Bericht: Stonehenge Festival 2015

Wenn Festivals baden gehen

von Jannis L.

Flyer Stonehenge Festival 2015

Bilder sind auf der offiziellen Facebook-Seite des Festivals oder auf Livereviewer.com verfügbar.

Seit schon mehr als 20 Jahren ist das Stonehenge-Festival in Steenwijk, welches sich im Herzen der Niederlande befindet, eines der beliebtesten Ein-Tages-Festivals in ganz Europa und zieht seit jeher Besucher aus der ganzen Welt an. Wie auch schon im vergangenen Jahr kann sich das Lineup mal wieder extrem gut sehen lassen. Mit Bands wie TAAKE, VITAL REMAINS, MASTER, MARDUK und BRUJERIA hat das Festival wieder ein geniales Lineup zusammenstellen können. Im Kontrast dazu steht der überraschende Headliner Devin Townsend, der mit seiner Band DEVIN TOWNSEND PROJECT für extrem vielseitige, progressive Musik und einer üblicherweise extrem guten Live-Show steht. Für mich selbst ist es das zweite Mal, dass ich dieses Festival besuche, mein erster Besuch fand letztes Jahr statt, und hat mich von diesem Event zu 100% überzeugt. Dieses Mal fand dieses Konzert an einem anderen Ort statt und nicht, wie seit 20 Jahren, im „De Buze“. Die 21. Auflage des Stonehenge-Festivals fand nun auf einem Platz am Bahnhof in Steenwijk statt. Das Konzert war auch dieses Jahr wieder ausverkauft und konnte mit einem fast unschlagbaren Eintrittspreis von 25,-€ aufwarten.

Die Anfahrt erfolgt sehr einfach, und ein Parkplatz ist entweder auf den ausgewiesenen Schildern an den Straßen zu finden, oder man parkt, wie wir, einfach im Wohngebiet, was die Anwohner auch herzlich wenig zu stören scheint. Das spricht natürlich für die Einwohner der kleinen Stadt Steenwijk, die sich nun schon seit 20 Jahren dieses Event um die Ohren schlagen dürfen. Auch ist dieses Konzert sehr einfach mit dem Zug zu erreichen, denn dieses Mal findet es direkt vor dem Bahnhof von Steenwijk statt. Angekommen sind wir leider erst zur dritten Band, da das Festival schon relativ früh um 11:00 Uhr begonnen hat. Jedoch haben wir das Event pünktlich zum Auftritt der Band SMOTHERED erreicht. Die Schweden fabrizieren seit 2009 den klassichen Elchtod und konnten mit einem enorm guten Sound und ENTOMBED-gleichen Riffs auf jeden Fall überzeugen. Die noch wenigen Besucher auf dem Platz schienen die Musik von SMOTHERED offensichtlich sehr genossen zu haben, und die Jungs auf der Bühne taten dies ebenfalls. Nach einer halben Stunde war das Ganze dann auch leider schon vorüber, und es ging nahtlos mit der Band WRATH an der schräg gegenüberliegenden Bühne weiter. Die Thrash Metal-Band aus Chicago spielt nun schon seit '82 zusammen und war damit auch einer der ältesten Vertreter auf dem ganzen Festival. Die Band an sich wirkte sehr motiviert, jedoch sprach mich die Musik jetzt nicht so extrem an, als dass ich den Drang hätte, mir die Band vollständig anzugucken. Den anderen Besuchern aber schienen WRATH offensichtlich sehr gut zu gefallen.

Diese Zeit konnte ich nun wunderbar nutzen, um mir ein Bild vom Festivalort zu machen und ein wenig über den Platz zu schlendern, während man die Band wunderbar von allen Ecken weiter beobachten konnte. Hier muss ich an dieser Stelle echt mal den Veranstalter loben, da man hier beim Inspizieren des Merchs weiter super von der Musik beschallt wurde und so eigentlich gar nichts verpasst hat. Mit den ersten CDs eingedeckt, brachte ich meine Errungenschaften schnell zum Wagen, um dann pünktlich zum Auftritt der deutschen Death Metal-Band SABIENDAS da zu sein. Die Ruhrpottler habe ich bereits im JuZ Papenburg live gesehen, und sie spielen, egal ob schlecht oder gut besucht, immer ein hochmotiviertes Set. Während sich der Platz immer weiter füllte, begeisterten SABIENDAS die Zuschauer wirklich enorm, und mit Songs von ihrem Album „Restored To Life“ und einigen neuen Nummern haben sie auf jeden Fall überzeugen können.

