Bericht: Rockharz 2018

Eine fünfundzwangzigjährige Erfolgsgeschichte

von Lukas

Rockharz 2018

25 Zyklen, ein Vierteljahrhundert oder die Zeitspanne zwischen "Ist er nicht süß?" und "Junge, such dir endlich 'nen Job!" – nicht weniger als das zelebrierte das Festival im Harz bei der diesjährigen Auflage: 25 Jahre Rockharz. Vom ursprünglich kleinen Festival hat sich die Veranstaltung längst zu einem der Big Player in der deutschen Metalszene gemausert. Als gebürtiger Sachsen-Anhalter zog die Veranstaltung mich selbstverständlich unlängst in ihren Bann, sodass es für mich nun schon zum fünften Mal nach Ballenstedt ging.

Der frühe Vogel hat reserviert

Nach dem Anfahrtschaos anno 2015 ist es nun bereits das dritte Jahr, in dem die Anreise schon am Dienstag möglich ist. Auch wir waren mit unserer dreißig Mann starken Truppe zahlreich zur Frühanreise vor Ort. Nicht allerdings, um einen guten Platz abzustauben. Bei einer Gruppengröße von über 15 Personen empfiehlt sich stattdessen die Reservierung einer Fläche. Das Erreichen der im Februar reservierten Fläche funktioniert erstaunlich reibungslos, nach einer halben Stunde Wartezeit auf dem Flugplatz werden wir ohne Probleme zu unserer Fläche navigiert. So muss das! Protipp: Um sich nicht in den Zelten stapeln zu müssen, empfehle ich das Reservieren für die 1,5-fache bis doppelte Personenzahl. zehn Quadratmeter pro Person sind reichlich eng bemessen, 20 machen sich da deutlich angenehmer. Bei einem Ticketpreis von rund 100,- € lassen sich die dafür fälligen 16,- € sicherlich noch verschmerzen.

Auf den Spuren von Maiden und Manowar

Der erste Abend der Eskalation, anschließende Müdigkeit und vereinzelte Katerstimmung ist am frühen Mittwochnachmittag bereits überstanden. Zeit für die ersten Auftritte! In diesem Jahr eröffnet die britische Heavy-Metal-Band MONUMENT das Festival. Wer an britischen Heavy Metal denkt, denkt automatisch auch an MAIDEN, und in diesem Fall ist das gar nicht mal weit hergeholt. Peter Ellis‘ Stimme kommt der von Dickinson recht nah, und auch die häufig schnellen Antritte der Songs erinnern mich oftmals an das britische Urgestein. Trotz gleißender Sonne finden sich bereits zahlreiche Menschen vor der Bühne ein, um von Minute Eins an zu feiern.

MonumentZwischen den Auftritten beobachte ich aus der Ferne das Treiben am Merch-Stand. Trotz jahrelanger Kritik am (fehlenden) Schlangensystem und schweißtreibenden Gedränge, unter anderem auch aus dem hauseigenen Forum des Festivals, wurden auch dieses Jahr keine Änderungen vorgenommen. Wie mir ein Kollege berichtet, sind Wartezeiten von anderthalb bis zwei Stunden im Pulk einzurechnen. Dass bei der vorherrschenden Hitze niemand inmitten dieser Menge zusammenbricht, ist ein Glücksfall, und dass noch immer nichts an der Situation vor dem Merch-Stand getan und ein sinniges Schlangensystem eingeführt wurde, zeigt, dass der jährliche Unmut der Besucher billigend in Kauf genommen wird. Das geht definitiv besser!

Nachdem ich DRONE auslasse, steht mit WINTERSTORM die nächste Formation auf meiner To-Do-Liste an. Bereits 2016, als WINTERSTORM kurzerhand für DRACONIAN einsprang, konnte mich die deutsche Gruppe mit ihrem kräftigen, gleichsam jedoch auch angenehm gesetzten Power Metal überzeugen. Heute kann ich der Band ähnlich viel abgewinnen, obwohl ein etwas lascher und blecherner Sound meine Freude etwas trübt.

