Bericht: Wave-Gotik-Treffen 2014

Viel Metal auf dem Gotik-Treff!

von Nico H.

Wave-Gotik-Treffen 2014

Dieses „Festival“ erwarten wir jedes Jahr mit absolut maximaler Vorfreude, denn es ist im Grunde kein richtiges Festival, sondern, wie der Name schon verrät, ein Treffen der schwarzen Gothic-Szene. Wir sind seit Jahren bereits treue Besucher, dieses Jahr freuten wir uns aber besonders, da das Treffen mehr Metal bot als gewohnt. Also ging es am Donnerstag in der Früh los auf die Reise nach Leipzig. Dort Zelt aufgeschlagen und die Nachbarn zum fröhlichen Kennenlernbier akquiriert, ging es dann am Freitag munter los.

 

Heidnisches DorfDer Freitag sollte für uns hauptsächlich im „Heidnischen Dorf“ stattfinden. Das Dorf ist als Mittelaltermarkt aufgebaut und beherbergt zwei Bühnen, wobei eine mit Verstärkern und bekanntem technischen Gedöns aufwartet, wobei die zweite eine „reine“ Bühne aus Holz ist, wo bevorzugt die Dudelsack- und Mittelalterkapellen spielen sollten. Für uns begann der Tag beim Kirschbier mit der Mittelalterformation METUSA, welche tapfer in der Mittagshitze ihre Kunst zum Besten gab. METUSA spielen soliden „Mittelalter“-Sound mit Geige und den alten bekannten Instrumenten. Hier und da hatten sie mit der Technik zu kämpfen, so versank die Stimme der Sängerin immer wieder im Nichts oder kam verzerrt bei uns an. Am Ende war es ein solider Auftritt und zum Start in den Tag sehr angenehm anzuhören.

MetusaINKUBUS SUKKUBUS und ORPHANED LAND folgten mit Akustik-Sets, mit denen ich persönlich nichts anfangen konnte. Beide Gruppen sind in der Szene bekannt und bereits seit einigen Monden unterwegs, und so hörte man die Professionalität heraus. Allerdings sind akustische Konzerte auf Festivals immer recht schwierig, finde ich.

Nun denn, es folgte die Industrial-Gruppierung HEIMATAERDE. Wir wollten die Gruppe sehen, da uns das Prelistening durch die schön tiefen und langgezogenen Bässe sehr gut gefallen hatte, und so waren wir gespannt, was eine „Bumm Bumm“-Formation in einem Mittelalterdorf auf die Bühne bringt. Und das war eine Gruppe im Kreuzfahrergewand, die mächtig Dampf machten. Neben den so typischen Industrial-Bässen kamen Geige und Flöte zum Einsatz. Alles passte sehr stimmig ineinander und die Gäste, welche den Vorplatz ziemlich füllten, waren schnell zum Tanzen animiert. HEIMATAERDE war unser erstes Highlight beim WGT.

EwigheimDer Samstag startete früh durch die gefühlten 50 Grad im Zelt, und das sollte sich die nächsten Tage auch nicht mehr ändern. Wir hatten den ganzen Tag über Rumgammeln und Schlendern eingeplant, denn das WGT hat mit seinen weit über 20 Locations in ganz Leipzig und 250 Bands einiges zu bieten. Unser Ziel war es an diesem Tag, um 18 Uhr EWIGHEIM auf der Parkbühne zu sehen und evtl. die nachfolgende Gruppe UNTOTEN.

Da wir uns mit der Zeit etwas versahen, mussten wir anstatt mit kostenloser Bus-/Bahnverbindung mit dem Taxi zur Parkbühne fliegen, und so kamen wir pünktlich zum Soundcheck der Dark-Metaller an. Die Location ist wie ein Amphitheater aufgebaut und bietet für gefühlte 800 Personen Platz. Bei gut gefüllter Location starteten EWIGHEIM in ihr Set. Von Anfang an funktionierte alles. Der Sound passte wie Arsch auf Eimer, und die Menge war trotz früh-abendlicher Hitze sofort in Stimmung. Allen B. Konstanz hatte mit West (HÄMATOM) am Bass einen gut bekannten Ersatz für Schwadorf dabei. EWIGHEIM spielten die bekannten Hits wie „Dürrer Mann“, „Leiche zur See“ und viele mehr, und selbst ein spontan eingerufener Wunsch nach „Morgenrot“ wurde prompt erfüllt. Starker Auftritt.

