Bericht: Geballer Fest IV

Ein buntes Death Metal-Potpourri

von C. Lommer

Flyer Geballer Fest IV

Das Geballer Fest ging in die Runde vier, und die Vorgängerveranstaltungen waren schon immer ein Besuch wert. So erinnere ich mich gerne an die zweite Version, bei der die Hütte ausverkauft war, obwohl zeitgleich CANNIBAL CORPSE im Musikzentrum gespielt haben. Das zeugt von einer gelungenen Auswahl der Bands, einer guten Organisation, treuen Underground-Fans und äußerst schmackhaften (Eintritts-) Preisen. Alle Zeichen deuteten auch bei dieser Ausgabe darauf hin, ein gelungener Abend zu werden. Und ich will ehrlich sein: Verneinen kann ich das nicht.

CasusSo gegen halb acht trudelte ich mit einem obligatorischen Kiosk-Bierchen an der Subkultur ein. Eine große Menschenmenge sammelte sich schon vor der SK, da Jens (der Besitzer der Subkultur, kurz SK) ein paar Bierbänke bereitgestellt hatte, auf denen sich die Leute die letzten Sonnenstrahlen bei einem kühlen Blonden auf den Pelz scheinen lassen konnten. Außerdem tummelten sich auch die Bands draußen rum, die ebenfalls die Sonne genossen haben. So eine heimelige Atmosphäre zwischen Bands und Zuschauern hat man selten auf Konzerten. Da ich mein Ticket im VVK schon ergattert hatte, konnte ich mir also ein bisschen Zeit lassen und mit bekannten Gesichtern quatschen. Schlag 21:15 Uhr war dann aber vor und auf der Bühne Programm angesagt. Denn CASUS legten pünktlich los. Also noch schnell ein Herrenhäuser für zwei Euro an der Theke ziehen, und ab vor die Bühne.

 CasusDie Mucke, die CASUS dargelegt haben, war schon echt eine Wucht! Und das in vielerlei Hinsicht. Bei einer Mischung aus saftigem Geprügel und melodischen DEATH-Einflüssen wurden hier Songs auf einem musikalisch hohen Niveau durchgezogen. Leider konnte das Publikum damit nicht so viel anfangen, und es kam kein richtiger Flow rein. Schade eigentlich, aber als Opener nicht untypisch. Die Band hatte trotzdem Spaß am Spielen, und so zimmerten sie sich durch das 30-Minuten-Set. Zum Abschluss gab es noch den Song "Wookie", der einigen Fans auf jeden Fall nicht neu war. Der Auftritt von CASUS hat mir persönlich musikalisch sehr gut gefallen, aber wie schon gesagt, sprang der Funke leider nicht so über, wie man es sich erhofft hat, und der Sound war noch etwas dünn. Der darf gerne insgesamt noch etwas brutaler sein. Während der Umbaupause zog dann die Menschenmenge wieder nach draußen, denn man merkte, dass es Sommer ist, und gegen 22:00 Uhr immer noch hell draußen. Außerdem wurde es schon kuschelig in der SK.Jetzt nicht, weil so viele Leute in der SK waren, sondern weil es einfach warm wurde. Beim Schwätzchen und einem weiteren kalten Bier konnte man es aber draußen gut aushalten und den Soundcheck von INQUIRING BLOOD gut rumkriegen. Denn Matze hat gleich vorsorglich eine halbe Stunde Umbau eingeplant, damit es nicht zu krassen Verspätungen kommt. Und wenn man jetzt denkt, verpasst man dann nicht die Band? Nein, denn die Mitarbeiter der SK waren so freundlich, einen immer darauf hinzuweisen, dass das Geballer weitergeht. Und so war nach 30 Minuten Umbau um 22:15 Uhr wieder Livemucke angesagt.

Inquiring BloodINQUIRING BLOOD ist mal genau das Gegenteil von CASUS: Was bei CASUS musikalische Raffinesse war, war bei INQUIRING BLOOD groovige Eingängigkeit. Die Songs gehen sofort gut ins Ohr, und man sah schon die ersten Haare wehen. Das mag aber auch am Status der Jungs liegen, die an dem Abend die Lokalmatadore und vielen Zuschauern nicht unbekannt waren. Nach einigen Jahren in der Hannoveraner Szene ist das aber auch nicht weiter verwunderlich. Und so nagelten sich die Hannoveraner durch ihr gut 40-minütiges Set, wo Songs wie "Fuck Your God" natürlich nicht fehlen durften. Beim Anfang des Songs "Bone Factory" gab es aber eine kleine Ungereimtheit zwischen den Musikern. Nach kurzen, fragenden Blicken, wurde dann neu angesetzt und das Ding gerockt. Sowas passiert halt auch mal und macht die Mucke auch ein Stück weit sympathisch. Die Menge war zwar immer noch etwas verhalten, die Stimmung wurde aber zunehmend besser. Was mir richtig krass imponiert hat, war diese wahnsinnige Haarlänge des Bassisten. Also, Ross Dolan kann da ja mal einpacken. Ein Teil der Menge ist zwar schon während des Konzertes zum Rauchen vor die Tür gegangen, der Rest bedankte sich aber mit eifrigem Applaus, und der Umbau für die dritte Band ging los.

