Bericht: Revolt! Awaking Corpses Vol. V

Extrem laut und ziemlich geil

von V.A.

Flyer Revolt! Awaking Corpses Vol. V

Von Jannis L. und Rüdiger Vinschen

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Toni B. Gunner

Rüdiger:

Was für ein Glück, dass uns der Bambi Galore-Flo da noch reingelassen hat. Denn schon weit vor dem angesetzten Termin entstand einiger Trubel um das Death Metal Fest mit Namen "Awaking Corpses", das im Rahmen der "Revolt!"-Konzertreihe in selbiger Kellerlocation bereits seine fünfte Ausgabe feierte. Die "Revolt!"-Veranstaltungen haben eine eigentlich ziemlich geile Idee als Grundgedanke: nämlich, ein möglichst großes, homogenes Publikum anzuziehen. Deswegen sind sie nach Themen und Genres unterteilt, und gemessen an dem Interesse, das vier Underground-Death Metal-Bands erzeugen konnten, funktioniert das ganz wunderbar. Ausverkauft, hieß es also schon früh, und wer sich nicht rechtzeitig Karten reserviert hat, guckte in die Röhre. Mit den Hamburger Newcomer-Lokalmatadoren ENDSEEKER, den Hessen von DISCREATION, der ostfriesischen Death-Instanz WEAK ASIDE und OBSCURE INFINITY aus dem tiefen Osten hat sich der Flo gleich vier F.D.A. Rekotz-Bands in die Bude geholt, die allesamt dafür bekannt sind, mächtig Alarm zu machen. Zwischendurch bot sich noch die Möglichkeit, BENEDICTION ins Boot zu holen - eine hammerharte Bestätigung, die sich angesichts der bekannten Probleme (BENEDICTION haben sämtliche Tourtermine abgesagt) leider wieder zerschlug. Wenigstens blieb dadurch der Eintrittspreis mit 13,-€ extrem günstig, und mit z.B. schlappen 2,-€ pro Astra-Knolle bewegten sich auch die Getränkepreise fast in JuZ-Sphären. Ein erschwinglicher Abend also, der nun nur noch ein wenig Krach benötigte.

Endseeker © Toni B. Gunner

Der kam auch pünktlich in Form von ENDSEEKER. Ich muss ja zugeben, ich habe mir zuerst Sorgen um den Sound gemacht. Als Ben und Jury kurz probeweise ihre Klampfen anschlugen, dachte ich nur: "Oh, laut!" Im Kopf malte ich mir Horrorszenarien von dumpfem, schrummeligem Rumpelsound aus. Endseeker © Toni B. GunnerDoch zu Unrecht! Als ENDSEEKER loslegten, war die Lautstärke zwar enorm, der Klang vor der Bühne aber megagut. Alle Instrumente und die Vox klar definiert, besser geht's kaum! Ich habe keine Ahnung, ob das jetzt konkret daran lag, dass die Jungs einen eigenen Mischer dabei hatten (zumindest behauptete Lenny das), denn bei den späteren Bands ließ die Klangqualität nicht wesentlich nach. Zunächst standen aber die Hamburger auf der Bühne, und die begeisterten mich vom Fleck weg. Endlich mal wieder ein live gespieltes Intro, wie geil! Ihr glaubt gar nicht, wie mich das gefreut hat. Ich kenne ja eine ganze Latte an guten Bands, die Live-Intros spielen, aber meistens vom Band! Und das, obwohl es Gitarrenintros sind! Mensch Leute, ist es denn so schwierig, einen halben Song mehr einzustudieren? Guckt Euch bei ENDSEEKER ab, wie's geht. Das macht dann auch richtig Bock auf den folgenden Abriss, und der kam. Gemessen am geringen Dienstalter der Band haben sie ihre komplette EP natürlich durchgezockt und zusätzlich zwei neue Songs und ein BOLT THROWER-Cover im Gepäck gehabt. Und die standen auf der Bühne, als würden sie nie was anderes machen. Lenny gebärdet sich am Mikro wie ein Verrückter, das kennt man ja schon von DEVASTATOR. Der Mann ist ein wandelndes Gesichtskino. Ben und Jury an den Klampfen cool und abgeklärt, Andre ein Monster an der Schießbude. Torsten am Bass bietet noch ein ganz eigenes Bild, wenn er heldenhaft den Bierbauch an seinen Fünfsaiter drückt. Die Truppe war live einfach mal noch besser als wie auf Platte, und das will schon was heißen!

