Bericht: Wacken Open Air 2017

27 Mal Louder than Hell

von Rüdiger Vinschen

Wacken Open Air 2017

Offizielle Pressefotos Copyright ICS Festival Service GmbH.

Wie heißt es noch? Besser spät als nie. Es gibt viele Sprüche, um den eigenen inneren Schweinehund zu entschuldigen, und genauso viele Gründe, einen Bericht einfach mal eine halbe Ewigkeit liegen zu lassen. Für Euch ist dieser späte Artikel vielleicht eine schöne Auffrischung, für mich wird es langsam eng, da die Erinnerungen nicht mehr alle so frisch sind. Das diesjährige Wacken Open Air ist schließlich schon seit Monaten Geschichte, und schaffen die Gedanken dazu es jetzt nicht auf das virtuelle Papier, dann verschwinden sie vermutlich in den Windungen meines Gedächtnisses.

Jedenfalls haben wir alle vermutlich große Hoffnungen in das Festivaljahr 2017 gesetzt. Zwei Schlammjahre hintereinander, da muss doch mal Schluss sein mit Matsch und Regen? Auch Thomas und Holger haben im Vorfeld weder Kosten, noch Mühen gescheut und das Infield komplett neu gestaltet und mit einer aufwändigen neuen Drainage versehen. Ok, seien wir mal ehrlich, wann haben wir zum letzten Mal ein Wacken komplett ohne Schlamm erlebt? 2014 war eine völlige Ausnahmeerscheinung, und was da an Schlamm gefehlt hat, hat der Acker uns an Staub beschert. 2012 war ebenfalls verschlammt wie Sau, und selbst im brüllheißen Jahr 2013 steckte mancher Stiefel im Modder fest. Nur so gleichbleibend extrem wie seit 2015 war es vermutlich noch nie.

Wacken Open Air 2017

Auch in diesem Jahr mussten die Wiesen im Vorfeld wieder einiges an Litern verdauen, die der heilige Saint Fuckface uns beschert hat. Die Flächen waren bereits zur Anreise (bei uns am Montag) merklich durchtränkt. Aber wenigstens die Zugangswege waren bereits mit großzügigen Mengen an Sand oder Hackschnitzeln aufgefüllt worden, was die Zufahrt zum Campingplatz für die allermeisten Besucher wirklich sehr einfach machte. Die übelsten Schlammstraßen sind ja auch seit Jahren bekannt, und auch hier wurden weder Kosten, noch Mühen gescheut und viele zusätzliche Meter mobiler Fahrstraße verlegt. Sogar die Bundeswehr hat hier mit einigen mobilen Straßen ausgeholfen. Das aufwändig drainierte Infield selbst musste vor den auch während des Festivals weiter fallenden, teils heftigen Schauern in die Knie gehen. So gab es wieder die wohlbekannten Schlammseen. Das kann man wohl einfach nur noch Pech nennen. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie viel die Maßnahmen wirklich bringen, aber man muss wohl konstatieren, dass Extremwetterlagen die technischen Möglichkeiten immer an ihre Grenzen bringen werden.

Die frühe Anreise wurde in diesem Jahr deutlich attraktiver. Die Frühanreisegebühr fiel weg, wurde allerdings stattdessen auf den Ticketpreis aufgeschlagen. Damit waren die finanziellen Anreize zu einer Anreise am Mittwoch weggefallen, und die Plätze füllten sich also bereits am Montag zusehends. Von einem Kollaps kann man aber noch lange nicht sprechen, die Einweisung verlief gewohnt souverän und nur mit wenigen Querelen, die Wartezeiten waren erträglich. Als weitere Entschädigung für den angehobenen Ticketpreis waren die Duschen und Spültoiletten an den Duschcamps in diesem Jahr zum ersten Mal kostenlos. Auch hier blieb der von manchen erwartete Kollaps aus, die Warteschlangen waren im Allgemeinen nicht länger als sonst auch. Wobei ich jetzt auch nicht denke, dass die Preisgestaltung das grundsätzliche Dusch- und Kackverhalten irgendwie beeinflussen würde. Der Mensch ist halt doch ein Gewohnheitstier.

