Bericht: Rockharz 2017

Nach wie vor Spitzenklasse

von Jasmin H.

Flyer Rockharz 2017

Ein Bericht von Jasmin und Nico Hoffmann

Weitere Bilder gibt es auf unserem Facebook-Auftritt zu sehen!

Wie jedes Jahr nehmen wir uns vor, die Teufelsmauer zu erklimmen. Haben wir es dieses Mal geschafft? Nun, ihr müsst wohl den Bericht lesen, wenn ihr die Antwort erfahren wollt. Aber jetzt erst einmal zum ROCKHARZ FESTIVAL 2017! Die Dienstagsanreise gibt es nun im zweiten Jahr, und Nico hat diese Chance auch direkt genutzt.

Nico:

Und die war, da wir dieses Jahr sehr früh waren, erstaunlich gut besucht. Wir kamen gegen 10:00 Uhr am Gelände an, welches natürlich noch geschlossen war, und die Schlange war schon ganz ordentlich. Gegen 12:00 Uhr öffneten sich dann die Türen, und wir kamen ohne Probleme auf unseren reservierten Platz. Für Jasmin blieb es bei der Mittwochanreise, und siehe da, kein bisschen Stau und eine absolut entspannte Fahrt direkt bis zum reservierten Campingplatz – herrlich. Zum Auftakt startete das RockHarz 2017 mit KRYPTOS ins Festival-Wochenende, und die Jungs waren erstaunlich gut für einen Opener. Hier spürte man direkt, dass die keine Angst vor großen Bühnen hatten. Dementsprechend machte das auch schon richtig Spaß, und ich freue mich auf's Wiedersehen. Anschließend kamen BLOODBOUND mit gutem Power Metal und hielten die Qualitätsstange auch weiterhin hoch. Anschließend war Pause, bis ORDEN OGAN, welche mir wärmstens ans Ohr gelegt wurden, begutachtet werden konnten. Ich wurde positiv beeindruckt, und das Bühnenbild, sowie die epische Power Metal-Mucke mit leicht folkigem Einschlag, verlangten nach Applaus, der auch wohlwollend und völlig zu Recht gewährt wurde. Cooler Auftritt.

Jasmin:

Nachdem ich die ersten fünf Bands des Tages verpasst hatte, ging es dann endlich los, das Rockharz 2017 begann für mich mit DIRKSCHNEIDER. Der Platz vor der Bühne war voll, die Menschen waren voll und DIRKSCHNEIDER bretterte direkt drauf los. Er präsentierte uns schönen, schnörkellosen Heavy Metal mit dem Gesang, den fast jeder kennt. Als ehemaliger Frontmann von ACCEPT hat sich Udo Dirkschneider bereits den Weg selber gepflastert, um mit seinem Soloprojekt durchstarten zu können. Die Leute hatten Spaß, DIRKSCHNEIDER hatten Spaß, wir hatten Spaß und alles in allem war es ein sehr solider Auftritt, der den Mittwochabend perfekt abgeschlossen hat. Nach einem kurzen Halt am Ficken-Stand ging es dann auch Richtung Camp, wo wir die selbstgemachten Schnäpse probierten. Wir glauben, sie schmeckten gut!

Donnerstag

Am Donnerstag startete der Morgen dementsprechend etwas später und zog sich etwas in die Länge, bis wir dann zu THE NEW BLACK wieder das Infield stürmten. Unvoreingenommen und ohne Ahnung, was uns die Jungs präsentieren würden, wurden wir positiv überrascht. Die Heavy-Rocker haben von Anfang bis Ende ordentlich Alarm gemacht, und es war eine Freude, diesen Gig zu erleben. Das Banner ist uns selbstverständlich auch in Erinnerung geblieben – Godzilla hat nicht jeder!

Nico:

Die im Anschluss spielenden NACHTBLUT waren auf jeden Fall was für's Auge, aber der Dark Metal muss einem auch gefallen, damit man was damit anfangen kann. Für mich klang das so, als wollte man wie EISREGEN klingen, was aber in meinen Ohren nicht so recht klappte. Technisch und stimmlich allerdings war alles super, und das Publikum war recht angetan.

