Bericht: Meltdown Festival 2018

Der norddeutsche Underground auf dem Vormarsch

von Bianca P.

Flyer Meltdown Festival 2018

Am 7. und 8. September 2018 wurde es wieder laut im schleswig-holsteinischen Schuby: Das Meltdown Festival öffnete die Pforten und ließ bereits zum siebten Mal den Metal Underground hochleben! Für gerade einmal 20,- Euro gab es einen bunten Mix aus lokalen, überregionalen und internationalen Underground-Bands, die an zwei Tagen den Platz zum Beben brachten.

Nachdem das Festival 2016 den Standort von Schleswig nach Schuby verlegt hatte, hat sich einiges getan. Bereits zum zweiten Mal fand das Meltdown dieses Jahr über zwei Tage statt und auch Camping war nach der Einführung im letzten Jahr für einen Aufschlag von 10,- Euro wieder möglich. Es war sogar so beliebt, dass der Campingplatz bereits im Vorfeld ausgebucht war. Eine gute Lösung für alle, die von weiter weg angereist sind und ein dicker Pluspunkt, nachdem die eher dürftige Anbindung 2016 noch kritisiert wurde.

Slow Kill SystemAm Freitagnachmittag um 16:30 Uhr wurde das Gelände geöffnet, und um 17:30 Uhr folgte mit der Kieler Viking Metal-Band NORDIC RAID der Startschuss der musikalischen Beschallung. Weiter ging es mit einer Ladung Speed Metal von RAYDER. Leider konnte ich aus beruflichen Gründen erst später auf dem Gelände sein und verpasste diese beiden Bands somit. Die erste Band für mich war also SLOW KILL SYSTEM. Die Kieler spielten einen modernen Thrash Metal-Mix und hatten sichtlich Spaß bei der Performance – für mich ein gelungener Festivalstart, der Lust auf mehr machte.

Weiter ging es auf der Main Stage mit RAMPAGE. Moment mal. Haben RAMPAGE sich nicht eigentlich Ende 2015 aufgelöst? Ja, haben sie, aber für das Meltdown Festival haben sich Sänger Chris, Bassist Lukas und Drummer Phil entschieden, noch einmal zusammen die Bühne zu rocken. Geil, das durfte ich mir natürlich auf keinen Fall entgehen lassen! Lediglich Gitarrist Gerrit war nicht mit von der Partie, dafür konnte das wachsame Auge ihn in den ersten Reihen vor der Bühne entdecken. Auf den Brettern gab es dafür eine andere Überraschung: Nach den ersten Songs betrat RECKLESS SURMA-Drummer Sim samt Mikro die Bühne und gab eine Kostprobe seiner Vocals – singen bzw. growlen kann der Typ nämlich auch. Den Rest des Konzertes überzeugten RAMPAGE mit der altbekannten Spielfreude und viel Interaktion mit dem Publikum. Besonders beliebt waren die "Schlümpfe", die Sänger Chris zwischendurch an die Fans verteilte. Insgesamt ein gelungener Gig, nur schade, dass es wohl bei dem einen Konzert bleiben wird und Gerrit nur als Zuschauer dabei war.

Rampage

Apropos Schlümpfe. Wie schon in den vergangenen Jahren, gab es auf dem diesjährigen Meltdown wieder ausreichend Verpflegung: drei Bierpilze, ein Cocktail-Stand (inkl. Shots) und ein Grillstand sorgten für das leibliche Wohl der Besucher und überzeugten mit mehr als fairen Preisen. Bier gab es für 1,50 Euro, Mische für 2,50 und Wasser sogar gratis. Den Hunger stillten Wurst oder Nacken im Brötchen und Pommes, bzw. für die Vegetarier Falafel. Auch hier lagen die Preise zwischen 1,50 und 2,50 Euro. Lediglich Kaffee hat mir gefehlt, aber das ist auf einem Festival schließlich auch kein Muss.

Psilocybe LarvaeAber zurück zum Wesentlichen. Nach RAMPAGE enterte die russische Metal-Fraktion PSILOCYBE LARVAE die 35 Stage. Als erster internationaler Act konnten die St. Petersburger das Zelt gut füllen und spielten einen dunkel-depressiven Melancholic Metal-Mix mit progressiven, teils doomigen Einflüssen. Keine leichte Kost, die beim Publikum aber sichtlich gut ankam, und Bühnenpräsenz bewiesen die Russen ebenfalls.

Das Wetter war den ganzen Freitagabend schon sehr wechselhaft, und pünktlich zur letzten Band ENDSEEKER gab es einen kräftigen Regenschauer, ganz zum Leidwesen meiner Kamera. Einen norddeutschen Metaller hält so ein bisschen Schietwetter aber bekanntlich nicht vom Feiern ab, weshalb es vor der Hauptbühne dennoch ziemlich voll wurde. Kein Wunder, denn ENDSEEKER haben sich in den letzten Jahren mit ihrem Old School Death einen immer größeren Bekanntheitsgrad erspielt und sind dem Underground fast schon entwachsen. Erst im August unterzeichneten die Hamburger ihren Plattenvertrag bei Metal Blade Records. Auf der Bühne ließen ENDSEEKER sich aber nicht anmerken, dass sie jetzt zu den Großen gehören, und gaben alles. Saugeiler Schweden-Death Metal der alten Schule und eines meiner absoluten Meltdown Highlights dieses Jahr!