Von der infrastrukturellen Qualitätsoffensive gehen wir mal zur musikalischen Qualität über, denn wie beim Festival auch soll ja schließlich der Metal im Mittelpunkt stehen. Im Metalpunkt, sozusagen. Ich bin mir auch für keinen dämlichen Scherz zu billig. Den Auftakt machten wie immer die Metal Battle Bands am Mittwoch im Bullhead City Circus. Eröffnen durften direkt die deutschen Finalisten DETRAKTOR. Aber auch die späteren Gewinner JET JAGUAR aus Mexico waren am ersten Tag bereits dabei. So richtig voll wurde das große Zelt aber erst gegen Abend, als mit UGLY KID JOE zunächst was für die ältere Rocker-Generation gab, bevor Old School Thrasher voll auf ihre Kosten kamen: Ihren Wacken-Einstand gaben FLOTSAM & JETSAM, gefolgt von Jeff Waters mit ANNIHILATOR , die sich anschickten, das proppevolle Zelt zum Bersten zu bringen. Die Kanadier sind immer ein Garant für Stimmung, und doch fehlt mir ein bisschen was, seit Dave Padden nicht mehr dabei ist. Mal Hand auf’s Herz, der singt einfach besser als Jeff. Die doch recht kurz geratene Setlist bot eine bunte Mischung aus altem und neuem Kram, und die beiden neuen Alben "Suicide Society" und "For The Demented" waren sogar nur mit je einem Stück vertreten. Bei lediglich einer Stunde Spielzeit muss man eben aussortieren.

Wacken Open Air 2017Setlist ANNIHILATOR:

  • Suicide Society
  • King Of The Kill
  • No Way Out
  • Set The World On Fire
  • W.T.Y.D.
  • Twisted Lobotomy
  • Alison Hell
  • Phantasmagoria
  • Human Insecticide

Danach wurd’s wieder softer, und die BOOMTOWN RATS (bekannt vielleicht durch den etwas ausgelatschten Song "I Don’t Like Mondays") konnten die Zuschauer nicht komplett begeistern, wer CROWBAR nicht mehr sehen wollte, strumpelte so langsam in die beginnende Nacht hinaus oder zu einer der anderen Bühnen.

Dazu vielleicht an dieser Stelle einige Worte. Das Schlagwort "Qualitätsoffensive" scheint in den letzten Jahren auch zunehmend bei den Nebenschauplätzen anzukommen. Ich selbst treibe mich zwar äußerst selten bei Beergarden Stage oder Wasteland Stage herum, will aber auch nicht ausschließen, dass sich das bald ändern könnte. War bis 2016 etwa die Wasteland Stage noch eine reine Spektakelbühne mit Feuer-Acts, ein paar leichtbekleideten Endzeit-Mädels und ein, zwei Dauerschleifen-Bands, so ist sie 2017 einen Schritt Richtung vollwertiger Bühne gegangen. Dort tummeln sich jetzt Industrial-Bands und solche, die irgendwie in das Metier passen, wie NULL POSITIV, NULLDB, STAHLMANN und Konsorten. Diese thematische Aufteilung ist meiner Ansicht nach sehr gelungen und dürfte Platz für mehr konventionelle Rock- und Metal-Acts auf den anderen Bühnen schaffen, was sehr zu begrüßen ist. Auch die Beergarden Stage wird in den letzten Jahren scheinbar attraktiver, dazu jedoch später mehr.

Für mehr Metal Battle war am Donnerstag leider keine Zeit, da andere Verpflichtungen riefen. Vielen Dank an die Veranstalter an dieser Stelle für die sehr informative und kurzweilige Führung durch den Bereich hinter den Kulissen. Vor allem die Öffnung der Tore zum Infield mal von der anderen Seite aus mitzubekommen, war ein Erlebnis für sich, und die Stunt-Einlage eines der Platzbesetzer der ersten Stunde befriedigte auch die Sensationslust angemessen. SKYLINE eröfffneten dann wie immer den Reigen im Infield, doch für einen Warrior Of True Metal rief dann eher der anschließend aufspielende ROSS THE BOSS mit seinem Old School-Set an MANOWAR-Hits. Die großen Hymnen "Fighting The World", "Blood Of My Enemies", "Battle Hymn" und "Hail And Kill" (und die anderen) sog ich in zweiter Reihe stehend gierig in mich hinein, wie auch eine gefühlt viel zu kleine Meute an Metallern drum zu. Für meinen Geschmack waren da zu viele Wimps and Posers dabei, und mit deutlichem Unverständnis reagierte man auch, als einige der Umstehenden "Warriors Of The World" forderten. Hä?