Jasmin:

MantarNachdem wir in aller Ruhe die Fress- und Verkaufsstände inspiziert hatten, gönnten wir uns erstmal etwas, um dem Körper wieder Energie für MANTAR zu verabreichen. Wir schlenderten an den Verkaufsständen vorbei, und je näher man den Flugzeugen kam, desto intensiver wurde der Gestank. Was war da los? Man konnte die hinteren Verkaufsstände gar nicht besuchen, da der Gestank unerträglich wurde! Lag es an der Schweinezuchtstation, oder was es war? Mann, Mann, Mann. Das war echt übel. Aber zurück zu MANTAR. Die beiden Bremer stellen mit ihrem Doom Metal einfach alles in den Schatten. Wie man mit zwei Hanseln so einen derben Sound und mehr als vollwertige Songs auf die Beine stellen kann, war absolut faszinierend! Kreischer Hanno verausgabte sich ständig über alle Maßen, dass er immer wieder über die Bühne taumelte, was aber einfach nur seinen Eifer und die Hingabe für die Musik klar machte. Beeindruckend! Auch Drummer Erinc trommelte um sein Leben. Das war auf jeden Fall ein richtiges Highlight des Tages! Nicht nur, dass die Jungs einen umgehauen haben, das Wetter stand dem in nichts nach.

So handelte die Feuerwehr rasch und baute eine Art Sprinkleranlage auf dem Gelände auf, was wir selbstverständlich auch umgehend nutzten. Ganz groß, vielen Dank dafür! Nach MANTAR ging es direkt und ohne Umwege rüber zur Rockstage, wo bereits RAGE die Bühne betraten. Gewohnt gut gelaunt und mit Spaß an der Sache legten die Mannen um Peavy los und schossen eine Rakete nach der anderen raus. Die Power Metaller aus Herne ließen keinen Nacken bewegungslos und präsentierten natürlich einen ihrer erfolgreichsten Songs: "Straight To Hell". Ein großartiger Auftritt von RAGE, und die Freude der Band hat uns direkt angesteckt. Es war wunderbar!

Nico:

Der Auftritt stand auch dem auf dem Metal Frenzy eine Woche zuvor in nichts nach.

Jasmin:

Da denkt man, dass man endlich mal etwas Ruhe hat, und der Stress geht direkt weiter mit DEATH ANGEL auf der Dark Stage.

Nico:

Eine Thrasher-Truppe vor dem Herrn. Warum haben wir die noch nie live gesehen?

Jasmin:

DEATH ANGEL waren noch bedeutend kraftvoller und schneller als RAGE und haben uns viele Kraftreserven gekostet. Also, wer bei DEATH ANGEL keinen Spaß hatte, ist wirklich selber Schuld. Mann, die haben alles abgerissen! Ganz großes Kino! Als nächstes waren HAGGARD an der Reihe. Leider muss ich gestehen, dass ich die Band schon seit einigen Jahren nicht mehr verfolgt habe. Umso mehr freute ich mich darauf, da ich bisher auch noch nie in den Genuss kam, sie live zu sehen. Persönlich wurde ich etwas enttäuscht. Man hatte immer das Gefühl, jetzt geht's los, und dann kam wieder ein langsamer Part. Jetzt aber! Und wieder etwas Langsames. Das raubte mir den letzten Nerv, und so zog ich mich erstmal Richtung Camp zurück und schaute mir den Rest der Show von dort an. Das Klassik-Mittelalter-Metal-Orchester hat sich, meiner Meinung nach, kein Stück weiterentwickelt und klang immer noch exakt wie vor einigen Jahren. Kurze Metal-Einspieler, aber hauptsächlich Operngesang und langsame, gefühlvolle Violinenparts. Vom Camp aus und sitzend hatte ich wirklich Spaß. Allerdings muss ich die Band nicht direkt vor der Bühne bewundern. Problem war nur, dass so weit weg von der Bühne der Gesang der Sängerin mitunter schief ankam. Ob das der Wind war? Man weiß es nicht.

