Metal, Doom Metal, Ambient, ect auf. Auf diesem Album passiert so viel, dass ich bis heute nach fast einem Jahr wohl immer noch nicht alle Nuancen dieses Meisterwerkes durch meinen Kopf schlittern lassen konnte. Das beste Album des Jahres für mich!

Cover: Leviathan - Scar Sighted

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Sascha S.:

05. Obscure Infinity - Perpetual Descending Into Nothingness

Einfach ein fantastisches Album.

Cover: Obscure Infinity - Perpetual Descending Into Nothingness

04. Moonspell - Extinct

Sehr vielschichtiges, ausgewogenes Album, das einige Hits bereithält. Seit "Irreligious" die beste Platte der Portugiesen.

Cover: Raum Kingdom - Raum Kingdom

03. Ear Terror 2015

Der Auftritt der Franzosen MERCYLESS und LOUDBLAST stand durch die beschissenen Terroranschläge in Paris unter keinem guten Stern. Trotzdem oder gerade deswegen haben beide Bands ein Brett rausgeballert das keiner der Anwesenden jemals vergessen wird. Höhepunkt war dann die LOUDBLAST-Coverversion von „Ace Of Spades“. Einmalig!

 

02. Turbobier - Irokesentango

Lustiger Wiener Singalong-Punk. „Floschnpfand“ und „Fuaßboiplotz“ gehören zu den besten Punknummern auf diesem Planeten!

Cover: Turbobier - Irokesentango

01. Sangre De Muerdago - O Camiño Das Mans Valeiras

Das Album besitzt eine wunderschöne und unglaublich dichte Atmosphäre. Die Scheibe läuft bei mir irgendwie andauernd.

Cover: Sangre De Muerdago - O Camiño Das Mans Valeiras

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Rüdiger "MetallKopp" Vinschen:

05. Pitbulls In The Nursery - Equanimity

Die Wahl des Fünftplatzierten fiel mir in diesem Jahr am schwersten, denn auf ungefähr gleichem Niveau befanden sich in diesem Jahr für mich auch EREB ALTOR, HUNTRESS, SHADOWBANE und SCARNIVAL. Den Ausschlag gegeben haben letztendlich die unheimliche Detaildichte und das reißerische Antriebsmoment des französischen Prog-Tech-Death-Monsters "Equanimity". Da kann die Konkurrenz nur neidisch staunen, und der Reviewer zieht seinen Hut.

Cover: Pitbulls In The Nursery - Equanimity

04. Blackwelder - Survival Of The Fittest

Progressiv bleibt es auch auf Platz vier, auch wenn wir dieses Mal auf Power Metal umschwenken. Wenn ein waschechter Progger wie Andrew Szucs sich mit größen vom Format eines Ralf Scheepers und Aquiles Priester zusammentut, kommt ein Hartwurst-Brett heraus, wie es "Survival Of The Fittest" ist: interessant, neu und geil. Eine fast perfekte Symbiose verschiedener Power Metal-Trademarks mit etwas Prog als Topping.

Cover: Blackwelder - Survival Of The Fittest

03. Burial Vault - Unity In Pluralism

Die Bronzemedaille 2015 geht an meine lieben Freunde von BURIAL VAULT, die mit ihrer dritten Langscheibe beweisen, dass sie immer noch nicht mit ihrer wahnsinnigen Entwicklung am Ende sind. Während man live die alten und neuen Stücke als Guß aus einer Schmiede erkennt, offenbaren sich die Evolutionssprünge beim Genuss der Full Lengths, ohne dass die Klassiker allzu blass wirken. Was verspielten Melodeath angeht, kommt aktuell niemand an BURIAL VAULT vorbei - Scheiße nochmal, das wird aber auch echt nicht langweilig!

Cover: Burial Vault - Unity In Pluralism

02. Blind Guardian - Beyond The Red Mirror

Meine Helden. Götter des Power Metal. Meister orchestraler Arrangements und singender Gitarren. Perfektionisten und Lahmärsche bei der VÖ-Schlagzahl. "Beyond The Red Mirror" ist ein echter Paukenschlag nach einer schwächeren Phase ("A Twist In The Myth"), und live wie auf Platte ein Brecher. Neulich noch in Osnabrück auf der Bühne bestätigen lassen: Jepp, die kann man immer noch abfeiern wie damals zu Zeiten der "Tales From The Twilight World". Brecher. Läuft nach fast einem Jahr bei mir immer noch rund.

Cover: Blind Guardian - Beyond The Red Mirror

01. A Sound Of Thunder - Tales From The Deadside

Die Erstplatzierung ist eine echte Überraschung. Zwar fand ich den Vorgänger "The Lesser Key Of Solomon" schon geil, aber das Konzeptalbum "Tales From The Deadside" der US-amerikanischen Crowdfunding-Pioniere im Metal, A SOUND OF THUNDER, hat mich von Sekunde eins an geflasht. Die packende Story um den Shadowman wird mich noch lange verfolgen, und sogar meine übliche Review-Routine wird dadurch gestört, weil ich zwischen den Promos immer wieder zu A SOUND OF THUNDER zurückkehre. So schnell kannte ich auch noch nie ein komplettes Album auswendig. Grandios, wirklich. Das hatte ich nicht erwartet. Glückwünsche an Nina, Josh, Jesse und Chris!

Cover: A Sound Of Thunder - Tales From The Deadside

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