Eine ordentliche Ladung Akustik-Folk gibt es heute aus dem Hause BANNKREIS. Müsste ich diese mit einer anderen Band vergleichen, würde ich sie wohl als die seichtere, deutsche Version von Evocation-II-ELUVEITIE beschreiben. Freunde von weniger bombastischer Musik mögen daran ihre Freude finden. Mich ermüden reine Akustik-Auftritte allerdings regelmäßig sehr schnell, so ging es mir schon bei einigen Gelegenheiten mit Gruppen wie WALDTRAENE, und auch BANNKREIS vermag dies heute nicht zu ändern.

Deutlich gehypter bin ich schon vor dem Auftritt von ROSS THE BOSS. Wenn ein ehemaliges Mitglied von MANOWAR im Harz vorbeischaut, lasse ich mich sicher nicht zweimal betteln! Tatsächlich werden neben eigenen Titeln auch einige Titel von MANOWAR dargeboten. Es dauert nicht lange, bis sich kleine Fanchöre bilden, welche die Originale nur zu gut kennen und textsicher einstimmen. Eine hervorragende Stimmung, ein wirklich guter Auftritt.

So richtig voll wird es dann zum heutigen Headliner-Auftritt einer Thrash-Größe, die nicht nur hierzulande den meisten Metalheads ein Begriff sein dürfte: KREATOR. Sehr eindrucksvoll ist die Hintergrundkulisse samt Bildschirmshow, die hervorragend zur Musik passt. Trotzdessen Thrash-Metal für gewöhnlich keine Jubelstürme in mir auslöst, muss ich hier doch sagen: das ballert! Insbesondere der Song "Fallen Brother" soll mir noch eine ganze Weile im Gedächtnis bleiben, sodass ich einen kräftigen Ohrwurm mit ins Zelt nehme, wo ich mich nun ausruhe, um am nächsten Tag wieder fit zu sein.

Heldenhafte Performances und stählerne Gottesdienste

Der Donnerstag ist da, und mit ihm der erste vollständige Programmtag! Schon zu Beginn des Tages spielt ein von mir mit großer Spannung erwarteter Act. Nach der Abspaltung von ELUVEITIE war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis CELLAR DARLING einmal beim Rockharz vorbeischauen. Der Einstieg in die Show findet schnörkellos ohne große Spielereien oder Plaudereien statt. Wer die vorherige musikalische Heimat der drei Musiker kennt, wird feststellen, dass CELLAR DARLING insgesamt etwas weniger Härte und Tempo mitbringen, Songs bewegen sich oftmals im Midtempo-Bereich. Größtes Kapital der Band ist ohne Wenn und Aber Annas starke Stimme, auf die sich die Performance stützt. Obgleich es sich hier rückblickend nicht um eines meiner Festival-Highlights handelt, kann ich dem Auftritt ruhigen Gewissens ein gutes Zeugnis ausstellen. Ich bleibe gespannt, was in den nächsten Jahren noch von der jungen Truppe zu hören sein wird.

Da mich NOTHGARD trotz ihres soliden MeloDeath- & Pagan-Metals noch nie so richtig erreichen konnten, gebe ich mir deren Auftritt aus der Ferne bei einem herzhaften Hähnchenspieß und einem anschließenden Eis. In puncto Essensständen kann man dem Rockharz sicher keine mangelnde Auswahl vorwerfen – zwischen Hähnchen, Burgern, Pizza, Asiatischem, Fisch und vielem mehr ist für jeden etwas dabei. Die Preise bewegen sich dabei in Bereichen, die man von einem Festival dieser Größe erwarten kann. Nicht gerade günstig, aber hie und da durchaus leistbar.