Da ich mir bereits den besten Platz ergattert hatte, blieb ich diesem auch treu und lauschte LACUNA COIL ebenfalls aus sicherer Entfernung. Die Mannen um Frontfrau Cristina Scabbia verstehen ihr Handwerk und machen ganz soliden Alternative Metal. Cristina hat eine klasse Singstimme, und auch aus der Entfernung klang es wirklich ganz ordentlich. Allerdings ist der Stil einfach nicht mein Ding, und so schaute/hörte ich mir nicht den gesamten Auftritt an.

Nico:

Mich haben LACUNA COIL positiv überrascht, hatte ich sie doch das letzte Mal vor über zehn Jahren auf dem Mera Luna gesehen, und da war das Katzengejaule kaum zu ertragen. Eigentlich wollte ich nur ein paar Fotos machen, aber der Auftritt hat wirklich Spaß gemacht und die Band machte mit Kunstblut und weißen Klamotten auch optisch was her. Ich empfand sie auch als wesentlich aggressiver als früher.

Jasmin:

Für die nächste Band machten wir uns wieder auf den Weg zur Bühne. Nachdem man bisher nur Gutes gehört hatte, lief man mit der Ansage "Hallo, wir sind KADAVAR. Wir haben zwar keine Schminke im Gesicht und auch keine Pyroshow dabei, aber wir sind drei Typen aus Berlin, die Rock'n'Roll machen. Vielleicht gefällt's Euch ja!" im Ohr direkt vor die Rock Stage. KADAVAR waren anders als alles, was wir dort sehen durften. Die Jungs hatten mit ihrem Stoner Rock ein Alleinstellungsmerkmal auf dem gesamten Rockharz. Und das war richtig geil! KADAVAR würden wir also jedem empfehlen, der auch nur ein wenig auf Stoner Rock steht. Allerdings nur live! Auf CD fand ich sie bisher doch recht langweilig...

Nico:

Nach MANTAR war KADAVAR das zweite echte Highlight des Tages. Die Jungs machten so viel Spaß und überzeugten mit dem oldschooligen Set so dermaßen, dass man gewillt war, um mehr zu betteln. Grandios!

Jasmin:

ARCH ENEMY waren nun an der Reihe. Diesem Auftritt fieberten wir schon lange entgegen, und wir sollten auch nicht enttäuscht werden. Alyssa und ihre Männer stürmten die Bühne und ließen nur eine Staubwolke zurück. Von "War Eternal" bis zu "Nemesis" war alles dabei, was das ARCH ENEMY-Herz begehrt. Leider fing es hier auch mit den leichten technischen Problemen der Dark Stage an. Das Mikro von Alyssa war dermaßen leise, dass man sie kaum verstehen konnte. Ein Glück standen viele drum rum, die mitgrölten! Pure Spielfreude und Ansteckungsgefahr herrschten von Anfang bis Ende, Topp!

Arch Enemy

Der zweite Headliner des Festivals sollte kein geringerer sein als IN EXTREMO. Wie man die Jungs kennt, wird die Bühne von Anfang bis Ende zerrockt. Sehr verwundert waren wir, als "Vollmond" direkt als dritter Titel gespielt wurde. Ist aber im Endeffekt auch wurscht, der Song ist immer genial. Nach diesem Lied bewegten wir uns Richtung Fressmeile und gönnten uns die erste himmlische Haxe dieses Festivals – Brathahn statt Satan, Ihr seid der Knaller! IN EXTREMO spielten natürlich immer noch und hauten Klassiker wie z.B. "Liam Liam" und "Küss Mich" raus. Wenn man das Konzert mal zusammenfasst, war das aber nicht mehr so unser Ding. Früher fanden wir die Berliner sehr gut, die Show mit Pyrotechnik, Feuer und was nicht sonst noch alles, ist immer noch genial, aber mit den aktuellen Liedern können wir leider nicht mehr viel anfangen.

