Bericht: Amon Amarth Jomsviking Tour

Die Wikinger kommen!

von Peter Keunecke

Amon Amarth

Bericht und Fotos von Peter Keunecke (2ndson Photography)

"Die Wikinger kommen!" - Ein Schrei, der in der Geschichte Hamburgs nicht unbekannt ist. Doch während der Ruf vor mehr als tausend Jahren die Menschen zur Flucht veranlasste, so lässt er sie heute in Scharen herbeiströmen. Im Jahr 2016 waren die Nordmänner in Gestalt von AMON AMARTH die Elbe heraufgerudert, um am 29. Oktober in die Alsterdorfer Sporthalle einzufallen. Im Zuge ihrer "Jomsviking"-Tour stellten die Death Metal-Wikinger ihre gleichnamige Scheibe vor, mit der sie im April auf Platz eins der offiziellen deutschen Albumcharts gelandet waren. Doch die Skandinavier hatten nicht nur ihr grandioses Konzeptalbum im Gepäck, sondern auch zwei hervorragende Vorbands als Gefolge.

Grand MagusDen Abend eröffneten ihre schwedischen Landsleute von GRAND MAGUS, die trotz begrenztem Bühnenplatz voll zur Sache gingen. Mit Stoner-Doom und klassischem Heavy Metal heizten sie die prall gefüllte Sporthalle vor. Nach ca. 30 Minuten Spielzeit und einer kurzen Umbauphase kündete der Geruch von Räucherstäbchen die zweite Vorgruppe an: TESTAMENT.

TestamentVor einer gewaltigen dreiköpfigen Schlange, die vom Bühnenbanner auf sie herabschaute, knüppelten die Kalifornier auf die Ohren der versammelten Metalhead-Gemeinde ein. In knapp 60 Minuten bewiesen TESTAMENT, warum sie zu den Großmeistern des Thrash Metals gehören. Nach ihrem sehr amtlichen Abriss und einer erneuten Umbauphase war jedoch die Zeit der Hauptakteure des Abends gekommen: AMON AMARTH.

Amon Amarth

Die Schweden betraten eine Bühne, auf der sich nun ein riesiger Hörnerhelm befand. Der gigantische Helm, zu dem links und rechts Treppen hinauf führten, fungierte allerdings nicht nur als coole Dekoration. Gleichzeitig diente er Drummer Jocke Wallgren als Podest für das Schlagzeug. Mit "The Pursuit Of Vikings" starteten die Nordmänner den musikalischen Raubzug und berichteten in Folge von Lokis Kampf gegen Heimdall: "As Loke falls". Schade, dass während dieser beiden ersten Songs der Bühnenhintergrund noch eintönig blieb. Zu "First KiIl", dem Opener des neuen Albums, änderte sich dies und es wurde ein riesiger Vorhang mit dem "Jomsviking"-Cover freigegeben. Im Laufe des Konzertes sollten noch mehrere Wechsel der mächtigen Bühnenbanner folgen. Nicht fehlen durfte da natürlich der Feuerberg des "Surtur Rising"-Covers der vorletzten CD.

Amon AmarthVon ihrer aktuellen Scheibe gaben AMON AMARTH sechs Songs zum Besten, die gut ausgewählt waren. Persönlich vermisste ich jedoch das großartige "Vengeance Is My Name". Die neuen Lieder wurden von Krachern früherer Alben, wie z.B. "Cry Of The Blackbirds", "Deceiver Of The Gods" oder "Guardians Of Asgaard" flankiert. Sänger Johan Hegg und seine Mannen zeigten sich bestens motiviert und gut aufgelegt. Der Chef-Wikinger brachte die Massen mit seinen Ansagen immer mal wieder zum Toben. Zwar waren die Reaktionen des Publikums stets vorhersehbar, wie etwa bei einem Lautstärke-Vergleich mit Oberhausen, aber trotzdem (oder gerade deshalb) führten sie stets zu einem breiten Grinsen auf dem bärtigen Gesicht des Leadsängers. Zu "Raise Your Horns" tauschte Hegg das Trinkhorn am Gürtel gegen ein überdimensional großes aus. Nach einem kräftigen Schluck daraus verkündete er: "German beer - the best in the world". Den zu erwartenden Jubel des Publikums kommentierte er mit einem schelmischen "Thought you would like it".

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Die Show gipfelte schließlich im Kampf zwischen Thor und der riesigen Midgardschlange. Das mythische Reptil ragte plötzlich links und rechts hinter dem großen Wikingerhelm hervor. Zu dieser letzten Zugabe hatte Hegg sich mit Mjöllnir - dem großen Thors-Hammer - bewaffnet und löste mit einem Schlag ein Pyrofeuerwerk aus. Zu "Twilight Of The Thundergod" zuckten Lichteffekte und Flammensäulen empor. Mit dem Ende des epischen Duells endete nach gut 100 Minuten auch das Konzert.

Amon AmarthSetlist AMON AMARTH:

  • The Pursuit Of Vikings
  • As Loke Falls
  • First Kill
  • The Way Of Vikings
  • At Dawn's First Light
  • Cry Of The Blackbirds
  • Deceiver Of The Gods
  • On A Sea Of Blood
  • Destroyer Of The Universe
  • Death In Fire
  • One Thousand Burning Arrows
  • Father Of The Wolf
  • Runes To My Memory
  • War Of The Gods
  • Raise Your Horns
  • Guardians Of Asgaard
  • Twilight Of The Thundergod

Fazit

Wer das Glück hatte, dabei zu sein, erlebte einen extrem coolen Metal-Abend mit starken Vorbands und einem grandiosen Hauptact. AMON AMARTH (Elbisch/Sindarin: "Schicksalsberg" bzw. "Mount Doom") machten deutlich, wer aktuell das Schwert, bzw. das Zepter des Melodic Death Metals in Europa führt. Die Nordmänner lieferten ein geiles Konzert mit hohem Headbang-Faktor und gutem Sound (was in der Alsterdorfer Sporthalle eher selten ist).

Eine Bühnenshow mit Riesenhelm, Midgardschlange, Pyro und zwei  Wikingern in Kettenrüstung (die wahlweise mit Schwert & Schild, Axt oder Bogen auf der Bühne auftauchten) werden dafür sorgen, dass sich die Ankündigung "2016 ist das Jahr, in dem AMON AMARTH die Welt wie nie zuvor erobern werden" erfüllen wird. Die Hansestadt war dabei nur eine von 43 Städten, die die Band bis Mitte Dezember besuchen will. Es bleibt zu hoffen, dass Johan Hegg und Kampfgefährten die Mammut-Raubfahrt durch Europa gut überstehen und die Segel der Death Metaller bald wieder auf den Flüssen des Nordens gesichtet werden.

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