Grailknights

Nach einem Heiterkeit und Frohsinn verbreitenden Auftritt der isländischen SKALMÖLD, fiebere ich nun dem Auftritt meiner Lieblings-Superhelden der Szene entgegen. Die GRAILKNIGHTS sind nach Sachsen-Anhalt gekommen, um ihre Schlacht gegen den niederträchtigen Doctor Skull auszutragen. Die fünfköpfige Gruppe ist muskulös gut drauf, wie man es gewohnt ist, und hat glücklicherweise auch einige Titel des aktuellen Albums mit dabei, so u.a. "Pumping Iron Power" und das bärenstarke "Cthulhu". Bei so viel guter Laune wird es zu keiner Zeit langweilig, sodass ich diesen Auftritt als einen meiner Lieblingsgigs des RHZ 2018 in Erinnerung behalte.

Auch auf den straighten Heavy Metal von PRIMAL FEAR habe ich mich sehr gefreut. Was ich von der VIP-Tribüne aus sehe, ist ziemlich überzeugend. Leider kann ich dem Auftritt nicht lange folgen, da mich nun ein Interview mit den heroischen GRAILKNIGHTS erwartet (einsehbar HIER). Dafür bin ich aber zum Auftritt von EQUILIBRIUM wieder vor der Bühne. Diese spielen ein bunt gemixtes Set aus alten wie neuen Nummern, u.a. "Verbrannte Erde" und "Blut im Auge", aber auch das vielgeliebte "Waldschrein" sowie den Song "Heimat" vom neuen Album. Im Großen und Ganzen ein gelungener Auftritt vor feiernder Meute, obwohl ich den Eindruck habe, Robse mitunter nicht allzu gut zu verstehen. Allerdings scheint mir dies ein häufigeres Problem bei den Live-Performances von EQUI zu sein, zumindest bei den Auftritten, die ich mir bisher anschauen durfte. Der Abgang geht indes etwas holprig vonstatten, hat sich die Truppe doch in ihrer Spielzeit verschätzt. Das angekündigte "Born To Be Epic" erreicht die Ohren des Publikums nie. Ein verschmitztes Grinsen bildet sich auf meinen Lippen. Wenn es einen Titel gibt, der mich frustriert, dann ist es dieser. Diese verdammten Dubstep-Flöten!

Mit AMORPHIS erwartet mich schließlich mein am sehnsüchtigsten erwarteter Auftritt des Tages. Als die Männer mit "The Bee" eröffnen, bin ich zunächst begeistert, doch es dauert nicht lange, bis die Begeisterung der Ernüchterung weicht. Nicht etwa wegen der Leistung der Band, diese ist nicht zu beanstanden. Das Problem ist der Sound, präzise die Lautstärke. Selbst auf halber Strecke zum Technikzelt, also nicht mehr allzu weit von der Bühne entfernt, sind normale Gespräche möglich. Bedeutet im Umkehrschluss: ich nehme jedes besoffene Gebrabbel meines Umfeldes war, da die Lautstärke deutlich zu niedrig eingestellt ist. Äußerst ärgerlich, da ich mich so nur wenig auf die Musik einstellen kann, und leider soll dies nicht das letzte Mal bleiben...

PowerwolfAls letzten Auftritt des Abends gönne ich mir Headliner POWERWOLF. An diesen scheiden sich die Geister – für den einen genialer Power Metal, für den anderen seelenlos-ausgelutschter Kommerz. Im Laufe der Jahre überzeugte mich POWERWOLF zusehends weniger, hatte ich doch das Gefühl, dass sich ihr Konzept allmählich abnutzt und sich die Band nicht weiterentwickelt. Trotzdem muss ich der Band zugute halten, dass sie live – so auch heute – immer souverän abliefern und enorm viele Menschen vor die Bühne ziehen. Zwischen "Blessed And Possessed", "Army Of The Night" und "Demons Are A Girl's Best Friend" bietet sich ein Bild unzähliger gut gelaunter, mitsingender Menschen. Allerdings habe ich bei einigen Ansagen das Gefühl, sie schon einmal genau so gehört zu haben, und auch das „Vielen Dankeschön!“ aus dem Munde Attila Dorns wirkt nach den unzähligen Jahren, die seine Band bereits tourt, schlichtweg aufgesetzt. Mit der Zeit etabliert sich eine der aktuell erfolgreichsten Bands aus dem Bereich Power Metal bei mir somit als Act, den man sich zwei, vielleicht auch dreimal live ansehen kann, ehe dieser von einem Hauptargument für ein Festival schnell zu einer Nebenattraktion wird. Es gibt Bands, deren Halbwertzeit in meinen Augen deutlich höher liegt. Aber was weiß ich schon – tausenden Menschen scheint es gefallen zu haben!