UntotenNun kamen die UNTOTEN. Vor ein paar Jahren eben auf dem WGT konnte ich die Gruppe um Sängerin Greta Csatlós bereits live erleben und war sehr angetan. Nach den ersten Klängen hatte ich erst noch meine Probleme, da ich noch komplett im EWIGHEIM-Set steckte, aber nach zwei Stücken hatten die UNTOTEN mich. Greta im sexy knappen Outfit römerte mit einer Urgewalt an Power über die Bühne und jagte mir regelmäßig eine Gänsehaut auf den kompletten Körper, wohlbemerkt bei gefühlten 50 Grad in der Sonne. Der für UNTOTEN so bekannte Dark Wave / Dark Rock wurde sehr schön gespielt, und wir waren hin und weg. Von „Alexanderplatz“ über „Als Ich Unter Den Wölfen Schlief“, von der tollen "Grabsteinland II"-Scheibe bis hin zum Höhepunkt „Dort Wo Giganten Wohnen“ wurde gespielt, was kaum zu überbieten war. Ganz großes Kino mit einer unglaublich gut aufgelegten Greta Csatlos!

Zum Ende des Tages schauten wir uns dann noch die EBM-Gruppe FRONT LINE ASSEMBLY in der großen Agra Halle an. Musikalisch konnte ich der Band nicht allzuviel abgewinnen, was aber nicht an deren Qualität lag. Eine tolle Lichtshow und Bässe, die zum Tanzen einluden, reichten vollkommen als toller Abschluss für einen tollen Tag.

Ost+FrontDer Sonntag begann relativ spät, da unser erster Pflichttermin OST+FRONT auf der Parkbühne erst gegen 15 Uhr beginnen sollte. Also genossen wir den Tag in Leipzig und im Biergarten direkt an der Parkbühne, bis es dann endlich losging. Doch was war denn hier los? Wir kamen in die Location rein, und das ganze Ding war rappelvoll. Und das, obwohl OST+FRONT „nur“ der heutige Opener waren. Sei’s drum. Umso schöner für die Band. Also nach vorn durchgeschmuggelt, um die Show zu erleben. Und das trifft es ganz gut. Erleben! Die Show, der ganze Auftritt war ein Erlebnis. Die Jungs machen nicht nur optisch einiges her mit ihren Masken und Uniformen, und an Makeup und Kunstblut wurde ebenso nicht gespart. Stilistisch hauen die NDH-Metaller ordentlich zwischen EISBRECHER und RAMMSTEIN und haben dennoch ihren eigenen brutalen Stil. Besonders die morbiden Texte hauen einen regelmäßig um. Gepaart mit der tollen Performance bei gefühlten 50 Grad in der Sonne war dies ein nahezu perfekter Auftritt, der mich, nun einige Tage danach, immer noch beeindruckt. Absolut empfehlenswert!

Rotting ChristKOLDBRANN folgte danach, die wir aber verpassten, genauso wie die darauf spielenden PSYGNOSIS. Erst zu ROTTING CHRIST zog es uns wieder zielstrebig in die klasse Location, und die Griechen ließen bei der Hitze absolut nichts anbrennen. Ein richtig geiles brutales Set zogen die Mannen durch, die immerhin bereits seit 1987 die Bretter der Welt zerlegen. Wie auch an diesem Nachmittag. Die ganze Formation hatte sichtlich Spaß, die Meute in der Hitze zum Headbangen förmlich zu zwingen. Ein toller Auftritt!

Nun zum Headliner des Tages. Was gibt es groß zu sagen über die momentan stark angesagten norwegischen Black Metaller um Ikone Satyr? Im Grunde nur ein Wort: Grandios! Nach der Umbaupause musste man sein Bier quasi auf Ex wegtrinken, sonst wäre es hoffnungslos verschüttet worden, denn SATYRICON mähten von Anfang bis Ende alles nieder, was noch stehen konnte. Mein persönliches Highlight „The Pentagram Burns“ kam so geil rüber, dass es kaum in Worte zu fassen ist, und auch ein Riesenlob an das oft als so langweilig verschriene WGT-Publikum, welches lautstark mitsang und die Matten fliegen ließ. Der Auftritt war der Hammer, und so neigte sich ein Tag dem Ende zu, der einem perfekten Konzerttag verdammt nahe kam.

