Bericht: Full HD Festival 2014

Fette Party in etwas zu fetter Location

von Rüdiger Vinschen

Full HD Festival 2014

Big Boss Sascha hat es in seinem Vorbericht unmissverständlich klargemacht: das Full HD Festival in Emden ist fast schon eine Pflichtveranstaltung für die Leute vom Reaperzine. Für mich, der ich nach meinem Hinzug nach Ostfriesland 2011 noch recht neu in der hiesigen Szene bin, umso mehr, da das diesjährige Full HD wie viele andere anderen Veranstaltungen auch eine persönliche Premiere war. Die dritte Ausgabe des kleinen Indoor-Spektakels fand diesmal am Schützenfestwochenende in der neben dem Kickers-Stadion gelegenen Nordseehalle statt. Ein kleines Manko hatte dieser Umstand für die Camper, denn der Campground lag auf dem Kickers-Gelände, und am Freitag fand dort das Sicherheitsspiel gegen Germania Leer statt: so konnte der Camp-Aufbau erst ab 23:00 Uhr beginnen (zu dem Zeitpunkt waren die Gigs noch im Gange), eine leider ungemein lästige Notwendigkeit. So fanden sich dann auch nicht mehr als zwölf Zelte auf der grünen Wiese wieder - äußerst überschaubar. Insgesamt konnten die Veranstalter an beiden Tagen etwa 400 Besucher begrüßen, was gemessen an der Kapazität der Nordseehalle ebenfalls wenig war. Ich verstehe das bei 13 Bands mit so einigen Hochkarätern, die man hier für 25,-€ geboten bekam, immer noch nicht. Darüber wird hinter den Kulissen noch ausführlich zu sprechen sein.

Twist Of FateFür mich ging das Full HD mit leichter Verspätung los. Früher war der Feierabend nicht zu machen, und so spielten die Opener TWIST OF FATE aus Emden schon eine Weile, als ich mir mein Bändchen an der Kasse abholte. Besonders viel war noch nicht los: vielleicht 35 Gäste standen locker verteilt in der großen Halle vor der Bühne und sahen sich den Pop-Metal der Emder an, die mit Herz, Hingabe und Dankbarkeit den immer schwierigen, ersten Gig des Tages meisterten. So einiges an Applaus kam auf jeden Fall rüber, und auch, wenn die Mucke nicht wirklich mein Fall ist, gibt es bestimmt viele Leute (vor allem Mädels), denen dieser „Love Metal“ wohl gefallen könnte. Am Merch-Tisch erstand ich dann auch als Mitbringsel für meine bessere Hälfte die „Farewell“-EP für ´nen Fünfer - gut investiertes Geld. Danach erkundete ich kurz die Halle und fand das Wesentliche: vom Eingang aus gesehen rechts die Bühne mit einer PA, die keine Wünsche offen ließ und mehr als ausreichend Leistung mitbrachte. Geradeaus an der langen Seite eine Reihe Tische, um Verkaufsfläche für die Bands zu bieten, ganz links an deren Ende der Festival-Merchstand, betrieben von den sehr coolen und netten Full HD-Girls. Nach links hin trennte ein großer Vorhang den Raum, zwei große Durchgänge führten zum Biertresen, an dem es auch Brezeln, Würstchen und Frikadellen im Brötchen gab. Das Bier gab es zu 3,-€ für 0,4l. So manchem schien die Biersorte (den Namen kenne ich nicht) aber nicht sonderlich geschmeckt zu haben. Ich war zufrieden damit, dafür mit dem Speisenangebot weniger. Eine kleine Pommesbude dürfte das nächste Mal ruhig dabei sein. Wer größeren Hunger verspürte, musste einen Marsch in die Stadt oder zum nahen Schützenfest auf sich nehmen. Wenn man alle Bands mitnehmen wollte, ein unmögliches Unterfangen.

