Bericht: Metal Frenzy Open Air 2017

So familiär wie keins der großen Festivals

von Nico H.

Flyer Metal Frenzy Open Air 2017

Weitere Fotos findet Ihr unter diesem Link!

Endlich war es wieder soweit. Mein zweites und allgemein das nun bereits vierte Metal Frenzy stand an. Da Mittwoch noch geknechtet werden musste, haben wir uns also Donnerstag früh auf den knapp 400km langen Weg nach Gardelegen gemacht, um auf dem härtesten Acker der Altmark ordentlich abzurocken.

Donnerstag:

Virtue ConceptAuf dem Gelände angekommen, wurden wir wie schon zwei Jahre zuvor sehr freundlich begrüßt, entrichteten unsere 5,-€ Müllpfand und wurden dann fein eingewiesen. Wie üblich mussten wir uns erstmal mit unserem Nachbarcamp bekannt machen, und so konnten wir dann erst zu VIRTUE CONCEPT das wunderschön übersichtlich gehaltene Infield betreten. VIRTUE CONCEPT machen ordentlichen Metalcore ohne Mickey Mouse-Stimme, was mich positiv beeindruckt zurückließ. Zu so früher Stunde wurde auch schon ordentlich abgerockt. Das war richtig gut!

Der nächste Stopp für mich waren dann ILLDISPOSED, welche wieder den totalen Abriss zelebrierten. Die Dänen um Frontsau Bo Summer ließen keine zwei Meinungen zu und ballerten wie Rambo in seinen besten Zeiten durch ihr Set. Absoluter Pflichttermin und erster musikalischer Höhepunkt des Tages!

Illdisposed

HeidevolkZu den nun folgenden HEIDEVOLK braucht man eigentlich nicht mehr viel zu sagen, da die Shows immer voller Power und Hingabe sind, dass es nur so ein Genuss ist. Leider begann hier das Wetter etwas rumzuheulen, und so stand man die komplette Show im Regen, und das sollte leider auch nicht mehr viel besser werden. HEIDEVOLK machten auf jeden Fall das Beste draus, und so kamen die Hits wie "Vulgaris Magistralis" oder "Winter Woede" prächtig an.

Weiter ging's im Sauseschritt mit den wunderbar aufgelegten RAGE. War für mich eine Live-Premiere, und da die Truppe bisher an mir immer etwas vorbeigegangen ist, haben sie auf jeden Fall mindestens einen neuen Fan gewonnen. Solch eine Spielfreude und lächelnde Gesichter habe ich selten gesehen, und das übertrug sich auch nahtlos auf die Bühnenperformance. Ein super Auftritt, und ich begann mich nach Abschluss des Konzertes bereits auf den nächsten Auftritt zu freuen, welcher dann beim Rockharz stattfinden sollte. Klasse!

Rage

AmorphisIm Anschluss folgten dann AMORPHIS, welche mit etwas Verspätung auftraten, da der Flughafen Berlin-Tegel aufgrund der dort herrschenden Unwetter gesperrt wurde und deshalb die Maschine umgeleitet werden musste. Aber Veranstalter Robert und seine flexible Crew haben es dennoch geschafft, die finnische Metalgranate unbeschadet auf den Acker zu kriegen. Auch hier war es für mich eine freudige Premiere, und ich erlebte ein äußerst professionelles Set mit perfektem Sound, was sich, wie beim Metal Frenzy üblich, bei wirklich JEDER Band wiederholte. AMORPHIS jedenfalls sind live definitiv ein Ohr wert und haben überzeugt! Tolle Wahl für einen Headliner.

Was nun folgte, spaltet sicher die Gemüter, denn VÖLKERBALL ist eine waschechte RAMMSTEIN-Coverband. Entweder Original, oder gar nicht, mag der Eine oder Andere sagen, aber für mich war der Auftritt nahezu bombastisch! Da ich die Einweisung für die Fotografen verpasst habe (irgendwie habe ich mich am Bierstand verquatscht), mussten die Fotos im strömenden Regen halt von hinten gemacht werden. Zur Musik braucht man nicht viel zu sagen, das lag alles wirklich sehr nah am Original, und auch die Show hat richtig Bock gemacht. Feuersäulen und eine klasse Lichtshow haben alles gezeigt, was auf der Bühne möglich war. Die Wahl, VÖLKERBALL auf den letzten Slot zu legen, war auf jeden Fall die perfekte Entscheidung, und die Stimmung vor der Bühne war am überkochen! Die Truppe ist bei mir für einen Konzertbesuch vorgemerkt! Spitzenmäßiger erster, verregneter Tag!

Völkerball

Freitag:

Nameless DiseaseFrüh raus aus den Federn, soweit möglich, war an diesem Tag die Devise, denn der Opener war Pflicht für mich. NAMELESS DISEASE habe ich mir vorher auf einem Musikportal reingezogen, und das war schon geil. Und so ging dann auch der Gig pünktlich los und zog bereits einige verschlafene Nasen vor die Bühne. Das Highlight des Auftritts war für mich der Song "Immortal God". Der Song zerfetzte alles Schlafmüdige, was noch vorhanden war. Klasse Leistung! T-Shirt und CD waren dann natürlich ebenfalls ein Pflichtkauf!

