Bericht: Wittmund Tankt Metal IV

Wieder mal Spaß und Action satt in gemütlicher Location

von Rüdiger Vinschen

Wittmund Tankt Metal IV

Vor gerade einem Dreivierteljahr als blutiger Anfänger zum Reaperzine gekommen, hatte ich damals noch keinen blassen Schimmer, was in Ostfriesland und dem angrenzenden Emsland in Sachen Metal alles los ist. Mittlerweile habe ich das "Pflicht-Ausbildungsprogramm" dann wohl fast durch, es fehlt eigentlich nur das Ear Terror Festival, das gerade heute stattfindet (diesmal noch ohne mich). Ein Meilenstein und längst fälliger Termin war da natürlich das gestrige Wittmund Tankt Metal, das bereits seine vierte Auflage feierte. Mit B.O.S.C.H. und PARITY BOOT, die von den Core-Metalern von CALL OF ACHERON supportet wurden, standen die Zeichen diesmal ganz auf Industrial.

Das Wittmunder JuZ kannte ich persönlich jetzt noch nicht, auch wenn ich in meiner Schulzeit öfters mal von Esens her nach Wittmund getingelt bin. Damals trieb ich mich halt mehr im Whisky rum, naja. Die Location kann man jedenfalls nur als schnuckelig bezeichnen. Der Platz ist gut genutzt, für kleine Konzerte ideal, und vom Tresen bis zur Bühne muss man wirklich nur zweimal umfallen. Meine bessere Hälfte und ich kamen an, als gerade CALL OF ACHERON loslegten und ihren ersten Song performten. Die fünf Wilhelmshavener hatte ich früher dieses Jahr bereits im Leeraner JuZ bewundern dürfen. Tapfer zockten sie damals vor gerade vier zahlenden Gästen ihr Set durch, und es hat trotzdem Spaß gemacht. Dieses Mal war der Saal schon gut gefüllt, und das Publikum spendete zwischen den Songs auch brav Applaus. Ich finde, die Jungs machen sich und sollten unbedingt dabei bleiben. Auch wenn noch nicht alles perfekt sitzt, macht ihre Mucke Laune, mir hat es jedenfalls gefallen. Kollege Wilke auch, denke ich mal, denn er war eigentlich den ganzen Abend nur zum Bierholen vor der Bühne wegzubekommen. Die beiden Knallersongs "Get A Knife" und "Eternal Madness" haben sie sich natürlich für den Schluss aufgehoben, ist klar. So legten die Supporter des Abends eine schöne Spannungskurve vor, die Bock auf die weiteren Künstler machte.

Call Of Acheron

Setlist CALL OF ACHERON:

  • Reckoning
  • Antidote
  • Shred It
  • Among Traitors
  • Krato's Revenge
  • Get A Knife
  • Eternal Madness

b.o.s.c.h.

Das Verklingen der "Test! Hey! Heeey!"-Rufe kündigten das Ende der Umbaupause an, bevor B.O.S.C.H. die Bretter, die die Welt bedeuten, enterten. Viele entsprechende Shirts im Publikum und die nun deutlich feierwütigere Meute ließen kaum einen Zweifel, weswegen so mancher Gast hier angereist war. B.O.S.C.H., ebenfalls aus Wilhelmshaven, machten Dampf und legten astreine Kopfnick-Mucke vor. Man könnte vielleicht in Versuchung geraten, die vier zunächst als RAMMSTEIN-Klon abzutun, aber das hält beim kundigen Zuhörer nur so lange vor, bis Texte und Boxenklänge ihn eines Besseren belehren. Der Industrial Rock, der hier gezockt wird, klingt deutlich frischer und unverbrauchter als das, was die NDH-Giganten anbieten. Das kann man sich schon antun. Klar, Samples sind eigentlich in jedem Song dabei, was die Live-Performance ein bisschen starr erscheinen lässt, weil sie das Song-Korsett ziemlich eng schnüren. Nach dem, was Fronter Max sagt, gab es zwar auch schon einen Keyboarder im Line-Up, aber die aktuelle Konstellation funktioniere so gut, dass man da nichts ändern möchte. Kann man so akzeptieren, denn abfeiern konnte man auf jeden Fall, und mein Nacken schüttelte sich in Begleitung einiger Biere langsam warm. Die zwei Zugaben kann ich leider nicht mehr benennen, da mein Gedächtnis den Gerstensaft nicht mehr so gut verträgt. Vielleicht kann ja jemand den armen, alten Autoren hier unterstützen...?

b.o.s.c.h.Setlist B.O.S.C.H.:

  • Apparat
  • Der Erste Stein
  • Gier
  • Engel
  • Schwarzer Mann
  • Mehr
  • Nekro
  • Eiszeit
  • Spiegel
  • Irgendwie
  • Meine Welt

Auf die jetzt kommenden PARITY BOOT war ich am meisten gespannt. Big Boss Sascha, der das WTM auch organisiert, hatte Thias ja bereits im Interview in die Mangel genommen und ihrem Album "Into Nothing" im Review einige Größe zugesprochen. Berechtigt! Die Hamburger Jungs haben mich von Beginn an komplett überzeugt und fetzten einfach alles weg. An der Waterkant gedeihen halt vor allem coole Leute, die musizieren können, so scheint es. Jedenfalls kann ich nicht verstehen, warum mal wieder einige Besucher unbedingt vor dem letzten Act gehen mussten. Ich denke mal, die Kiddies mussten ins Bett. Sie verpassten jedenfalls eine sympathische und vor Spielfreude nur so sprühende Band. PARITY BOOT werde ich mir auf jeden Fall wieder antun. Witzig wurde es auch noch, als Thias seine Ansagen machte und irgendwer immer seinen Einsatz verpasste. Man hätte das eigentlich so nicht gemerkt, wenn Thias nicht jedes Mal extra darauf hingewiesen hätte. "Ja, da hätte jetzt eigentlich der Drummer loslegen sollen..." So ein Schmunzler zwischendurch macht ein Konzert doch erst spaßig. Als Basser Jörg dann auch noch einen Witz erzählen wollte, fiel kurzerhand der Strom aus. Keine Ahnung, ob seine Witze so schlecht sind, dass die Jungs bei jedem Gig jemanden an den Sicherungskasten stellen, aber das scheint - wenn man Thias glauben kann - immer dann vorzukommen, wenn Jörg zu erzählen ansetzt. Natürlich ließen sie sich dann auch nicht lumpen und gaben den Rufen nach einer Zugabe schnell und gerne nach. Was mich betrifft, war das ein sehr schöner Abschluss eines obergeilen Abends. Nur schade, dass die Heimreise dann noch so lang war. Dank sei meiner allerliebsten Fahrerin und Bierermöglichungsgehilfin, der ich vor über acht Jahren meine Liebe geschworen habe.

Parity BootSetlist PARITY BOOT:

  • Sickness
  • Rain
  • Too Late
  • All Is Grey
  • Fast Forward
  • The Void
  • Into Nothing
  • Virus
  • Dying Here
  • Stare And Burn
  • Until We're Strong

Fazit

Einmal (oder auch mehrere Male) zum Wittmund Tankt Metal zu kommen, sollte sich wirklich jeder gut überlegen. Eine gemütliche, kleine Location lockt mit Gemütlichkeit und ausgelassener Stimmung, und die Veranstalter kriegen wirklich jedes Mal mindestens eine Perle ins Billing. Das nächste WTM wird doomig: IRON WALRUS sind bereits jetzt als Headliner bestätigt, und sie werden von BESTIALITY und SPRING UP FALL DOWN begleitet. Also, was ist? Sehe ich Euch dort?

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