Sledgehammer NosejobMit leichter Verspätung, an der die Dauerbaustelle am Emstunnel Schuld war, betraten SLEDGEHAMMER NOSEJOB aus Hoogeveen die Bühne. Die Holländer waren für die SCUMDOGZ eingesprungen, die leider kurzfristig absagen mussten. Mir persönlich sagte die Band nichts, aber das traf auf die meisten der Full HD-Künstler in diesem Jahr zu. Doch der Death Metal, der da schnell und dreckig aus den Boxen drückte, war deutlich mehr als ein Lückenbüßer. Die erste Portion Headbanging war fällig, der Sound war mitreißend und die Spielfreude der Band ansteckend. In meinen Augen ein mehr als vollwertiger Ersatz, beinahe schmerzlich vermisste ich den eigentlich dazu gehörenden Moshpit. Viel zu schnell war der Gig vorbei, aber die Jungs werde ich mir definitiv noch mehr als einmal ansehen. In der Umbaupause gab’s nichts weiter zu tun, als den eigenen Blutalkoholpegel aufzufüllen, was auch irgendwann wieder in Abwasser umgewandelt werden muss. Der Gang zum turnhallengroßen Klo offenbarte, dass die Nordseehalle sonst deutlich andere Veranstaltungen beherbergt: hier hat sogar die Klofrau einen eigenen Tresen. Kurios.

Sledgehammer NosejobSetlist SLEDGEHAMMER NOSEJOB:

  • Sledgehammer Bitch
  • True Freedom (March...)
  • Crematorium
  • Crashing
  • Psycho Rocker
  • WW III & IV
  • Chainsaw Hank
  • Pathological Liar
  • Darker Than Black

Die dritte Band des ersten Tages wurde für mich zu der Entdeckung schlechthin. KADAVRIK aus Wesel am Niederrhein machten mit Death Metal weiter, brachten jedoch eine zweite Gitarre, ein Keyboard und also wesentlich mehr Melodie mit, was den Death-Puristen im Publikum weniger zusagte. Von Schongang mit Weichspüler konnte dennoch keine Rede sein, denn die Songs der fünf Nordrhein-Westfalen hatten einiges an Power zu bieten. Die zwei Gitarren ergänzten sich perfekt und erlaubten auch einige ungewöhnliche Effekte. So dachte ich zuerst „Verdammt, beißt der jetzt in seine Saiten?“, als Frontmann Niklas seine Gitarre ans Gesicht hob und tatsächlich auf die Tonabnehmer brüllte. Das habe ich so auch noch nicht gesehen und gehört. Als kleines Schmankerl hatten sie noch drei brandneue Songs im Gepäck, die bisher nur vorläufige Arbeitstitel haben (siehe Setlist). Und ich will vom heiligen Saint Fuckface geholt werden, wenn der zweite Gitarrist Chris Boss nicht verdammte Ähnlichkeit mit Andrew Stockdale von WOLFMOTHER hat. Das nun zahlreicher werdende Publikum dankte ihnen den gelungenen Auftritt jedenfalls mit lautstarkem Beifall. Die erstandenen CDs werden mir noch manchen Abend versüßen, soviel ist sicher!

KadavriK

Setlist KADAVRIK:

  • Open Wounds In Salted Sea
  • Adiposit Obstipation
  • Icecold Winter's Grave
  • Legacy
  • Neuer Song 1
  • Neuer Song 2
  • Neuer Song 3
  • Rußgeschwärzt
  • Von Zerstörung Und Neuanfang
  • Die Flut Sind Wir
  • On The Edge To Lose It All

Eine Umbaupause, eine Frikadelle im Brötchen und mehrere Biere später betraten die Lokalmatadoren NAILED TO OBSCURITY die Bühne. Die häufigen, ausdauernden „NtO“- und „Ost-, Ost-, Ostfriesland“-Sprechchöre und die nun wesentlich vollere Location ließen keinen Zweifel daran, wer hier der Tages-Headliner war. Ich freue mich, dass es im Moment für die Jungs um Mikrofon-Macht Raimund ziemlich gut aussieht, denn den Erfolg haben sie sich redlich verdient. Ihr straighter, melodischer und eingängiger Death Metal konnte wieder mal vollauf überzeugen und sorgte für die mit Abstand beste Stimmung an dem Abend. Die Mischung aus Stücken des aktuellen Albums „Opaque“ und seines Vorgängers ließ keine Wünsche offen.