Hier kündigte sich aber schon der erste Zeitverzug an: Denn ZOMBIE RIOT legten etwas später als geplant los. Das kann dann natürlich mal bei einem Underground-Konzert passieren. Halb zwölf ist jetzt aber auch kein Beinbruch, und so trudelten pünktlich wieder alle vor der Bühne ein. ZOMBIE RIOT, genau wie INQUIRING BLOOD eine Hannoveraner Band, hatten sich vom Stil her dem Old School Death Metal verschrieben. Wo INQUIRING BLOOD dann moderner waren, wurde hier die 90er Jahre Keule rausgeholt, und man groovte sich im Midtempo durch eine Mischung aus OBITUARY- und BOLT THROWER-Riffs. Cooles Ding, was live immer gut funktioniert. Außerdem handelt es sich bei ZOMBIE RIOT um die Band von Matze persönlich, bei der aktuell auch Hellmuth (der Gitarrist von CASUS) an der Zweitgitarre aushalf. Die Jungs frästen sich munter durch das Set, welches zum großen Teil aus Songs der aktuellen Platte "Reign Of Rotten Flesh" bestand. Runde Sache, die mir sehr gut gefallen hat, auch wurde der Sound nun deutlich angezogen, was die Stimmung insgesamt weiter anfeuerte. Allerdings: Etwas mehr Bühnenaktivität würde der Kombo sicher nicht schaden. Und so bedankten sich die Jungs und machten Platz für den Headliner KEITZER.

KeitzerMittlerweile war die Uhrzeit schon ein bisschen vorangeschritten, und man merkte, wie sich die ersten Nasen verabschiedeten. Sehr schade, denn KEITZER ist immer einen Blick und ein Ohr wert. Schon seit Jahren sind sie aktiv unterwegs, und mit mehreren internationalen Shows auf dem Buckel kein unbeschriebenes Blatt mehr. Ebenso das Label, F.D.A. Records, bei dem KEITZER unter Vertrag sind, ist ein Garant für großartige Mucke. Leider haben all diese Faktoren nicht bei jedem Zuschauer für Begeisterung gesorgt, und so dünnte es gegen halb eins vor der Bühne ein bisschen aus. Wer allerdings glaubte, dass sich KEITZER davon beeindrucken oder abschrecken ließen, war eindeutig schief gewickelt! Es ging gleich steil los mit "Peace Was Never An Option" von der aktuellen Platte "Ascension", und Schlag auf Schlag kam eine Keule nach der anderen. Das Set orientierte sich songtechnisch eher an den letzten beiden Platten "Ascension" und "The Last Defence", wobei auch auf einen einzelnen Wunsch "Throw The Bolt" von der "As The World Burns" spontan mit ins Set geschoben wurde. Respekt, so flexibel und gut vorbereitet sind nicht viele Bands. Für eingefleischte KEITZER-Fans gab es auch zwei neue Songs, wovon der Song "Under The Surface" mittlerweile mit offiziellem Musikvideo bei Youtube zu finden ist (es ist echt ein Ohr wert). Nachdem es mit dem Song "Ascension" noch einmal es ordentlich eins auf die Fresse gab, war dann auch leider Schluss mit KEITZER, und das Geballer Fest IV war zu Ende.

Keitzer

Fazit

KeitzerDer Besuch vom Geballer Fest ist immer eine Reise wert! Die Zusammenstellung der Bands war wieder sehr umfangreich, so dass für jeden Freund des Death Metal in all seinen Variationen was dabei war. Die günstigen Getränkepreise in der Subkultur kommen dem Metalfan sehr entgegen, so dass auch immer noch eine Mark für Merchandise der Bands übrigbleibt. Ich persönlich fand es doch sehr schade, dass beim Headliner ein Teil der Leute abgezogen waren. Das mag daran liegen, dass es mit halb eins schon etwas spät war oder die Fans noch vom Vatertag geschlaucht waren. Genau sagen kann man das aber nicht. Bei vier Bands finde ich es aber auch etwas spät, erst um 21:00 Uhr zu starten. Das zieht sich dann für den Headliner ziemlich in die Länge. Vor allem, wenn dann noch Verspätungen beim Umbau entstehen. Für mich war es trotz allem ein gelungener Abend, und ich freue mich schon auf das erste Jubiläum des Geballer Festes!

Keitzer

 

 

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