Dabei machten die Musiker auf der Bühne eine extrem gute Figur. Ross himself natürlich immer noch fit an der Gitarre, auch wenn er aus Gründen nicht mehr oben ohne spielt, Mike LePond am Bass hervorragend, und auch Lance Barnewold an den Drums (ein Neffe von Ross) hämmerte mit Elan auf den Fellen rum. Rhino musste wohl aus gesundheitlichen Gründen passen. Gut, Marc Lopes ist kein Eric Adams, aber wer ist das schon. Ein bisschen strange mutete noch an, dass nach Ende des Gigs Ross Friedman den Titel als erster "Global Metal Ambassador" von der Hall Of Heavy Metal History verliehen bekam. Ob die Wahl angesichts Friedmans jüngster verbaler Ausrutscher so richtig war, da mag drüber diskutiert werden. Seine Verdienste für den Metal sind jedenfalls unbestritten.

Setlist ROSS THE BOSS:

  • Blood Of The Kings
  • Death Tone
  • The Oath
  • Blood Of My Enemies
  • Kill With Power
  • Sign Of The Hammer
  • Fighting The World
  • Battle Hymn
  • Hail And Kill

Gut, ein Gig durch, schnell weiter Richtung Zelt! Denn wem das Hauptbühnenprogramm der Night to Remember mit EUROPE, STATUS QUO und Konsorten zu weichgespült war, der bekam im Bullhead City Circus eine richtige Death Metal-Packung serviert. Einen Namen hat die Konkurrenzveranstaltung seit neuestem auch: Die Night to Dismember ist das jüngste Kind der Wacken-Macher. Und beginnen durften hierbei gute Bekannte, nämlich die zu Recht in der Szene momentan total steil gehenden DAWN OF DISEASE. Die haben mit ihren letzten beiden Alben "Worship The Grave" und "Ascension Gate" dermaßen Knaller gelandet, dass man kaum noch an ihnen vorbeikommt. Dementsprechend gut war auch die Stimmung, die Tomasz und seine Kumpanen mit Elan aufnahmen und das Zelt - passend zum Themenabend - mit ihren knüppeligeren Stücken schon mal zünftig aufheizten.

Wacken Open Air 2017

Mein Weg führte mich dann wieder woanders hin, aber nach dem, was ich gehört habe, hat ein guter Teil der aktuellen Szene-Creme den Hauptbühnen gut Konkurrenz gemacht. Mit ABORTED, BATUSHKA, BRUJERIA, NAPALM DEATH, WITCHERY und MAYHEM spielten da aber auch Bands auf, die wissen, wie man einen Abriss zelebriert. Als etwas breiter aufgestellter Musikfan wolle ich mir aber auf keinen Fall das Spektakel auf der Beergarden Stage entgehen lassen, denn die österreichischen WIZO, mit Namen TURBOBIER, spielten einen ihrer seltenen Auftritte so weit nördlich der Alpen. Der neu gestaltete Biergarten gefällt mir echt immer besser. Heiße Pogo-Action im Pit (wofür schneidiger Punk eben immer gut ist), oder eben an der Seite chillen mit Bier, dank intelligent aufgeteiltem Platz ist beides möglich. Auch das Musikangebot scheint besser zu werden, wo ich doch den Biergarten ob seiner üblichen MAMBO KURT-Partybespaßung eher meide. Aber wenn weiter so spaßige Rock- und Punk-Acts wie TURBOBIER, BAI BANG oder CHARLIE HARPER da aufspielen, wird mich der Weg in Zukunft wohl noch öfter da hinführen. Die oben erwähnten Österreicher enttäuschten dann auch nicht und heizten dem Publikum richtig ein. "Fuaßboiplotz" kam zum Schluss, und damit genau richtig, um nochmal richtig auf die Kacke zu hauen. Sehr geiler Auftritt der Bierpartei, die ich nur weiterempfehlen kann!

