Bericht: Into The Grave 2017

Das kleine Festival bleibt sich treu

von Nico H.

Flyer Into The Grave 2017

Weitere Bilder gibt's hier zu sehen.

Freitag

Oldehoofsterkerkhof, der Marktplatz in Leeuwarden mit seinem imposanten Turm, war auch in 2017 wieder Schauplatz des Into The Grave Festivals. Ein schnuckliges Open Air bei unseren niederländischen Nachbarn mit Knaller-Lineup. Da die Bands am Freitag schon ab 16:00 Uhr loslegten, verpassten wir aufgrund unserer Mitgliedschaft in der Arbeiterkaste leider THE CHARM THE FURY, FLOTSAM AND JETSAM, sowie METAL CHURCH. Von METAL CHURCH konnten wir zumindest noch die letzten Klänge vernehmen. Am Einlass lief alles reibungslos, da natürlich der größte Andrang schon durch war. Die Securities haben auch nicht wirklich genau hingeschaut, denn ein Holländer, welcher uns die Parkuhren in Leeuwarden erklärt hatte (Danke hierfür, Marcus!), kam mit seiner Plastikpulle voll Weißwein ohne Probleme auf's Gelände. Nun denn, die Party sollte beginnen.

AlestormUnd wie geht das besser als mit ALESTORM, welche gut gelaunt die Bühnen enterten und mit ihrem Piraten-Party-Metal die Menge von Anfang bis Ende unter Kontrolle hatten. Bei mir allerdings kam nicht so richtig Stimmung auf, was wohl daran lag, dass unser Platz vor der Bühne nicht gerade mit gutem Sound gesegnet war. Gassenhauer wie "Keelhauled" oder "Drink!" hauten das für mich dann leider auch nicht mehr raus, obwohl der Gig recht spaßig war, aber so mussten POWERWOLF nun die Akustikkohlen aus dem Feuer holen.

Alestorm

PowerwolfLive sind die Kraftwölfe schon eine Macht. Das zeigte sich auch hier wieder, auch wenn sich das Repertoire gefühlt ständig wiederholt, denn Rhytmus und Stil der Songs ähneln sich schon arg. Aber die eindrucksvolle Stimme von Sänger Attila und eine gut aufgelegte Truppe sorgten für ausgelassene Feierstimmung und einen gut gefüllten Vorplatz. Mit "Amen & Attack" oder "We Drink Your Blood" hat man dann auch alle mitsingfreudigen Leute eingefangen und den Gig schön vollendet. POWERWOLF war an diesem Tag auch der heimliche Headliner, denn anschließend lichteten sich die vor allem aus jüngerem Publikum bestehenden Reihen, um der betagteren Garde den Platz zu überlassen.

Powerwolf

SaxonDenn nun stürmte Biff Byford mit SAXON die Bühne und legte einen eindrucksvollen Auftritt hin. Bei den Jubeltiraden während der Songpausen merkte man aber, dass doch schon einige Leute das Gelände verlassen hatten. Davon ließ man sich aber nicht beirren und zockte sich souverän durch ein Set voller Hits. Hochachtung, wenn man in leicht erhöhtem Alter noch so fit über die Bretter hüpfen kann. Für mich war das eine Premiere, und ich hatte mich am meisten auf "I've Got To Rock (To Stay Alive)" gefreut, aber das schenkte man sich völlig. Schade für mich, aber kein Ohrbruch.

Die Aftershowparty mit THE MONOLITH DEATHCULT gaben wir uns nicht mehr, da wir uns ziemlich kaputt auf unser dekadentes Bett und den wohlverdienten Schlaf gefreut haben. Unsere Gruppe löste sich also auf und der Rest marschierte zum Campinggelände, was ca. 15 Minuten entfernt lag. Nach einschlägigen Berichten gab es dort allerdings nur fünf Dixis, das ist schon ein wenig schwach. Witzige Randnotiz ist, dass die Leute tatsächlich wohl nur zum Schlafen auf den Campground wandern, denn nachts und auch sonst über Tag war dort wohl tote Hose.

Saxon

Samstag

Pro-PainNach vernünftigem Ausschlafen und Frühstück mit Kaffee, Brot und Leberwurst ging es los zum ersten Must-Have des Samstags, und das waren die US-Crossover-Hardcore-Metaller von PRO-PAIN um Fronter Gary Meskil, welcher vor ein paar Wochen brutal überfallen wurde. Unfassbare Sache und umso schöner, dass es Gary wieder einigermaßen gut geht und er an diesem Tag auch voller Power und Inbrunst auf der Bühne stehen konnte. PRO-PAIN haben dann erstmal alles weggeballert, was man nur annähernd als Müdigkeit betiteln konnte, und so war der Auftritt ein absoluter Hochgenuss. Ich höre die Jungs ja schon seit 1998, und umso schöner war es, als sie gegen Ende noch "Deathwish" und "Make War Not Love" spielten. Genialer Auftritt und schwer zu toppen! Im Anschluss war Prog-Metal mit TEXTURES angesagt. War leider gar nicht meins und direkt nach PRO-PAIN auch eher ein schwieriger Stand für die einheimische Truppe, und so fröhnten wir der Gerstenkaltschale, der Preis für 0,25l lag bei ca. 2,80 €.

