Bericht: Metal Frenzy 2019

Wiederauflage des Rekordsommers? Dann im Freibad!

von Nico H.

Flyer Metal Frenzy 2019

Knapp 400 Kilometer entfernt vom beschaulichen Ostfriesland findet man den lautesten Acker der Altmark, direkt neben dem Erlebnisbad Gardelegen. Dort war es auch in 2019 wieder angerichtet: Das Metal Frenzy-Festival! Mittlerweile gehört es schon zu den etwas etablierteren Festivals, welche sich von Jahr zu Jahr hangeln und dabei auch ordentlich verbessern, sei es in Infrastruktur oder überhaupt im Organisatorischen. Nun, die Ankunft war natürlich schon am Mittwoch, welcher feucht-fröhlich seinen Ausklang fand, und an dem wir noch mit fünf Leuten unseren Pavillon vor dem Sturm retten mussten.

 

Donnerstag

Critical MessAls erstes ging es zum offiziellen Opener des Frenzys, zu SIC.NATURE. Ordentlicher Hardcore und eine coole Performance brachten hier bereits die ersten Schweißperlen auf die anwesenden Gestirne. Und das lag nicht nur am Wetter. Das war ein ordentlicher Start! An Startnummer zwei und nicht minder gut aufgelegt schossen CRITICAL MESS eine Death-Salve nach der anderen in die anwesenden Besucher und verbreiteten schon ordentlich gute Laune. Und was da von der Bühne schallte, brauchte sich qualitativ vor CRIPPER (die ehemalige Band von Fronterin Britta) überhaupt nicht zu verstecken. Für mich war das bereits das erste Highlight des Festivals! Sehr geiler Auftritt und der richtige Wachmacher! Nach einer Grillpause standen die Rocker von BONFIRE auf dem Programm. Das haute mich jetzt nicht wirklich aus den Latschen, aber sorgte für ausgelassene Stimmung und eine gute Auflockerung vom Vorprogramm durch SAXORIOR und NACHTBLUT.

Bonfire

Venom Inc.Hier war an Gästen bisher aber auch schon am meisten los, und der Platz füllte sich anschließend noch mehr, als der erste (Co-) Headliner das Feld betrat. VENOM INC., welche bereits im Vorjahr hätten spielen sollen, aber leider absagen mussten, holten hier eindrucksvoll ihren Gig nach. Was für eine Macht und für mich auch eine Premiere, zerstörten VENOM INC. alles, was da war. Sogar meine Kamera musste während des Gigs mit wehender Banane den Dienst einstellen. Grandioser Auftritt auf jeden Fall, und definitiv zu empfehlen! Diese Euphorie konnten ELUVEITIE nicht ganz hochhalten, so war es für mich doch ein zu krasser Stilbruch nach so einer Dampfwalze den trällernden Folk-Metal aufs Volk loszulassen. Nichtsdestotrotz spielten ELUVEITIE ein sehr gutes Set mit ihren bekannten Hits und brachten die Menge zum Toben. Für mich war das allerdings alles zu luschig und mittlerweile totgehört, also machte ich mich auf in Richtung Zelt.

Freitag

Am Freitag stand als erstes die Franzosen-Rock'n'Roll-Überraschung IRON BASTARDS an. Geile Scheiße war das! Nachdem ich meinen Mund endlich wieder zugekriegt habe, konnte man tatsächlich, so man die Augen schloss, Lemmy hören! Natürlich nicht wirklich, aber was für ein geiles Feeling! IRON BASTARDS spielen natürlich kein MOTÖRHEAD nach, aber der Sänger ist so nah an Lemmys Stimme, dass es nur so eine Freude ist. Die drei Jungs zocken eigene Songs mit richtig Groove und stürmten so in meinem Ranking für's Frenzy unangefochten auf die Pole Position! Später traf man die Truppe noch im Publikum oder am gut besuchten Autogrammstand und konnte sich gebührend bedanken. Rattengeil!

NECROTTED spielten auf dem nächsten Slot fetten Death mit leichten Core-Einflüssen und wussten zu begeistern. Ich wollte die Truppe schon länger mal live sehen und wurde nicht enttäuscht. Hier kann man in Zukunft sicherlich auch mehr erwarten. Leider war hier nicht mehr so viel los wie noch bei den BASTARDS zuvor, aber alle Anwesenden hotteten ordentlich ab und moshten sich durch die Hitze. PARASITE INC. sind sicherlich der Senkrechtstarter der letzten Monate in der Szene und zeigten hier auch, wieso. Da kommt so unglaublich groovender Metal ins Ohr, gepaart mit fettem Gesang und einfach Spaß, dass man diesen Auftritt als mehr als gelungen abstempeln muss. Wird sicherlich nicht mehr lange dauern, dass PARASITE INC. noch bessere Slots spielen dürfen.