Nico:

Dazu kommt, dass die technische Abteilung im FOH wohl schwerhörig ist, denn wie kann man das Konzert nur so dermaßen laut drehen, dass einem beinahe die Ohren wegfliegen? Sogar auf der Fressmeile war es so laut, dass man sich kaum unterhalten konnte. ARCH ENEMY war noch um ein Vielfaches leiser. Wirklich schade!

Jasmin:

Anders ist es mit FIDDLER'S GREEN, die den Donnerstag als Afterheadliner abschließen durften. Eine bessere Band hätten sie für den Abend gar nicht aussuchen können. FIDDLER'S GREEN beweisen mit jedem Konzert, wie sie das lieben, was sie machen, und dieses auch bis zur Perfektion umsetzen. Einige neue Songs hatten die Jungs im Gepäck, die einfach nur gut waren. Ob man die Songs von FIDDLER'S GREEN nun kennt oder nicht, geil sind die fast alle und Spaß machen sie erst recht. Natürlich durfte die Wall of Folk zu "Rocky Road To Dublin" nicht fehlen. Unter anderem gab es Songs wie "Yindy", "Victor And His Demons" und "Life Full Of Pain" - FIDDLER'S GREEN machen einfach Laune und sorgen dafür, dass man danach völlig fertig ins Bett fallen kann. Wir haben den Abend allerdings noch mit etwas Mexikaner, Altöl und anderen Leckereien ausklingen lassen.

Freitag

Der nächste Morgen, Freitag, fing wieder etwas schleppend an – woran das nur immer liegt? Man wird es nie erfahren...

Nico:

Zu KAMBRIUM wollte ich eigentlich unbedingt vor die Bühne, wurde aber wegen irgendwas aufgehalten, das mir jetzt nicht mehr einfällt. Zum Glück habe ich die Jungspunde schon mehrmals gesehen und bin überzeugt, dass sie ihre gewohnt tolle Show auch hier zeigen konnten. CYPECORE habe ich dann tatsächlich auch geschafft, und das sagte mir zu, obwohl Corezeug so gar nicht meins ist. Da der Stil aber wohl eher dem Deathcore zuzuordnen ist, herrschte keine Mickey Mouse-Stimmengefahr, und so wurde der Auftritt zu einem wirklich guten soliden Gig. Nun kam unser geheimer, persönlicher Headliner.

EwigheimJasmin:

EWIGHEIM! Darauf freute sich unser gesamtes Camp, und dementsprechend versammelten wir uns geschlossen vor der Bühne, um den Thüringern unsere Aufwartung zu machen. "Das Rad Der Käfer", "Morgenrot", "Nachruf", "Leiche Zur See" und "Schneemann" sind nur ein paar Songs des großartigen Sets der Dark Metal-Formation. Sänger Konstanz und seine Truppe um Schwadorf, Yantit und den neuen Drummer sind live ein totaler Hochgenuss und hier definitiv zu früh am Tag mit ihren morbiden Klangwerken auf die Masse losgelassen worden. Aber das tat dem Konzert keinen Abbruch. Großartig war's, nur natürlich viel zu kurz, vielen Dank!

FIRKIN standen nun bereits in den Startlöchern, und nachdem man sich einen Song bei einer bekannten Online-Plattform im Vorfeld angehört hatte, wusste man: "Hey, die machen Irish Folk!" Also hin da, und was die Jungs und Mädels da gezaubert haben, war der Knaller! Wir waren uns 100% sicher, dass FIRKIN Iren sind, und jetzt finde ich heraus, dass sie aus Ungarn stammen. Das macht das gesamte Konzert ja noch wahnsinniger. FIRKIN waren "FIRKIN good", um es mal mit ihren eigenen Worten zu beschreiben. Die Menge hat getobt, getanzt, getrunken und gefeiert. Es war eine tolle Atmosphäre – Daumen hoch! Als nächstes standen die St. Pauli-Vollgas-Rocker von OHRENFEINDT auf der Bühne und leiteten mit dem Spruch: "Eigentlich müssten wir jetzt zu Hause sein, denn da werden wir gebraucht. Aber wir sind hier, und jetzt feiern wir!" (oder so ähnlich.. der O-Ton ist nicht mehr ganz im Gedächtnis) den Auftritt ein.