Der letzte Weg des Tages führte dann wieder zum Zwölfmaster, NILE darf man einfach nicht verpassen. Auf die Weise kriegte ich auch noch die letzten Minuten von MAYHEM mit. Black Metal wird wohl nie mehr meins werden, den letzten Auftritt, den ich so halb mitgeschnitten hab', war ebenfalls in Wacken anno 2004. Ich erinnere mich noch an einen Schweinekopf in einer insgesamt ziemlich peinlich-posrigen Show. Dieses Mal feierten sie eine schwarze Messe, die ob düsterer Atmosphäre und wesentlich besser inszenierten Lightshow viel besser rüberkam. Mit der Mucke kann ich immer noch nix anfangen, aber interessant anzusehen war das auf jeden Fall mal. NILE dann beschlossen die Night To Dismember, wie es besser einfach nicht geht. Schweiß, Blut, Nackenschmerzen, Heiserkeit, das sind die Symptome, die so ein Auftritt hinterlässt. NILE haben auch den letzten noch stehenden Metalhead aus dem Zelt gefegt, und was für ein Set das war! "Defiling The Gates Of Ishtar", "Black Seeds Of Vengeance", "Sarcophagus", "Sacrifice Unto Sebek"...Killer folgte auf Killer. Genau so muss man das machen, und nicht anders. Völlig fertig und glücklich - so kann man ins Bett gehen. Alles andere außer Absackerbier geht dann auch nicht mehr.

Am Freitag muss man dann erst einmal wieder klar werden. Oder das Angebot war einfach zu groß, sei es, wie es sei. Jedenfalls konnte ich mich nicht so recht entscheiden, vor welche Bühne ich mich packen sollte, und tingelte den Mittag über recht planlos hin und her. Da gab es MEMORIAM zu sehen, das BOLT THROWER-Nachfolgeprojekt, das mich aber nicht so sehr vom Hocker hauen konnte. Vielleicht waren da die Erwartungen auch einfach zu groß. Gut gemachter Death Metal ist es trotzdem. Dass CLAWFINGER wieder öfter unterwegs sind, ist schon geil, allerdings müssen die immer hintenan stehen, wenn Warrel Dane ruft. SANCTUARY hatte ich im 2012 verpasst, und es dürfte wohl jedem soweit klar sein, dass es nie klug ist, den Dane sausen zu lassen. Ob mit seinem Soloprojekt, NEVERMORE oder SANCTUARY, Warrel Dane enttäuscht eigentlich nie. So auch dieses Mal, auch wenn der Frontmann vermutlich seine besten Jahre hinter sich hat. Aber Scheiß drauf, und auch auf die Regenwolken, es hat gefetzt, und das zählt. SANCTUARY haben einen ordentlichen Gig abgeliefert, für mich war die Wahl goldrichtig.

Gleich im Anschluss ging’s weiter mit der Qual der Wahl, sollte es SKULL FIST sein, oder doch lieber GRAVE DIGGER mit ihrem Special Set und dem Besten aus ihrer Medieval Trilogy? Die letzte GRAVE DIGGER-Scheibe konnte mich nicht mehr so richtig vom Hocker hauen, aber alles aus der "Rebellion"-Ära tritt bekanntermaßen Arsch. Also GRAVE DIGGER. Den Auftakt machte aber "Healed By Metal", der Titelsong des neuen Albums, den sie sich auch hätten verkneifen können. In einer Klassiker-Setlist ist dieses Ding so überflüssig wie ein Tumor. Gleich darauf wurde es aber direkt klassisch mit "Killing Time", und so wühlten sich Boltendahl und Konsorten kräftig durch ihre 90er. "Lionheart", "Excalibur", "Knights Of The Cross", die ganzen alten Gossenhauer wurden präsentiert, wie natürlich auch die unvermeidlichen "Rebellion" und "Heavy Metal Breakdown" zum Abschluss. Was GRAVE DIGGER angeht, bin ich Nostalgiker. Meinethalben könnten sie auch nur noch solche Sets spielen, das sind Klassiker der deutschen Metal-Geschichte, die gehen einfach immer. Große Klasse. Nur lasst die cheesy Songs zu Hause, so Sachen wie "Healed By Metal" fischen in FREEDOM CALL-Gewässern, das bringen die authentischer rüber.