Von den besonderen Wäldern Italiens

Aus dem Schatten in das Licht. Halt, nein, andersrum – aus dem Licht in den Schatten! Nach der Hitzeschlacht des gestrigen Tages komme ich heute in den Genuss angenehmer Temperaturen. Bedauerlich für den Wassereis-Stand, der heute kein Vermögen an mir verdienen wird, aber umso schöner für all die krebsroten Gestalten, die es gestern nicht vermochten, genügend Sonnencreme aufzutragen.

Meinen Tag starte ich mit einem der wohl… einzigartigsten Auftritte des gesamten Festivals. Schon mal von NANOWAR OF STEEL gehört? Klingt zwar verdächtig nach MANOWAR, hat zu diesen aber ungefähr soviel Ähnlichkeit wie Celine Dion. Diese stehen nämlich am ganz anderen Ende der Trueness-Skala: anstelle von Leder und Nieten gibt es hier grelle Perücken und Ausschnitte bis zum Bauchnabel, thematisch dreht es sich nicht um brüderlichen Kampf und nordische Götter, sondern um… Schwänze? Dies ist zumindest der bleibendste Eindruck, den die Italiener hinterlassen. Für mein Camp wird die verrückte Truppe vermutlich schlichtweg die Heavy-Meal-Band mit dem "Schwanzwald"-Song bleiben. Hört mal rein und macht euch gefasst auf den absurdesten und peinlichsten Ohrwurm, der euch seit langem heimgesucht hat. Aber behauptet nicht, ich hätte euch nicht gewarnt!

Nanowar Of SteelDas war jetzt aber genug Spaß, Zeit für ernstere Kost! Es gibt Bands, die nutzen sich ab, und dann gibt es solche, die ich mir gern auch zweimal in einer Woche anschaue. Zu letzteren gehören eindeutig OBSCURITY, die ich mir bereits wenige Tage zuvor auf dem Metal Frenzy zu Gemüte führen durfte. Kräftiger, geradliniger Pagan Metal, der keine Spielereien mit Geigen oder Flöten braucht, um mich umzuhauen. Neben meinem Favorit des neuen Albums „793“, werden u.a. auch "Streitmacht Bergisch Land", "Naglfar" und "Was uns bleibt" zum Besten gegeben. Fans kommen hier – so zumindest meine Meinung – definitiv auf ihre Kosten.

Einen ordentlichen Kontrast dazu bietet eine bekannte Truppe aus der Corefraktion. Mit ANNISOKAY hat es auch eine Band aus Sachsen-Anhalt, genauer gesagt aus Halle, ins Billing geschafft. Der Sound ist hier wirklich sauber, die klare Stimme des Sängers kommt sehr gut zur Geltung. Obgleich das RHZ sicher nicht die Heimat des Cores ist, ist es doch schön, jährlich die ein oder andere Band aus dem Genre begrüßen zu dürfen. Schon letztes Jahr bereitete mir der Auftritt von CYPECORE großes Vergnügen. Bitte beibehalten, fetzt!

Auch ein junger Geist muss hin und wieder ruhen, und so erhole ich mich während der Auftritte von THE OTHER und EVERGREY in meinem Camp. Zu CREMATORY bin ich allerdings wieder pünktlich am Start, hat mir deren Performance doch bereits beim diesjährigen Metalfest in Pilsen sehr zugesagt. Auch heute liefert die Gothic-Metal-Band wieder sauber ab und bekundet, sich sehr über die Möglichkeit zu freuen, auch einmal neues Publikum zu erschließen und auf einem solchen Festival Personen zu erreichen, die sich ein Konzert der Band sonst vielleicht nicht anschauen würden. Ob dieser Plan allzu gut aufgeht, kann ich nicht beantworten, wirkt das Publikum doch insgesamt deutlich ruhiger als jenes in Tschechien vor einem Monat. Nun ja, vielleicht ist dies auch einfach das Naturell des deutschen Publikums – grimmig dreinblicken und skeptisch sein. Kein Ding, Spaß gemacht hat’s trotzdem!