Nico:

Mit der Ansage an die Hamburger Heimat ernteten sie zu Recht Applaus und legten dann ohne Umschweife los.

Jsdmin:

Neben "Auf Die Fresse Ist Umsonst" und "Rock'n'Roll Sexgott" gab es eine gute Auswahl weiterer Songs, die der Menge eingeheizt haben. OHRENFEINDT haben echt Laune gemacht und werden definitiv im Auge behalten. Während des Gigs von UNZUCHT haben wir nochmal geschaut, was es für leckere Fischbrötchen gibt, und es gibt leckere! Pünktlich zu OST+FRONT ging es dann wieder zur Dark Stage. Wir durften die Jungs bisher nur in einer kleinen Halle begutachten und waren dort geteilter Meinung. Jetzt schauten wir uns das Ganze mal auf einer richtigen Bühne an, und siehe da, die geteilten Meinungen wurden zu einer. Die Show und die Erscheinung von OST+FRONT sind nach wie vor sehr gut. Allerdings begannen die NDH-Jungs mit "Fiesta De Sexo", der leider total schlecht war. Nicht nur, dass er wieder mal extrem an RAMMSTEIN erinnert hat (Wir erinnern uns an "Te Quiero Puta"?), er war auch leider sehr flach. Aber gut, man muss nicht jeden Song mögen, und OST+FRONT sind sich dessen sicher auch bewusst, aber das war echt nix. Das "Denkelied" und "Mensch" sind ja richtig gute Songs, und die Jungs wissen auch was sie tun. Sehr brachial und energiegeladen. Leider ist es für uns heute einfach keine Band, die wir genießen können, wenn wir bei einem Lied den Text zu "Mein Teil" singen können, weil es musikalisch einfach perfekt passt. An sich ein solides Konzert, und es hatten auch sehr viele Leute Spaß und eine gute Zeit – wir finden es zu sehr kopiert, und ob man unbedingt sein Gehänge der Menge zeigen muss, sei mal dahin gestellt, sorry.

Nico:

Nun waren VARG an der Reihe, und an den Wölfen scheiden sich bekanntlich die Geister. Ich wollte sie mir auf jeden Fall geben, und das wurde auch belohnt. Sänger Freki brüllte um sein Leben und heizte die Menge richtig gut an. Vom Set selber kannte ich nicht allzu viel, aber die Songs kamen gut an, auch wenn ich leider das "Ende Aller Lügen" vermisst habe. VARG ist und bleibt eine gute Live-Band mit gnadenlosem Einsatz!

Varg

Jasmin:

Bei LORD OF THE LOST und BEYOND THE BLACK haben wir uns gekonnt zurückgezogen, um Energie für PAIN zu sammeln. Wie sich danach herausstellen sollte, war das der beste Plan, den wir hätten haben können. Alter Falter, was war das denn bitte? PAIN haben alles zu Schutt und Asche verarbeitet und sind Schuld daran, dass ich den Rest des Festivals Probleme hatte, meinen Kopf gerade zu halten. Meine Fresse, da kam ein Hit nach dem anderen. Nicht nur "Dirty Woman", "Same Old Song" und "Shut Your Mouth" haben dieses Konzert zu einem ganz besonderen Erlebnis gemacht. Das Gesamtpaket stimmte von vorne bis hinten. Die Mannen um Peter Tägtgren haben alles gegeben, hatten sichtlich Spaß und konnten so das Publikum mit ihrem Alternative/Dark Metal überzeugen. Alles richtig gemacht und absolut headlinerverdächtig!

