Bericht: Decapitated im Chéz Heinz

Bunt gemixter Death Metal-Abend

von C. Lommer

Flyer Decapitated Tour 2019

Bislang war das Jahr mit Death Metal-Konzerten nicht so ergiebig in Hannover. Es gab zwar das eine oder andere Underground-Konzert, aber was richtig Großes gab es bisher für mich nicht. Da bot es sich also an, mal wieder einen kleinen Abstecher ins Heinz zu machen. DECAPITATED waren in den letzten Jahren auch nicht unbedingt viel unterwegs (zumindest in Deutschland). Das mag an den verhältnismäßig schlechten Nachrichten gelegen haben, die vor knapp zwei Jahren um die Band kursierten. Egal, soll jetzt hier nicht Thema sein und ich will mir da auch kein Urteil erlauben. Zurück zum Wesentlichen: Der Vorverkauf lag bei knapp 20,- €, und Abendkasse bei etwa 24,- €. Bei so einem Package ein humaner Preis, und jeder, der meckert, kann ja auch gerne zu Hause bleiben. Entgegen meiner Gewohnheit bin ich mal zur Abwechslung mit der Straßenbahn zum Chéz Heinz gefahren (Mit der 10 Richtung Ahlem, Wunstorfer Str. aussteigen und noch etwa fünf Minuten Fußweg. Also alles recht easy). Ich war dann auch pünktlich zu BAEST im Heinz, fix zur Theke, Jacke abgeben, ein leckeres Jever für 2,50 € ziehen und ab vor die Bühne.

BaestUnd hier war entgegen meiner Erwartung schon eine Menge los! Wer behauptet, dass das Hannoveraner Völkchen träge ist, musste sich hier eines Besseren belehren lassen, denn es ging schon gut ab! Der oldschoolige Death Metal der Dänen, der einen schwedischen Touch hatte, kam gut an. So fräste man sich mit einem gewohnt guten Sound durch ein sechs Songs starkes Set, welches mit der Single "Crosswhore" beendet wurde. Um genau 20:30 war Schluss, und die sympathischen Nordeuropäer verkrümelten sich zum Merchandise. Hier gab es eine Riesenauswahl an Shirts und anderem Kram von allen Bands. Ich persönlich war von der Masse schon ein bisschen erschlagen, war aber cool zu gucken, was die alles so in petto hatten. Kaufsüchtige konnten hier in Ruhe shoppen und nebenbei mit den Jungs von BAEST noch ein Bierchen schlürfen. Diese heimische Atmosphäre im Chéz Heinz schätze ich sehr!

Baest

Letters From The ColonyNach 20 Minuten Umbau legten LETTERS FROM THE COLONY los. Zu Beginn gab es ein ruhiges Intro, zu dem die einzelnen Musiker auf die Bühne kamen. Bei größeren Bühnen ist sowas schon recht lässig, im Heinz überzeugte mich das jetzt nicht so (ist halt Geschmackssache). Ist ja aber auch wurscht, den die Mucke selber hat mich schon sehr überzeugt. Vor dem Konzert habe ich natürlich bei den Bands mal quergehört und wusste schon, dass LETTERS FROM THE COLONY etwas von dem Standard-Death Metal abweichen und experimenteller sind. Was aber hier dargeboten wurde, hat mich total überrascht und ist recht schwer zu beschreiben. Ich würde es kurz und knapp mit MESHUGGAH ohne Blastbeat und längere Doublebasspassagen bezeichnen. Eine groovige Wand tat sich hier auf, wovon aber nicht unbedingt jeder Zuschauer begeistert war. Nach einer leichten Kost wie BAEST ist dann LETTERS FROM THE COLONY schon ein krasser Gegensatz. Hat aber auch den Abend gekonnt aufgelockert, und Songs wie "The Final Warning" und "Galax" haben trotzdem einige Fans zum rhythmischen Kopfnicken einladen können. Insgesamt ein rundes Ding, und mit 40 Minuten Spielzeit auch nicht zu lang.

Letters From The Colony

DecapitatedApropos spannen: Jetzt wurde es spannend! Denn DECAPITATED legten mit dem Umbau los. Dieser war mit knapp 30 Minuten aber auch etwas länger (der Drummer von DECAPITATED hatte sein eigenes Drumkit), so dass man sich mit den Leuten unterhalten und in Ruhe die eine oder andere Zigarette rauchen, sowie ein Bierchen trinken konnte. Selbstverständlich war es dann vor der Bühne auch gerappelt voll, als ich mich ein bisschen weiter nach vorne bewegen wollte. Und als dann DECAPITATED loslegten, gab es kein Halten mehr! Pure Eskalation beschreibt es ganz gut, und die Stimmung war prächtig! DECAPITATED sind nun mal auch eine extrem gute Live-Band, die sich ohne große Mühe durch insgesamt 70 Minuten Spielzeit fast ohne Pausen (und wenn es dann welche gab, sehr kurze) durch marodierte. Jedes Album der Polen wurde gut beackert, und selbstverständlich fehlten da auch solche Songs wie "Homo Sum", "404", "Veins" und von der aktuellen Platte "Anticult", die äußerst schmissige Single "Kill The Cult", sowie "Nerve", der mit einem ruhigen Intro beginnt, um einem dann gepflegt die Fresse zu polieren. Und welcher Song durfte natürlich nicht fehlen? Richtig, genau: "Spheres Of Madness" wurde für den Schluss aufgehoben, um die Menge nochmal richtig durchzufönen! Doch wer geglaubt hat, dass hier schon das Ende sei, war falsch gebügelt. Die Polen haben nämlich noch eine Zugabe in petto gehabt. Zu meiner Schande muss ich allerdings gestehen, dass ich absolut keinen Dunst habe, welcher Song das war. Allerdings konnte ich von einigen Euphorisierten aufnehmen, dass es sich hierbei um einen Song von der ersten Platte handelte. Um 23:10 war dann Schluss mit Live-Mucke, und ich muss ganz ehrlich sagen: Es war wieder großartig!

Fazit

Das Chéz Heinz hat in den letzten Monaten immer wieder bewiesen, ein Händchen für großartige Death Metal-Bands zu haben. Der Sound war wie gewohnt gut, und es gibt nichts zu meckern! Ich glaube auch, dass die Heinz-Leute sehr zufrieden sein können. Zwar war der Abend nicht ausverkauft, aber bei der Menge an Zuschauern kann es nicht mehr weit davon entfernt gewesen sein. Cool, dass die drei krass unterschiedlichen Kombos einen Stopp in Hannover eingelegt haben. Ich bin schon gespannt, was die Heinz-Leute als nächstes in ihren Club holen!

Decapitated

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