Zeit, einmal mehr den Regenbogen-Metaller in mir durchscheinen zu lassen. AMARANTHE stehen in den Startlöchern und bieten reichlich poppigen Metal, getragen von einem Dreigespann an Stimmen: Growling, männliche Clean Vocals und die dominierende Stimme von Elize Ryd, die vermutlich auch problemlos bei vielen Bands andocken könnte, die in den Charts laufen. Mag nicht jedermanns Sache sein, doch ich finde die schwedisch-dänische Kombo sehr erfrischend. Das absolut radiotaugliche "Boomerang", welches bereits so over the top ist, dass man es wieder feiern muss, bleibt mir die Gruppe heute leider schuldig. Kleiner Wermutstropfen, doch davon abgesehen eine starke Performance.

Amaranthe

Auch auf BATTLE BEAST habe ich mich im Voraus sehr gefreut. Leider ist die Lautstärke auch hier wieder dermaßen auf Sparflamme gestellt, dass der Auftritt nicht zu genießen ist, insofern man nicht direkt vor den Boxen steht. Obendrein ist der Sound nicht gut abgemischt, sodass Soli oftmals untergehen und die Songs insbesondere in den instrumentalen Teilen wenig begeistern. Etwas enttäuscht mache ich mich vorzeitig aus dem Staub.

Interessant wird es noch einmal zum Ende des Tages. EISBRECHER taugen, trotzdessen man diese nicht unbedingt als Metal-Band definieren würde, immer wieder gut für einen späten Slot beim Rockharz. Schon 2016 wurde es hier reichlich voll, und auch heute ist die Fläche vor der Bühne sehr gut gefüllt. Eine Eigendynamik wie vor zwei Jahren entwickelt sich heute zwar nicht (Trivia: ein kleiner Chor, der im Song "Miststück 2012" an den Refrain das Wort "Hurensohn" anfügte, weitete sich damals auf große Teile des Publikums aus, bis sogar Alexander Wesselsky selbst dies wahrnahm und für den Rest des Stücks gemeinsam mit der Meute skandierte), doch trotzdem ist die Stimmung hervorragend.

HammerfallZeit für den Headliner! Mit HAMMERFALL erwartet mich eine meiner ersten Bands der Szene, die ich aktiv verfolgte. Gespielt werden unter anderem "Hector's Hymn""Any Means Necessary" und "Unbent, Unbroken". Viele Fanherzen dürften höher schlagen, doch irgendwie will die Heavy-Metal-Band bei mir heute nicht so richtig zünden. Vielleicht liegt es an der Erschöpfung des Tages, vielleicht auch daran, dass die groß angekündigte Pyroshow letztendlich „nur“ den (zugegebenermaßen imposanten) Einsatz großer Feuersäulen zu einem einzigen Titel beinhaltet, namentlich "Hearts On Fire". Bleibenden Eindruck hinterlässt der Auftritt zumindest nicht, was mich selbt ein wenig überrascht.

VERSENGOLD bietet zum Ausklang des Abends noch einmal Mittelalter-Rock mit deutschen Texten. Es sind insbesondere die Lieder mit einer bittersüßen Note, welche die Band für mich besonders machen, insbesondere "Niemals sang- und klanglos" und "Hau mir kein' Stein". Leider werden diese Titel schon zu Beginn abgehakt und entfesseln live nicht dieselbe mitreißende Stimmung wie auf Platte. Es folgen kraftvollere, fröhlichere Songs wie "Versengold" und "Verliebt in eine Insel". Leider kann ich den fröhlicheren Titel im Gegensatz zum feiernden Publikum nicht allzu viel abgewinnen, sodass ich mich zeitnah von meiner Truppe verabschiede und in mein Camp zurückziehe. Den folgenden Auftritt von ENSIFERUM, die aufgrund von Verzögerungen beim Flug auf den vorletzten Slot um 1:00 Uhr verschoben wurden, schenke ich mir zugunsten einer weiteren Stunde Schlaf, um Kraft für den letzten Tag zu sammeln.