Pain

Nico:

MONO INC. war dann leider das komplette Gegenteil und hat in den letzten Jahren einfach keine weitere Entwicklung mehr gemacht. Es ist weiterhin der altbekannte, sicherlich trotzdem gute Rhythmus, und es gibt im Grunde nichts Neues, was einen aufhorchen lässt. Die Band wirkt lustlos oder ausgebrannt, und es springt kein Funke mehr über, wie es früher noch an der Tagesordnung war. Klar ist es verständlich, dass man vielleicht gerne in Sphären schweben möchte, in die es auch UNHEILIG geschafft haben, aber es nervt mich, immer den gleichen, ausgelutschten Brei vorgesetzt zu bekommen. Wirklich schade, ich hatte da einige Erwartungen.

ICED EARTH, Asche über mein Haupt, musste ich für eine dringende Dusche ausfallen lassen. Zu HEAVEN SHALL BURN war ich dann wieder am Start, und da rollte die pure und brachialste Kraft von der Bühne, die man sich vorstellen kann. Unterstützt von toller Feuershow und klasse Lichteffekten zur besten Sendezeit, rissen die sympathischen Saalfelder die Bühne im Alleingang ab. Leider waren auch hier wieder technische Mängel zu verzeichnen, aber die gingen in dem Gewusel der Menschenmassen, Circle- und Moshpits - bis der Arzt kommt - im wahrsten Sinne des Wortes unter. Irre! BELPHEGOR passten jetzt irgendwie nicht so richtig, dachte ich, aber da wir den Afterheadliner um die Pulveraffen sehen wollten, kam ich hier zu einer Live-Premiere. BELPHEGOR hauten von Anfang an brutalsten Death/Black Metal raus, dass es nur so eine Freude war. Wenn man einen tierischen Hass auf irgendjemanden hat, dann passt die Musik wunderbar. Auch hier waren die Lichtshow und das Bühnenbild richtig stimmig, und so wurde dieses Konzert zu einem kleinen Höhepunkt. Danach war ich eigentlich tot, aber mit MR.HURLEY UND DIE PULVERAFFEN wollte uns der Veranstalter dann noch endgültig den Rest geben. Hat geklappt. Es wurde zu den piratigen Mitgrölsongs ordentlich getanzt und geschunkelt, und so konnte sich die lustige Spaßkapelle mit ihren Fantasieinstrumenten in die Herzen der Anwesenden spielen. Zu dieser späten Stunde waren das noch erstaunlich viele. Bei "Blau Wie Das Meer" schwappte dann der Spaß nochmal abschließend über's Gelände und spülte uns letztendlich fröhlich und betrunken in die Koje!

Mr. Hurley Und Die Pulveraffen

Samstag

Viel zu spät aufgestanden, wollte der Körper nicht mehr richtig auf Touren kommen, und so verpasste ich leider DAWN OF DISEASE fast vollständig. Die letzten beiden Songs bekam ich noch mit und wurde nicht enttäuscht. So ein Opener ist der Dosenöffner für die Ohren, aber locker für spätere Slots geeignet. Das Gleiche gilt in noch verstärkter Form für DESERTED FEAR, welche als Nächstes zu dieser undankbaren Zeit auf die Bühne geschickt wurden. Das kümmerte die sich freuenden Sympathiebolzen aber überhaupt nicht, und so wurde gnadenlos losgeballert. Was war das für ein Fest? Geniales Set und geniales Bühnenbild, welches die gesamten T-Shirt-Einnahmen gekostet haben soll, witzelten die Jungs über die so zahlreich mit DF-Shirts erschienenen Fans. Richtig genial und schwer zu toppen!

TANK stand mit auf der Must See-Liste, also gingen wir dort natürlich auch hin. Die Londoner Formation mit ihrem New-Wave-Of-British-Heavy-Metal überzeugten wohl, spielten aber hauptsächlich neuere Stücke, und so wurde man als Altfan etwas enttäuscht. Bei gefühlt 50 Grad in der Sonne ist es aber am Ende auch schwierig, motiviert zu bleiben.