Endseeker

Wettertechnisch ging es am Samstag so weiter, wie es am Freitag aufgehört hatte: Eher grau und wechselhaft, alle Zeichen deuteten auf Regen – mal was Anderes nach dem Supersommer dieses Jahr. Zum Glück gewann die Sonne dann doch noch die Oberhand, und der Großteil des Tages blieb regenfrei. Der Festivaltag startete pünktlich um 13:30 Uhr mit Metal Yoga, eine neue Idee, die sich die Veranstalter möglicherweise vom Wacken Open Air abgeschaut haben? Naja, zumindest soll auch Bier im Spiel gewesen sein.

Da ich nicht sonderlich Yoga-affin bin, fand ich mich aber erst um kurz nach 14 Uhr ein und begab mich auf direktem Wege zum Merch-Stand, um mir für faire 20,- Euro einen Meltdown-Hoodie zu sichern. Das war zumindest der Plan – leider war der Großteil des Festival-Merchandise bereits ausverkauft! Es gab nur noch ein paar T-Shirts in weniger beliebten Größen. Schade, dabei hatte ich mich so auf meinen Hoodie gefreut...und ich war sicher nicht die Einzige, da einige Besucher ja auch nur am Samstag da waren. Ob das am überraschend kalten Wetter am Freitagabend lag oder im Vorfeld einfach mit zu wenig Merch kalkuliert wurde, kann ich nicht sagen. Es wäre aber schön, wenn nächstes Mal auch am zweiten Tag noch genug da ist. Das ist aber wirklich nur ein ganz kleiner Kritikpunkt, beim Merch gilt ja bekanntlich immer: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

PowerheadAuf diese kleine Enttäuschung folgte sogleich die nächste: EXTINCT machten ihrem Namen alle Ehre, indem sie, wie schon im Vorjahr, kurzfristig absagten. Entsprechend rutschten INSULTER auf den EXTINCT-Slot, und POWERHEAD aus Rendsburg eröffneten stattdessen etwas verspätet um 15:15 Uhr den Festivalsamstag. Die Jungs bewiesen jede Menge Spielfreude und hatten sichtlich Spaß an der Performance, was auch auf das Publikum übersprang. Die ersten Headbanger fanden sich vor der Bühne ein und schüttelten ihre Mähnen. Cooler Gig!

InsulterMit INSULTER folgte ein weiteres Highlight: Mit ihrem satanischen Thrash Metal heizten die Hessen dem Zeltpublikum so richtig ein und bewiesen, dass sie eigentlich nicht auf die Opener-Position gehören und zu Recht nach hinten gerutscht sind. Das Trio sprudelte nur so über vor Energie, und man spürte den Metal förmlich durch ihre Venen fließen – besonders Sänger und Bassist Michi von Einst ließ seiner Spielfreude freien Lauf. Das wurde auch von den Zuschauern entsprechend quittiert, die lauthals nach einer Zugabe riefen, welche vom Veranstalter kurzerhand auch gewährt wurde. Geile Nummer, und für mich mit Sicherheit einer der stärksten Auftritte an diesem Tag. INSULTER habe ich garantiert nicht zum letzten Mal gesehen!

Vladimir HarkonnenDirekt im Anschluss ging es auf der Hauptbühne mit VLADIMIR HARKONNEN weiter. Die Formation aus Kiel und Rendsburg brachte mit ihrem Hardcore Flavoured Thrash Metal jede Menge gute Laune auf die Main Stage, und Sänger Philipp Wolter fegte nur so über die Bühne. Vor der Bühne wurde mindestens genauso viel Party gemacht: Fliegende Haare und feiernde Fans, wohin man nur sah. Die Menge haben VLADIMIR HARKONNEN in jedem Fall überzeugt.

DeadfleshMit DEADFLESH folgte abermals ein internationaler Act auf der 35 Stage im Zelt. Die Dänen präsentierten eine geballte Ladung Old School Death Metal und sorgten für eine düstere Stimmung im Zelt. Leider bekam ich davon nicht allzu viel mit, weil es Zeit wurde, meinen Hunger zu stillen. Am Grill fiel mir auf, dass die Falafel bereits ausverkauft waren. Als Ersatz gab es stattdessen gegrillte Zucchini – auch eine sehr gute Alternative, wie ich finde. Für mich gab es dennoch Pommes und Bratwurst im Brötchen.

