Bericht: Faun, Hamburg 2017

Zwischen Vergangenheit und Gegenwart

von Peter Keunecke

Faun

Bericht und Fotos von Peter Keunecke (2ndson Photography)

Nachdem FAUN im Winter rein akustisch unterwegs waren und kleine, spezielle Locations (wie z.B. Kirchen) bespielten, stehen aktuell wieder größere Säle auf dem Programm. Im Zuge ihrer "Midgard"-Tour kamen die Pagan Folker am 23.03.2017 ins Mehr! Theater nach Hamburg. Der Däne Martin Seeberg (u.a. VALRAVN) unterstütze sie dabei als Gastmusiker mit seiner Violine. Gespannt sein durfte man auf eine FAUN-Neubesetzung, die erst Mitte Februar bekannt gegeben worden war: Laura Feller ersetzte Sängerin Katja Moslehner, die sich fortan auf ihr Soloprojekt und die Mitwirkung bei SAVICA konzentrieren will. Auf ihrem neuen Album, dem Namensgeber für die Tour, widmen sich FAUN der nordischen Mythologie der Wikinger, Germanen und Kelten sowie einer Hommage an das Sommerhalbjahr.

FaunMit dem "Prolog" der Scheibe ging es um 20:00 Uhr pünktlich los: "Fyrsta ythvarr ferth / Sinni fyrsta ythvarr ferth / Hinn halr / Hitta hinn innan sinn - Beginne Deine Reise / Es ist Zeit / Deine Reise zu beginnen / Den Helden in Dir selbst zu finden". Die "Midgard"-Stücke "Lughnasad", eine Hymne zum gleichnamigen keltischen Erntefest, "Federkleid" und die neue Version von "Alba" folgten. Durch ihre neun Studioalben können FAUN aus einem bemerkenswerten Repertoire schöpfen. Ab dem sich anschließenden "Sigurdlied" aus dem "Buch der Balladen" verwoben sie in der Setlist neue und ältere Lieder wie die Nornen die Schicksalsfäden. Und Front-FAUN Oliver Satyr verstand es ebenfalls, durch seine teils humorvollen, teils hintergründigen Ansagen, gut zu unterhalten. Nach zehn Stücken ging es um 21:00 Uhr in eine knapp zwanzigminütige Pause.

FaunDer zweite Teil des Abends wurde mit dem instrumentalen "Polska Fran Larsson" und einem beeindruckenden Percussion-Solo von Rüdiger Maul eröffnet. Es folgten der Klassiker "Rosmarin" und das neue "Odin". Nach weiteren sieben Songs gipfelte das Konzert schließlich in einer letzten Zugabe. Der "König Von Thule" beendete gegen 22:30 Uhr den Abend.

FaunSetlist:

  • Midgard-Prolog
  • Lughnasad (Sonnenreigen)
  • Federkleid
  • Alba
  • Sigurdlied
  • Walpurgisnacht
  • Nacht Des Nordens
  • Blaue Stunde
  • Rabenballade
  • Polska Fran Larsson
  • Rosmarin
  • Odin
  • Iduna
  • Diese Kalte Nacht
  • Brandan
  • Rhiannon
  • MacBeth
  • Wind & Geige
  • Hym To Pan
  • König Von Thule


FaunDer Vertrag mit dem Major-Label Universal brachte vor vier Jahren einen großen Werberummel und dem Album "Von Den Elben" Platin ein. Der Preis waren fremdgeschriebene Songs, ein Auftritt bei Carmen Nebel und eine Scheibe dicht an der Schattenwelt des Schlagers. Ein harter Schritt für eine Band, deren Musik stets fern vom Mainstream lag, deren Klänge musikalisches Tor in vergangene Zeiten, mythische Orte und ferne Länder waren. Ein Schritt, der viele alte Fans entsetzte. Zum Glück gab es mit dem nachfolgenden Album "Luna" wieder Lieder aus der eigenen Feder und eine Rückbesinnung, die sich mit "Midgard" nun weiter fortsetzte. Neben klassisch FAUNigen Sechs-Minuten-Stücken wie "MacBeth" oder "Odin" bleibt ein kleiner Teil an schlageresken Popnummern wie "Federkleid" und "Lughnasad" jedoch wohl unvermeidbar. Ein Spagat zwischen alten und neuen Anhängern (bzw. dem Label). Ein Kompromiss zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Doch wer will letztlich die Querflöte darüber brechen? Auch Barden müssen schließlich essen. Insgesamt war es ein cooles Konzert mit einem super Sound. Großes Lob an den Tontechniker!

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Fazit

FaunFAUN schenkten sich zum Glück eine Vorgruppe und nutzten die Zeit für eigenes Liedgut. Während einer Nettospielzeit von über zwei Stunden bewiesen Oliver Satyr, Fiona Frewert & Co. wieder einmal, wie viele mittelalterliche Instrumente sie meisterhaft beherrschen. Neben Sackpfeife, Trommeln und Flöten kamen Nyckelharpa, Drehleier, Harfe und verschiedene Lauten zum Einsatz. Das für die Tour entworfene Bühnenbild bot eine stimmungsvolle Kulisse (auch, wenn der typische Efeu an den Mikrofonständern fehlte). Die Lücke, die Katja Moslehner im Bereich der zweiten weiblichen Stimme hinterlassen hat, konnte jedoch noch nicht gleichwertig geschlossen werden. Hier kann man nur die Daumen drücken, dass es Laura Feller zukünftig gelingt, in die gesanglichen Fußstapfen zu treten.

Kartenpreise von zum Teil über 40,- € trugen aber sicher dazu bei, dass das Mehr! Theater nur etwa halb gefüllt war und der Anteil der jüngeren Fans deutlich geringer war als in kleineren Locations. Optisch entsprang das Publikum daher mehr dem Mittel-Alter als dem Mittelalter. Aber wer sich überzeugen will, dass die FAUNe trotz allem sie selbst geblieben sind, der kann dies im Sommer auf diversen Festivals und Mittelalterveranstaltungen (z.B. dem MPS) tun.

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