Jasmin:

MR. IRISH BASTARD war nun die dritte Folk-Band, die das Rockharz 2017 bespielen durfte. Und auch diese Formation versteht ihr Handwerk und hat uns, ebenso wie der Band selbst, viel Spaß gemacht. Allerdings muss man sagen, dass FIDDLER'S GREEN und FIRKIN etwas mehr Speed hatten. MR. IRISH BASTARD war für uns schöne, traditionelle irische Folkmusik, zu der man tanzen und Spaß haben konnte. Trotzdem hat uns etwas der Wumms gefehlt, aber gut. Man kann eben nicht alles haben. Es war ein schöner Auftritt!

Nico:

Auf SERUM 114 war ich sehr gespannt, denn die laufen auch bei uns zu Hause immer mal wieder hoch und runter. Im Fotograben aber erstmal der erste Schock, denn auf einmal knallte das wie bekloppt, und damit war dann wohl auch der Start für's Konzert gemeint, denn es ging mit horrenden Soundproblemen los. Mikro vom Sänger aus, dann Mikro vom Sänger an, dafür war dann das Mikro vom Gitarrero aus. Dann das Mikro vom Begleitgesang lauter als der Sänger... Also, es zog sich bis zur Hälfte des Konzerts durch, als wenn da gerade ein Praktikant in die Technik eingewiesen wurde. Unfassbar traurig für die Truppe, denn an Einsatz hat es definitiv nicht gemangelt. Ab der Mitte wurde es dann auch schlagartig besser, und man rettete, was noch zu retten war. Die Songs kamen live sehr gut an und wurden von den vielen anwesenden Fans auch abgefeiert. Ich bin auf den nächsten Gig gespannt, hoffentlich dann ohne Technikprobleme.

Nun zu meinem nächsten heimlichen Headliner, ASPHYX! Martin van Drunen wollte nur eins, und das stellte er zu Beginn des Gigs gleich mal klar: "Wir sind nicht hier, um Party zu machen. Wir sind hier, um zu vernichten!" Was für eine Ansage, und so ging's dann auch los. Songs wie "Deathhammer" oder "Forerunners Of The Apocalypse" von der Überscheibe "Incoming Death" zerbröselten alles und jeden, der vor der Bühne stand, besonders mich. Nach dem Schlusswort "So, nun seid Ihr zerstört! Vielen Dank!" verließen die Holländer den Trümmerhaufen der Bühne und ließen uns zurück. Ich war nun am Ende und musste zwecks Genesung erstmal wieder ins Camp. So kroch ich erst wieder zu GRAVE DIGGER auf's Infield und genoss die Show aus einiger Entfernung. GRAVE DIGGER sind einfach eine absolute Institution und live ein Garant für perfekte Stimmung. Klar, das Set war traditionell gespickt mit alten Hits wie "Heavy Metal Breakdown" oder "Rebellion", aber genau das ist es, was die Leute hören wollen, und so katapultierte sich die Formation ganz nach vorn und ist für mich auch mindestens absolut gleichwertig zum später nachfolgenden Headliner.

Jasmin:

Nochmal alle Kraft zusammengenommen, ging es nun mit KORPIKLAANI in den Humppa-Himmel. Von "Pilli On Pajusta Tehty" über "Lempo" und "Sahti" bis hin zu "Vodka" war bei den Finnen wieder alles im Repertoire, was das Humppa-Herz begehrt. Im Vergleich zum letzten Auftritt von KORPIKLAANI beim Rockharz kann man sagen, dass auch sie endlich Spaß auf der Bühne hatten. Wo es beim letzten Auftritt nicht mal ein "Tschüss" gab, hatte Jonne dieses Jahr eine lockere Zunge, und sie scherzten auch miteinander auf der Bühne umher. Es war einfach nur schön, die Jungs so zu beobachten, und das hat uns sehr viel Freude bereitet. Danke, KORPIKLAANI!