EXUMER musste ich ausfallen lassen, aber mein Ohr im Camp wurde nicht enttäuscht. EXUMER-Thrash geht einfach immer. TOXPACK standen bei mir hoch im Kurs und waren definitiv Pflichtprogramm. Und hier stand die geballte Spielfreude auf der Bühne. Mehr geht nicht. Die Berliner Streetcore-Kombo stellte hier neben alten Hits wie "Uhrwerk" oder "Bastarde von morgen" ihre neue Scheibe "Kämpfer" vor, und die Songs kamen allesamt so klasse beim Publikum an, da blieb kein Auge trocken, und die komplette Performance wurde absolut abgefeiert! TOXPACK waren hier und heute der heimliche Headliner.

Toxpack

EquilibriumDer offizielle Headliner waren wieder einmal EQUILIBRIUM, aber die gehen bekanntlich auch immer. Leider haben sie immer noch das Problem, dass zwischen den Stücken so viel gelabert wird, dass man gut und gerne ein bis zwei Songs mehr hätte spielen können, und so wurden die Altfans erneut enttäuscht, da "Met" nicht gespielt wurde. Klingt jetzt negativer, als es war, denn der Auftritt war von Power und Spielfreude komplett durchsetzt und kochte die Stimmung in der Menge immer wieder hoch. Leider gab es ein Mikroproblem direkt zu Beginn von "Blut im Auge", was diesen Killerbeginn des Songs abtötete, aber gut, man steckt halt nicht drin. Der Auftritt an sich war wirklich sehr gut und eines Headliners würdig! Unter aller Kanone empfand ich persönlich allerdings, dass Sänger Robert den Gästen viel Spaß mit "DIE NACHTWÄCHTER" wünschte, was ja auch zu begrüßen ist, nur spielten direkt im Anschluss an EQUILIBRIUM erstmal noch CLITCOMMANDER. Bricht man sich echt einen aus der Krone, wenn man die Jungs ankündigt, oder warum lässt man das aus? Wenn man schon Bands ankündigt, kann man ruhig auch die Nächste ankündigen. Fand ich albern... naja.

ClitcommanderCLITCOMMANDER aus dem Genre WTF (übersetzt: Grindcore) ließen von Anfang an nichts anbrennen und brannten ein Grindcore-Feuerwerk vom feinsten ab. Der Gig war wirklich richtig lustig und hat allen Anwesenden tierischen Spaß gemacht, wenn nur diese ätzend hohe Stimme vom "Mexikaner" nicht gewesen wäre. Jasses, davon kriegt man echt Ohrenpilz! Aber auch hier bestätigt sich wieder, dass Grindcore als Afterheadliner echt eine gute Wahl ist. Mehr Partystimmung geht kaum. DIE NACHTWÄCHTER ließ ich dann ausfallen, da ich keine Lust hatte, mich in das kleine Aftershowzelt zu zwängen, und auch recht müde war. Beim nächsten Mal!

Samstag

Früh ging es los am Samstag, nämlich direkt mit Death zum Frühstück dank AGE OF ARCADIA! Ein herrlicher Morgenempfang, welcher nicht viel besser hätte ausfallen können. Die Jungs und die Gäste hatten richtig Spaß, auch wenn natürlich noch nicht allzu viel vor der Bühne los war. Den Namen kann man sich mal merken! ABORT ONCE AROUND ließ ich ausfallen und näherte mich dann pünktlich zu ASENBLUT wieder der Bühne an. Muskelberg Tetzel war so, wie man ihn kennt: bestens aufgelegt, und bretterte mit seiner Black-Pagan-Truppe so richtig einen vom Leder. ASENBLUT zogen auch schon richtig gut Leute ins Infield und ernteten verdient mehrere Appläuse. Für mich war es allerdings einer der schwächeren Auftritte, denen ich bisher beiwohnen durfte, bzw. war er nicht ganz so stark wie gewohnt. Trotz allem immer wieder live ein Genuss!

Nun zur zweiten, nach den IRON BASTARDS, absoluten Überraschung des Frenzys, und zwar versammelten sich nun die Mannen von NORTHLAND auf den Brettern, die die Welt bedeuten. NORTHLAND machen so, tja, Folk Metal, aber 'ne gute Spur härter als z.B. ELUVEITIE. Auf jeden Fall ging hier mächtig die Post ab, und NORTHLAND machten das Infield mit jedem weiteren Song voller, bis am Ende der Platz richtig gut gefüllt war. Und das zu Recht, denn hier wurde das geboten, was mir bei ELUVEITIE noch gefehlt hatte. Hier dröhnten harte Klänge gepaart mit Querflöte oder Dudelsack aus den Boxen, dass es nur so eine Freude war. Der Gesang war kein nervtötendes Geträller, sondern einige Etagen tiefer angesiedelt und passte einfach wie die Faust auf's Ohr. Hier herrschte grandiose Partystimmung, und die Spanier zelebrierten ihren Auftritt richtig, für den sie über 2.000 km zurückgelegt haben. Respekt! Absolute Live-Granate und unbedingt zu empfehlen!