Wacken Open Air 2017Setlist GRAVE DIGGER:

  • Healed By Metal
  • Killing Time
  • The Dark Of The Sun
  • Knights Of The Cross
  • Lionheart
  • The Ballad Of Mary (Queen Of Scots)
  • The Round Table (Forever)
  • Excalibur
  • Morgana Le Fay
  • Rebellion (The Clans Are Marching)
  • Heavy Metal Breakdown

Nach den Rheingold-Schürfern war mal wieder Zeit für eine Pause, denn ich durfte nicht riskieren, zum Auftritt von GRAND MAGUS zu spät zu kommen. Ich erwartete nicht weniger als ein rappelvolles Zelt, also hieß es, sich entsprechend früh auf den Weg zu machen. So kriegte ich auch noch die letzten Songs von DOG EAT DOG mit, einer der Wegbereiter des Crossover und auch schon etwas in die Jahre gekommen, aber immer noch energetisch. Obwohl das Ganze nicht so meins ist - irgendwo liegt man da zwischen LINKIN PARK, EMINEM und AGNOSTIC FRONT - kann man sich die Band ruhig mal geben. Laune macht das wohl. Wenn man eben auf sowas steht. Na jedenfalls konnte ich mich vor der noch dunklen Headbangers Stage so gut nach vorne arbeiten. Und der eingeplante Vorlauf war goldrichtig, denn es wurde richtig voll, und als das Schwedentrio die Bühne betrat, flippte die Menge total aus. Was für ein denkwürdiger Gig! Genau so muss die Stimmung auf einem Heavy Metal-Konzert sein! Der Bullhead City Circus ist einfach mal ein Hexenkessel, hier wird regelmäßig eine Atmosphäre erzeugt, die ich schon seit einigen Jahren auf den großen Outdoor-Bühnen vermisse. Und GRAND MAGUS brachten das Feuer und reichten es weiter. Grandios, mehr kann man dazu nicht sagen. Ich war absolut geplättet, die Meute gierig und mitsingfreudig. Diese Show hätte gern noch zwei Stunden länger gehen können, es gab noch so viele Songs, die ich gerne gehört hätte. Aber für alles ist nun mal keine Zeit, und so musste es bei einer recht überschaubaren Setlist bleiben. Von GRAND MAGUS können sich echt viele Bands eine Scheibe abschneiden, und für mich gehören sie allerspätestens seit "The Hunt" zum Besten, was der europäische Metal zu bieten hat.

Setlist GRAND MAGUS:

  • I, The Jury
  • Varangian
  • On Hooves Of Gold
  • Steel Versus Steel
  • Like The Oar Strikes The Water
  • Forged In Iron - Crowned In Steel
  • Iron Will
  • Hammer Of The North

Man wird älter, und da es nach so einem Gig für quasi jede Band schwierig ist, das Niveau und die Stimmung aufrecht zu halten, ging es erst einmal zurück ins Lager, um die neuesten Kriegsgeschichten auszutauschen. Und wie das eben so ist, wenn die Party erstmal läuft, vergisst man die Zeit ganz schnell. Jedenfalls wurde es dunkler und dunkler, und der Blick auf die Uhr verriet, dass es nun an der Zeit war, sich zwischen MARILYN MANSON und CANDLEMASS zu entscheiden. Ihr habt Recht, die Entscheidung ist keine der schweren Sorte. Wer heutzutage auf die Konzerte des in die Jahre gekommenen Schock-Rockers geht, ist sowieso eher ein Fremdschäm-Voyeur als Musikliebhaber. Auch in Wacken enttäuschte MANSON die Peinlichkeits-Fans nicht, der armselige Versuch, selber den Bass zu bedienen, wurde von der oberpeinlichen Nummer mit dem Mädel von der Crew, das zu einer Ansage genötigt wurde, noch unterboten. Gut, dass ich mir das nicht aus erster Hand angetan habe, sondern den Königen des Dooms den Vorzug gegeben habe. Wie sich das für richtigen Doom geziemt, war der Auftritt eher was zum Zuhören und Genießen, als zum Abgehen. Der gute Querschnitt an Songs von der "Epicus Doomicus Metallicus" bis zur "Psalms For The Dead" wusste zu begeistern, und auch ich fühlte mich rundum gut unterhalten. Ein gelungener Tagesabschluss.