Nailed To Obscurity

Setlist NAILED TO OBSCURITY:

  • Torn To Shreds
  • In Vain
  • Autumn Memories
  • Fallen Leaves
  • Opaque
  • iNnerMe
  • Chapter Of Doom
  • Murder Of Crows
  • Sealed
  • Mythomania

NervecellWunschlos glücklich wähnten sich anscheinend so einige Leute, denn zum Abschlusskonzert von NERVECELL waren dann kaum noch 60 Gäste da. Das wird für mich immer unverständlich bleiben, warum der Support gerade für solche Bands, die man nicht so häufig sieht und die einen weiten Anreiseweg haben (von der arabischen Halbinsel!), so schlecht bei uns ist. Der harte Kern, der den rauen, aggressiven Death / Thrash zu schätzen wusste und geblieben war, tummelte sich wenigstens relativ dicht gedrängt vor der Bühne und feierte James Khazaal und seine Mitstreiter gebührend ab. Die hatten richtig Bock zu spielen und freuten sich über jeden Applaus. Respekt und Anerkennung dafür.

Nach Ende des letzten Konzerts ging der gesellige Teil des Abends los. Ich hatte mich mittlerweile einer echt lustigen Truppe Ortskundiger angeschlossen, die noch in Feierlaune waren. Kurz meine Fähigkeit abschätzend, mit aktuellem Promillewert noch mein Zelt aufzubauen, entschied ich mich kurzfristig, doch besser im Auto zu nächtigen. So einfach waren die Schlafsorgen beiseitegeschoben, und Wichtigeres eroberte das Denkzentrum: Aftershow-Party im Bourbon stand auf dem Plan, aber zunächst musste der grummelnde Magen beschwichtigt werden. Was hilft da besser als ein Döner? Allein, der Laden war nicht in der Lage, genug Schärfe in die Sauce zu bringen, damit die Tunke von mir auch nur ansatzweise das Prädikat „schön scharf“ verdient hätte. Aber wenn zwei bekuttete Metaller im Lokal stehen und frische rote Chili-Schoten ohne Wimpernzucken im Nu wegputzen, dann kann die Bedienung auch nur noch große Augen machen. Lecker war’s trotzdem. Durch meinen Biernebel hindurch drang irgendwann die Information, dass die nächste Anlaufstation nun doch der nahe "Druide" sein sollte. Auch gut, Hauptsache, es gibt was Flüssiges. Das gab es, zu einigen Bieren gesellten sich flugs mehrere Mexikaner und ekelhaft süße Black Shots.

Full HD Festival 2014Da es nun langsam auf vier Uhr morgens zuging, standen die Weichen alsbald auf Rückreise. Und weil meine neuen Freunde zelteten und ich ein sehr geselliges Herdentier bin, packte ich doch noch das Equipment aus dem Wagen und stellte meine Bleibe ins Camp. Die Ankündigung, dann noch grillen zu wollen, hat auch zu der Entscheidung beigetragen. Das Grillen selbst bekam ich aber nicht mehr mit, denn nicht allzu lange, nachdem das Zelt stand, ratzte ich auch schon fast so laut wie die andere Baumsäge auf dem Campground.