Northland

POSTMORTEM habe ich mir während einer Futterpause mit 'nem halben Ohr angehört und muss sagen, dass man da nochmal mehr als ein Ohr investieren muss. Das war richtig fett! Bei WINTERSTORM war ich mir nicht mehr sicher, was mich genau erwartet. Ich hatte irgendwie eine WINTER... Band im Kopf, welche mir nicht gerade positiv vom Paganfest in Erinnerung geblieben ist. Und tatsächlich waren das WINTERSTORM, welche nun aufspielten. Das Infield hatte sich leider wieder arg geleert, aber der Wintersturm tat alles, um den Pulk in Bewegung zu versetzen. Meins ist die epische Musik mit dem hellen Gesang leider einfach nicht, auch wenn sie technisch absolut sauber rüberkam. Also verließ ich das Infield erstmal wieder und kehrte zu EKTOMORF zurück. Die Ungarn von EKTOMORF sind auch mal wieder im Lande. Zuletzt habe ich sie vor einigen Jahren auf dem RockHarz gesehen, und da machten sie einen guten Eindruck. Hier allerdings wurden nochmal zwei Schippen draufgelegt. Das Infield nahezu voll, hüpften und sprangen die Massen im Grunde von Anfang bis Ende durch. Das war allerdings auch nervig an dem Gig, da Sänger Zoltan gefühlt hundert Mal "Jump, jump, jump! Show me your hands! Yeah!" forderte. Gut, das machte auf jeden Fall Stimmung, und der Gig war geil. Ich bin aber auch nörgelig manchmal. Top Auftritt!

Nun war mein Highlight dran. ASPHYX zerfrästen die Bühne mit "ihre Scheise". Ein top aufgelegter Conchita Wurst (M. van Drunen: "Ich liebe Wurst!") mit seinen bekannt patzigen und total liebenswürdigen Sprüchen, sowie Bassist Alwin, Gitarrist Paul und Husky, das Monster von Loch Ness an den Drums, ließen nur eine Spur der Verwüstung zurück. Arschgeiler Death Metal-Ritt! ASPHYX eben! Und wer die "Scheise" nicht kennt, kann gehen!

Asphyx

DIE APOKALYPTISCHEN REITER waren nun an der Reihe, und für dieses Jahr als Headliner gebucht. Die REITER sind mittlerweile auch nicht mehr so oft zu sehen, und wir waren alle gespannt, wie eigentlich jedes Mal, wieviel altes Liedgut sie dieses Mal unter die Leute bringen würden. Der Bühnenaufbau war mit Abstand der imposanteste des Festivals, und auch die Lichtshow war richtig stark. Der Auftritt an sich bestach durch einen enorm druckvollen Beginn, der Death Metal-Züge beinhaltete, ebbte dann leider brutal in Balladen und Keyboardsoli ab, welche kaum enden wollten, um dann am Ende wieder anzuziehen und ein würdiges Finale zu spielen, welches mir allerdings irgendwie entging. Die Zugabe bestand aus 'ner Ballade, und das war's dann. Hm ja, also das ist nun meine Meinung, aber als Headliner kann man ruhig als Zugabe nochmal 'nen richtigen Brüller raushauen, etwas, worauf die Fans einfach warten und nicht so 'nen schnarchigen Song spielen. Die REITER wurden auf jeden Fall frenetisch abgefeiert und hatten auch sichtlich Spaß am Auftritt. Auf der Bühne war von Anfang an richtig Bewegung, und somit war das auch die beeindruckendste Show des Festivals. Headlinerwürdig auf jeden Fall! Sonderlob muss da aber auch einfach an den/die Lichttechniker(in) gehen. Großes Kino! Anschließend ging's ab ins Bett, da die Rückfahrt am nächsten Morgen angetreten werden sollte.

Die Apokalyptischen Reiter

Fazit

Tja, das war's schon wieder mit dem Frenzy für dieses Jahr, aber es war wieder eine Freude, es erleben zu dürfen. Wieder mal muss man der Orga ein Riesenlob aussprechen. Tolle Organisation mit toller Crew. Alle waren immer freundlich, auch wenn es hier und da mal etwas hakte. So wurde unsere gebuchte Dixi-Reinigung einmal nicht durchgeführt, da die beauftragte Firma das irgendwie verpennt hat. Da diese das Problem auch nicht lösen konnte, hat die Frenzy-Crew (Danke, Fredi!) das in Eigenregie erledigt! Ein Mega-Sonderlob für Euch! Sowas erlebt man einfach auf den fetten Jahrmarktfestivals nicht mehr. Der Sound war wieder durchgehend gut. Mir sind keine nennenswerten Schwierigkeiten aufgefallen. Verzögerungen gab es eigentlich nur am Samstag ein wenig, aber das ist nicht der Rede wert gewesen. Auch schön zu sehen, dass die Gäste bemüht waren, die Zeltplätze sauber zu halten. Am Abreisetag war der Müllcontainer bereits gut gefüllt! Hier müssen einfach alle am selben Strang ziehen, denn wir wollen noch lange solche geilen Festivals erleben! Das Frenzy wird jedes Mal besser und besser und hat sich wohl verdient zu einem ernsthaften Urlaubsfresser gemausert. Also dann, bis zum nächsten Jahr, denn Frenzy ist nur einmal im Jahr!

Immolation

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