Setlist CANDLEMASS:

  • Prophet
  • Bewitched
  • Dark Reflections
  • Waterwitch
  • Emperor Of The Void
  • Under The Oak
  • At The Gallows End
  • Psalms For The Dead
  • Black As Time
  • Crystal Ball
  • Solitude

Wacken Open Air 2017

Am Samstag mischt sich in die Feierlaune oft schon ein bisschen Katerstimmung ob der bereits durchzechten Nächte und der bevorstehenden Abreise. Wer diese Stimmung abschütteln wollte, war bei TWILIGHT FORCE bestens aufgehoben. Mein erstes Must-See am Samstag sprühte vor Energie und Spielfreude und war schnell als einer der besten Acts in diesem Jahr ausgemacht. TWILIGHT FORCE nehmen sich auch wirklich überhaupt nicht ernst und machen auf der Bühne allerhand Faxen. Ob das jetzt der inszenierte Kampf zwischen Gut und Böse war oder die Gitarristen, die sich mit je einem Bein auf der Schulter des Bassers in Pose schmissen, die Achseln wurden nass ob des Schweißes und die Augenwinkel ob der Lachtränen. TWILIGHT FORCE haben einfach nur eine richtig fette Party gefeiert, grandios. Selbstredend war auch die Stimmung beim Publikum im wieder überfüllten Zelt großartig. Das hat richtig Spaß gemacht.

Setlist TWILIGHT FORCE:

  • Battle Of Arcane Might
  • To The Stars
  • Riders Of The Dawn
  • Enchanted Dragon Of Wisdom
  • Powerwind
  • Flight Of The Sapphire Dragon
  • Gates Of Glory
  • The Power Of The Ancient Force

Anschließend blieb keine Zeit zum Ausruhen, denn RUSSKAJA baten auf der Louder zum Tanz. Nach einiger Wacken-Abstinenz kamen die Russland-Österreicher wieder mal auf den heiligen Acker und brachten ihren folkloristischen Ska und ihr neues Album "Kosmopoliturbo" mit. Tanzbar ist diese Mucke ja wirklich, aber wer sich auf dem Gelände zum Tanzen bewegen ließ, lebte durchaus riskant. Der Matschsee hatte sich nämlich zu der Zeit in diese berüchtigte, klebrige Pudding-Pampe verwandelt, in der gerne Stiefel, oder auch gleich ganze Menschen einfach stecken bleiben. Trotzdem fand sich zu "Traktor" in Windeseile die "Mitte", und der Slow Motion-Circlepit setzte sich in Marsch. Wir hielten es dann eher mit einem soliden Standpunkt und hatten trotzdem unseren Spaß. Georgij leidet auch an chronisch guter Laune, und die ist hochansteckend. Ein schönes Ding, das ich mir bei Gelegenheit wieder anschauen werde!

Setlist RUSSKAJA:

  • Hello Japan
  • Hey Road
  • Peace, Love & Rock’n’Roll
  • Change
  • Energia
  • Alive
  • La Musica
  • Volle Kraft Voraus
  • Traktor
  • Wake Me Up
  • Gop-Stop

Und dann? Ja, so unglaublich das klingt, bis auf ein paar ziellose Besuche bei diversen Bands war’s das für mich mit dem 2017er Wacken Open Air. Ein paar Interview-Termine haben auch dazu beigetragen, aber im Prinzip gab es danach keine Gigs mehr, die mich wirklich gereizt haben. Alles irgendwo schon mal gesehen, oder nicht mein Fall. Das hat mich schon ein wenig ins Grübeln gebracht. Bin ich zu satt geworden? Mutiere ich zum Wacken-Touristen? Ist es das Alter? Muss ich mal eine Wacken-Pause einlegen? Vielleicht waren auch nur Getränke und die Leute im Camp zu verlockend. Die sieht man nämlich in der Regel nur einmal im Jahr. 

Fazit

Nein, ganz so schlimm ist es dann doch nicht. Die ersten Knaller für’s nächste Jahr stehen nämlich schon wieder fest, und trotz des mittlerweile strammen Preises für eine Karte wird auch das 28. Wacken Open Air nicht ohne Rüdiger Vinschen auskommen. Es wäre nur mal schön, wenn uns der Wettergott nicht das vierte Jahr in Folge Regen und Matschseen bescheren würde. Eine Neuauflage des Staub-Jahres 2014 wäre doch auch mal was.

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