Knapp sechs Stunden Schlaf mussten reichen, denn irgendwoher nahm die Sonne am sonst windigen, bewölkten Samstag etwas Kraft, um die sich ausruhenden Metalheads aus ihren stickigen Zelten zu treiben. Irgendjemand schalmeite mir was von Frühstück ins Ohr, und tatsächlich hatte Veranstalter Nico einen Frühstückspavillon mit Brötchen, Konfitüre, Kaffee und Mucke auf den Platz gezaubert. Dass die morgendliche Magenfüllung nur mit einer freiwilligen Spende vergolten werden sollte, war eine tolle Geste. Das schwarze Flüssiggold weckte die Lebensgeister aus ihrem Tiefschlaf. Damit nicht genug, auf dem Campground selbst säuselte eine liebliche Stimme auch noch „Bacon!“ Keine Frage, dass man da direkt wieder Hunger bekommt, oder? Baked Beans, merkwürdige Weinschorle und Rührei hatten unsere Festival-Grazien obendrein zu bieten. So gestärkt konnte die Restzeit bis zum ersten Konzert gemütlich auf dem Campingstuhl vergammelt und mit sinnvollen Gesprächen über weibliche Geschlechtsmerkmale, nervende Pressefuzzis, Haarpflegeprodukte und - wichtig - Stuhl gefüllt werden. Weil es die härteren der Gemüter nach einer Portion Zuckerwatte gelüstete, zogen einige Leute auf das Schützenfest, sowie das erste Karussell sich drehte, und ich packte mein Säckel und machte mich auf zum ersten Gig des Tages.

Austin Deathtrip

Pünktlichkeit war oberstes Gebot, denn AUSTIN DEATHTRIP standen auf dem Programm, und die hätte ich auf keinen Fall verpassen wollen. Mit ihrer richtig gefälligen Interpretation von Deathcore heizten sie das Publikum schon einmal richtig an. Dass wieder mal wenig los war und zudem nur die ersten Reihen überhaupt Ambitionen hatten, mitzumachen, war mir prinzipiell egal, denn das spielte sich hinter mir ab. Natürlich stand ihr SEPULTURA-Cover auf der Setliste, genau wie so einiger cooler Kram von der aktuellen „How I Spanked Your Mother“-Scheibe und dem „Texas Bulldozer“. Der stampfende Groove und Buck Austins bestens bekannte "Roboteraffen"-Nummer hinterließen bei mir ein breites Grinsen. So kann der Tag losgehen.

Setlist AUSTIN DEATHTRIP:

  • The Cleansing Waters Of Acheron
  • Austin Tribe
  • Six Levels Below
  • A Hypocrite's Manifest
  • Shadow Archetype
  • Vermillion Downpour
  • Cain

Breaking SamsaraUNTIL THE MOMENT COMES waren als zweites an der Reihe, konnten mich aber nicht vom Hocker reißen. Ihr vorgetragener Metalcore war ganz ok, aber in meinen Augen zu generisch und nichts, weswegen ich weiter anreisen würde. Und man sollte eventuell während der eingespielten Soundsamples nicht unbedingt für’s Publikum hörbar seine Instrumente nachstimmen. BREAKING SAMSARA läuteten dann einen Stilwechsel ein, hier ging es zunächst Richtung Rock / Hard Rock. Jan Reinert und Co. lieferten mitsing- und tanzbare Nummern ab, die man sich gern mal antun kann. Es war zwar immer noch nicht viel los (einige können gerüchteweise Jan nicht so lange singen hören, obwohl er gut singt), aber die Musik fand Anklang und erntete Applaus.

Setlist UNTIL THE MOMENT COMES:

  • I Am
  • Callous Survivor
  • Catharsis
  • One Point Zero
  • Tilt At Windmills
  • Shorelines
  • Point Of Ignition
  • Suppression
  • Liberation
  • Styx

HyraxGut gelaunt ging’s dann mit HYRAX weiter. Die vier Franken kamen sofort unheimlich sympathisch rüber. Sie versprühten viel Witz und Charme, Felix‘ kurzweilige Ansagen zwischen den Songs lockerten die Stimmung auf und sorgten für so manchen Lacher. Spaß haben die Nürnberger aber auch auf ihre Fahnen geschrieben. Kein Wunder, dass sie kürzlich J.B.O. auf ihrer Tour supporten durften - das sind ebenfalls Franken, wie aufgefallen sein dürfte. Ich würde HYRAX einfach mal als „Gute-Laune-Groove-Metal“ umschreiben wollen. Der Stil klingt sicher mitunter sehr poppig, aber das selbstironische Augenzwinkern, auf das ich unheimlich stehe, sagt: Party-Mucke pur. Das Abfeiern haben sie sich redlich verdient.