TEMPEST standen nun in den Startlöchern und boten ordentlich oldschooligen Metal auf. Der Menge gefiel's, und die ersten Bierbecher wurden freudigst geleert. Auch hier, wie sowieso bei allen Bands, sprühte die Spielfreude auf, und das machte Lust auf mehr. Unser Nachbar war als alter TEMPEST-Fan sehr begeistert, und so ging es nicht nur ihm.

Tempest

In DemoniNach einer kurzen Grill- und Bierpause standen nun die für NAILED TO OBSCURITY als Ersatz eingesprungenen IN DEMONI auf dem Plan. Sagten mir gar nichts, aber Brutal Death geht bekanntlich immer gut, um wieder auf Touren zu kommen, wenn man gerade Pause hatte. Das wurde hier auch bestens erledigt. Eine knackig brutale Stimme und witzige Ansagen zwischendurch erhellten die bereits gute Stimmung noch und so wurde IN DEMONI zu einer richtig positiven Überraschung und hier gab es auch den ersten Crowdsurfer des Tages, den ich freudig bemerkte.

MacbethNun ging MACBETH auf Feindfahrt und führte die Zerstörung fort, die In Demoni bereits begann. Bei MACBETH war der Vorplatz bereits richtig gut gefüllt, aber schließlich sind die sympathischen Ostmetaller hier auch keine Unbekannten. Knaller wie "KAMIKAZE" oder "KÖNIG DER HENKER" katapultierten mich direkt in die freudigen Sphären, die man sich von solch genialen kleinen Festivals verspricht. Alles richtig gemacht!

Schnell bei Fredi noch eine Gerstenkaltschale abgeholt, ging es auch schon mit den Thrashern von EVIL INVADERS weiter. Die Truppe durfte ich bereits als Opener auf dem Into the Grave bestaunen, und hier hatten sie einen Slot bekommen, der ihrer Qualität schon eher entspricht. Jeder, der mit Thrash auch nur annähernd was anfangen kann, muss sich die Kombo einmal anhören. Das geht nur ab und macht live richtig Spaß.

Evil Invaders

Was nun folgte, war mein persönliches Highlight, und ich hoffte so sehr, dass es das auch werden würde, und was kam? Es kam noch besser als erwartet. Nun kamen VADER, und die polnische Todesmaschine zerstörte alles auf ihrem Weg durch das Set voller Oberhammerstücke. Mir fehlen leicht die Worte, da man nicht wirklich still stehen konnte, und so führte der "Triumph Of Dwath" schnurstracks in den Todesolymp! Genialer Wahnsinn!

Vader

Fleshgod ApocalypseBei FLESHGOD APOCALYPSE musste ich dann auch erstmal versuchen, meine Energie wiederherzustellen, und so war ich etwas auf Sparflamme unterwegs, aber die Truppe hat auch richtig was geboten. Wuchtiger Sound und zwischendurch eine beeindruckende Frauenstimme zogen die Massen komplett mit, und auch hier musste man absolute Professionalität konstatieren. Uns ließ der Auftritt wirklich mit offenem Mund zurück, und wir werden die Formation garantiert wiedersehen!

Was an solch kleinen Festivals ja der Hammer ist, ist einfach, dass man auch mal Bands sieht, die nicht an jeder Mega-Festival-Milchkanne spielen, so auch jetzt mit STRATOVARIUS. Klar kann ich zum Wacken fahren und mich dort durch die Meute quälen, um um 12 Uhr morgens einen Blick zu erhaschen, aber hier kann ich zur besten Sendezeit in der ersten Reihe eine echte Power Metal-Legende erleben. Und das war es auch, was uns hier geboten wurde. Ein Erlebnis! Die Finnen um Timo Kotipelto spielten nahezu perfekt und waren ein würdiger Headliner für den Freitag!

Stratovarius

GutalaxAch ja, es war ja noch nicht vorbei, denn es sollte uns noch ein Afterheadliner kredenzt werden, und was geht da besser als Grindcore? Ja genau, nichts! GUTALAX rissen deshalb noch ganz nebenbei den Rest der Bühne ab und starteten ein Stimmungsfeuerwerk, wie ich es echt noch nie erlebt habe. Auf dem ganzen Infield ging so der Punk ab, dass ich es schwerst beschreiben kann. "Geile Scheiße!" trifft es wohl am besten! Der Oberwahnsinn, und der ging dann auch noch im Aftershow-Zelt mit Metal-DJ weiter, bei dem Donald Trump mit Klobürste einen Kurzauftritt hatte. Bleibt im Gedächtnis!

Samstag:

Neuer Monat, neues Glück. GUTALAX hatte mich so platt gemacht, dass ich erst zu BORN FROM PAIN wieder einigermaßen fit war. Zu FIRTAN war allerdings unser halbes Nachbarcamp auf dem Infield, und die waren begeistert!