Endseeker © Toni B. GunnerSetlist ENDSEEKER:

  • Intro
  • Corrosive Revelation
  • Attention War
  • Demonspawn
  • Consumed By Desire
  • Powder Burns
  • Deployment Of The Aroused
  • Supposed To Rot
  • Sledgehammer Prophecy

Discreation © Toni B. GunnerLogo, dass man die recht überschaubaren Umbaupausen mal für einen Abstecher in Richtung Merch-Stand nutzt, der sich ebenerdig im Foyerbereich befand. Dort hatten alle vier Bands ihr Merch großzügig ausgebreitet, und wer F.D.A. Rekotz kennt, der weiß, dass für den schmalen Geldbeutel relativ viel zu holen ist. Und selbstverständlich durfte auch das gute Vinyl bei diesem Old School-Label nicht fehlen. Also eingedeckt, Bierchen geschnappt und wieder rein ins Getümmel, denn DISCREATION legten schon wieder los. Dank des homogenen Lineups war auch die Publikumsdichte vor der Bühne nahezu durchgehend gut. Marco Reitz am Mic machte mächtig Alarm, schwang seine Dreadlock-Mähne hierhin und dorthin, stieg auch so manches Mal ins Publikum mit runter. Die Bühne ist auch echt klein geraten für bewegungsintensive Sänger. Ohne Schlenker und Umschweife ballerten sich DISCREATION durch ihr tightes Set, das zu guten Teilen aus Songs ihres aktuellen Albums "Procreation Of The Wretched" bestand. Mein Prädikat: Zum Abgehen geeignet!

Discreation © Toni B. GunnerSetlist DISCREATION:

  • Planetary Punishment
  • The Hunter
  • Procreation Of The Wretched
  • The Silence Of The Gods
  • Tombworld
  • Breeding Terror
  • To Cosmic Shores
  • Megacorpse

Jannis:

Den dritten Teil des F.D.A. Rekotz-Abends übernahm dann die Emder Death Metal-Walze WEAK ASIDE, die ich persönlich nun schon zum zweiten Mal nach dem Schlachtfest im Oktober 2014 bestaunen durfte. Die Jungs um den Frontmann Thomas Zorn sind jetzt schon seit 2007 unterwegs und konnten mit ihrem 2015er Output „The Next Offensive“ die Herzen vieler midtemposüchtiger Death Metal-Fans erwärmen. Der Stil der Musik (und auch der Texte) lehnt sich stark an Bands wie BOLT THROWER oder auch HAIL OF BULLETS an, was live erfahrungstechnisch extrem viel Bock machen kann, viele sprechen auch wortwörtlich von einem Panzer, der auf einen zufährt. Auch wenn WEAK ASIDE nun im kleinen Bambi Galore gespielt haben, sollte es diesem Gefühl nicht wirklich schaden, denn der Sound der Band war nahezu perfekt abgestimmt, und demnach konnten sie auch fast alle Zuschauer vor die Bühne zerren, die es bei DISCREATION noch vorzogen, die eine oder andere Zigarette (mit oder ohne Spezialzusatz) zu rauchen, oder sich auch noch ein Bier zu genehmigen.

Weak Aside © Toni B. Gunner

Für ein ungewolltes Zwischenspiel sorgte dann noch eine gerissene Saite beim Frontmann, der sich zwischen den Songs auf die Suche nach einer neuen Gitarre begab. Alles halb so schlimm, die drei Minuten wurden von einer kleinen (aber recht coolen) Schlagzeugimpro überbrückt, bis Sänger Thomas mit neuem Instrument auf die Bühne zurückkehrte und das Set von der Band weitergeführt werden konnte, als sei nichts passiert. Auch kenne ich das Problem als Gitarrist nur zu gut, eine gerissene Saite kann schnell mal die Situation ruinieren, und bei Auftritten kommt das auch sehr gerne mal ungünstig, deshalb sollte es der Güte des Auftrittes in meinen Augen nicht schaden. Insgesamt hat mir das Ganze wie schon beim ersten Mal wieder sehr gut gefallen. Als Liveband sind WEAK ASIDE wärmstens zu empfehlen!