ELUVEITIE sind ja mittlerweile auch bekannte Gesichter auf den Festivalbühnen, und so durften sie beim diesjährigen Lineup auch wieder mitmischen. Es war eine absolut runde Sache, die die Schweizer rund um Christian "Chrigel" Glanzmann da fabriziert haben. Mit Fabienne Erni haben sie einen sehr guten Fang gemacht – ihre Stimme klingt großartig. Leider gab es bei dem Gig einige technische Probleme. So war zwischendurch das Mikro des Sängers weg, die Violine war weg, einige Boxen sind für kurze Zeit komplett ausgefallen, usw. Aber all das hat dem Auftritt nicht sonderlich geschadet. Sie preschten mit "The Call Of The Mountains", "Epona" und "A Rose For Epona" die bekanntesten Songs in die Menge, und diese tobte! Eine perfekte Setlist, Leute!

Nico:

BLIND GUARDIAN habe ich dann, da ich bereits von ASPHYX zerstört war, nur noch vom Camp aus genossen, und da war der Sound auch richtig angenehm. Tolle Lichtshow, und die gespielten Gassenhauer wie "Valhalla" und der "Bard's Song" sorgten für einen würdigen Abschluss des diesjährigen Rockharz.

Jasmin:

FEUERSCHWANZ spielte als erster Afterheadliner des letzten Tages wieder einmal extrem spät. Trotz alledem wissen die tapferen Recken um den Hauptmann auch die müdeste Meute zu beleben. Also hauten sie neben "Blöde Frage, Saufgelage" auch "Ketzerei", und als kleines Schmankerl den Partyhit "Zuckerbrot Und Peitsche" raus. Sehr viel muss man zu FEUERSCHWANZ echt nicht sagen. Sie sind lustig, machen Spaß und sind anders als die meisten. Wir haben es persönlich zwar nicht mehr vor die Bühne geschafft, aber trotzdem hat man am Zeltplatz laut mitgesungen und mitgetanzt. War cool!

Nico:

ALCEST hat mich nur noch in meinen Träumen begleitend unterhalten, aber um eine Freundin aus unserem Camp zu zitieren: "ALCEST war so megageil. Bei denen konnte ich total super einschlafen, und das ist komplett positiv gemeint!"

Fazit

Das Rockharz hat wieder vieles richtig gemacht, aber es waren auch einige Dinge dabei, die mir dieses Jahr nicht so gut gefallen haben. Als schöne Aktion empfand ich die kostenlosen Spültoiletten auf dem Infield und die reibungslose Anreise, sowie den allgemein professionellen Ablauf des Festivals. An Kritikpunkten gibt es dieses Jahr sicherlich wieder die Abreise zu bemängeln, welche einfach viel zu schleppend abläuft, und ohne Einweisung fährt jeder, wie er meint (oder auch nicht). Die Security hat mal viel kontrolliert, mal gar nicht. Die Technik hat dieses Jahr das schwächste Bild seit Jahren abgegeben, besonders auf der linken Bühne war es teilweise katastrophal, was da aus den Boxen kam. Auch knackte und knirschte immer irgendwo was. Da sollte man dringend nachbessern.

Dass es nun auf dem Gelände die Möglichkeit gibt, mit Rikschas durch die Gegend kutschiert zu werden, empfand ich zwar nicht als störend, aber was hat das auf einem Festival zu suchen? Da das Rockharz auch wieder auf nunmehr 15.000 Gäste gewachsen ist, bin ich gespannt, ob das so weitergehen soll, denn so langsam wird es mir zu voll, da dies auch immer längere Laufwege und mehr Rikschas mit sich bringt. Spaß hat es aber auf jeden Fall gemacht, und das Rockharz zählt definitiv zur Spitzenklasse der Metal-Festivals in unserem Land.

Vielen Dank an alle Beteiligten!

Zurück

Einen Kommentar schreiben