Setlist HYRAX:

  • Desire
  • Way Down
  • Broken Boy
  • Too Kind
  • Over The Edge
  • College Girls
  • Enemies
  • This Place
  • I Never Thought

HardboneDamit bereiteten HYRAX den idealen Boden für den kompromisslosen Rock’n’Roll der launigen Hamburger Formation HARDBONE. Die bierseligen Jungs von der Waterkant waren nach Emden gekommen, um, wie Sänger Tim Dammann vollmundig ankündigte, uns „mal zu zeigen, wie man in der Hansestadt das Haus rockt“. Das taten sie denn auch, die fünf Hanseaten. Alle miteinander haben sie eine wahnsinnige Bühnenpräsenz, rockten kreuz und quer über die Bretter, alles absolut technisch perfekt und mit Spaß im Gesicht vorgetragen. Da kann einem schon mal der Bone hard werden. Der stilechte Kasten Astra durfte zum Anstoßen mit den Fans natürlich nicht fehlen. Was dagegen? Ein bisschen mehr Mitmachen sind sie eventuell gewohnt, aber das nahmen sie den Ostfriesen nicht übel. Es geht schließlich um mehr bei HARDBONE - nämlich um Mädels, Bier und schnelle Autos. Und voller wurde die Halle danach auch kaum mehr. Damit waren HARDBONE ohne Frage einer der Publikumsmagneten am Samstag.

Setlist HARDBONE:

  • One Last Shot
  • This Is Rock'n'Roll
  • Bad Boy
  • Move On
  • Sound Of The City
  • Neckbreaker
  • Wild Nights
  • Girls & Gasoline
  • Bottlemate

ContradictionNachdem ich entdeckt hatte, dass man in der Umbaupause draußen auf dem Parkplatz auch Mau Mau spielen kann, legten CONTRADICTION das Ruder wieder in die härtere Richtung. Die Wuppertaler hämmerten ihren Thrash in die Gehörgänge, als gäbe es kein Morgen. Das kam gut an, bei mir machte sich hingegen ein leichter Durchhänger breit. Das Alter macht sich eben bemerkbar. Ein bisschen Verschnaufen weiter hinten muss da mal drin sein. Das lag beileibe nicht an der Qualität der Beschallung: CONTRADICTION gibt's immerhin schon seit 1989, und die alten Thrasher mit Hang zum melodiöseren Old School-Stil wissen, was sie tun, und zeigten das auch. MAERZFELD konnten mich nicht davon überzeugen, wieder nach vorne zu kommen. Bands der Neuen Deutschen Härte reißen mich generell nicht vom Hocker, obwohl das schon für die meisten anderen Anwesenden zutraf. Es war eventuell noch ein bisschen voller als bei HARDBONE, und mehr Applaus bekam bis auf NAILED TO OBSCURITY am anderen Tag niemand. Die Musik ist halt in Mode. Auftreten und Image sind ziemlich durchdacht, und beim bloßen Hinsehen ist völlig klar, dass MAERZFELD als hundertprozentiger RAMMSTEIN-Klon auf deren Erfolgswelle mitschwimmen. Der Bandsound insgesamt ist fast identisch, die Stimme von Sänger Helfried Reißenweber kann man fast mit der von Till Lindemann verwechseln, er sieht ihm sogar ein bisschen ähnlich. Einen schlaksigen Keyboarder mit Brille haben sie auch, der ganz wie sein Vorbild Flake Lorenz an seinem Gerät herumvegetiert. Die Texte folgen dem gleichen bedeutungsschwangeren, metaphorischen, halb versauten, halb brutalen Schema wie die ihrer großen Vettern, sind aber einsilbiger. Kurz, ich kann verstehen, dass sie bei vielen Leuten gut ankommen, für mich ist das aber nichts. Sei’s drum, so konnte ich mich wenigstens angeregt mit dem sympathischen Mercher der Abschluss-Headliner BLACK MESSIAH unterhalten, der ein absoluter Die Hard-Fan seiner Band ist. Obergeil, ich hoffe, wir sehen uns mal wieder.