Also, BORN FROM PAIN, lupenreiner Hardcore sollte das werden, und das wurde es auch. Irgendwo habe ich die Jungs schonmal gesehen, und da war das auch schon ziemlich cool, aber auf dem Frenzy wurden nochmal ein paar Schippen draufgelegt, was sicherlich auch an dem weiterhin genialen Sound lag. Hardcore at its finest, volle Wucht und ohne Ende Power!

Unser Highlight des Tages stand nun an mit BLACK MESSIAH. Mit Songs wie "Windloni" oder "Wildsau" kann man aber auch rein gar nichts falsch machen, und so war absolut Party vor der Bühne angesagt. Zagan und Konsorten waren spitze aufgelegt, im Grunde kenne ich sie aber auch nicht anders, und so ließen sie uns am Ende zwar knülle, aber voller Zufriedenheit zurück, und wir brauchten erstmal eine Pause.

Hendrik schaute sich dann noch sein Highlight THE UNGUIDED an, kam aber leider total enttäuscht zurück und bezeichnete den Auftritt als den schlechtesten bisher. Schade!

Zu den KRAWALLBRÜDERN ging es dann wieder nach vorn, und die Ansage von Fronter Pascal war zwar passend mit "Eigentlich passen wir gar nicht auf dieses Festival!" (O-Ton), aber die Jungs gaben dennoch alles, um die Besucher von sich zu überzeugen. Es dauerte vielleicht ein, zwei Songs aber dann war die Stimmung richtig ausgelassen, und auch die Band schien ihre Freude am Auftritt zu haben. Für mich fehlt da leider noch etwas die Abwechslung in den Stücken, aber der Auftritt war wirklich gut und hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Als Auflockerung empfand ich die Brüder auch als äusserst passend!

Nun ging es über zum Co-Headliner TANKARD. Ach Jungs, was macht ihr denn da? Ihr stehlt einfach jedem die Show und raubt dem Publikum die komplette Energie, da hier von Anfang bis Ende nur Party gemacht wurde. Gerre rannte wie immer von A nach B und nahm hier jeden mit, der nur annähernd auf dem Infield stand. Stimmung, die am Überkochen war, und Hits wie "A Girl Called Cerveza" und "Empty Tankard" sorgten für Megastimmung und den Höhepunkt des Tages.

Den konnte DESTRUCTION leider nicht ganz toppen, aber Schmier legte alles rein, was ging, und das war ordentlich! Besonders seine sympathischen Ansagen pro kleinerer Festivals gingen direkt ins Herz! Gut, DESTRUCTION kam mir immer wieder vor wie eine One-Man-Show, aber die Behauptung wird der Band nicht gerecht. Hier wird mit Leib und Seele aufs Fell getrommelt und es werden wirbelwindartige Soli dargeboten, dass das Gesamtwerk erst DESTRUCTION formt. Natürlich steht da oben ein Schmier, der mit seinem mächtigen Auftreten das Aushängeschild ist, zu Recht. Ein toller Auftritt, und mit TANKARD gemeinsam waren das zwei würdige Headliner eines Festivals, das im Ohr bleibt und tolle Erinnerungen generiert hat.

Fazit

Zum Festival selbst muss man sagen, dass es seinen familiären Charme beibehalten hat, und wir hoffen, dass es noch mehr als die 2.000 Besucher waren, die wir geschätzt haben, denn diese Perle muss fortbestehen. Morgens aufzustehen, zum kleinen Frühstückszelt zu tapern, wo einem das Omelett auf dem Herd live zubereitet wird, wo das Brötchen auf Zuruf geschmiert und der Kaffee frisch gezapft wird, das hat Flair und ein Feeling, das keines der großen, etablierten Festivals mehr bieten kann. Hier wird man als Gast nahezu verwöhnt und gepudert. Wenn man auf's Infield in Richtung der Bierbuden läuft und die tollen Thekenkräfte sich freuen, einen zu sehen, dann ist man direkt immer guter Laune, auch wenn die Bierpreise leicht erhöht wurden (3,50 € inkl. Pfand). Auch für die Bands wird viel geboten, denn so gab es auch in diesem Jahr wieder eine Happy Hour zum ersten Opener, bei der es zwei Bier zum Preis von einem gab, um mehr Leute vor die Bühne zu locken. Und das klappt auch. Dazu gibt es einen Sound geliefert, der den Ohren schmeichelt. Von Opener bis zum Headliner gibt es durchweg nur super abgemischten Sound zu hören. Dass auch mal ein Mikro ausfällt, ist Klimperkram, aber das habe ich, glaube ich, nur einmal hier mitbekommen. Auch Familie Security gebührt ein riesen Lob, denn jeden Tag stehen die Mädels und Jungs mit einem Lächeln im Gesicht da, und das bei Wind und Wetter, um für unsere Sicherheit zu sorgen. Einfach vielen Dank an alle Beteiligten, die dieses Festival zu dem machen, was es ist! Ich muss hier einfach mal meinen Hut ziehen, und ich drücke alle Daumen, dass diese Perle auch im nächsten Jahr wieder zum härtesten Acker der Altmark werden wird!

An dieser Stelle noch viele Grüße an unsere Freunde von hotel666!

Security

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