So machte ich mich gestärkt auf den Weg zu Hauptbühne und wartete auf OBSKURA. Wie erwartet lieferten die Schleswiger mit ihrem Old School Death/Thrash wieder eine grandiose Show ab und wurden vom Publikum lautstark gefeiert. Absolut zu Recht! Bereits seit 2013 begleiten OBSKURA mich und haben sich in der Zeit stark entwickelt, wie ich finde. Live haben sie eine immer stärker werdende Bühnenpräsenz, und besonders Sänger Murphy hat sein Stimmvolumen stark ausgebaut. Für mich ist es immer wieder ein Fest, Guido, Boris, Jan, Ingo und Murphy auf der Bühne zuzusehen, und jedes Mal spielen die Jungs sich ein Stückchen mehr in mein Herz – Ihr seid einfach großartig!

Obskura

HailstoneIm Zelt ging es mit HAILSTONE weiter. Die Melodic Death Metaller sind für mich ebenfalls keine Unbekannten, und ich freute mich, sie nach langer Zeit endlich mal wieder sehen zu dürfen. Im Stil der alten Göteborg-Schule brachten die Münchenener treibende Riffs, gepaart mit melodischen Leads und gutturalem Gesang, auf die Bühne und trafen damit bei mir voll ins Schwarze.

TorianNachdem der Großteil des Tages bisher eher Death/Thrash-lastig war, sollten TORIAN nun mit ihrem Power Metal für ein wenig Abwechslung sorgen, was bei der Menge auch sichtlich gut ankam. Auf mich machten sie auch einen soliden Eindruck, wobei ich gestehen muss, dass ich während des Großteils des Auftritts mit anderen Dingen beschäftigt war.

Auf der Zeltbühne erklommen INCARCERATION als nächstes die Bretter. Ursprünglich aus Brasilien stammend, hat das deutsch-brasilianische Death Metal-Duo mittlerweile in Hamburg seinen Heimathafen gefunden und macht seitdem den norddeutschen Metal-Underground unsicher. Mit schnellen Riffs, knüppelharten Drums und aggressiven Vocals präsentierten INCARCERATION ihren Killer Old School Death Metal und sorgten für reichlich kreisende Nacken vor der Bühne.

Incarceration

Night LaserDagegen wurde es mit NIGHT LASER auf der Hauptbühne nun richtig bunt und fröhlich. Spandex, Leoprints, Nieten, Leder und viel Schminke – in bester 1980er Jahre-Manier ließen die Hamburger ihren Glam Metal hochleben und verbreiteten reichlich gute Laune auf und vor der Bühne! Zugegeben, auf einem Festival, das von Extreme Metal-Bands dominiert wird, fielen die Jungs auf wie ein bunter Hund und wirkten auf den ersten Blick vielleicht ein wenig fehl am Platze, sobald jedoch die ersten Töne erklangen, waren alle Zweifel ausgeräumt und der Auftritt wurde zu einer buchstäblichen Party. Für mich ein weiteres Highlight dieses wunderbaren Festivalnachmittags!

VerheererDas war aber noch lange nicht alles, was das Meltdown dieses Jahr an Überraschungen bereithielt. Mit VERHEERER folgte feinster Flensburger Black Metal, der selbst mich in seinen Bann zog. Mit den meisten Black Metal-Kapellen kann ich eher wenig anfangen, aber VERHEERER haben mich mit ihren doch sehr melodischen Riffs und eindringlichen gutturalen Vocals von Anfang an gepackt. Großartig und meine persönliche Meltdown-Entdeckung dieses Jahr.

Zum Abschluss standen mit METAL WITCH wahre Underground-Veteranen auf der Main Stage. Das Quintett aus Wedel wurde bereits 1985 gegründet, und der Vibe der damaligen Zeit ist in ihrem Old School Heavy Metal auch deutlich spürbar. Auf der Bühne überzeugten die alten Hasen mit viel Energie und Spielfreude – eingespieltes Posing inklusive. Ein wahrhaft gelungenes Finale für dieses großartige Festival!

Fazit

Metal WitchWie schon in den letzten Jahren war das Meltdown Festival 2018 wieder eines meiner persönlichen Festivalhighlights. Ein großes Familientreffen mit Gleichgesinnten, toller Musik und absolut fairen Preisen. Eine großartige Orga sowie über 50 Crewmitglieder und Helfer haben dafür gesorgt, dass es den 800 Festivalbesuchern an nichts mangelte. Es waren durchgehend genügend Getränke und Essen verfügbar, und auch die Toiletten waren immer sauber, nur manchmal fehlte Klopapier, das aber umgehend wieder aufgefüllt wurde. An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal den durchgehend sehr guten Sound loben. Besonders im Zelt, wo es in der Vergangenheit immer mal wieder zu matschigem Sound kam, gab es von meiner Seite in diesem Jahr nichts zu beanstanden.

Danke, dass Ihr dieses geile Ding jedes Jahr wieder mit viel Herzblut auf die Beine stellt und es immer wieder schafft, für die eine oder andere Überraschung zu sorgen. Ich werde im nächsten Jahr selbstverständlich wieder mit von der Partie sein und freue mich jetzt schon auf das Meltdown Festival 2019!

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