Kein Rockharz ohne Teufelsmauer!

Es ist verrückt, wie träge man mit den Jahren wird. Gehörte der Besuch der Teufelsmauer sonst immer zu meinen Aktivitäten des ersten Tages, so schaffe ich es diesmal erst am allerletzten Tag hinauf. Ist ja nicht so, als hätte sich seit dem letzten Jahr viel geändert – das Netz hier oben ist immer noch besser als im Tal, es ist windig wie Sau und die Aussicht auf das Festivalgelände ist tadellos. Einmal pro Festival sollte man hier hinauflaufen, ansonsten würde ein essentieller Bestandteil des Rockharz-Feelings fehlen. So, Pflicht getan, auf zu den letzten Konzerten des Festivals!

Ein großer Teil der Bands, für die ich dieses Jahr hergekommen bin, hat mittlerweile schon gespielt. Das soll mich allerdings nicht daran hindern, einigen Bands eine Chance zu geben, die ich vorher noch nicht allzu gut kannte. Immer offen für Neues bleiben! Etwas entspanntere, seichtere Kost bieten SERENITY aus Österreich. Symphonic Metal ist genau das Richtige für einen frühen Samstagnachmittag, und so genieße ich das Konzert entspannt im Gras sitzend. Ebenso leichte Musik bieten SKYCLAD, eine Band aus den 90ern, deren Stil sich wohl am ehesten als Folkrock mit einer Spur Metal beschreiben lässt.

Es folgt eines meiner beiden Tageshighlights: intergalaktische Schlachten gegen böse Zauberer und Einhorninvasionen, vertont in Form von bombastischem, schnellem Power Metal. Natürlich, die Rede ist von GLORYHAMMER! Die Gruppe ist nach 2014 und 2016 bereits zum dritten Mal in Ballenstedt, und auch diesmal würde der Auftritt sicher ein großes Fest werden – gäbe es da nicht ein dickes Problem. Stärker noch als zu den Gelegenheiten in den letzten Tagen, macht sich hier einmal mehr die viel zu niedrige Lautstärke bemerkbar. GLORYHAMMER muss doch knallen! Das sieht auch die Menge so, sodass sich bereits nach dem zweiten Song "Legend Of The Astral Hammer" im Publikum unüberhörbare "Lauter!"-Chöre bilden. Leider bleiben diese ergebnislos. In Erinnerung bleibt mir weniger die gut gelaunte Truppe um Thomas Winkler und Christopher Bowes, die an sich wirklich stark abliefern, sondern lediglich der Frust, die gröhlenden Menschen um mich herum stets deutlicher wahrzunehmen als das Treiben auf der Bühne.

Knorkator

Es ist bereits der letzte Tag des Festivals, und das macht sich deutlich bemerkbar, sodass ich vermehrt Bands auslasse, um in den späten Abendstunden noch einmal meine letzten Reserven sammeln zu können. Zu CANNIBAL CORPSE wage ich mich nochmal raus. Die amerikanische Death-Metal-Band böllert, was das Zeug hält, und beschäftigt so erfolgreich das noch einmal wachsende Publikum. Richtig voll wird es dann noch einmal zur meisten Band der Welt KNORKATOR. Mit sieben Auftritten auf dem Rockharz sind diese die Festivalkönige im Harz, schließlich war keine andere Band so oft mit von der Partie. Mit Recht: die typischen Nummern wie "Alter Mann" oder "Wir werden alle sterben" entfachen einfach stets gute Laune, und das macht sich auch an den zahlreichen Crowdsurfern bemerkbar, die nun vorbeifliegen. Neben den Bandmitgliedern sind heute auch Stumpens Tochter und Alf Ators Sohn mit dabei, um Duette mit ihren Vätern anzustimmen. Erinnert ihr euch noch daran, wie der kleine TimTom den Song "Arschgesicht" seine Stimme lieh? Diese Zeiten sind längst vorbei! Heute übernimmt der ausgewachsene Mann den Part des Vaters im Titel "Böse" und teilt sich mit diesem die Bühne. Hach, die Kleinen werden so schnell groß!