Weiter ging es dann direkt mit der Death Metal-angehauchten Thrash Metal-Band INQUISITOR, welche nach 14 Jahren nun zum ersten Mal wieder die Bühne stürmen sollte. Während das Wetter sich zunehmend verschlechterte, spielten die Niederländer eine eher maue Show. Mir und auch vielen anderen Besuchern hat die Show anscheindend nicht so gut gefallen, und so verschlug es viele Besucher am frühen Nachmittag dann doch eher an die Pommesbude, um das Mittagessen nachzuholen, dem schloss ich mich auch gleich an. Etwas ärgerlich sind da jedoch die Preise. Für eine Tüte Pommes (mit Sauce nach Wahl) bezahlt man zwei Tokens, welche man direkt neben dem Eingang bekommt, die einen Wert von je 2,50€ haben. 5,-€ für eine (große) Portion Pommes sind doch schon relativ happig, aber was will man machen, gemundet hat es im Endeffekt trotzdem.

Während ich mich noch ein weiteres Mal durch das extrem große Merchangebot kämpfte und das Wetter wieder etwas besser wurde, spielte die Band DICTATED, ebenfalls aus den Niederlanden, ihr Death Metal-Set wirklich sehr ambitioniert. Die Band wurde von den GOD DETHRONED-Mitgliedern Henri Sattler am Bass und Michiel van der Plicht am Schlagzeug live unterstützt. DICTATED schienen dem Publikum außerordentlich gut zu gefallen, und so hinterließen sie im Allgemeinen einen sehr guten Eindruck. Zurück vor der Bühne fingen nun die Tschechen von FLESHLESS an, ihr Set zu spielen. Auch, wenn einige Slam-Parts in der Musik eigentlich nicht so mein Fall sind, muss ich zugeben, dass sie live wirklich extrem viel Spaß gemacht haben. Der Sound der Band liegt irgendwo zwischen 15-Sekunden-Grind-Songs und einigen wirklich melodischen Riffs. Der Abwechslungsreichtum der Band machte den Auftritt sehr interessant, und so haben die Jungs von FLESHLESS ein positives Gefühl bei mir hinerlassen, sollte man sich nach Möglichkeit echt mal angeguckt haben.

Als es langsam zu nieseln anfing, ging es nun mit der amerikanischen Thrash-Legende HIRAX weiter. Die Band um Frontmann Katon de Pena spielte in den Achtzigern und ab 2000 wieder eine Mischung aus Thrash / Speed Metal und Hardcore Punk und kann sich somit zu den Crossover-Bands zählen. Die Band war wirklich sehr motivert, und die sympathische Ausstrahlung des Sängers Katon machte den Auftritt wirklich zu einem Genuss. Ich habe der Band gern zugeschaut, und die Musik selbst hat mich auch sehr gut überzeugen können. Die Jungs hätten ruhig länger spielen dürfen, aber sie mussten sich leider an den strikten Zeitplan halten und verließen nach einer halben Stunde bereits wieder die Bühne. Voller Vorfreude auf die späteren Bands lief das Publikum einheitlich zu der anderen Bühne, um dort die Band DIABOLICAL zu empfangen. Der Sound der Schweden besteht aus einer Mischung von Death und Thrash Metal und schafft es dabei trotzdem, eine gewisse Atmosphäre zu erzeugen. Der Auftritt hat sowohl dem Publikum, als auch der Band so gut gefallen, dass die Jungs sich zu einem weiteren Song nach dem Set bewegen ließen, welcher aber kurzerhand vom Soundmann unterbrochen worde, indem er sie einfach von den Boxen genommen hat, da man den Zeitplan einhalten musste. Schade irgendwie, den Song hätte ich gern zu Ende gehört.

Der Himmel wurde nun schon immer dunkler, und einige Besucher ahnten bereits, dass das Wetter gleich umschlagen könnte. Nun betrat jedoch erst die Slam Death Metal-Band INGESTED aus Großbritannien die Bühne und schien gerade die Liebhaber der verrückten Musik zu begeistern. Es bildete sich schnell ein Circlepit, jedoch beschloss ich, eine Pause im Auto zu machen, da die Band mir persönlich nicht sonderlich gefiel und ich mir meine Kräfte für die größeren Bands aufsparen wollte. Vielen Besuchern hat es jedoch anscheinend gefallen. Nach der kurzen Pause machte ich mich wieder auf den Weg zum Festivalgelände, während die Sachsen von CYTOTOXIN auf die Bühne gingen. Die Leute, die gerade ihren Spaß bei INGESTED hatten, hatten auch ihren Spaß bei CYTOTOXIN, da sie einen ähnlichen Stil spielen, jedoch hochtechnisch und extrem versiert. Der Sänger der Band hatte offensichtlich sehr viel Bock und hat eine sehr aktive und teilweise amüsante Bühnenperformance hingelegt. Leider mussten die Besucher feststellen, dass es nun wirklich immer heftiger anfing zu regnen, und so flüchteten viele in ihre Vehikel oder unter die Merch- und Essensstände.

