Bericht: Amorphis/Soilwork European Tour 2019

Stramm geschnürtes Bandpaket

von C. Kulike

Flyer Amorphis/Soilwork European Tour 2019

Schon lange habe ich mich auf diesen Abend gefreut – hier wurde ein exquisites Package geschnürt, das das Metal-Herz höher schlagen lässt! Neben den beiden unangefochtenen Headlinern SOILWORK und AMORPHIS bilden die schon lange nicht mehr nur im Underground hoch geschätzten NAILED TO OBSCURITY und eine der angesagtesten Newcomer-Bands der Stunde, JINJER, heute das Lineup – hier hat man wirklich das Gefühl, mal value for money geboten zu bekommen. So ist es auch kein Wunder, dass die Essigfabrik aus allen Nähten platzt, seit Wochen ist die Venue ausverkauft. So ein Billing hätte sicher auch das E-Werk noch gut gefüllt.

Nailed To ObscurityPünktlich legen die Jungs von NAILED TO OBSCURITY los – brauchen jedoch ein paar Minuten, um wirkliche Sicherheit und Routine auszustrahlen. Leider muss ich sagen, dass mich auch danach die Show insgesamt nicht sehr vom Hocker reißt. Der gebotene, doomige Death Metal weiß an diesem Abend nicht die atmosphärische Wirkung zu entfalten, die für ein überzeugendes Konzerterlebnis nötig wäre. Ein unterstützendes Bühnenbild und passendes Stage Acting hätten hier eventuell etwas mehr bewegen können, so bleiben die nach kurzer Zeit eher lustlos dargeboten wirkenden Songs recht farblos, und der Funke springt nicht so Recht über. Die Publikumsreaktionen bleiben folglich auch recht verhalten. Schade, hier wäre sicher deutlich mehr drin gewesen für diese Band.

JINJER wecken das Publikum mit ihrem tonnenschweren und energetischen Metalcore zunächst ganz gut auf. Die Band ist mit Feuereifer bei der Sache und die Luft brennt! Sängerin Tatiana kann einfach super growlen, das ist eine wahre Ohrenweide! Mein Fall sind die cleanen Passagen dagegen nicht immer, vor allem muss ich sagen, dass mir da die Ideen in der Melodieführung doch deutlich fehlen. Einzig das starke "Pisces" macht hier eine Ausnahme. Sobald es in die Growls zurück geht, macht das Ganze aber wieder ordentlich Spaß! Dennoch habe ich hier das Gefühl, dass die anfänglich überschwänglichen Reaktionen des Publikums mit längerer Dauer des Konzertes abflauen. Das Songmaterial des Quartetts kann noch nicht die nötige Abwechslung und Qualität bieten, um einen nahtlos ein ganzes Konzert lang zu begeistern. Hier sind Unterschiede zu Größen wie ARCH ENEMY noch unüberhörbar. Dennoch ein am Ende gelungenes Konzert.

Jinjer

SoilworkDie Vorfreude auf SOILWORK hat sich indes vollends gelohnt – und das Publikum wird für die Wartezeit mit einem mordsmäßigen Set belohnt, das alles bietet, was das Herz begehrt! Los geht es mit "Arrival" vom bärenstarken, neuen Album "Verkligheten", das sofort begeistert aufgenommen wird. Die Bühnenpräsenz von Björn "Speed" Strid und seinen Mannen ist um Meilen dem voraus, was man noch bei NAILED TO OBSCURITY zu sehen bekam – hier merkt man ganz einfach die Erfahrung und die breite Brust, mit der man zu Recht auffahren kann. Schwache Alben sucht man in der SOILWORK-Diskographie vergebens, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass hier ein Querschnitt der Alben ab "Natural Born Chaos" aus dem Jahre 2002 geboten wird. Dabei reihen sich die neuen songs sehr gut ins Set ein und werden besonders begeistert vom Publikum aufgenommen. Ein weiteres Highlight: Der neue Schlagzeuger, Bastian Thusgaard, ist wirklich eine Wucht und spielt die kompliziertesten Dinger in einer Leichtigkeit, dass man sich nur wundern kann. Zwischendrin scherzt er mit den Helferchen im Off und wirkt allgemein ziemlich entspannt! Bei diesem saugeilen Konzert stechen selbstverständlich noch ein paar Highlights besonders hervor, zu nennen ist hier "As We Speak" und vor allem das abschließende "Stålfågel", ein absolutes Highlight der neuen CD und ein Song, der sich als standardmäßiger Abschluss für zukünftige Shows sehr gut anbieten würde.

Amorphis

Kann der zweite Headliner des Abends das noch toppen? Anders gefragt – muss er das? Nein, so würde ich das gar nicht sehen. AMORPHIS und SOILWORK ergänzen sich auf dieser Co-Headliner-Tour ganz prächtig. Wie auch SOILWORK sind AMORPHIS sowohl was Bühnenpräsenz, als auch Backkatalog angeht, auf einem überirdisch hohen Niveau angesiedelt. Man hat hier das Gefühl, dass das eigene Werk mit einer traumwandlerischen Sicherheit dargeboten wird, ohne dass es zu routiniert oder gar langweilig wirkt. Nein, das Publikum wird animiert, eingebunden, mitgerissen und nimmt dies dankbar auf. Textsicher und euphorisch wird der überragende Tomi Joutsen aus hunderten Kehlen beim Vortrag seiner Songs unterstützt – und die Band hat sichtlich Spaß an den Reaktionen des Publikums. Auch wenn mir persönlich die frühen Werke etwas zu kurz kommen, sind genügend Perlen aus der jüngeren Bandgeschichte vorhanden, ergo vor allem aus der Tomi Joutsen-Ära. Schön ist, dass "A Black Winter's Day" dennoch seinen Platz in die Setlist gefunden hat. Die abschließenden Sahnestücke "Death Of A King" und "House Of Sleep" werden noch mal frenetisch abgefeiert, dann ist ein toller Metal-Abend vorbei, bei dem besonders die beiden Headliner absolut überzeugen konnten.

Amorphis

Zurück

Einen Kommentar schreiben