Weak Aside © Toni B. GunnerSetlist WEAK ASIDE:

  • Death Waits
  • Collective Failure
  • Storm Of Violence
  • Bloodstorm
  • Ghostleader
  • Alive
  • Fire At Will
  • Gods Of Pain
  • The Next Offensive
  • Taking And Saving

Abgeschlossen werden sollte der quasi headlinerlose Abend dann von den Westerwäldern von OBSCURE INFINITY. Die Kapelle, die sich nach einem GRAVE-Song benannt hat, zelebriert weniger den erwarteten schwedischen Old School-Sound, sondern eher eine schnellere und teilweise auch leicht von Black Metal durchzogene Interpretation des Death Metal. Das Ganze wirkte für mich anfangs leider etwas fad (was aber auch mehr oder weniger am zunächst schlechten Sound lag). Auch ein Teil des Publikums schien dies wohl so zu empfinden, also verließen einige bereits relativ früh während der Show das Bambi Galore. Allerdings sollte sich das als Fehler derjenigen darstellen, denn irgendwie kam auf einmal mächtig Stimmung in das verbliebene Publikum, wohl begünstigt durch den besser werdenden Sound, und so bildete sich auch ein kleiner Moshpit vor der Bühne. Frontmann Jules gibt auch eine ziemlich motivierte Bühnenperformance ab, weshalb bei mir die Band dann im Verlauf des Auftrittes einige Pluspunkte sammeln konnte. Nachdem die Jungs dann die Bühne verlassen wollten, da sie mit ihrem Set durch waren, forderten fast alle verbliebenen Gäste noch frenetisch eine Zugabe. Kurzfristig entschieden sich OBSCURE INFINITY dann, noch ein Cover des Songs "Evil Dead" von DEATH zu spielen, inklusive Gesangseinlagen des (mehr oder weniger) angetrunkenen Publikums. Hat dann nach anfänglicher Ernüchterung doch irgendwie alles Bock gemacht.

Obscure Infinity © Toni B. Gunner

Fazit

Jannis:

Obscure Infinity © Toni B. GunnerDas Awaking Corpses Fest hat mir trotz der Absage der Legenden von BENEDICTION einen ziemlich coolen Abend bereiten können. Mir persönlich haben WEAK ASIDE und vor allem ENDSEEKER am besten gefallen, allerdings waren die gekonnten Auftritte von OBSCURE INFINITY und DISCREATION auch definitiv sehenswert. Das Bambi Galore hat auf jeden Fall mal wieder bewiesen, was für ein cooler Laden es ist und lädt auch bei jedem Besuch dazu ein, mal wieder vorbeizuschauen. Dies würde ich auch wohl öfter machen, wenn Hamburg keine zweieinhalb Autostunden und einen ganzen Haufen Spritkosten entfernt wär. Wer die Möglichkeit hat, sich eine dieser vier Bands in der Nähe anzuschauen und noch ein paar Taler im Portemonnaie übrig hat, sollte sich nicht scheuen, sich zum Auftritt jener Gruppen zu begeben. Gerade ENDSEEKER haben mir sehr viel Freude bereitet, und für eine solch Junge Band bekommt man dann auch sehr viel Live-Show geboten, ich hoffe, dass man von den Jungs noch eine Menge hören wird. Definitiv empfehlenswert!

Rüdiger:

Endseeker © Toni B. GunnerDem Urteil meines Vorredners und sehr geschätzten Lieblingsfahrers (ich war nicht mehr fahrtüchtig, auf Ostfriesisch heißt das auch rotzebreit) kann ich mich nur anschließen. Der Rico von F.D.A. ist ja ein Garant für guten Death Metal, und wer bei dieser Revolt!-Ausgabe nicht dabei war, hat definitiv viel verpasst. Vier Bands mit massig Spiellaune, drei Bassisten, die auch mal gezeigt haben, wozu ein Fünfsaiter da ist (Kalle von OBSCURE INFINITY braucht den nicht, dafür sägt er sich geradezu durch seine Langaxt) und natürlich das coole Team vom Bambi Galore mit leberfreundlichen Bierpreisen haben diesen Abend für mich zu einer Night to remember werden lassen. Da lohnen sich auch die bummeligen 250km bis Hamburg. Mehr davon!

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Kommentar von Lunatic Fringe |

Der Kalle saß an den Drums...;-)