Da ich für später einen guten Platz bei TAAKE haben wollte, entschloss ich mich, das stürmische Wetter auszuhalten, mich vor der Nordbühne zu platzieren und mir aus der ersten Reihe die Italiener von HIDEOUS DIVINITY anzuschauen. Während des Aufbaus bemerkte ich, wie es den Mitgliedern und Helfern zunehmend schwerer fiel, dem Wetter zu trotzen, und so regnete es dauerhaft auf die Effektgeräte und Monitore, sodass man sich dazu entschieden hat, alle auf dem Boden liegenden Gegenstände mit Planen und Handtüchern provisorisch abzudecken. Auch, wenn die Jungs von HIDEOUS DIVINITY etwas misstrauisch durch das Wetter waren, fingen sie an, ihr Set zu spielen und das wirklich mit einer genialen Power. Nach drei bis vier Songs stürmte jedoch ein Helfer auf die Bühne und brach den Auftritt der Band ab, da bereits eine Bühne durch den Wind und Regen Schaden genommen hatte. Er verkündete, dass das Festival für eine Stunde pausiert werden sollte, bis der Sturm aufgehört hat und die Bühnen wieder benutzbar würden. Nach langem Warten im Auto dünkte mir bereits, dass es bei diesem Wetter eigentlich gar nicht weitergehen kann. Jedoch wollte ich mir selbst ein Bild davon machen und ging wieder zurück zum Festivalgelände. Auf dem Weg traf ich auch deutsch sprechende Besucher (wie es sich herausstellte, handelte es sich hierbei um Chicken, dem Sänger der Band ISLAY, welchen der eine oder andere von Euch vielleicht auch kennt, der mit einigen Kollegen das Festival besucht hat), die mir erzählt haben, dass das Event jetzt offiziell abgebrochen und damit beendet wurde.

Somit nahm das Festival ein trauriges Ende, und viele Besucher, die erst zu den größeren Bands da sein wollten, gingen mit leeren Händen wieder nach Hause. Die restlichen Tokens konnte man aus Sicherheitsgründen leider nicht mehr zurücktauschen, die dürfen aber nächstes Jahr wieder verwendet werden, wenn man das Festival wieder besucht. Ernüchtert machten wir uns dann wieder auf den Weg nach Hause.

Fazit

Die 21. Auflage des Stonehenge brachte einige Veränderungen mit sich. Der neue Festivalort ermöglichte den Besuchern, jederzeit alle Bands sehen zu können, und nicht wie im letzten Jahr durch zeitliche Überschneidungen einige Auftritte zu verpassen. Auch, wenn das Festival ein eher trauriges Ende genommen hat und ich einige meiner Lieblingsbands nicht sehen konnte, bin ich nicht leer nach Hause gefahren und habe einige wirklich interessante Gigs von guten Bands gesehen. Auch habe ich absolutes Verständnis dafür, dass das Festival auf der Hälfte abgesagt wurde, es hätten sowohl Musiker, als auch Besucher verletzt werden können, hätte man einfach weitergemacht. Da kann ich die verärgerten Zwischenrufe, die man im Nachhinein im Internet lesen konnte, überhaupt nicht nachvollziehen. Natürlich ist man enttäuscht, aber man sollte sich nicht zu sehr darüber beschweren, denn die Veranstalter haben ihr Bestes gegeben. Dazu: wann erlebt man ein solches Event schon mal für diesen Preis? Ich für meinen Teil freue mich auf jeden Fall auf die anstehenden Bandankündigungen und werde auch nächstes Jahr wahrscheinlich wieder vorbeischauen.

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Kommentar von Mietze |

Die Unwetterwarnungen wurden ignoriert. Um Geld zu sparen wurde alles nur für Windstufe 7 abgesichert, obwohl bekannt war, dass es wesentlich stürmischer wird (man hat nur mit einer 6 gerechnet).
Selbst als der Regenradar mehr als deutlich gezeigt hat, dass es sehr nass werden wird, wurden keinerlei Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Bereits am Vormittag war klar, dass es sehr ungemütlich werden wird - warum hat man nicht sofort reagiert?!

Die Getränkemarken, die im Vorfeld erworben werden mussten, wurden nicht zurück genommen. Wir (sechs Personen) wurden auf diese Art um etwa 250 € beschissen. Hinzu kommen die Tickets, die uns ganze 30 Minuten auf dem Gelände ermöglicht haben, auch hier wurde die Rücknahme verweigert! Und dann noch Fahrtkosten, verschwendete Zeit u.s.w.

So ein schlechtes und unorganisiertes Festival haben wir noch nirgendwo erlebt.