Zum ersten Mal wird der nun anstehenden jährlichen "Danksagung" des Veranstalterteams ein eigener Programmpunkt eingeräumt. Für die Zeitkalkulation der Besucher wirklich nützlich, ansonsten muss man aber leider sagen, dass der Kollege am Mikro nicht der größte Redner ist und sich gern ein wenig kürzer hätte halten dürfen. Ich muss mich infolge der Danksagung noch etwas gedulden, bis der letzte Headliner IN FLAMES die Bühne betritt. Die Menge tobt, viele Fans feiern begeistert die Truppe. Obwohl sich mir die Begeisterung für die Band nie so ganz erschlossen hat, muss ich doch anerkennen, dass sie die Menge zum Feiern bringen, wie es nur wenige andere Acts auf dem Festival vermochten. Für alle, denen die Show noch nicht genug war, gibt es nach der Headlinershow noch einen Folk-Nachschlag der Band MANNTRA, die heute mit Michael von IN EXTREMO einen besonderen Gast an Bord haben. Ich habe allerdings genug gehört und freue mich auf eine heiße Dusche, sodass ich diesen Auftritt nicht mehr anschaue und die Heimreise antrete.

Fazit

25 Jahre Rockharz, fünf Jahre Rockharz für mich als Besucher! Was gibt es zu sagen? Die Organisation lief auch dieses Jahr gewohnt rund, es gab keine ungewollten Verzögerungen bei den Bands (auf die Verspätung von ENSIFERUM, auf die souverän reagiert wurde und die Crew keinen Einfluss hatte, einmal abgesehen), die Reservierung von Flächen und die Anfahrt funktionierte weitgehend reibungslos. Die Anzahl der Duschen wurde erhöht, sodass die Wartezeiten sich dort (zumindest nachts, als ich dort war) in Grenzen halten. Zu bemängeln ist die Situation am Merch-Stand zum ersten Festivaltag, wenn sich die Leute Jahr für Jahr beinahe gegenseitig tottrampeln. Die Kritik ist dem Team hinlänglich bekannt, und demnach wäre es hier endlich an der Zeit, ein vernünftiges System einzuführen, um den Stress für die Besucher zu verringern. Erstmalig habe ich auch vermehrt am Sound zu meckern, insbesondere an der Lautstärke. Es ist löblich, dass die Veranstalter sich nicht dem Trend "Hauptsache Laut!" verschrieben haben, der auf zahlreichen Festivals das Motto zu sein scheint, doch ein wenig krachen muss es schon. Hier muss vielleicht noch etwas experimentiert werden, um die optimale Lautstärke zu erreichen. Von der Lautstärke einmal abgesehen war der Sound aber zumeist recht gut. Ein Lob gibt es für das wirklich starke Billing mit massenhaft großen, bekannten Bands aus verschiedensten Stilrichtungen. Insbesondere der Power- und MeloDeath-Fan in mir kommt hier Jahr für Jahr auf seine Kosten. Das Rockharz gehört auch 2018 nach wie vor zu den Spitzenfestivals Deutschlands. Es bleibt nur zu hoffen, dass man es mit dem zu beobachtenden Trend des Wachstums nicht übertreibt und in den nächsten Jahren nicht die 20.000er-Marke knackt, da das Festival dann allmählich die angenehmen Maße überschreitet. Welchen Weg das Festival einschlägt, bleibt abzuwarten. Ich freue mich zumindest jetzt schon auf das nächste Rockharz!

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