SodomLeichter fiel es danach dem Teutonenthrash von SODOM. Die Kombo ist ein gern gesehener Gast beim Into the Grave, und so war hier vor der Bühne bisher am meisten los, und es ging richtig ab. Leider war der Auftritt anfangs überschattet von diversen Soundproblemen, was die ersten Songs über andauerte, aber Tom Angelripper ließ das kalt. Und so ging's rigoros durch's Set mit Granaten wie "Sodomy And Lust" oder "Outbreak Of Evil". Die Menge dankte es dem Dreiergespann wohlwollend.

Sodom

WHITECHAPEL wollten wir sehen, aber aufgrund der Getränkepreise zogen wir es vor, ein paar Gebinde im Appartement zu leeren, und so hätten wir beinahe auch noch LIFE OF AGONY verquatscht. Die haben wir dann aber doch noch erwischt. Premieren-Gig für mich, aber ohne Durchschlagskraft. Der Sound war recht gut, aber die Musik ist dann doch etwas zu lasch für meine Begriffe, und so richtig kam da einfach keine Stimmung auf. Viele Fans waren da allerdings anderer Meinung, und so war die Meute teils recht begeistert dabei, ihre Idole abzufeiern.

Life Of Agony

OverkillDie nächsten Idole standen auch schon in den Startlöchern und wurden freudig empfangen. OVERKILL waren an der Reihe und mähten von Anfang bis Ende ohne große Pausen durch die eine Stunde Spielzeit. Auch hier gab es leider wieder ein paar Soundprobleme zu verzeichnen. Mit "Radar Love" gab es dann noch was zum Tanzen, bevor der Co-Headliner loslegen durfte.

ARCH ENEMY brachte im Großen und Ganzen die gleiche Setlist wie auf dem Rockharz, mit der man auch nichts falsch machen kann. Die Show war wieder sehr ansehnlich und der Sound war gut abgemischt. Die Masse tobte bei Nackenknackern wie "Nemesis" und "War Eternal" und konnten sich so perfekt auf den nun kommenden Headliner vorbereiten.

Arch Enemy

Amon AmarthEs ist schon komisch. Vor ein paar Jahren hat man AMON AMARTH im Vorprogramm der Bands gesehen, die hier nun als Vorgruppen auftraten, und zack, auf einmal ist die Todes-Wikingerkapelle in aller Munde und nahezu überall Headliner. Cool! Und hier hat man auch gesehen, warum. Die Skandinavier ließen einen überdimensionalen Wikingerhelm inklusive riesiger Hörner auf der Bühne aufbauen, in dessen Nähe später auch noch ein großer Drachenkopf auftauchte. Imposant! Wie man es auch von anderen Bühnen kennt, wurde hier ebenfalls nicht mit Feuer gegeizt, und so war der Grundstein für die perfekte Show gelegt. Keine Soundprobleme und ein bombastisches Set mit allen Highlights, die man sich wünscht. "Death In Fire", "Guardians Of Asgard", "Twilight Of The Thundergod" oder "Raise Your Horns" ebneten einfach alles ein. Die Nordmänner waren richtig gut aufgelegt, wie immer eigentlich, und setzten so dem Into the Grave nochmal richtig den Helm auf! Perfekt!

Fazit

Das Into the Grave bleibt sich treu. Es ist weiterhin klein, was natürlich dem limitierten Gelände auf dem Marktplatz geschuldet ist, aber umso besser für die Gäste. Man kann jede Band aus nächster Nähe sehen, die Wege sind entsprechend kurz und die Merchpreise sind angemessen mit 20,- € pro Shirt. Die Preise für die Getränke sind mit ca. 2,80 € für ein kleines Bier überdurchschnittlich hoch, aber irgendwie muss man ja auch Geld verdienen, schließlich kosteten die Tickets für das ganze Wochenende auch nur 45,- €. Die Toilettenflat vom letzten Jahr wurde abgeschafft und durch ein Tipp-Konzept ersetzt. Mir persönlich hat die Flat gefehlt, denn so hatte man ja jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn man an den Jungs & Mädels vorbeilief, ohne was reinzuwerfen.

Ein großes Plus dieses Jahr war die Sauberkeit. Der Veranstalter hat die Einwegplastikbecher durch Mehrwegbecher ersetzt, und das war spürbar positiv. Fress- und Bierbuden waren genügend vorhanden und die Wartezeit war jederzeit gering. Die Anreise ist sehr entspannt, auch wenn die Parkplatzsuche etwas herausfordernder war als sonst, da die Stadt gespickt mit Umleitungen und Baustellen war. Aber da Leeuwarden eine überaus hübsche Stadt ist, kann man da noch die eine oder andere Sehenswürdigkeit entdecken. Laut ein paar Stimmen war das Into the Grave dieses Jahr am Samstag sogar zum ersten Mal ausverkauft mit ca. 10.000 Gästen. Also vielleicht ist der Ticketkauf für nächstes Jahr dann doch etwas eher nötig als gewohnt. Wir werden auf jeden Fall wieder dabei sein, denn so entspannt wie hier ist es nicht überall. Top-Festival, aber bei den fünf Dixis auf dem Campground muss dringend nachgebessert werden!

Amon Amarth

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