MaerzfeldSetlist MAERZFELD:

  • Krieg
  • Schwarzer Mann
  • Maerzfeld
  • Virus
  • Fleisch Im Fleisch
  • Ich Flieg
  • Hübschlerin
  • Still
  • Fremdkörper
  • Treibjagd
  • Tanz Für Mich
  • Vaterland
  • Vollkommen
  • La Petite Mort

Gut ausgeruht war ich bereit für den Endspurt, und der hatte es in sich. BLACK MESSIAH brachten die Macht des Pagan Metal nach Emden und mischten noch mal so richtig auf, was noch da war. Für mich war es eine Live-Premiere, aber sicher nicht die letzte Gelegenheit, zu der ich die Gelsenkirchener besucht habe. Sänger Zagan ist ein wahrer Virtuose am Instrument, egal, ob er nun seine Gitarre beackert oder die Violine spielt, die, wie ich hörte, angeblich eine echte Stradivari sein soll. Die übrigen Paganisten waren konzentriert und mächtig an Schlagzeug und Klampfen, selten ohne Grinsen im Gesicht. Zu den ernsteren Stücken wie „Christenfeind“ gesellten sich Gossenhauer wie „Söldnerschwein“ oder das „Sauflied“. Ihr Paradeschlager „Wildsau“ wurde von Anfang an lautstark vom Publikum gefordert, und in der zweiten Hälfte des Gigs wurde der Wunsch erhört. Die vielleicht 70 oder 80 Menschen, die noch geblieben waren, um BLACK MESSIAH zu sehen, feierten und tanzten ordentlich. Obwohl die kleine Menge in der riesigen Halle fast verschwand, war der frenetische Jubel ein gelungener Abschluss eines insgesamt spaßigen und lohnenswerten Festivals.

Black Messiah

Setlist BLACK MESSIAH:

  • Black MessiahIntro: Symphonia Pagana
  • In The Name Of Ancient Gods
  • Blutsbruder
  • Der Ring Mit Dem Kreuz
  • Söldnerschwein
  • Die Quelle Der Weisheit
  • Christenfeind/Vor Den Toren Valhalls
  • Wildsau
  • Into The Unfathomed Tower
  • Jötunheim
  • Windloni (Zugabe)
  • Diabolic Rites (Zugabe)
  • Sauflied (Zugabe)

Fazit

Das Full HD ist ein kleines, aber feines Indoor-Festival, das mit einer top durchstrukturierten Organisation, sehr freundlichem, herzlichem Personal und einigen Perlen an Bands, die man für ganz kleines Geld zu sehen bekommt. Die Konzerte, die Publikumsnähe der Künstler und der Spaß, den ich mit allem hatte, machen es zumindest für mich lohnenswert. Das Tagesticket-Angebot ist außerdem flexibel und sehr praktisch für Kurzentschlossene. Ich kann nur jedem empfehlen, sich eine Karte zu sichern, wenn das Billing gefällt. Eine vollere Halle hätten die Veranstalter verdient gehabt und wäre auch den Bands gerechter geworden. Zu meinen definitiven Highlights zählen NAILED TO OBSCURITY, SLEDGEHAMMER NOSEJOB, KADAVRIK, HYRAX und BLACK MESSIAH.

Full HD Festival 2014

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