Satyricon

Last but not least: Montag. Heute sollte es noch einmal richtig anstrengend werden, denn es sollte die geballte Pagan-Keule geschwungen werden. Vorerst marschierten wir aber gegen 14 Uhr in das Heidnische Dorf, um der Formation INGRIMM zu lauschen. Musikalisch gefiel mir die Truppe eigentlich sehr gut. Schöne satte Klänge, ordentliche Riffs und für meinen Geschmack war auch der „Härtegrad“ richtig gewählt. Dann setzte jedoch die Stimme des Sängers ein, und die war für meine Ohren leider ein ziemlicher Stilbruch. Die Stimme für sich war zwar sehr gut, passte aber nicht in das musikalische Bild, da sie einfach zu sehr an cleanen SALTATIO MORTIS-Gesang erinnerte. Wenn dann dort harte Gitarren knallen, passt das leider nicht so sehr. Aber man muss der Truppe zu Gute halten, dass sie es um die frühe Zeit in der puren Mittagshitze geschafft haben, sehr viele Leute vor und neben die Bühne auf die Schattenplätze zu ziehen und diese die Band ordentlich abfeierten.

Anschließend hatten wir ein paar Stunden Pause, bis die Pagan-Attacke starten sollte, also machten wir uns auf den Weg in die Münzgasse und labten uns dort am Suppenbuffet mit Absinth und Metal! So lässt es sich leben. Wer das WGT besucht, sollte dort unbedingt einen Abstecher machen, denn die Suppen sind genial, der Absinth ein Erlebnis und die Musik ist ebenfalls klasse. Soup Bar Summarum & La Petite Absintherie. Toll! Von dort aus ging es direkt zum Tittendom / Kohlrabizirkus. Eine meiner favorisierten Locations, da sie einfach sehr schön und groß ist. Eine Kuppelhalle mit sehr gutem Sound, je nachdem wo man steht.

ManegarmDen Anfang dort machten MANEGARM aus Schweden. Die Jungs, bereits seit 20 Jahren unterwegs, spielten im Grunde alle Songs, die uns bekannt sind wie „Sigrblod“, „Hemfard“ oder „Sons Of War“. Die Truppe sollte man auf jeden Fall auf dem Zettel haben, wenn man auf diesen nordischen Death-Metal a lá AMON AMARTH steht. Klasse!

Anschließend kam VARG, aber wir verquatschten uns beim Bierchen vor der Halle, also waren wir erst wieder zu EQUILIBRIUM im Pulk. Bei den Thüringern waren wir zuerst noch etwas skeptisch, da uns die letzte Scheibe Re-Kreatur noch nicht vom Hocker gehauen hat und die Bonus-CD mit ihrer Monkey-Island Covermusik lediglich zum weiterklicken motiviert. Nun ja, also erstmal das Horn gefüllt mit Gerstensaft und dann schauen wir mal was da kommt. Und dann gings los. „Blut Im Auge“ fegte aus den Boxen, und wir warteten den Gesang ab. Als dieser kreischend und absolut überzeugend unsere Ohren erfüllte, bewegten wir uns im Eiltempo nach vorn und wurden eines besseren belehrt, als uns zuerst die letzte CD zittern ließ. Der Moshpit ließ nicht lange auf sich warten, und in den Pausen wurden die beiden neuen Gitarristen vorgestellt. „Wirtshaus Gaudi“ ist zwar nicht mein Favorit in dem Set, wurde aber ordentlich abgefeiert, und als „Wingthors Hammer“ erklang, gab es kein Halten mehr. Runtergespielt wie das Original, Party pur! „Met“ wie gewohnt eine Live-Bombe und „Unbesiegt“ schloss das Set ab. Ein Konzert wie eine Lawine, die alles plattmacht, was nicht mit ihr abgeht. Wir waren begeistert und müssen uns nun mit der „Erdentempel“ auf das RockHarz vorbereiten. Ein würdiger Headliner und ganz großer Abschluss für ein großes Festival!

Equilibrium

Fazit

Selten wurden wir beim WGT so mit Metalbands beglückt wie dieses Jahr. Zur Freude von uns natürlich. Das WGT war wieder einmal ein voller Erfolg. Friedlich und sauber wie eh und je, und die Bands gaben alles. Dieses Jahr hatten wir auch mit Abstand den besten Sound in den Locations, was uns natürlich freudig stimmte. Die teilweise 37 Grad konnten die Massen auch nicht vom Feiern abhalten, gab es doch auch an jeder Ecke leckere kühle Getränke oder eine kostenlose Abkühlung an der „Tränke“ auf dem Campingplatz. Einziger Minuspunkt am WGT war, dass es endete… ;) Wir freuen uns aufs nächste Jahr!

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