Bericht: Aborted - Hell Over Europe Tour 2018

Unbekannter Club, altbekanntes Geballer

von C. Lommer

Aborted - Hell Over Europe Tourflyer

Meine Frau und ich hatten kurzfristig einen Wochenendausflug nach Prag gemacht. Auf die Vorbereitung, was man alles in Prag machen kann, bin ich bei meinen Recherchen auf das Konzert, bzw. die Tour, von ABORTED gekommen. Da dies auch unser letzter Abend in Prag war, bot sich ein Abstecher auf das Geballer-Konzert an. Für alle, die es interessiert: Vorher haben wir noch eine Brauereibesichtigung bei der Staropramen Brauerei gemacht. Für zwei Personen haben wir gut 540 Kronen (gut 20,-€) bezahlt, und anschließend gab es noch ein Beer-Tasting. Sollte es Euch mal nach Prag verschlagen und Ihr wollt im Futurum ein Konzert gucken, dann kann man vorher noch günstig die Zeit totschlagen und ein leckeres Bier trinken (meine Empfehlung: das Granat, ein Lagerbier). Der Vorteil ist auch, dass die Brauerei nur ca. zehn Minuten Fußweg von dem Club entfernt ist, und so haben wir uns um kurz nach 18:00 Uhr in Bewegung gesetzt. Angekommen am Club, haben wir schon eine große Traube an Menschen gesehen, und wir bewegten uns im Gänsemarsch Richtung Eingang. Der Ticketpreis war mit 520 Kronen (Etwa 20,-€) für Prager Verhältnisse nicht günstig, aber halt für deutsche Verhältnisse normal. Sowas ist aber für so ein Lineup absolut gerechtfertigt! Also, schnell rein, Jacken und Rucksack abgeben (für noch nicht mal 1,50€ umgerechnet), schnell nochmal strullen und dann zur Bar. Hier gab es drei unterschiedliche Sorten, wobei wir schon das Pilsner Urquell lieben gelernt haben. Und ein halber Liter für 46 Kronen (noch nicht mal zwei Euro) ist ein absolut fairer Preis!

CytotoxinLeider waren wir durch die Schlange, die sich vor dem Club gebildet hat, etwas später als halb sieben drin und haben somit den Anfang von CYTOTOXIN verpasst. Zwar schade, aber die Jungs haben tierisch Gas gegeben und mich sofort in den Bann gezogen. Vor der Bühne war auch schon eine Menge los. Kaum zu glauben bei einem Opener. Entweder liegt es an den Tschechen, die Tanzwütig sind, oder CYTOTOXIN haben einfach genau den Nerv getroffen. Die radioaktiven Jungs haben eine coole Bühnenshow hingelegt, bei der die Gasmasken und Behälter mit radioaktivem Müll natürlich nicht fehlen durften. Die Songauswahl hatte von allen drei Alben die Perlen zu bieten, und man fräste sich gnadenlos durch. Selbst langsame Songs wie "Chernopolis" von der aktuellen Platte "Gammagedon" brachten die Menge zum Ausflippen. Nach 30 Minuten war leider Schluss, und wir begaben uns nach draußen. In Tschechien ist nämlich in allen Kneipen, die wir besucht hatten, absolutes Rauchverbot. Es gibt noch nicht einmal einen separaten Raum, wo man hin kann.

Benighted

BenightedNach der kurzen Raucherpause ging es dann steil weiter mit BENIGHTED. Die Franzosen haben von Anfang an, genau wie CYTOTOXIN, nur Stress gemacht! Der Sound war einen Ticken besser (bei den Chemnitzern waren die Gitarren leider etwas dünn), aber man hätte locker noch was aus der Anlage rausholen können. Egal, die Menge hat BENIGHTED gefeiert und die Franzosen hackten sich durch ihre Diskografie, bei der Klassiker wie "Spill The Blood" und "Experience Your Flesh" sowie die Single "Leatherface" von der aktuellen Platte nicht fehlen durften. Ebenfalls nach 30 Minuten war wieder Sense. Ein Lob an die Bands, die nun nach etwa 18 Tourtagen so routiniert und diszipliniert auf die Bühne gingen und nicht überzogen. Den ersten beiden Bands habe ich absolut keine Müdigkeitserscheinung oder Unlust angemerkt. Hier sind Leute auf Tour, die richtig Bock drauf haben!

Cryptopsy

AbortedNach einer weiteren Zigarettenpause ging es dann auch schon weiter mit CRYPTOPSY, zu denen ich dann leider wirklich absolut nichts schreiben kann. Der Grund dafür ist, dass ich das Glück hatte, noch ganz spontan ein Interview mit Grimo und Fonzo von CYTOTOXIN machen zu können. Wenn es Euch interessiert, worüber wir so gequatscht haben, könnt Ihr das gerne hier nachlesen. Pünktlich nach CRYPTOPSY waren wir dann fertig und haben uns nochmal kurz nach draußen verkrümelt. Langsam füllte sich auch der Club immer mehr, und man merkte immer deutlicher, dass die Stimmung und Freude auf ABORTED ihren Schmelzpunkt erreicht hatten. Als dann die Jungs auf die Bühne gingen, war auch Ende! Alles hat gepasst. Der Sound war geil, das Licht stimmte und die Auswahl der Songs von "Retrogore" bis "Squalor Opera" und "Divine Impediment", und dem alten Klassiker "Archaic Abbatoir", war nur legendär. Besonders geil fand ich, dass Sven de Caluwe bei zwei Songs einmal Julian und einmal Grimo als Gastsänger auf die Bühne gebeten hat. Und wie er das gemacht hat, war nur witzig. Ja, die Jungs haben eindeutig Spaß auf der Tour, das merkt man immer wieder. Nach einer Stunde nackenzermalmender Riffs war dann Schluss mit ABORTED. Geiler Abend, wenn ich das nächste Mal in Prag bin, hoffe ich auch wieder auf so ein Konzert! Anfangs hatte ich zwar ein bisschen Sorge, was den Sound angeht, da der Club länglich mit eingezogenen Bögen aufgebaut ist (was als Soundfänger fungieren könnte), aber die Befürchtungen haben sich ganz schnell als nichtig herausgestellt.

Aborted

Fazit

Cooler Club, cooler Sound und coole Bands! Abschließend möchte ich mich noch bei Olga Lapenkova bedanken, die ich in Prag spontan kennengelernt habe, dass sie mir ihre Live-Fotos für diesen Bericht zur Verfügung gestellt hat.

Kleiner Nachtrag: Es ist sehr praktisch, dass in der Nähe des Clubs die Tram regelmäßig fährt. Man kann so für schmales Geld locker wieder in die Innenstadt kommen, ohne sich mit Taxifahrern herumschlagen zu müssen, die einen ggfs. noch bescheißen wollen (passiert häufiger in Prag, wir haben aber mit einer Ausnahme, wo uns einer anscheinend abziehen wollte, die ganze Zeit Glück gehabt).

Aborted

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